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DAS GROSSE PRAXISBUCH DER

RUNEN

CONSTANZE STEINFELDT

Mit Zeichnungen von

Thomke Meyer

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Bücher haben feste Preise.

Constanze Steinfeldt

© Neue Erde GmbH 2017

Titelseite:

Vignetten: Laura Steinfeldt

Satz und Gestaltung:

eISBN 978-3-89060-331-5

Neue Erde GmbH

Wer ist Lehrling? Jedermann.

Wer Geselle? Der was kann.

Wer ist Meister? Der’s ersann.

Inhalt

Einleitung

TEIL I: DIE GRUNDLAGEN

Urzeit

Die Schöpfung

Die Erschaffung der Menschheit

Der Weltenbaum Yggdrasil

Die Herkunft der Runen

Yggdrasil – Die neun Welten

Die 24 Pfade

Die Pfade im Zusammenhang zum Sigdrifumal

Runenentstehung

Die verschiedenen Runenreihen

Jede Rune ist sechsfach

Die unterschiedlichen Runenarten

Gefahren der Runenarbeit

Persönliche Grundlagen

Vereinbarung mit sich selbst

Die Runenwege

Der exoterische Runenweg

Der esoterische Runenweg

Runen im Jahreslauf

Die Runen und der Mond

Zeiten und Runen

Die Wochentage

Die Jahreszeitenfeste

Die Rauhnächte

Der Kreis des Lebens

Runen im Körper und in der Aura

In der Aura

Im Körper

Dein innerer Kraftort

Übung

Deine eigenen Runensteine

Die Runensteine weihen

Runenwerfen

Der Nornenwurf

Der Weltenwurf

Der Runenwurf auf einem Tuch

Einstimmung

Deutung

Selbsteinweihung

Die Vorbereitung

Anrufung

Ausklang

Die Einweihungen

Die Runenatmung

Über die Ausübung von Magie

Was dich in dem Kapitel über Runen erwartet

TEIL II: DIE RUNEN

In jedem Kapitel von Odal bis Fehu:

Bericht über meine Trancereise zu der jeweiligen Rune

Kraftgedanken

Weihehandlung

Schritt auf dem Einweihungsweg (Übungen zur Selbstentwicklung)

Runenrat

Zur Rune gehörende Pflanzen, Tiere, Steine, Körperteile, Stadha und Höndstadha

Ausführliche Darstellung jeder Rune in Mythologie und Orakel

Hinweise auf die magische Nutzung

Verbindung mit dem Sigdrifumal und Stellung der Rune auf den Pfaden des Lebensbaumes

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Runen alphabetisch zum besseren Auffinden:

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Vorlage für Runenkärtchen

Bibliographie

Einleitung

Dieses Buch wendet sich an jeden Menschen, der sich wahrhaft und in Liebe entfalten will. Dabei ist es gleichgültig, welchem Glauben du angehörst. Jeder Glaube ist nur eine Facette der göttlichen Quelle, kein Glaube hat den einzig wahren Gott für sich gepachtet.

Die Wurzeln dieses Buches liegen in der vorchristlichen, heidnischen Zeit – seine Äste und Blätter sind im Hier und Heute, denn jede Glaubensausübung wandelt sich durch die Zeiten, und es ist klar, dass wir heute die Götter und die Ahnen anders verehren als unsere Vorfahren vor 3000 Jahren.

Das Buch ist als Einweihungsweg in die Welt der Runen aufgebaut. Mit jeder Rune verbinden sich Übungen und Aufgaben, die dich immer weiter von deinen alten Mustern befreien und deinen Geist und deine Seele klären werden, wenn du dich darauf einlässt.

Die Arbeit mit diesem Buch kann dich zu einem neuen Leben führen, in welchem du deine Opferrolle hinter dir lässt und ganz und gar in deiner Macht und Kraft sein kannst, ohne dabei auf Kosten anderer zu leben.

Du kannst diese Schritte in der Reihenfolge des Runenweges beschreiten oder auch das gerade jetzt für dich am besten Passende heraussuchen.

Ganz gleich aber, wie du es angehst, lies das Buch nach Möglichkeit zunächst einmal ganz durch.

Die Einweihungen solltest du in jedem Fall erst nach intensiver Arbeit mit den jeweiligen acht Runen vollziehen.

Die Quellen

Das Wort »Edda« bedeutet »Urgroßmutter«, das Wissen kommt also von den Müttern.

Sie wird aufgeteilt in die »jüngere« und die »ältere« Edda. Man könnte vielleicht sagen, eine Großmutter und eine Urgroßmutter.

Sämund Sigfusson schrieb die »Ältere Edda« Anfang des 12. Jahrhunderts auf Island. Sie enthält die Göttersagen der Völuspa. 1241 folgte Snorri Sturluson, ebenfalls ein Isländer, mit der Niederschrift der »Jüngeren Edda«.

Man kann sie als Lehrbuch für Skalden (germanisch für »Dichter«) bezeichnen.

1000 n. Chr. wurde auf dem Althing (Treffen aller Freien auf Island) das Christentum zur Staatsreligion erklärt, so dass sich selbst in der Älteren Edda christliche Einflüsse deutlich bemerkbar machen.

Die verschiedenen germanischen Stämme reisten nachweislich vom Polarkreis über die Britischen Inseln einschließlich Irland und den Ladogasee bis in die Dnjepermündung.

Daher scheint es auch keltische und persische Einflüsse in der Edda zu geben.

Nun ist die Edda nicht unsere einzige Quelle: Darüber hinaus können wir aus religiöser Dichtung, runenmagischen Texten, Zaubersprüchen, Darstellungen antiker Autoren (Cäsar, Tacitus, Ibn Fadlan) und christlicher Schreiber (Adam von Bremen) sowie literarischen Bearbeitungen, die nach der heidnischen Zeit entstanden, und wissenschaftlichen Rekonstruktionen aus dem Mittelalter etwas über den germanischen Glauben erfahren. Aber auch Schriften, die sich gegen den heidnischen Glauben wandten, wie zum Beispiel der »Indiculus« aus dem späten 8. Jahrhundert, sagen uns etwas über die Ausübung und die Form des heidnischen Glaubens.

Keiner dieser Texte entstand aus einem lebendigen heidnischen Glauben heraus, nicht einmal mit einem freundlichen Blick auf die germanischen Stämme.

Tacitus lebte etwa von 55 bis 115 n. Chr. und hat Germanien nicht selbst bereist; alle seine Texte fußen auf den Berichten von Mittelsleuten und haben einen moralisierenden Unterton, da er die damals herrschenden Sitten der Römer als dekadent ansah.

Cäsar hingegen kannte die Germanen aus eigener Anschauung durch den gallischen Feldzug 58 bis 51 vor Chr..Von ihm stammt übrigens auch die Einteilung der Stämme in Kelten und Germanen.

Ibn Fadlan war ein Abgesandter des Kalifen von Bagdad, der im 10. Jahrhundert nach Chr. an der Wolga Kontakt mit dem vermutlich normannischen Stamm der Rus aufnahm und eine Reisebeschreibung verfasste.

Im 11. Jahrhundert schrieb Adam von Bremen, Domherr der katholischen Kirche, unter sorgfältiger Berücksichtigung der ihm zugänglichen Quellen seine insgesamt vier Bücher über die Geschichte Hamburgs und der Nordseeinseln.

Christliche Berichterstatter machten es sich ausdrücklich zum Ziel, die »gottlosen Heiden« zu missionieren. Ihr Interesse an den Göttern und am Glauben dieser Heiden richtete sich einzig darauf, möglichst deutlich den Irrglauben zu zeigen, dem ihre Missionskinder unterlagen.

Neben all den genannten Dokumenten helfen uns auch Personennamen, Ortsnamen, poetische, mythologische Namen, Kenningar (mehrgliedrige Wortumschreibungen), Heiti (eingliedrige Wortumschreibungen) und die Reste von Kultwörtern und -begriffen dabei, das Denken und Fühlen der Altvorderen zu verstehen.

Ein Beispiel für ein Kenning: »Der Fische Land« ist ein Kenning für das Meer, »der Saal des Mondes« ein anderer für den Himmel.

Ein Heiti ist z.B. »Helmsitz« für Kopf oder »Seeholz« für Schiff.

Auch die Gebrüder Grimm und andere Sammler der Sagen und Märchen Deutschlands haben uns Zugang zu einem vorchristlichen Denken verschafft, wenn auch verschlüsselt und verbrämt.

Aus archäologischen Fundstücken lassen sich Rückschlüsse ziehen: Bestattungen, Grabbeigaben und Kultgegenstände, Schmuck und Gebrauchsgegenstände zeichnen ein eindrückliches Bild der Handwerker, die es herstellten.

Aus der Beschäftigung mit all diesen Quellen sowie meinen persönlichen spirituellen Erfahrungen speist sich dieses Buch.

Nimm davon, was du brauchen kannst, und nutze es in der Weise, die dir am meisten entspricht.

Viel Freude beim Wachsen!

TEIL I:

DIE
GRUNDLAGEN

Urzeit

Die Schöpfung

Im Schöpfungsmythos der germanischen Stämme war am Anfang Ginnungagap, der gähnende Abgrund, wie er im Gesicht der Seherin vom Anbeginn der Zeiten überliefert ist:

Im Urzeit-Alter, als Ymir gewaltet,

War nicht Sand noch See, Noch kühle Salzflut,

Nicht Erde vorhanden, Noch Oberhimmel,

Nur klaffende Kluft, Nicht das kleinste Gräschen.

Völuspa 3, Übersetzung von Wilhelm Jordan

Aus Ginnungagap, der kosmischen Vagina, entstehen als Urimpulse Feuer und Eis.

Wörtlich übersetzt bedeutet Ginnungagap »die klaffende Spalte«. Nach Richard Fester (in »Weib und Macht«) ist das Wort Ginnungagap eindeutig weiblich und ein Hinweis auf die Gynaikokratie (Vorherrschaft der Frauen) bei den germanischen Stämmen.

Der Ursprung des Seins war für unsere Vorfahren also weiblich.

An den Rändern dieser klaffenden Spalte entstanden die ersten Keime des Lebens in Form von Feuer und Eis. Durch diese beiden extremen Gegensatzkräfte wird unser ganzes Leben und unser Sein geprägt.

Dies ist der uranfängliche Ursprung aller Wirklichkeit, allen Seins. Diese Ebene des Seins existierte vor allem anderen und wird weiter bestehen, wenn alles andere vergangen ist. Auf dieser ursprünglichen Ebene entstehen alle Ideen, die einmal Materie werden. Die Ebene von Ginnungagap ist die Matrix, die Blaupause des Lebens, in der alles Seiende seinen Ursprung hat. Alle Formen sind hier angelegt.

(Der gleiche Gedanke steht in der Kabbala hinter dem Begriff Ain Soph Aur. Auch der Begriff Dao aus dem Daoismus beschreibt diese Ebene.)

Durch das Zusammenwirken von Hitze und Kälte entstanden der Riese Ymir (man beachte die klangliche Verwandtschaft zum Wort immer) und die Kuh Audhumla, von deren Milch sich Ymir nährte. Audhumla ist ein Sinnbild für die nächste Ebene, die Ebene der Ideen. Diese wird von Ginnungagap umschlossen. Auf dieser Ebene finden wir die übergeordneten Konzepte des Seins, die grobe Form.

Ein Beispiel: Auf der Ebene Ginnungagap besteht das übergeordnete Konzept von »Frucht«. Das heißt, alle Möglichkeiten von »Frucht« sind dort summarisch enthalten. Alles, was je eine Frucht ausmacht, die Essenz des Begriffes Frucht befindet sich auf der Ebene Ginnungagap. Ohne diese Essenz der Frucht könnte es keine Früchte geben. Durch diese Essenz wird Frucht als Konzept überhaupt erst möglich.

Auf der Ebene Adhumla wird »Frucht« differenzierter, zum Beispiel als Apfel, Nuss und so weiter.

Aus Ymirs Körper wird die Welt erschaffen. So ist seine Ebene die der Formwerdung, in der Ideen konkreter und strukturierter werden.

Auf der Ebene von Midgard werden sie dann Materie.

Ein Beispiel, um das zu verdeutlichen: Du weißt, dass es Bäume gibt (Ginnungagap). Du beschließt, einen Baum zu pflanzen (Audhumla). Jetzt entscheidest du über die Art des Baumes und seinen Standort (Ymir). Und zu guter Letzt, pflanzt du den Baum ein (Midgard).

Die Runen existieren auf der Ebene von Ginnungagap seit Anbeginn der Zeit. In der Edda wird uns gesagt, dass es viele verschiedene Runen gibt:

Hier finde nun vor die förderlichen,

Verständiges ratenden Runenstäbe,

Stäbe, so herrlich, als stärkend heilsam.

Es reihte sie recht der berühmteste Redner;

Sie wurden gemodelt von mächtigen Göttern

Und in Rinde gemeißelt vom obersten Meister.

Das that bei den Asen Odin selber,

Bei den Alfen Dain, den Zwergen Dwalin;

Für das Riesengeschlecht ritze sie Aswid,

Aber auch ich schnitt etliche ein.

Havamal 145 – 146, Übersetzung von Wilhelm Jordan

Diese verschiedenen Runenreihen der Alfen, Zwerge und so weiter haben unterschiedliche Zeichen, und auch ihre Energien werden vollkommen unterschiedlich sein.

Wahrscheinlich ist das, was wir kennen, nur ein kleiner Ausschnitt aller Runen. Es sind die Runen, die der Schreiber der obigen Zeilen selbst einschnitt. Zusätzlich gibt es Alfenrunen (Alfen = Elfen), Zwergenrunen, Riesenrunen und die Runen der Asen. Und möglicherweise weitere Runenreihen, von denen nichts geschrieben steht.

Die Erschaffung der Menschheit

Kamen drei Asen aus dieser Schar,

stark und gnädig, zum Strand hinaus:

Sie fanden an Land, ledig der Kraft,

Ask und Embla, ohne Schicksal.

Nicht hatten sie Seele, nicht hatten sie Sinn,

nicht Lebenswärme noch lichte Farbe;

Seele gab Odin, Sinn gab Hönir,

Leben gab Lodur und lichte Farbe.

Völuspa 17 – 18, Übersetzung von Karl Simrock

Diese Verse beschreiben die Erschaffung der Menschheit. Ask bedeutet Esche, Embla ist bis heute nicht überzeugend übersetzt worden. Sophus Bugge übersetzt Embla mit Ulme, Hans Sperber mit Schlingpflanze. Beides bedarf jedoch einer großen sprachlichen Windung, um zu den Ergebnissen zu kommen.

Einig sind sich jedoch alle Autoren, dass Ask der Mann ist und Embla die Frau. Die drei Götter belebten also einen Mann und eine Frau aus Holz mit Seele und Geist sowie allen Sinnen. Diese beiden wurden die Stammeltern des Menschengeschlechts.

Weiter erzählt uns die Edda etwas über den Wohnsitz von Menschen, Göttern und allen anderen Wesen.

Der Weltenbaum Yggdrasil

Sage mir, Fiölswinn, was ich dich fragen will

Und zu wissen wünsche:

Wie heißt der Baum, der die Zweige breitet

Über alle Lande?

Fiölswinn:

Mimameid heißt er, Menschen wissen selten

Aus welcher Wurzel er wächst.

Niemand erfährt auch wie er zu fällen ist,

Da weder Schwert noch Feuer ihm schadet.

Fjölsvinnsmál 19 – 20, Übersetzung von Karl Simrock

Mimameid bedeutet Baum des Mimi und ist ein anderer Name für den Weltenbaum Yggdrasil. Üblicherweise wird Yggdrasil als zusammengesetzt aus dem altnordischen Wort yggr = Furcht, Schrecken, Schrecklicher und drasill = Pferd interperetiert. Doch es gibt eine alternative Übersetzung: Das altnordische Wort yggia ist abgeleitet von germanisch igwja = Eibe, und alnordisch drasill wird vom indogermanischen dher, »stützen« abgeleitet. Folgt man dieser Übersetzungsmöglichkeit, bedeutet Yggdrasil »Eibensäule«.

Yggdrasil ist also die Welteneibe, nicht die Weltenesche, wie es so oft übersetzt wird. Eiben (Taxus) sind immergrüne Bäume, die als Frucht kleine rote Beeren tragen. Alle Teile des Baumes, bis auf die rote Samenhülle, sind giftig. Die Eibe wird bis zu zwanzig Meter hoch und über 2000 Jahre alt.

Das in den Pflanzenteilen vorhandene Gift verursacht Atemlähmung und Herzstillstand. Die Eibe gilt als Schutz vor bösem Zauber und schwarzer Magie. Ebenso ist sie seit alters her ein Totenbaum, wird aber auch aufgrund ihres langen Lebens als ein Symbol für die Unsterblichkeit gesehen. Im Abecedarium Nordmannicum heißt die letzte Zeile: Yr al behabet, das gemeinhin mit Eibe schließt alles ab oder Eibe enthält alles übersetzt wird. Auch dies zeigt, dass die Eibe der Weltenbaum ist, der alles enthält.

Das Bild des stets in Oberwelt, Unterwelt und Mittelwelt eingeteilten Weltenbaumes ist rund um den Globus kollektiv verankert. In der germanischen Mythologie werden neun Welten angegeben. Jede dieser Welten hat ihre eigenen Bewohner, Herrscher und Wächter und ihre eigene Runenreihe. Aus diesen verschiedenen Welten kannst du Informationen und Energien, Kräfte und Mächte erhalten. Zwischen den Welten befinden sich 24 Pfade, die mit den Runen in Verbindung stehen. In einem folgenden Kapitel werde ich ausführlich darüber berichten.

Die Herkunft der Runen

Eine Esche weiß ich, sie heißt Yggdrasil,

die hohe, benetzt mit hellem Naß:

von dort kommt der Tau, der in Täler fällt;

immergrün steht sie am Urdbrunnen.

Von dort kommen Frauen, vielwissende,

drei, aus dem Born, der unterm Baume liegt:

Urd heißt man eine, die andre Werdandi –

sie schnitten ins Scheit –, Skuld die dritte;

Lose lenkten sie, Leben koren sie

Menschenkindern, Männergeschick.

Völuspa 19 – 20, Übersetzung von Karl Simrock

So kündet es uns die Edda: Die Nornen schnitten die Runen, sie legten die Lose, auf denen die Runen geritzt waren. Ihrer sind drei: Urd, Werdandi und Skuld. Lange bevor Odin die Runen erhielt, im Anbeginn der Zeit gehörten die heiligen Zeichen diesen drei Urmüttern, und sie wussten sich ihrer zu bedienen.

Die Nornen sind Schwestern der Nott (Nacht). Ihr Vater war der Riese Nörfi, so sind auch sie Riesinnen. Sie symbolisieren die drei Mondphasen und die uralte heilige Dreiheit der Großen Göttin. Die Große Göttin in ihrer Dreigestalt wurde in allen Matriarchaten verehrt. Die Runen gehörten also ursprünglich den Frauen, den Priesterinnen, die durch ihre Kulte für den Erhalt der Welt sorgten. Ihr Wohnort ist an der Wurzel des Weltenbaumes Yggdrasil nahe dem Urd-Brunnen. Aus diesem Brunnen schöpfen sie täglich das Wasser, das den Weltenbaum nährt, heilend vor Fäulnis bewahrt und somit alle Welten am Leben erhält.

Bei der Geburt eines jeden Menschen finden sie sich ein, werfen Lose und bestimmen sein oder ihr Schicksal. Urd spinnt den Lebensfaden, Werdandi misst ihm die richtige Länge zu und Skuld schneidet ihn ab – das Leben endet. Doch sind sie nicht nur Schicksalsfrauen für jeden von uns, sondern sie behüten unserer gesamtes Sein durch ihre Pflege des Weltenbaumes. Würden sie ihr Amt, Yggdrasil täglich mit dem Wasser des Urdbrunnens zu benetzen, aufgeben, müsste der Weltenbaum verfaulen – die Welt würde enden.

Odin hingegen musste sich die Runen erst durch ein Hängeopfer erwerben. Er musste körperlich leiden, eine Initiation durchlaufen, um der Runenweisheit teilhaftig zu werden. Neun Nächte muss er im Weltenbaum hängen, ohne zu essen und zu trinken. Er wird mit einem Speer verwundet. Und erst, als er schreiend vor Schmerzen sich nieder neigt, erhält er die Runenweisheit. Er muss also sein ganzes Gehabe als mutiger Krieger aufgeben, demütig werden und sich ganz und gar hingeben – dann erst, am Punkt seiner größten Selbstaufgabe, erhält er die Runenweisheit.

Ich weiß, dass ich hing

am windigen Baum

neun Nächte lang,

mit dem Ger verwundet,

geweiht dem Odin,

ich selbst mir selbst,

an jenem Baum,

da jedem fremd,

aus welcher Wurzel er wächst.

Sie spendeten mir

nicht Speise noch Trank;

nieder neigt ich mich,

nahm auf die Runen,

nahm sie rufend auf;

nieder dann neigt ich mich.

Neun Hauptlieder

lernt ich vom hehren Bruder

der Bestla, dem Böthornsohn;

von Odrörir,

dem edelsten Met,

tat ich einen Trunk.

Zu wachsen begann ich

und wohl zu gedeihn,

weise ward ich da;

Wort mich von Wort

zu Wort führte,

Werk mich von Werk

zu Werk führte.

Nun sind Hars Reden

in seiner Halle gesagt,

gar rätlich Reckensöhnen,

nicht rätlich Riesensöhnen.

Heil, der sie wies!

Heil, der sie weiß!

Er wahre sie wohl!

Heil, die sie hörten!

Havamal, 19 – 20, Übersetzung von Felix Genzmer

Odin musste dafür kämpfen, die Runen zu erlangen, doch geschaffen wurden sie von den weisen Nornen, die die dreifaltige Große Göttin sind. Und wie die dreifaltige Große Göttin alles Leben geschaffen hat und ernährt, enthalten die Runen alle ihre Geheimnisse. Sie sind formgebende Kräfte. Sobald eine Rune genannt wird, entsteht ein Manifestierungsimpuls, der meist noch nicht stark genug ist, etwas entstehen zu lassen. Aber mit der richtigen Kraft und in der richtigen Weise angewandt, kann ein/e Runenmeister/in alles erschaffen, was im Einklang mit der Quelle des Seins ist.

Yggdrasil – Die neun Welten

Die Zahl Neun war den germanischen Stämmen heilig. Noch heute wird Neun-Kräuter-Suppe gekocht, und wir sagen; »Ach du grüne Neune!«, ohne uns bewusst an diese Heiligkeit zu erinnern. Im Alpenraum gibt es den Neun-Kräuter-Buschen, und in Norddeutschland wurde traditionell zur Jahreswende mit neunerlei Hölzern geräuchert. Neun Welten gibt es im Weltenbaum, der sich untergliedert in Oberwelt, Unterwelt und Mittelwelt oder auch Asgard, Utgard und Midgard.

Dieser Baum ist nicht als wirklicher Baum vorzustellen, sondern als ein Symbol, das zeigt, wie alles miteinander zusammenhängt. In dieser Symbolsprache ist ein Leben – ganz gleich, ob Mensch, Tier oder Pflanze – ein Blatt am Lebensbaum, verbunden mit allem, bemerkt von allen. Ein Blatt entsteht, wächst und welkt, fällt zu den Wurzeln des Weltenbaumes und wird von ihm wieder als Humus durch die Wurzel aufgenommen.

Ebenso symbolhaft sind die Ortsangaben der Welteneibe. Wenn Asgard über Midgard liegt, wenn schnurgerade Pfade eingezeichnet sind und es Himmelsrichtungen gibt, so geschieht das nur der besseren Übersichtlichkeit halber. In Wirklichkeit (Wirklichkeit ist das, was wirkt) durchdringen sich Welten, die Pfade sind verschlungen und selbst die Fixpunkte sind ständig in Bewegung.

In der Neun ist die heilige Drei dreimal enthalten: So halten drei Wurzeln den mächtigen Stamm der Welteneibe, und drei Brunnen entspringen zwischen diesen Wurzeln. Eine Wurzel reicht nach Asgard, eine nach Niflheim und eine nach Helheim.

An der Wurzel, die nach Asgard reicht, liegt der Urdabrunnen, an dem sich die Götter täglich treffen, um Gericht zu halten. Aus diesem Brunnen schöpfen die Nornen täglich Wasser, das die Welteneibe heilt und schützt, denn außer Nidhögg, dem Drachen, hat sie noch andere Feinde: Hirsche, die an ihren Blättern nagen, und zwei Schlangen, die ebenfalls die Wurzeln schädigen.

Mimirs Brunnen ist der zweite Quell, der zwischen Yggdrasils Wurzeln entspringt. Er liegt in Jötunheim. An ihm gab Odin sein Auge gegen einen Trunk aus diesem Brunnen, der unendliche Weisheit verleiht. Mimir ist dort der Wächter, und gleichzeitig ist er der Weisheit, die im Brunnen liegt, teilhaftig geworden. Die dritte Quelle ist Hvergelmir, dort lebt Nidhögg, der Drache. Er nagt dauernd an den Wurzeln des Weltenbaumes und vergiftet sie.

Die Menschen wohnen in Midgard, der zentralen Welt in Yggdrasil. Hier leben wir Menschen und die Tiere, hier ist auch die Wirkstätte aller anderen Gottheiten, Riesen, Zwerge und Elfen, die aber in anderen Bereichen ihre Wohnstatt und weitere Wirkstätten haben. Hier finden wir die Runen, die wir als Futhark kennen. Midgard ist durch die Regenbogenbrücke Bifröst mit Asgard verbunden.

Midgard wird von der Midgardschlange, Jörmungand, umschlungen. Für die Menschen ist Thor Midgards Wächter. Jera als Runenenergie gehört hierher – die Kraft von Aussaat und Ernte.

Über Midgard finden wir Asgard, die Heimstatt der Götter, in der wir Menschen nur Gäste sein können. Asgards Hüter ist Heimdall. Er bewacht die Brücke Bifröst (den Regenbogen), den einzigen Zugang zu Asgard. Bei drohender Gefahr stößt er in sein Gjallarhorn und warnt damit die anderen Götter.

In Asgard leben verschiedene Götter und Göttinnen, die bei den Runen, die zu ihnen gehören, näher beschrieben werden:

Frigga ist eine Muttergottheit, aber auch eine Seherin. Sie weiß alle Schicksale, aber schweigt.

Sie ist Fjörgyns (Erdgöttin) Tochter und Odins Frau.

Odin wird auch der Allvater genannt, er ist der Führer der Asen. Seine Eltern sind Buri und Bestla. Er beherrscht als ein Gott des Krieges und der Magie das Kämpfen ebenso wie das Weissagen.

Freya ist eine Wanin, die Göttin der Schönheit, Liebe und Fruchtbarkeit. Ihr Bruder ist Frey, natürlich ebenfalls ein Wane und auch ein Fruchtbarkeitsgott.

Thor ist ein Sohn Odins und der Erde. Er ist ein Beschützer Midgards und besonders der Menschen, seine Zeichen sind Blitz und Donner. Der Thorshammer, sein Kampfwerkzeug, ist ein beliebtes Schutzamulett. Seine Frau ist Sif, das personifizierte Getreide.

Loki ist ein Gott der Lügen, der die anderen Götter provoziert, wo er nur kann. Einer seiner Namen ist »Bosheitskrähe«.

Tyr ist der Gott der Gerechtigkeit und ein Kriegsgott. Er ist der älteste Gott und auch unter dem Namen Ziu bekannt.

Asgards Rune ist Gebo, die Kraft der Gaben, die von den Göttern kommen.

Etwas unter Asgard links gelegen ist Lysalfheim, die Welt der Lichtelben (auch -elfen oder -alben) – der Pflanzengeister und Elfen. Dies ist das Reich der Pflanzen mit all ihren Möglichkeiten. Sie leben zugleich in Midgard und Lysalfheim. Der Hüter dieser Welt ist der Lichtalbe (Elfe) Delling (=Morgentau). Dagaz ist die Rune hier, Licht transformiert sich zu Energie (Photosynthese), damit die Pflanzen wachsen können.

Lysalfheim gegenüber liegt Wanaheim. Das Wort Wanen ist abgeleitet vom altnordischen Wort für Glanz und bedeutet die Glänzenden. Hier leben die Wanen, das zweite große Göttergeschlecht neben den Asen, von denen sie verdrängt wurden. Einst gab es einen Krieg zwischen den Göttergeschlechtern, doch keine Seite konnte gewinnen. So wurde ein Frieden ausgehandelt, und zur Besiegelung des Friedens wurden Geiseln ausgetauscht. So kamen Freya und Frey zu den Asen. Die Wanen gelten als weise und zauberkundig. Von ihnen kommt der Seid-Zauber, den Freya Odin lehrte.

Bei den Wanen gibt es die Geschwisterehe, die ein Indiz für eine matriarchale Ausrichtung ihrer Kultur ist. Weitere Wanen sind Njörd, Skadi, Gullveig, Nerthus, Ing und Kwasir.

Ing ist der Hüter dieser Welt. Inguz, die Rune der Fruchtbarkeit, gehört zu dieser Welt.

Über Asgard liegt im Baum Muspelheim, die Welt der Feuerriesen mit der Rune Sowilo. Hier herrscht der Riese Surt, der zum Weltenende (Ragnarök) mit Feuer aus dem Süden kommt, um die Welt zu zerstören.

Unter Midgard findet sich Helheim. Die Herrscherin dieser Welt ist Hel. Sie behütet die Seelen derer, die nach der Reinigung in Niflheim auf ihre Wiedergeburt warten. Hel ist keine böse Hexe, ihr Reich keine Hölle, sondern als freundliche Gastgeberin bietet sie den Seelen so lange Unterkunft und Aufenthalt, bis sie wieder zur Inkarnation bereit sind. Sie unterstützt die Seelen auch in ihrem Entwicklungsprozess und bei der Auswahl des nächsten Lebens mit den dazugehörigen Lebenslektionen. Hagalaz ist ihre Rune und die Rune ihrer Welt.

Doch bevor die Seele nach Helheim gelangt, kommt sie zunächst nach Niflheim.

Niflheim liegt ganz unten in Yggdrasil. Hier lebt der Drache Nidhögg, der »Neiddrache«. Unmittelbar nach dem Tode hilft er der Seele, sich vom Körper und dem vergangenen Leben zu lösen. Danach hält sich die Seele in Niflheim auf, wo sie ihr vergangenes Leben bewertet und bearbeitet. Das geschieht ohne richtenden Gott oder Göttin. Nach dem Tode kann die Seele ihr Leben von einer höheren Warte aus betrachten, weil sich durch das Zurücklassen des materiellen Körpers ihre Schwingung erhöht hat. So ist sie in der Lage, sich neu auszurichten und die nächste Verkörperung vorzubereiten: die neuen Eltern aussuchen, die Lebensumstände festlegen, lose hängende Wurd- oder Orlögfäden wieder anknüpfen. Diese Vorbereitung findet größtenteils in Helheim statt, beginnt aber schon in Nilfheim.

Wurd oder auch keltisch Wyrd bezeichnet die Verpflichtungen, die eine Seele sich im Laufe ihrer Erdenleben auferlegt. Orlög meint dasselbe, doch in bezug auf den Familienverband. Später werde ich diese Prinzipien eingehend erläutern.

Allerdings gibt es auch Seelen, die diesen Weg ins Licht und wieder in die Materie nicht gehen wollen. Sie bleiben an die Erde gebunden, können jedoch erlöst werden.

Die Rune Nautiz, die Not-wende, gehört hierher.

Über Helheim links liegt Jötunheim; das ist die Heimat der Riesen. Hier ist es kalt und lebensfeindlich. Asgard wird von Jötunheim durch den Grenzfluss Ifing abgeschottet. Die Riesen, die den Menschen feindlich gesonnen sind, schicken von hier Eis und Schnee, kalte Stürme und Frost nach Midgard.

Ihr Herrscher ist Thrym. Isa, die Rune des Eises, ist die Rune der Riesenwelt.

Jötunheim gegenüber liegt Swartalfheim. Modsognir herrscht hier über die Zwerge oder Schwarzalben/-elfen. Sie kennen alle Geheimnisse der Steine und Metalle, ihre heilenden und tödlichen Eigenschaften. Die Zwerge sind die Hüter der Schätze der Erde und können in ihren Schmieden kostbare Gegenstände aus Metall herstellen. Die Zwerge, die Swartalfen, haben Freys Schiff Skidbladnir gebaut und Freyas Halsband Brisingamen hergestellt, das goldene Haar der Sif und Odins Speer Gungnir. Manchmal verschenken sie einen Schatz an einen Menschen, der ihnen behilflich war; man kann es in den Grimmschen Märchen nachlesen. Die Rune ist Eiwaz, denn sie symbolisiert die Verbindung zwischen den Welten und dem Weltenbaum.

Die 24 Pfade

Zwischen den neun Welten gibt es 24 Pfade. Jedem Pfad wird eine Rune zugeordnet. Diese meine Zuordnungen sind Vorschläge, mit denen ich sehr gut arbeite. In der Edda gibt es einen Teil, der davon handelt, wo die Runen stehen. Ich bringe dies mit den Pfaden im Weltenbaum in Verbindung. Das Wissen um die Runen der Pfade hilft beim Reisen im Weltenbaum. Es ermöglicht auch ein tieferes Verständnis der Runen und des Weltenbaumes.

Vers 14 handelt von Mimir, der in den folgenden Versen berichtet, wo Runen stehen.

14

Auf dem Berge stand er mit blankem Schwert,

Den Helm auf dem Haupte.

Da hub Mimirs Haupt an weise das erste Wort

Und sagte wahre Stäbe.

15

Auf dem Schilde stünden sie vor dem scheinenden Gott,

Auf Arwakrs Ohr und Alswidrs Huf,

Auf dem Rad, das da rollt unter Rögnirs Wagen,

Auf Sleipnirs Zähnen, auf des Schlittens Bandern.

16

Auf des Bären Tatze, auf Bragis Zunge,

Auf den Klauen des Wolfs und den Krallen des Adlers,

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Die neun Welten und die 24 Pfade

Auf blutigen Schwingen, auf der Brücke Kopf,

Auf des Lösenden Hand und des Lindernden Spur.

17

Auf Gold und Glas, auf dem Glück der Menschen,

In Wein und Würze, auf der Wala Sitz,

Auf Gungnirs Spitze und Granis Brust,

Auf dem Nagel der Norn und der Nachteule Schnabel.

18

Geschabt wurden alle, die geschnitten waren,

Mit hehrem Met geheiligt

Und gesandt auf weite Wege.

Die sind bei den Asen, die bei den Alfen,

Die bei weisen Wanen,

Einige unter Menschen.

Sigrdrifumal 14 – 18, Übersetzung von Karl Simrock

Die Pfade im Zusammenhang zum Sigdrifumal

Auf dem Schilde stünden sie vor dem scheinenden Gott,

Dies ist der Pfad der Rune Sowilo. Er führt von Muspelheim nach Asgard. Der scheinende Gott meint die Sonne, der Schild vor dem scheinenden Gott könnte die Ozonschicht sein. Sowilo ist die Sonne, die Sonnenkraft und das Licht, das alles an den Tag bringt.

Auf Arwakrs Ohr

Arwaker ist eines der beiden Pferde, die die Sonne über den Himmel ziehen. Der Pfad führt von Muspelheim nach Lysalfheim, und die Rune Wunjo, die Rune der Freude, gehört dazu.

und Alswidrs Huf,

Alswidr ist Arwarkers Partner. Der Pfad führt von Muspelheim nach Wanaheim, und die Rune Kenaz liegt hier. Sie ist auch eine Feuerrune, ebenso wie Sowilo.

Auf dem Rad, das da rollt unter Rögnirs Wagen,

Dies ist einer der Beinamen Odins. Rögnir bedeutet soviel wie Zänker, Streiter. Odin ist ein Schamanengott, der zwischen den Welten reisen kann. Daher gehört zu diesem Pfad die Rune Raido, die Rune des Reisens – auf der Welt und zwischen den Welten. Der Pfad verbindet Asgard und Lysalfheim.

Auf Sleipnirs Zähnen,

Sleipnir ist Odins achtbeiniges Pferd. Die Rune ist Ewaz. Ewaz bedeutet Pferd, und auch das Pferd trägt uns zwischen den Welten hin und her. Manchmal wird auch der Schamane, der/die einen Gott invoziert, als »Pferd« des Gottes bezeichnet, als Träger des Gottes in dieser Welt. Der Pfad führt von Asgard nach Wanaheim.

auf des Schlittens Bandern.

Dieser Pfad führt von Niflheim nach Jötunheim. In diesen Regionen von Eis und Schnee kann man am besten mit dem Schlitten reisen. Auf diesem Pfad liegt die Eisrune, Isa.

Auf des Bären Tatze,

Berkana ist die Rune der Bärin. Der Bär/die Bärin genoss in der Frühzeit des Menschen eine besondere Verehrung. Darauf deuten die Funde von Bärenschädeln in verschiedenen Höhlen. Besonders bekannt ist der Schädel von Chauvet. Die Berserker waren Krieger, die sich dem Bärengeist verschrieben hatten und von ihm »geritten« wurden. Die Rune hier ist Berkana, sie steht mit dem Bären in Verbindung, und ihr Pfad führt von Wanaheim nach Midgard.

auf Bragis Zunge,

Der Skaldengott (Dichtergott) begrüßt die Gäste und Neuankömmlinge in Walhall. Er ist der berufene Sprecher der Götter. Dies ist der Pfad der Rune Ansuz, welche mit Sprache und Gesang in Verbindung gebracht wird. Der Pfad führt von Wanaheim nach Lysalfheim.

Auf den Klauen des Wolfs

Der Wolf ist meist der Fenris-Wolf. Der Gott Tyr opferte seine rechte Hand, damit der gefährliche Fenris gefesselt werden konnte und die Welten vor ihm beschützt sind bis zum Ragnarök. Hier ist die Rune Tyr, ihr Pfad führt von Midgard nach Jötunheim.

und den Krallen des Adlers,

In der Krone der Welteneibe sitzt ein Adler, dessen Name nicht bekannt ist. Zwischen seinen Augen sitzt ein Habicht, dessen Name Vedrfölnir ist. In der Prosa-Edda wird der Adler als vielwissender, kluger Vogel beschrieben, Vedrfölnir ist sein weiser Ratgeber. Der Adler hat eine Schutzfunktion inne, Algiz ist eine Schutzrune. Der Pfad liegt zwischen Jötunheim und Helheim.

Auf blutigen Schwingen,

Auf dem Wege zur materiellen Menschwerdung bewegt sich die Seele zwischen Helheim und Niflheim. Die vom Lebenssaft Blut getränkten Schwingen weisen auf die Bewegung in die Materie. Die Rune ist hier Mannaz, die Rune des Menschen.

auf der Brücke Kopf,

Mit der Brücke ist Bifröst gemeint, die Regenbogenbrücke, die von Asgard nach Midgard führt. Heimdall ist hier der Wächter. Hagalaz, die Hagelrune, ist die Rune dieses Pfades.

Auf des Lösenden Hand

Inguz ist die Rune des Werdens, gleichzeitig eine Fruchtbarkeitsrune, die alles schützt, was im Werden ist. Das, was gereift ist, ganz gleich, ob im Acker oder im Menschen, muss losgelöst werden vom Träger, damit es genutzt werden kann. Der Pfad führt von Lysalfheim nach Jötunheim.

und des Lindernden Spur.

Uruz ist die Rune des Heilers/der Heilerin, also jener Menschen, die Schmerzen und Leiden lindern können. Zudem ist Uruz eine stark erdende Rune, so dass der Pfad zwischen Jötunheim und Swartalfheim zu ihr gehört.

Auf Gold

Gold ist das Geschenk der Schwarzalben an die Menschen. Die Rune der Fülle und des Reichtums ist Fehu. Dieser Pfad verbindet Swartalfheim und Midgard.

und Glas,

Der Pfad führt von Niflheim nach Swartalfheim. Seine Rune ist Nautiz, die Rune der Notwende, der Dinge, die wir dem Leben schulden. Nautiz ist auch die Rune der Verstrickung in Wurd und Orlög, also in das persönliche und kollektive Schicksal.

auf dem Glück der Menschen,

Das Glück der Menschen ist die Ernte, Jera. Jedoch sollten wir bedenken, dass wir nur Glück ernten können, wenn wir auch Glück ausgesät haben. Jeder Gärtner weiß, dass aus Ringelblumensamen Ringelblumen werden und aus Möhrensamen Möhren; nichts anderes kann man dann ernten. Der mit Jera verbundene Pfad führt von Lysalfheim nach Midgard, denn die Lichtalben tragen zu jeder Ernte bei.

In Wein

Wein ist flüssig, Laukaz ist die Rune des Wassers und des Fließens. Das Wasser fließt von Helheim zu Swartalfheim.

und Würze,

Die Wanen sind in Vergleich mit den Asen die älteren Götter, also die Ahnen der Götter. Man könnte sie auch als das Salz der Erde bezeichnen. Ebenso ist Odal die Rune der Ahnen und der Sippe. Der Pfad verbindet Wanaheim und Swarfalfheim.

auf der Wala Sitz,

Die Rune Eiwaz, stärkster Schutz gegen schwarze Magie und Dämonen, schirmt den Pfad der Wala, der Seherin und weisen Frau. Sie bringt Wissen von Helheim nach Midgard, dafür braucht sie den starken Schutz von Eiwaz.

Auf Gungnirs Spitze

Gungnir ist der von Zwergen geschmiedete Speer Odins. Er hält nie im Stoß inne, trifft stets sein Ziel und kehrt immer in die Hand seines Besitzers zurück. Thurisaz, die Rune der Verteidigung, aber auch die Rune der Riesen, gehört auf diesen Pfad von Asgard nach Jötunheim, denn die Asen sind erbitterte Feinde der Riesen. Die Riesen versuchen ständig, Asgard und Midgard zu zerstören. Die Asen kämpfen ständig dagegen an.

und Granis Brust,

Dies ist Sigurds Pferd, welches direkt von Sleipnir abstammt. Es trägt die Last von drei Pferden. Mit Grani durchbricht Sigurd die Waberlohe, die Brünhild umschließt. Von Brünhild lernt er Runenweisheit als ein Geschenk der Walküre an ihren Retter. Daher gehört Gebo hierher. Der Pfad führt von Asgard, wo Brünhild herkommt, nach Swartalfheim, wo ihr Gefängnis war.

Auf dem Nagel der Norn

Die Nornen wissen alle Geheimnisse der Menschen. Perthro ist die Rune des Geheimnisses und der Einweihung. Der Pfad verbindet Helheim mit Lysalfheim.

und der Nachteule Schnabel.

Dagaz bedeutet Tag, wobei der Tag bei den germanischen Stämmen mit der Abenddämmerung begann, dann also, wenn die Nachteule zu fliegen beginnt. Eulen sind Träger der Weisheit seit alters her, daher führt dieser Pfad von Helheim nach Wanaheim.

Runenentstehung

Es gibt verschiedene Theorien, die sich damit beschäftigen, wie die Runen sich entwickelt haben könnten:

Aus der römischen Schrift, aus dem griechischen oder phönizischen Alphabet, aus etruskischen oder norditalienischen Buchstaben. Ihr Herkunftsort wird mit Nordeuropa oder auch Atlantis angegeben.

Die in Schweden und Norwegen gefundenen Felsbilder sprechen dafür, dass die Runen sich im nordeuropäischen Raum entwickelt haben.

Die verschiedenen Runenreihen

Die verschiedenen Futharks

Die Runenreihen werden Futhark (in der Mehrzahl Futharks) genannt, nach den ersten sechs Runen (f-u-th-ar-k). Man unterscheidet:

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Das ältere Futhark

Es besteht aus 24 Runen, die in drei Gruppen, genannt aettir (Achter), eingeteilt werden. Alle jüngeren Runenreihen leiten sich von diesem Futhark ab. Zunächst war diese Runenreihe nur bei den nordgermanischen Stämmen in Gebrauch, breitete sich aber zur Völkerwanderungszeit langsam zu den Ost- und Westgermanen aus. Es gibt etwa 350 Inschriften mit diesem Futhark. Auf etwa 30000 v. Chr. lassen sich die ersten vereinzelten, in Höhlen entdecken Runenzeichen datieren. Bis 700 n. Chr. war das ältere Futhark in Gebrauch.

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Jüngeres Futhark: Nordische Runenreihe

Im 7. und 8. Jahrhundert wurden die 24 Runen des älteren Futharks auf 16 Runen »geschrumpft«. Für die sprachliche Wiedergabe war das schwierig, einige Runen mussten mehrere Laute darstellen. Es ist der Wissenschaft nicht bekannt, warum man von 24 auf 16 Runen überging. Die Runen, die weggelassen wurden, sind Energien, die das Christentum nicht dulden konnte.

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Jüngeres Futhark: Angelsächsisches Futhark

Im angelsächsischen Raum hingegen erweiterte sich das Futhark schrittweise auf 31 Runen, die zum Teil lange für bestimmte Lautwerte in Gebrauch blieben. Dieses Futhark war in seiner Gesamtheit bis ins 10. Jahrhundert gebräuchlich, einzelne Runen auch länger.

Die genannten Runenreihen sind einheitlich anerkannt. Es gibt aber noch weitere Runenreihen, die in Anzahl oder Form der Runen variieren.

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Armanen-Futhark

18 Runen bilden das Armanen-Futhark, ein ganz und gar künstliches System, welches keinerlei historische Wurzeln hat. Es wurde um 1902 von Guido von List geschaffen. List, der bei seinen Anhängern den Status eines Propheten hatte, inspirierte auch andere Autoren, wie zum Beispiel Marby, Liebenfels oder Spießberger. Liebenfels wird gemeinhin als »der Mann, der Hitler die Ideen gab« (Buchtitel von Leopold Pammer) bezeichnet. Aufgrund seines ganz und gar zusammenfabulierten Inhaltes und der historisch nicht bekannten Runen ist dieses Futhark für uns nicht von Interesse. Dennoch ist es wichtig, auch die Autoren aus den zwanziger und dreißiger Jahren zumindest dem Namen nach zu kennen und möglichst auch zu lesen – um dann ihre Spuren in der modernen Literatur erkennen zu können. Ich möchte hier nur beispielhaft Spießberger mit seinem Leitsatz für die Rune Yr zitieren: »Weib, werde Mensch!«, der in höchstem Maße faschistoid und frauenverachtend ist. Dennoch wiederholen »moderne« Autoren diese und viele andere menschenverachtende Phrasen als überliefertes Runenwissen, weil ihnen der Zusammenhang mit jenen Schreibern der Nazizeit fehlt.

Besser, die Argumente der rechten »Runenweisen« zu kennen und wiedererkennen zu können, als den Kopf in den Sand zu stecken.

Weit weniger plausibel ist die italienisch-etruskische These, nach der die Runen aus den verschiedenen Alphabeten Norditaliens weiterentwickelt wurden. Auch die These, dass die Runen eine Adaption der lateinischen Buchstaben sind, ist nicht wirklich stichhaltig, obgleich Ähnlichkeiten zwischen den beiden Schriftsystemen bestehen. Weitere Thesen sind die Entwicklung aus dem griechischen Alphabet, ihre Herkunft aus Atlantis oder ihre Bildung aus der phönizischen Schrift. Auch diese Thesen haben keine wirklich schlagkräftigen Beweise auf ihrer Seite.

Mir erscheint es am wahrscheinlichsten, dass die Runen sich aus der wenig bekannten Vincaschrift entwickelten. Vinca, wo die Inschriften entdeckt wurden, liegt 14 km von Belgrad in Serbien entfernt. Die Blütezeit jener Kultur lag zwischen 5400 – 4500 vor Christus.

Diese Schrift besteht aus mehr als 200 Zeichen, von denen einige wie Runen aussehen – ob sie den gleichen Sinngehalt hatten, können wir heute natürlich nicht mehr sagen. Sie war wahrscheinlich ausschließlich zu kultischen Zwecken bestimmt und hatte eine Verbreitung vom nördlichen Griechenland über den Balkan, Rumänien, Ungarn und das ehemalige Jugoslawien. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass die Vinca-Kultur matriarchal und von Ackerbau und Viehzucht geprägt war.

Es lohnt sich, die Vinca-Schriftzeichen anzuschauen, allerdings spielen sie hier keine weitere Rolle.

Für mich sind die Menschen der Vinca-Kultur mit den Wanen, dem zweiten Göttergeschlecht der Edda, gleichzusetzen. Die Wanen haben ebenfalls mutterrechtliche Züge und waren ackerbauende Viehzüchter. Ihre »Vor«-Runenzeichen waren in ganz Europa verbreitet und hatten ihr Zentrum im Balkangebiet. Die Vincaschrift wurde ausschließlich zu kultischen Zwecken genutzt, ebenso wie die Runen später.

Nach meinem Verständnis sind die Anfänge der Runen also mindestens 5000 Jahre alt. Bezieht man die Felsbilder in den von Marie König gefundenen Höhlen in Frankreich in die Überlegung mit ein, könnten die ersten Runen durchaus schon etwa 30.000 Jahre alt sein. Erst als die germanische Kultur im Niedergang begriffen war, wurden die Runen dazu genutzt, profane Texte zu schreiben; zuvor dienten sie ausschließlich dazu, Magie zu wirken und den Willen der Götter zu erforschen.

Marija Gimbutas, die die Vinca-Kultur eingehend erforschte, entwickelte die Kurganhypothese, die von einer frühen Domestizierung der Pferde im Kaukasusbereich ausgeht. Dadurch entstand eine neue Beweglichkeit, die zur Bildung kämpfender Reiterhorden (Asen) geführt hat. Die im Osten des »Alten Europas« matrilinear lebenden Völker (Wanen) wurden unterworfen, die Kultur der Eroberer mischte sich mit der Kultur der Unterworfenen. Daraus resultiert die Sage von den Asen (kriegerische Reiterstämme) und den Wanen (sesshafte Bauernstämme).

Jede Rune ist sechsfach

Beispiel Berkana

Jede Rune hat sechs Ebenen des Seins. Die erste Ebene ist das Runenzeichen, das aus mehr oder weniger vielen Strichen zusammengesetzt ist. Diese Striche lenken die Energie in eine bestimmte Richtung, wie Dämme einen Fluss lenken können.

Der Runenname ist die zweite Ebene. Durch den Klang ergeben sich wiederum bestimmte Energieformen, die mit dem »Fließmuster« der Rune in Verbindung stehen.

Der Buchstabe, für den die Rune steht, ist die dritte Ebene. Er sagt etwas über die Ordnung der Rune im Zusammenhang mit den anderen Runen und dem Gesamtbild aus.

Weiterhin hat jede Rune eine Bedeutung, etwa »Birke« oder »Vieh« oder »Fackel«. Das ist die vierte Ebene, auf der die Rune schwingt.

So ist jede Rune ein komplexer Verbund von ideellen Inhalten. Berkana bedeutet »Mutter« mit allen Inhalten, die dieser Begriff umfasst.

Dann gibt es die magisch-esoterische Bedeutung, die sich meist vom ideellen Begriff ableitet. Bei der Fackelrune Kenaz ist dies das Leuchten und die Hilfe beim Finden von neuen Wegen und Erfahrungen. Bei Berkana dreht es sich um das Aufnehmen und Abgeben von Energien, um das Nähren und Genährtwerden.

Die sechste Ebene ist der Schritt auf dem Einweihungsweg. Ich biete hier für jede Rune einen Schritt an; ob das jedoch auch der ist, den du mit dieser Rune gehen kannst, musst du selbst erfahren. Möglicherweise hält diese Rune einen ganz anderen Einweihungsprozess für dich bereit.

Die unterschiedlichen Runenarten

In der Edda werden folgende Runenarten genannt:

Sigdrifa

Bier bring ich dir, du Baum in der Schlacht,

Mit Macht gemischt und Mannesruhm,

Voll der Lieder und lindernder Sprüche,

Guter Zauber voll und Freudenrunen.

Siegrunen schneide, wenn du Sieg willst haben;

Grabe sie auf des Schwertes Griff;

Auf die Seiten einige, andere auf das Stichblatt

Und nenne zweimal Tyr.

Aelrunen kenne, daß des andern Frau

Dich nicht trüge wenn du traust.

Auf das Horn ritze sie und den Rücken der Hand

Und mal ein N (Not) auf den Nagel.

Die Füllung segne vor Gefahr dich zu schützen

Und lege Lauch in den Trank.

So weiß ich wohl wird dir nimmerdar

Der Met mit Wein gemischt.

Bergrunen schneide, wenn du bergen willst

Und lösen die Frucht von Frauen,

In die hohle Hand und hart um die Knöchel

Und heische der Disen Hilfe.

Brandungsrunen schneide, wenn du bergen willst

Im Sund die Segelrosse;

Aufs Steven sollst du sie und aufs Steuerblatt ritzen,

Dabei ins Ruder brennen:

Nicht so wild ist der Sturm, nicht so schwarz die Welle,

Heil kommst du heim vom Meere.

Astrunen kenne, wenn du Arzt willst sein

Und Wunden wissen zu heilen.

In die Rinde ritze sie und das Reis am Baum,

Wo ostwärts die Äste sich wenden.

Gerichtsrunen kenne, wenn du der Rache willst

Deiner Schäden sicher sein.

Die winde du ein, die wickle du ein

Und setze sie alle zusammen

Bei der Malstätte, wo Männer sollen

Zu vollzähligem Gerichte ziehen.

Geistrunen schneide, willst du klüger scheinen

Als ein anderer Mann.

Die ersann und sprach, die schnitt zuerst

Odin, der sie auserdacht

Aus der Flut, die geflossen war

Aus dem Hirn Heiddraupnirs;

Aus dem Horn Hoddraupnirs.

Das sind Buchrunen, das sind Bergrunen,

Dies alle Aelrunen

Und rühmliche Machtrunen,

Wer sie unverwirrt und unverdorben

Walten lässt zu seinem Wohl.

Lerne sie und lass sie wirken

Bis die Götter vergehn.

Sigrdrifumal 5 – 13, 19, Übersetzung von Karl Simrock

Die Walküre Sigdrifa, die zauberkundig ist, erzählt von diesen verschiedenen Zauberrunen. Wir finden in der Dichtung:

Siegrunen – Sieg im Kampf – Sowilo image

Aelrunen – zum Schutz – Algiz image, Thurisaz image, Eiwaz image

Bergrunen – für gefährliche Geburten, von »bergen« = retten – Berkana image

Brandungsrunen – Gefahr auf hoher See – Isa image, Laukaz image

Astrunen – Uruz image, Algiz image, Eiwaz image

Gerichtsrunen – Gerechtigkeit – Mannaz image, Tyr image

Geistrunen – Weisheit – Perthro image

Buchrunen – Dichtung, Gesang – Ansuz image

Machtrunen – Tyr image, Thurisaz, Hagalaz image

Im Text selbst werden die Runen nicht mit Namen genannt. Daher stammen die Zuordnungen von mir.

Aus dem »Galdarbook«, einem isländischen Grimoire (Zauberbuch) des späten Mittelalters, kennen wir noch weitere Verwendungen von Runen: Eine sind die Bandrunir, die Binderunen, die aber noch deutlich als aus Runen zusammengefügt erkennbar sind. Sie können alle Arten von Zauber beinhalten, von Heilung bis Schaden. Dennoch sind sie für eine Runenmeisterin/einen Runenmeister nachvollziehbar. So kann man sie angemessen abwenden oder umwandeln.

Weiterhin wird von den Villuletur oder Villurunir gesprochen, die verwirren und verbergen sollen. Auch sie sind eine Art von Binderunen.

Galdrastaff sind magische Stäbe, die wahrscheinlich aus Runen hergestellt sind, aber die einzelnen Runen sind nicht mehr zu erkennen. Hier ist es weit schwerer, den Zauber zu brechen, manchmal ist es gar nicht möglich.

Das Wort Galdramyndir bezeichnet nichtrunische Zeichen wie den Thorshammer, den Walknut oder den Schildknoten. Allerdings wird es auch manchmal als Name aller magischen Zeichen benutzt.

Diese Zeichen sind leicht erkennbar und werden häufig auch von Nicht-Runenmagierinnen und -magiern genutzt.

Gefahren der Runenarbeit