Daniel Lingenhöhl / Anja Blänsdorf (Hg.)

Wie Schwarze Löcher Spaghetti machen

77 überraschende Rätsel der Wissenschaft

Vorwort

Kann man es auch ohne Abitur zum Nobelpreis bringen? Was haben italienische Teigwaren mit dem Weltraum zu tun? Und woher kommt der Begriff «blauer Montag»? Fragen, die ein Lexikon nicht unbedingt beantwortet. Und Fragen, bei denen Sie bisweilen um die Ecke denken müssen: Seit Jahren unterhalten wir mit diesen beliebten DenkMälern aus allen Bereichen der Naturwissenschaften unsere Leser von spektrumdirekt. Die 77 besten aus Astronomie, Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Mathematik und Physik haben wir nun für Sie zusammengestellt.

Die Antworten sind manchmal leicht, manchmal schwer, aber oft verblüffend – und schließen Wissenslücken, von denen Sie vielleicht gar nicht wussten, dass Sie diese hatten. Mit einigen können Sie auf Partys brillieren und die Gäste unterhalten – besonders interessante und witzige Rätsel haben wir für Sie deshalb mit dem «Klugscheißerfaktor» KS gekennzeichnet, je höher der Wert, desto beeindruckender scheint Ihre Bildung. Doch Vorsicht: Nicht immer liegt die Lösung auf der Hand, und bisweilen kann mehr als eine Antwort richtig sein.

An dieser Stelle möchten wir auch allen danken, die zu diesem Buch beigetragen haben: Jan Philipp Bornebusch, Antje Findeklee, Olaf Fritsche, Ulrike Gebhardt, Katharina Grund, Andreas Jahn, Annette Hupfer, Silja Inhülsen, Tanja Krämer, Kathrin Linguri, Christoph Marty, Jan Osterkamp, Maike Pollmann, Cornelia Reichert, Anke Römer, Vinzenz Schönfelder, Vera Spillner, Christin Wiens und Christian Wolf.

Neben den erwähnten Autoren gilt vor allem auch den unbekannten Praktikanten ein großer Dank – nicht jeder hinterließ seinen Namen unter den Texten.

Viel Vergnügen wünschen

Anja Blänsdorf und Daniel Lingenhöhl

 

PS: Wenn Ihnen, liebe Leser, die Rätsel gefallen, finden Sie unter www.spektrumdirekt.de/​denkmal noch mehr!

Physik/​Astronomie

KS 2 Welcher dieser deutschen Physik-Nobelpreisträger bekam seine Auszeichnung auch ohne Abitur?

  • Wilhelm Conrad Röntgen

  • Albert Einstein

  • Max Planck

  • Werner Heisenberg

  • Klaus von Klitzing

 

 

Ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass man es auch ohne Abitur durchaus zu etwas bringen kann, ist Wilhelm Conrad Röntgen (1845  1923). Der erste Physik-Nobelpreisträger überhaupt, der seine Auszeichnung 1901 für die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlung erhielt, musste die Technische Schule in Utrecht nämlich kurz vor dem Abitur verlassen. Ihm wurde unterstellt, eine Karikatur seines Lehrers an die Tafel gezeichnet zu haben. Als der bedauernswerte Schüler zumindest noch ein Privatabitur bestehen wollte, erschien zur Prüfung ausgerechnet der karikierte Lehrer – und ließ ihn prompt durchfallen. Zu Röntgens Glück nahm das Zürcher Polytechnikum zu dieser Zeit auch Studenten mit entsprechendem Vorwissen ohne Abitur auf, woraufhin er dort zunächst Maschinenbaukunde, später in einem Aufbaustudium Physik studierte.

 

Einen Versuch, ebenfalls ohne Abitur am Polytechnikum aufgenommen zu werden, unternahm Albert Einstein (1879  1955). Erfolglos allerdings. Das lag in seinem Fall jedoch weniger an mangelnden Leistungen – die geforderten Kenntnisse in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern hatte er durchaus – als vielmehr an seinem jugendlichen Alter: Sechzehnjährige sollten nach Meinung der Professoren doch zunächst ihr Abitur ablegen. Nach München, wo er das Luitpold-Gymnasium besucht hatte, wollte Einstein aber aufgrund des nationalen, militärischen und antisemitischen Tons nicht zurück. Und so besuchte er bis zu seinem Abitur 1896 die Kantonsschule in Aarau. An der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich studierte er anschließend Physik und Mathematik und arbeitete danach zunächst als Aushilfslehrer und als Gutachter am Eidgenössischen Patentamt in Bern. Einstein wurde 1905 promoviert und habilitierte sich drei Jahre später. Den Nobelpreis bekam er 1921 für seinen Beitrag zur Theoretischen Physik, dabei vor allem für die Entdeckung des photoelektrischen Effektes. Die Gerüchte, Einstein sei ein schlechter Schüler gewesen, sind übrigens nachweislich falsch.

Einer, der im Alter von 16 Jahren bereits ein glänzendes Abitur abgelegt hatte, war Max Planck (1858  1947). Der hochbegabte Schüler schwankte zunächst in seiner Entscheidung zwischen einem Studium der Musik, der Altphilologie und der Physik. Entgegen dem Anraten namhafter Physiker, die der Meinung waren, auf ihrem Gebiet sei alles Wesentliche bereits erforscht, entschied Planck sich für ein Physikstudium. Mit 21 Jahren wurde er promoviert, mit 27 erhielt er seine erste Professur. Den Nobelpreis nahm er 1918 für seine Entdeckung der Energiequantelung entgegen. Während des Nationalsozialismus ergriff Planck unerschrocken das Wort zur Ehrenrettung der jüdischen Gelehrten, doch brachten ihm die Kriegsjahre zahllose Schicksalsschläge. Noch als 87-Jähriger musste er nach Göttingen flüchten, wo er aus der ihm von den Göttinger Physikern entgegenströmenden Verehrung viel Kraft schöpfen konnte. Als äußeres Zeichen dieser Verehrung wurde die ruhmreiche «Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften», deren Präsident Max Planck sieben Jahre lang gewesen war, in «Max-Planck-Gesellschaft» umbenannt.

Ein bemerkenswert guter Schüler war auch Werner Heisenberg (1901  1976), der sein Abitur 1920 am Maximiliansgymnasium in München ablegte. Der für seine Entwicklung der Quantentheorie 1932 mit dem Nobelpreis Ausgezeichnete war bereits mit 26 Jahren Ordinarius für Theoretische Physik an der Universität Leipzig. Als in München 1937 die Nachfolge seines Lehrers Arnold Sommerfeld zur Diskussion stand, waren sich die Physiker einig, dass dieser Lehrstuhl nur mit dem hervorragendsten Sommerfeld-Schüler besetzt werden könnte. Gegen diese Pläne richteten sich allerdings heftige Angriffe nationalsozialistischer Kreise mit vehementen Diffamierungen, die erst aufhörten, als Heisenbergs Kenntnisse zu Beginn des 2. Weltkrieges dringend benötigt wurden.

Klaus von Klitzing (geboren 1943) ist einer von wenigen deutschen Physikern, der seiner Heimat treu geblieben ist. Er legte sein Abitur 1962 in Quakenbrück ab und studierte zwischen 1962 und 1969 Physik an der Technischen Universität Braunschweig. Promoviert wurde er später an der Universität Würzburg, wo er auch seine Habilitation ablegte. Die begehrte Auszeichnung erhielt der jetzige Direktor des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung in Stuttgart 1985 für seine Entdeckung des Quanten-Hall-Effektes.

Biologie

KS 3 Welches Tiermännchen ist mit einem doppelten Penis ausgestattet?

  • Speikobra

  • Ameisenigel

  • Bananenschnecke

  • Argentinische Ruderente

 

 

Schlangenbeschwörung und der Kampf mit der Giftschlange gehören zum Standardprogramm südostasiatischer Reptilienshows. Doch bevor sich der wagemutige Dompteur in das Gefecht mit der Kobra und vorhersehbar glücklichem Ende wirft, bekommt das Publikum noch eine biologische Lehrstunde. Gezeigt wird: der doppelt vorhandene Penis des Speikobra-Kombattanten.

Wie alle anderen Schuppenkriechtiere (Squamata) – darunter fasst man Eidechsen und Schlangen zusammen – besitzen die Kobras einen sogenannten Hemipenis: eine Einstülpung in der Kloakenwand auf beiden Seiten der Schwanzwurzel, die während der Paarung nach außen ausgestülpt wird. Artabhängig ist der Hemipenis kolbenförmig bis sehr tief gegabelt, je nachdem welchen Gegenpart das Weibchen bietet. Manchmal existieren komplexe Faltenstrukturen, sogenannte Calyces, die klein und einzellig sind. Bisweilen besitzen die Doppelpenisse auch Stacheln, die teilweise verhornen oder verkalken. An der Innenseite des Geschlechtsorgans befindet sich eine Rinne, in der bei der Begattung die Spermien vom Männchen zum Weibchen fließen.

Die Schlangen und Echsen setzen allerdings stets nur eine Hälfte ihrer Phalli ein, da sie ihre Partnerin nicht besteigen können, sondern sich seitlich anschmiegen müssen. Folglich gelangt nur der zum Weibchen weisende Part zur Fortpflanzung. Auf der anderen Seite bedeutet auch ein Verlust einer der Penishälften kein Ende der Zeugungsfähigkeit, da das Männchen auf das zweite Exemplar zurückgreifen kann. Und das ist auch gut so, denn Ausfälle dieser Art sind durchaus nicht selten: Durch den berüchtigten Hemipenisvorfall – der nicht mit einer gewollten Paarung zusammenhängen muss – und anschließende Abschnürung des Glieds durch den Kloakenschließmuskel kann das Geschlechtsteil austrocknen, absterben und letztlich abfallen.

Entzündungen oder Verletzungen lösen diese Malaise häufig aus, bei Schlangen spielen aber auch unwillige Partnerinnen eine große Rolle. Sie fliehen während des Aktes und ziehen das Männchen an dessen Geschlechtsorgan hinter sich her. Dabei dehnt oder dreht sich der Hemipenis häufig oder wird anderweitig beschädigt, was seine Rückzugsfähigkeit beeinträchtigt.

 

Seine Sonderstellung im Reich der Säuger unterstreicht der Ameisenigel, der als Kloakentier Merkmale von Säugern und Reptilien vereint – etwa das Legen von Eiern. Lange unbekannt war dagegen, dass auch sein Penis jenem der Schuppenkriechtiere ähnelt. Mit einer Verdoppelung begnügt sich der Australier jedoch nicht: Er setzt auf eine vierfache Verzweigung an der Spitze seines Glieds. Davon penetrieren jedoch stets nur zwei Ausstülpungen, während ihre beiden Kollegen eingezogen werden, sodass die Anatomie des Fortpflanzungsorgans perfekt zu jener der Weibchen passt. Der Ameisenigel geht dabei nach dem Zufallsprinzip vor und legt abwechselnd jeweils zwei Phalli still, bis er schließlich die passende Stellung gefunden hat.

Als Grund für diese Mehrfachausstattung vermuten die Forscher den hohen Konkurrenzdruck: Es bewerben sich bis zu zehn Männchen um eine potenzielle Mutter – um möglichst schnell möglichst viel Sperma absetzen zu können, könnten die Tiere deshalb auf ihre Verdoppelung setzen. Entdeckt haben die Biologen diesen Mechanismus ohnehin nur durch Zufall: Ein Zoo-Ameisenigel reagierte stets mit einer Erektion, wenn man ihn am Bauch berührte, was letztlich den Wissenschaftlern zu Ohren und vor die Augen kam. Den Igel hat dieses exhibitionistische Verhalten jedoch seinen Platz im Tierpark gekostet: Er wurde in ein Naturschutzgebiet umgesiedelt.

Einen Rekord der ganz anderen Art hält dagegen die Bananenschnecke (Ariolimax dolichophallus), die nur in einem winzigen Gebiet in Kalifornien rund um Santa Cruz haust: Im Vergleich zu ihrer Körpergröße besitzt sie den größten Phallus des gesamten Tierreichs. Der Mollusk selbst erreicht die für eine Nacktschnecke bereits stattliche Länge von 15 Zentimetern – sein Penis kann sich jedoch bis zu über achtzig Zentimeter ausdehnen. Diesem Wert trägt auch der wissenschaftliche Name des Weichtiers Rechnung, denn dolichophallus bedeutet langer Penis.

Einen Nachteil hat dieses stattliche Gemächt jedoch. Denn mitunter kann sich der einsetzende Partner nach der Paarung nicht mehr befreien, sodass der Penis vom Gegenüber abgekaut wird, um sich zu befreien. Nach bisherigem Wissen wächst das gute Stück jedoch nicht mehr nach, sodass die zwittrige Schnecke zukünftig stets den weiblichen Part geben muss.

Immerhin den Spitzenwert unter den Wirbeltieren hält die Argentinische Ruderente. In erschlafftem Zustand rollt sich der Phallus im Körperinnern auf, im erigierten Zustand erreicht er bisweilen dieselbe Länge wie der Vogel selbst. An seiner Spitze trägt er Borsten, weshalb Biologen annehmen, dass er gezielt ausgebildet wurde, um die Spermien der Konkurrenz aus dem weiblichen Körper auszukehren und dem eigenen Samen dadurch einen Startvorteil zu verschaffen. Wie die Ameisenigel stehen auch die Ruderentenerpel unter hohem Konkurrenzdruck und müssen sich zahlreicher Nebenbuhler erwehren.

Physik/​Astronomie

Was bezeichnen Astronomen als Spaghettisierung?

  • Verdrillen von Magnetfeldlinien

  • Konsequenz der Stringtheorie

  • Effekt in der Nähe von Schwarzen Löchern

  • Ansammlung von Materie um Protostern

 

 

Bis jetzt ist noch kein Mensch in die Nähe von Schwarzen Löchern vorgedrungen. Allerdings gibt es jede Menge Gedankenexperimente, die, von Computersimulationen unterstützt, ein recht genaues Bild von dem zeichnen, was einen Astronauten dort erwarten würde. Das Wort Spaghettisierung soll von Stephen Hawking geprägt worden sein, der in seinem Buch «Eine kurze Geschichte der Zeit» den fiktiven Flug eines Astronauten in ein Schwarzes Loch beschreibt. Aufgrund der Gezeitenkräfte wird er wie ein Spaghetti in die Länge gezogen. Denn die Anziehungskraft sinkt mit dem Quadrat des Abstands, und so werden seine Füße stärker angezogen als sein Kopf. Selbiges passiert auch bei freiem Fall auf der Erde, doch sind die Effekte hier so klein, dass sie nicht messbar sind.

Bei einem Schwarzen Loch mit seiner enormen Gravitation sollten die Kräfte aber so groß werden, dass sie einfallende Objekte letztlich sogar zerreißen. Für Menschen würde eine Reise in die Singularität – den unendlich dichten und heißen Punkt, in dem alle Masse des Schwarzen Lochs vereint ist – somit in jedem Fall tödlich verlaufen. Der Zeitpunkt hängt dabei sehr von der Größe des Schwarzen Lochs ab. Für kleinere Schwarze Löcher mit der Masse einiger Dutzend Sonnen liegt der sogenannte Ereignishorizont – jene theoretische Grenze, hinter der alles auf Nimmerwiedersehen verschwindet – viel näher an der Singularität, und so würde er getötet, bevor er ihn überhaupt erreicht. Bei sehr großen Exemplaren, etwa solchen in den Zentren von Galaxien, könnte er es in den Ereignishorizont schaffen.

Ob er dort den Tod durch Spaghettisierung oder durch Überhitzung stirbt, ist allerdings ungewiss. Andrew Hamilton von der Universität von Colorado stellte vor zwei Jahren die Überlegung an, dass das Schwarze Loch einen Teil der eingesaugten Materie wieder abstößt. Diese sammelt sich dann als heißes Plasma um die Singularität an, um wenig später doch noch verspeist zu werden. Ein Astronaut würde darin gegrillt.

 

Verdrillte Magnetfeldlinien mögen zwar an Spaghetti erinnern, doch meist wird hier der Vergleich mit verwundenen Gummibändern vorgezogen. Zum Beispiel beim Magnetfeld der Sonne, das an die elektrisch geladenen Gasschichten gekoppelt ist. Die Magnetfeldlinien werden durch deren Dynamik zunehmend verdreht und verdrillt, bis sich die aufgestaute Energie schließlich in heftigen Ausbrüchen auf der Sonnenoberfläche entlädt.

Bei der Stringtheorie ist der Name Programm: Die fundamentalen Bausteine der Materie sind winzige, eindimensionale Fäden. Wie die Saiten eines Instrumentes schwingen diese hin und her und repräsentieren je nach Anregung die einzelnen Elementarteilchen. Einige Theoretiker erhoffen sich mit Hilfe der Stringtheorie eine Theorie von allem zu entwickeln. Nur leider sind die Saiten so klein, dass sie wohl immer jenseits der Nachweisbarkeit bleiben.

Sammelt sich Materie um einen werdenden Stern an, so sprechen Astronomen von einer Akkretionsscheibe. Wie Nudeln um eine Gabel, so drehen sich Gas und Staub um den Protostern, allerdings wandern sie dabei gemächlich in Richtung Zentrum. Der Vergleich hinkt also und schafft es damit wohl nicht in die Lehrbücher.

Geowissenschaften

KS 3 Welcher Kontinent liegt durchschnittlich am höchsten?

  • Europa

  • Asien

  • Afrika

  • Antarktis

  • Nordamerika

 

 

Ein Blick auf die topographische Karte eines Atlas täuscht, denn es gibt zwei große Gebiete, in denen die braunen und rötlichen Farbtöne als Synonym für große Höhenlagen dominieren: Afrika und Zentralasien. Die Antarktis wird dagegen bis auf wenige braune Tupfer weiß abgebildet. Diesen Eisschild bilden die Kartographen nicht in den typischen Farben der Höhenkartierung ab, um zu zeigen, dass die Gletscher an und für sich nichts Beständiges sind und sie sich wesentlich schneller verändern könnten als steinerne Gebirge.

Aber die über die Jahrmillionen aufgebauten Eisschichten führten zu einer riesigen schildförmigen Erhebung, die im Schnitt 2400 Meter über dem Meeresspiegel liegt – durchbrochen lediglich von wenigen Bergen wie dem Vinson-Massiv mit knapp 4900 Meter Höhe. Der Panzer aus gefrorenem Wasser hat ein immenses Gewicht, das das darunter verborgene Festland tiefer in die Asthenosphäre – die plastische Unterlage der Erdkruste – drückt. Würde nun das Eis plötzlich vollständig entfernt, was selbst bei extremster Klimaerwärmung utopisch wäre, so läge der Südkontinent 500 Meter unterhalb des Meeresspiegels: Er wäre der mit Abstand tiefste Festlandsbereich der Erde – falls wegen Überflutungen überhaupt von festem Land gesprochen werden könnte.

Mit dem Schmelzen des Eises setzt jedoch immer ein Prozess ein, der Isostasie genannt wird: Des aufliegenden Gewichts entledigt, hebt sich das Festland langsam wieder – seine Kruste ist insgesamt leichter als die der Ozeane: Das Gebiet taucht langsam aus seiner Position in der Asthenosphäre auf. Dieser isostatische Ausgleich findet auch zur Zeit noch im Ostseegebiet statt, wo Skandinavien seit der letzten Eiszeit langsam, aber stetig aufsteigt, während andere Küstengebiete der Region leicht absinken. Der von Geologen prognostizierte Aufstieg würde die Antarktis um etwa 1000 Meter heben, sodass sie im Schnitt wieder 500 Meter über dem Meeresspiegel läge – gemessen am heutigen Maßstab, denn unberücksichtigt bleibt dabei natürlich der extreme Meeresspiegelanstieg durch die Schmelze.

 

Der höchste dauerhaft bewohnte Kontinent ist dagegen Asien, was in Anbetracht der zahlreichen Gebirge wie des Himalaja mit dem Hochland von Tibet, des Karakorum, der iranischen Bergwelten oder des Altai nicht verwundert. Jedoch prägen ebenso riesige Tiefländer den Raum – etwa in Westsibirien, in Zentral- und Ostasien oder entlang der großen Flüsse Chinas oder des indischen Subkontinents. Deshalb erreicht die durchschnittliche Höhe über dem Meer «nur» 960 Meter.

Wer nun aber glaubt, dass etwa Nepal oder Bhutan absolut die höchstgelegenen Länder der Erde sind, der täuscht sich. Dieser Titel gebührt dem Staat Lesotho in Afrika, denn kein Punkt seines Territoriums liegt unterhalb von 1000 Meter Höhe. Für den Kontinent als Ganzes reicht es bei Einebnung aller Erhebungen und Senken zu 560 Metern. Und das, obwohl es hier kaum richtige Gebirgszüge wie in Asien gibt: Die Ursache sind die ausgedehnten Hochebenen in Ost- und Südafrika.

Am flachsten sind dagegen Europa und Australien: Trotz zahlreicher Gebirge wie der Alpen, der Pyrenäen, der Skanden in Norwegen und der Karpaten kommt unser Kontinent nur auf einen Durchschnittswert von etwa 340 Meter Höhe, denn mehr als die Hälfte der Fläche wird von Tiefebenen wie der Norddeutschlands oder Osteuropas eingenommen, die kaum die 200-Meter-Marke überschreiten. Australien liegt in einem ähnlichen Bereich: Auf dem fünften Kontinent liegen nur etwa 13 Prozent der Landesfläche über 500 Meter Höhe – die kleinste Festlandmasse ist auch die mit dem geringsten Gebirgsanteil.

Biologie

KS 2 Womit gelang es Alexander Fleming im Jahr 1922, das Wachstum von Bakterien zu hemmen?

  • Rotwein

  • Nasenschleim

  • Pilzextrakt

  • Petroleum

 

 

Der Bakteriologe Alexander Fleming war ein Mann, der jede Gelegenheit sofort für irgendein Experiment zu nutzen wusste. So auch im Jahr 1922, als er unter einer Erkältung leidend in seinem Labor arbeitete und ihm einige Tropfen seines Nasenschleims auf eine Bakterienkultur fielen. Schon wenige Tage später stellte er zu seiner Verblüffung fest, dass die Bakterien in der Umgebung des Sekrets abgetötet worden waren.

Durch diesen Versuch entdeckte er das Enzym Lysozym, das in der Lage ist, bakterielle Zellwände aufzulösen. Außerdem fand er heraus, dass dieses Enzym auch noch in anderen Körperflüssigkeiten vorkommt, weshalb ihm Tränen als Quelle für seine weiteren Versuche dienten. Um einen entsprechenden Nachschub an Lysozym zu gewährleisten, half er der Tränenproduktion seiner zahlreichen freiwilligen Spender auch gerne mit ein paar Spritzern Zitronensaft auf die Sprünge. Flemings medizinische Hoffnungen zerschlugen sich allerdings schon bald wieder, als er feststellen musste, dass Lysozym gegen die meisten der für den Menschen gefährlichen Keime leider keine Wirkung zeigte.

 

Sechs Jahre später aber, im Jahr 1928, verhalf der Zufall dem unermüdlichen Forscher zur wichtigsten Entdeckung seines Lebens: Als er aus dem Urlaub in sein Labor zurückkehrte, fiel ihm beim Betrachten eines mittlerweile verschimmelten Nährbodens auf, dass auf einer ringförmigen Fläche um den Pilz herum keinerlei Bakterien mehr wuchsen. Die Extrakte des Schimmelpilzes Penicillium erwiesen sich später als hochwirksam und beim Menschen nicht toxisch.

Da sich Isolierung und Charakterisierung des Penicillin genannten Wirkstoffs jedoch sehr schwierig gestalteten, konnte dieser erst 1941 seine Premiere als Medikament feiern, rettete aber in den letzten Jahren des Krieges noch unzähligen alliierten Soldaten das Leben. Vier Jahre später erhielt Fleming – zusammen mit zwei Kollegen – dafür den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.

Allen weiteren positiven Eigenschaften zum Trotz: Rotwein besitzt leider keine antibakterielle Wirkung. Erst ab einem Alkoholgehalt von über 15 Volumenprozent würden die Zellwände von Bakterien zerstört werden. Und ob Fleming auch Petroleum für seine Versuche verwendete, steht leider nicht in seiner Biographie.

Physik/​Astronomie

KS 3 Was verdankt die Raumfahrt dem Stummfilm «Die Frau im Mond» (1929) von Fritz Lang?

  • Raumanzug

  • Countdown

  • «Ein kleiner Schritt für mich, …»

  • Cape Canaveral

 

 

«Als ich das Abheben der Rakete drehte, sagte ich: Wenn ich eins, zwei, drei, vier, zehn, fünfzig, hundert zähle, weiß das Publikum nicht, wann die losgeht. Aber wenn ich rückwärts zähle: Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, NULL! – dann verstehen sie.» So erklärte Fritz Lang (1890  1976) den Countdown einer Rakete zum Mond in seinem Stummfilm «Die Frau im Mond» von 1929 – und fügte hinzu: «Noch so eine von meinen verdammten Eingebungen.»

Tatsächlich ist «Die Frau im Mond» weit mehr als Utopie, denn 40 Jahre vor dem ersten bemannten Raumflug heuerte Lang als Berater unter anderem den «Vater der Weltraumfahrt» Hermann Oberth (1894  1989) an, der später maßgeblich die Raketenentwicklung der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde vorantrieb.

Schließlich war seine Forschung sogar der Grund, weshalb «Die Frau im Mond» von den Nationalsozialisten verboten wurde: Die Rakete, mit der sich ein verarmter Professor und seine von Eifersuchtsdramen gebeutelte Mannschaft – ja, es fliegt auch eine Frau mit – zum Mond aufmachen, sah den Prototypen der Peenemünder V-2-Raketen einfach zu ähnlich.

 

Auch der Flug zum Mond ist überaus realistisch, denn die Schauspieler – darunter Willi Fritsch, Fritz Rasp und Gerda Maurus – spielen ihre Rollen mit viel Einsatz in glaubwürdiger Schwerelosigkeit. Am Ziel angekommen, ist indes aller naturwissenschaftlicher und technischer Ehrgeiz erschöpft: Die Mondbesucher brauchen keine Raumanzüge, weil die Atmosphäre auf dem Mond atembar ist, und es liegt sogar Schnee.

Auch Jules Vernes (1828  1905) Raumschiff Columbiad in seinem 1867 erschienenen Roman «Von der Erde zum Mond» hob nach dem Lauf der Sekunden ab – aber eben nicht nach einem Countdown. Der «Projektilwaggon» startete – übrigens nur einige Kilometer vom heutigen Cape Canaveral entfernt – am 1. Dezember, 22 Uhr, 46 Minuten und 40 Sekunden: «35, 36, 37, 38, 39, 40, FEUER!»

Und das Zitat «Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit» stammt natürlich von Neil Armstrong während der ersten Mondlandung 1969.

Chemie

Wozu fütterten die Inder ihre Kühe einst mit Mangoblättern, um sodann den Urin der Tiere zu verdampfen?

  • Pigment

  • Gewürz

  • Wundsalbe

  • Tee

  • Moskitoabwehr

 

 

 Pigment