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Emma
und die Rettung des Feenwaldes

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Umschlaggestaltung und Illustration: Roberto Bonuel
Geschichte: Julie Sander

Copyright: My-Kinderbuch.de

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In dieser Reihe sind weitere Kinderbücher erschienen.

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Inhaltsverzeichnis

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1. Folge mir

2. Die Königin

3. Glitzerstaub

4. Die Verwandlung

5. Los geht’s

6. Vertrödelte Zeit

7. Drollige Waldbewohner

8. Zischende Schlingpflanzen

9. Sternenglanz

10. Was Für ein Fest!

Kapitel 1
Folge mir

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Emma saß im hohen Gras und pflückte Gänseblümchen. Eines nach dem anderen flocht sie in den Kranz ein, der schon fast fertig in ihrem Schoß lag. Er war nicht sehr groß, aber für ihre Puppe gerade groß genug. Eine Blüte fiel ihr aus der Hand und landete auf dem Kopf eines Marienkäfers. Emma musste herzhaft lachen! „Ein Marienkäfer mit Hut! Wie drollig!“, sagte sie lachend und prustete dann los. „Armes Ding, du siehst ja gar nichts mehr“, sagte sie und las die Blüte wieder auf.

Da spürte sie etwas Weiches an ihrem Rücken. Sie hatte die Katze nicht kommen sehen, die jetzt um sie herum strich. Emma legte den Kranz zur Seite und streichelte die Katze.

„Hallo, wo kommst du denn her?“, fragte sie.

Die Katze schnurrte und sprang Emma in den Schoß. Sie schmiegte sich dicht an Emma, so, als würden sie sich schon eine Ewigkeit kennen. Emma liebte Katzen. Und eine weiße Katze mit rosa Näschen hatte sie sich schon immer gewünscht. Ihr Herz machte einen Freudensprung, als die Katze aufsah und sie vertraut anblinzelte. Glücklich lauschte Emma ihrem wohligen Schnurren.

Vorsichtig, damit die Katze nicht erschrak, nahm sie ihren Blumenkranz und legte ihn der Katze um den Hals.

„Für Clementine flechte ich einen neuen Kranz. Der hier ist für dich“, sagte sie und lächelte.

Doch die Katze sprang auf und lief weg.

„Oh, magst du keine Blumen?“, rief Emma und eilte ihr hinterher.

„Ich habe auch noch einen Kaugummi. Möchtest du lieber den?“, fragte Emma und kramte in der Tasche von ihrem Kleid. Doch die Katze lief weiter. „Also auch keinen Kaugummi“, murmelte Emma und ließ das klebrige Ding zurück in ihre Tasche plumpsen. Immer wieder blieb die Katze stehen und sah zurück zu Emma. Doch dann lief sie weiter.

„Soll ich mit dir kommen? Willst du mir etwas zeigen?“

Emma war sicher, dass die Katze eine Maus gefangen hatte, die sie nun bewundern sollte. So machte es der Kater ihrer Oma auch immer. Er lief weg, wartete, dass Emma ihm hinterher ging, und dann zeigte er ihr seine Beute.

Aber diese Katze war anders. Sie führte Emma immer näher zum Waldrand.

„Oh nein“, sagte Emma, als sie vor den Rosenhecken standen, die den Waldrand säumten, als müssten sie den Wald vor etwas beschützen.

„In den Wald folge ich dir nicht. Das ist zu gefährlich, weißt du. Da darf ich nicht spielen. Mama hat gesagt, da wohnen Hexen und Trolle, die kleine Kinder zwicken.“

Die Katze sah sich noch einmal um, dann verschwand sie im Gebüsch. Nur ihr Köpfchen schaute noch einmal zwischen den Rosenblüten hindurch. „Komm jetzt“, schien die Katze ihr zuzumaunzen. Emma schüttelte den Kopf.

„Nein, nein, ich gehe nicht in den Wald.“

Sie wartete, aber die Katze kam nicht wieder. Also ging Emma zurück zur Wiese. Sie hatte gerade angefangen einen neuen Kranz zu flechten, als die Katze ihr erneut um die Beine strich.

„Da bist du ja wieder. Im Wald ist es nicht so schön, hab ich recht?“

Die Katze sah sie mit ihren hellgrünen Augen durchdringend an.

„Was möchtest du?“, fragte Emma. „Spielen?“

Emma pflückte einen Grashalm und stupste der Katze damit auf die Nasenspitze. Wieder eilte die Katze davon. Jetzt sah Emma, dass sie humpelte.

„Oh weh, du bist verletzt.“

Emma sprang auf und lief ihr erneut hinterher. Und wieder lief die Katze in Richtung Wald. Als sie am Waldrand angekommen waren, humpelte die Katze so stark, dass Emma Angst hatte, das Tierchen könne gleich gar nicht mehr richtig gehen.

„Was ist mit deiner Pfote? Warte doch!“, rief Emma.

Und wieder verschwand die Katze hinter den Rosenhecken.

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Ich darf nicht in den Wald, dachte Emma, aber was ist, wenn die Katze meine Hilfe braucht? Emma überlegte hin und her. Ach, ich gehe nur ein kleines Stück in den Wald, nur ganz kurz. Mama wird schon nichts merken, hoffte Emma und bog vorsichtig die Zweige der Rosen auseinander. Schnell huschte sie durch die Hecke und hoffte, dass kein Troll sie kneifen würde.

Als sie auf der anderen Seite der Hecke stand, war kein Troll zu sehen. Und gekniffen hatte sie auch keiner. Weder ein Troll noch eine Hexe. So arg ist der Wald ja gar nicht, und so dunkel, wie Mama sagte, auch nicht. Emma war erleichtert. Trotzdem schaute sie sich aufmerksam nach allen Seiten um, bevor sie zögernd weiterging. Die Bäume waren sehr hoch und ihre Kronen so dicht, dass nur hier und da ein paar Sonnenstrahlen hindurchschienen. Der Waldboden war übersät mit Farnen und weichem Moos, das sich unter ihren Fußsohlen wie ein Wollteppich anfühlte. Die Luft roch frisch und würzig. Aber es war kühler als auf der Wiese. Emma fror in ihrem leichten Sommerkleid und strich sich fröstelnd über die nackten Arme.

Und nun? Wo war das Kätzchen? Emma schaute zwischen den knorrigen Baumstämmen hindurch, lugte unter die Farne und suchte im Gebüsch.

„Miez, Miez, Miez“, rief sie immer wieder und schnalzte mit der Zunge.

„Ah, da bist du ja.“

Erleichtert eilte sie auf den Farn zu, hinter dem sie eben noch eine weiße Schwanzspitze hervorblitzen gesehen hatte. Doch von der Katze fehlte jede Spur. Mittlerweile war Emma tief in den Wald hineingeraten. Vogelgezwitscher erfüllte hier die Luft. Bienen summten und irgendwo in der Ferne hörte Emma Frösche quaken. Plötzlich hörte sie auch eine Stimme, die immer wieder rief: „Wo bist du denn, komm zu mir.“ Emma stutzte. Wer war das? Wer hatte da gerufen?

„Emma, komm zu mir!“

Emma lief ein Schauer über den Rücken, als sie ihren Namen hörte. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch. Oder hatte sie sich verhört?

„Emma, nun mach schon, wir haben nicht ewig Zeit!“

Nein, sie hatte richtig gehört. Jemand rief nach ihr, und es war nicht ihre Mutter. Wer konnte das sein?

Vorsichtig setzte sie einen Schritt vor den anderen. So leise wie möglich schlich sie in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ein Ast knackte unter ihren Füßen. Emma erschrak und blieb einen Moment still stehen. Dann ging sie weiter. Sie kam an einer Lichtung vorbei, über die drei aufgeschreckte Hasen hoppelten und auf der ein Eichhörnchenpärchen um eine Nuss stritt. Und immer wieder hörte Emma die Stimme.

„Du brauchst nicht zu schleichen. Ich höre jeden deiner Schritte laut wie Donnerhall!“ Emma blieb abrupt stehen. Woher kam die Stimme nur?

„Trau dich! Ich bin es nur, die Katze.“

Die Katze konnte sprechen? Emma mochte es kaum glauben.

„Wo bist du?“, rief sie dennoch zurück.

„Hier, hier hinten, auf dem Felsvorsprung, unter der Eibe.“

Am Rande der Lichtung lagen unzählige Felsen, dicht mit Moos bewachsen und umgeben von Farnen und blühenden Büschen.

Emma kletterte den Felsen hoch. Die starken Wurzeln der uralten Eibe, die um den Felsen geschlungen waren, dienten ihr als Leiter. Und tatsächlich: in der Wurzelhöhle saß die Katze und putzte sich.

„Da bist du ja“, sagte sie und sah Emma an.

„Du kannst sprechen?“

„Hörst du doch“, antwortete die Katze und kam unter den Wurzeln hervor.

„Aber Katzen können sich nicht mit Menschen unterhalten.“