Victoria Holt


Das Vermächtnis der Landowers

Roman


Ins Deutsche übertragen von Margarethe Längsfeld


Edel eBooks

Cover
Titel der Originalausgabe: The Landower Legacy

Das diamantene Jubiläum

Ich saß vor dem großen Fenster eines der erfolgreichsten Modehäuser von London, um die Parade vorüberziehen zu sehen, und meine Gedanken wanderten unwillkürlich zehn Jahre zurück, als ich an einem Fenster am Waterloo-Platz saß und ein anderes Jubiläum betrachtete.

Alles war ähnlich wie damals, doch eine Frau hatte den Platz des unschuldigen Mädchens eingenommen. Es schien einfach unglaublich, daß in zehn Jahren so viel geschehen konnte.

Die Sonne strahlte – genau wie damals. Königswetter nannte man das. Die kleine alte Dame in ihrer Kalesche hatte sich kaum verändert. Ungeheure Erregung lag in der Luft, nicht anders als letztes Mal. Ich war tags zuvor durch die Stadt gefahren und hatte einige Triumphbögen und Dekorationen gesehen, und am Abend waren die Gaslaternen angezündet worden, und hier und da sah man eine der elektrischen Glühlampen, die neuerdings in Gebrauch kamen.

»Unsere Herzen für Deine Krone« lautete eine Inschrift, »Sechzig glorreiche Jahre« eine andere, und wieder eine andere »Sie wirkte zum Wohle ihres Volkes«.

Und als die Parade vorüberzog, sah ich nicht so sehr die prächtigen Uniformen und die glanzvolle Versammlung von Prinzen und Honoratioren aus aller Welt. An mir zogen die vergangenen zehn Jahre vorüber, in denen ich von einem unschuldigen Mädchen zu einer reifen Frau geworden war. Ich hörte nicht die Kapellen und die Militärmusik, sondern Stimmen aus der Vergangenheit.

In Gedanken kehrte ich zurück zu dem Tag, als ich mit meiner Mutter, Olivia und Captain Carmichael jenem anderen Jubiläum beigewohnt hatte. Damals hatte mein Leben seine dramatische Wendung genommen. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, daß mich die turbulenten Jahre nicht nur zu meinem Glück, sondern auch zu größerer Einsicht geführt hatten.

Ich war nicht mehr vorschnell mit meinen Urteilen. Ich sah, was geschehen war, mit anderen Augen. Ich war abgeklärt. Ich urteilte nicht mehr so streng. Ich hatte die Schwächen der menschlichen Natur erkennen gelernt und begriffen, daß man die Menschen nicht in Gute und Böse aufteilen kann.

Meine Mutter, der vergnügungssüchtige Schmetterling, hatte dennoch ihrem Alphonse Glück gebracht; die Ehe war ein großer Erfolg. Sie war zufrieden und machte alle in ihrer Umgebung ebenfalls zufrieden. Ich hatte Robert Tressidor mit seiner äußeren Zurschaustellung von Tugend und seiner geheimen Lüsternheit als scheinheilig verachtet. Doch vielleicht hatte ich ihn zu streng beurteilt. Sicher hatte er eine Säule der Tugend sein wollen. Er mußte seine menschliche Sinnlichkeit bekämpfen und konnte der Versuchung, ihr nachzugeben, nicht widerstehen. Als er erwischt wurde, bemühte er sich verzweifelt, es zu vertuschen, und die Belastung hatte zweifellos seinen frühen Tod herbeigeführt. Und Jeremy, der Mitgiftjäger? Wäre er reich geboren, wäre er vielleicht nicht zu geldgierigen Kalkulationen gezwungen gewesen. Er war charmant und gutaussehend; ohne das dringende Bedürfnis, ein Mittel für ein luxuriöses Leben zu finden, wäre er ein ganz brauchbarer junger Mann gewesen. Und Paul, mein Paul, der jetzt neben mir saß, und den ich so kritisierte, weil er geheiratet hatte, um der Familie das Haus zu erhalten. Aber jetzt sah ich ein, wie leicht auch der ehrenhafteste Mann dieser Versuchung hätte erliegen können.

In meiner jugendlichen Ungeduld hatte ich diejenigen, die ich bewunderte, mit göttergleichen Eigenschaften ausgestattet. Aber sie waren keine Götter. Sie waren Menschen.

Eines Tages stieß ich auf ein paar Zeilen von Browning, die ich nie vergessen werde.

»Menschen sind Engel nicht, noch sind sie Vieh;
Manches tut sich uns kund, doch alles sehn wir nicht.«

Ich wünschte, ich hätte das schon früher verstanden, denn die Beweggründe anderer zu verstehen ist gewiß die größte Gabe, die man besitzen kann – und verstehen heißt: nicht richten und nicht tadeln.

Ich denke oft an Gwennie... Gwennie, die glücklich sein wollte und nicht wußte, wie. Sie wollte immerzu handeln, sie konnte nicht verstehen, daß sie mit Geld ein großes Haus, aber keine Liebe kaufen konnte. Arme Gwennie, wenn sie nur gewußt hätte, daß man bereitwillig geben muß, ohne an Entschädigung zu denken, und daß man nur dann den Lohn der Liebe erntet. Ja, ich denke oft an Gwennie, deren unersättliche Neugier ihr zum Verhängnis wurde. Die Neugier brachte Gwennie um. Man fand ihre Leiche im Minenschacht, wie Jamie gesagt hatte. Die Geschichte kam bei der Leichenschau ans Licht. Gwennie hatte die Wahrheit herausgefunden, die er zu vertuschen bemüht war. Jamies Lebensaufgabe war es gewesen, den Mythos aufrechtzuerhalten, daß Donald und Jamie nicht ein und dieselbe Person waren. Seine Natur hatte zwei Seiten. Er sah sich als zwei Persönlichkeiten in einem Körper. Da war Jamie, der sanfte Tierliebhaber, der Mann, der mit seinen Nachbarn in Frieden leben wollte; und da war Donald, den ein unwiderstehlicher Zerstörungsdrang überkommen konnte. Die beiden Naturen hatten sich in Jamies Kindheit bekämpft, und Donald McGill, unfähig, mit den mörderischen Instinkten, die ihn von Zeit zu Zeit überfielen, zu leben, war mit dem Leben ins reine gekommen, indem er sich in zwei Persönlichkeiten spaltete. Solange er als Jamie leben konnte, bestand keine Gefahr. Aber Donald kehrte zurück, als Gwennie ihn zu verraten drohte.

Er wurde für geisteskrank erklärt und »auf unbestimmte Zeit in Gewahrsam genommen«. Ich war froh, daß er in gute Hände kam. Einer der berühmtesten Spezialisten für Geisteskrankheiten interessierte sich für seinen Fall von Persönlichkeitsspaltung. Er sorgte dafür, daß Jamie in eine Anstalt kam, der er selbst vorstand. Ich ging Jamie ab und zu besuchen. Er arbeitete im Garten. Er hatte seine Bienenstöcke. Sicher glaubte er, daß es seine Bienen waren, und er konnte vergessen, was geschehen war, und sich einbilden, er sei wieder im Pförtnerhaus.

Bald nach Entdeckung der Leiche fuhr ich zu Rosie und Jago nach London. Ich nahm Livia und Julian mit – ferner Schwester Loman, Miss Bell und natürlich Julians Kinderfrau. Julian war ganz vernarrt in Livia, und da er in einem Alter war, wo er genau merkte, was um ihn herum vorging, hielten wir es für das Beste, ihn von zu Hause fortzubringen.

Es war wundervoll, mit Rosie zusammenzusein. Sie war so vernünftig, und Jago auch. Ich staunte, wie gut ihre Beziehung gedieh. Sie waren einander ehrlich zugetan, und ihr Geschäft galt international als eines der größten Modehäuser der Welt.

Ich wandte mich wieder der Parade zu. Julian machte Livia auf etwas aufmerksam. Die Freundschaft der beiden war mir eine große Freude. Ich dachte, vielleicht heiraten sie eines Tages, wer weiß? Tressidor würde an Livia fallen, das stand für mich fest. Große Häuser sollten in der Familie bleiben. Ich war keine Tressidor, aber Livia war eine, und so würde Tressidor wieder den Tressidors gehören.

Ich wußte, daß Paul Julian zu seinem Erben machen würde, ungeachtet der Kinder, die wir haben würden. Julian war ein halber Arkwright, und man durfte nicht vergessen, daß die Arkwrights Landower vor dem Verfall bewahrt hatten.

Warum dachte ich an all das, während ich von diesem erlesenen Bogenfenster in Rosies und Jagos feudalem Etablissement das diamantene Jubiläum der Königin beobachtete?

Paul sah mich fragend an. Ich glaube, er las meine Gedanken. Er legte seine Hand auf meine. Ich wußte, daß er derselben Ansicht war wie ich, nämlich daß wir alle Hindernisse, die wir zu überwinden hatten und die uns schließlich unser jetziges Glück bescherten, vergessen und jubeln und dankbar sein sollten.

Das goldene Jubiläum

Während der Feierlichkeiten anläßlich des goldenen Jubiläums der Königin nahmen die Ereignisse eine so dramatische Wendung, daß sie mein ganzes Leben veränderten. Ich war damals erst vierzehn Jahre alt und konnte die Tragweite der Vorgänge, die sich um mich abspielten, erst viel später ermessen. Es war wie der Blick durch ein beschlagenes Glas: Ich sah, was geschah, aber ich verstand nicht, was es bedeutete.

Dem flüchtigen Beobachter mögen wir als eine glückliche Familie erschienen sein. Aber wann sind die Dinge schon so, wie sie scheinen? Wir waren sogenannte wohlhabende Leute. Unser Londoner Wohnsitz befand sich in einem eleganten Viertel unweit vom Hyde Park; für unser leibliches Wohl sorgten Wilkinson, der Butler, und Mrs. Winch, die Haushälterin. Zwischen ihnen herrschte ständig ein mühsam aufrechterhaltener Waffenstillstand, da jeder sehr darauf erpicht war, dem anderen seine Überlegenheit zu zeigen. In den frühen Morgenstunden, bevor sich die Mitglieder der Familie aus den Betten erhoben, rumorten die niederen Dienstboten umher; sie entfernten die Reste der Kaminfeuer vom Vortag, sie polierten, wischten Staub, bereiteten heißes Wasser, und wenn wir aufstanden, war wie durch Zauberei alles bereit, was wir benötigten. Alle wußten, daß mein Vater höchst ungnädig werden konnte, wenn ein dienstbarer Geist sichtbar wurde; der Anblick eines Häubchens und einer Schürze konnte die Entlassung der Trägerin zur Folge haben. Jedermann im Haus fürchtete Papas Mißfallen – sogar meine Mutter.

Papa, das war Robert Ellis Tressidor – er stammte von Tressidor Manor in Lancarron in Cornwall. Die großen Landgüter befanden sich seit dem 16. Jahrhundert im Familienbesitz, der sich nach der Restauration noch vermehrt hatte. Die großen Familien im Westen des Landes waren damals mit wenigen Ausnahmen uneingeschränkt für den König gewesen, und keine war königstreuer als die Tressidors.

Leider war das Anwesen der Familie meinem Vater weggenommen und von Cousine Mary annektiert worden. (Ich hatte erst nachsehen müssen, was dieses Wort bedeutete, denn ich war eine aufmerksame Zuhörerin und erfuhr das meiste über die Familie, indem ich Ohren und Augen offenhielt.) Mein Vater und seine Schwester Imogen, die voll Bewunderung an ihm hing, sprachen den Namen von Cousine Mary stets in einem verächtlichen, haßerfüllten Ton aus – jedoch mit einer Spur von Neid, wie ich herauszuhören glaubte.

Ich hatte erfahren, daß mein Großvater einen älteren Bruder gehabt hatte, den Vater von Mary. Sie war sein einziges Kind, und da er der älteste Sohn war, waren Tressidor Manor und sämtliche Ländereien an Mary gefallen statt an meinen Vater, dem sie offenbar rechtmäßig zustanden; denn war er auch der Sohn eines jüngeren Sohnes, so gehörte er doch dem überlegenen Geschlecht an, mit dem zu rivalisieren eine Frau sich nicht erkühnen sollte. Meine Tante Imogen – Lady Carey – war auf ihre Art ebenso furchteinflößend wie mein Vater. Ich hatte die beiden über das schmähliche Betragen von Cousine Mary sprechen hören, die das Anwesen der Familie mir nichts, dir nichts in Besitz genommen hatte, ohne auch nur einen Augenblick daran zu denken, daß sie damit den rechtmäßigen Erben beraubte. »Diese Harpyie!« wurde sie von Tante Imogen betitelt, und ich stellte mir Cousine Mary mit Kopf und Rumpf einer Frau vor, mit Vogelflügeln und langen Klauen, die nach meinem Vater und Tante Imogen griffen, wie es die Harpyien mit dem bedauernswerten blinden König Phineus machten.

Man konnte sich schwer vorstellen, daß irgend jemand Papa ausspielen konnte, und da dies Cousine Mary gelungen war, nahm ich an, sie müsse wahrhaft furchterregend sein, was mir unwillkürlich eine gewisse Bewunderung für sie einflößte. Als ich das meiner Schwester Olivia erzählte, meinte sie, ich sei ausgesprochen ungerecht. Doch mochte Papa hinsichtlich seines Erbes auch unterlegen sein, in seinem eigenen Haus war er der Herr und Meister. Hier herrschte er unangefochten, und alles hatte so zu geschehen, wie er es verfügte. Wir hatten eine Menge Bedienstete – die notwendig waren, da er im öffentlichen Leben stand und viele gesellschaftliche Verpflichtungen hatte. Er war Vorsitzender verschiedener Komitees und Organisationen, viele darunter im Dienste der Menschlichkeit, wie etwa die Gesellschaft zur Beschäftigung der Armen oder das Komitee zur Rehabilitation gefallener Frauen. Immer trat er für die gute Sache ein. Sein Name stand oft in der Zeitung, und es wurde gemunkelt, daß er es längst verdient hätte, in den Adelsstand erhoben zu werden.

Offensichtlich war er mit vielen wichtigen und einflußreichen Leuten befreundet, darunter auch mit Lord Salisbury, dem Premierminister. Papa hatte einen Sitz im Parlament, gehörte jedoch nicht zum Kabinett – was anscheinend nur eine Frage des freiwilligen Verzichts war –, weil er außerhalb von Westminster zu viele Verpflichtungen hatte. Er fand, er könne seinem Land damit besser dienen, als wenn er sich ausschließlich der Politik widmete. Von Beruf war er Bankier und saß im Aufsichtsrat verschiedener Firmen. Jeden Morgen kam die Kalesche vom Kutschhaus vorgefahren. Sie hatte auf Hochglanz poliert und die Livree des Kutschers hatte absolut korrekt zu sein; auch der kleine Page, der während der Fahrt hinten stand und dessen Aufgabe es war, bei der Ankunft am Bestimmungsort herabzuspringen und den Wagenschlag zu öffnen, war ebenso makellos herausgeputzt.

Papa besaß die zwei wichtigsten Eigenschaften eines Gentleman unserer Zeit: Er war reich, und er war tugendhaft.

Miss Bell, unsere Gouvernante, war sehr stolz auf ihn.

»Ihr müßt immer daran denken, daß euer Vater die Quelle ist, aus der unsere Behaglichkeit entspringt«, sagte sie zu uns.

Ich wies sie sogleich darauf hin, daß vielen Leuten in seiner Gegenwart offenbar nicht sehr behaglich zumute sei, weshalb es vielleicht nicht gerade Behaglichkeit sein mochte, die aus dieser besagten Quelle sprudelte.

Unsere Gouvernante verzweifelte oft an mir. Die gute Miss Bell – sie war so ernsthaft und so erpicht darauf, die Aufgabe, zu der Gott – und der große Mr. Tressidor – sie berufen hatte, gewissenhaft zu erfüllen. Sie war überaus korrekt und förmlich; von den Tugenden ihres Brotherrn überwältigt, übernahm sie fraglos die Einschätzung, die er von sich selbst hatte – und die tatsächlich die allgemein anerkannte war. Miss Bell war sich stets bewußt, daß sie trotz all ihrer Tüchtigkeit, trotz bester Pflichterfüllung nur eine Angehörige des untergeordneten Standes war.

Ich war gewiß kein fügsames Kind, denn ich glaubte nie, was mir erzählt wurde, und brachte es nicht fertig, dazu zu schweigen.

»Warum«, fragte meine Schwester Olivia, »mußt du immer alles so verdrehen, bis es ganz was anderes ist, als was man uns erzählt?«

Vermutlich, erwiderte ich, weil die Leute nicht immer die Wahrheit sagen und uns nur das erzählen, was sie uns glauben machen wollen.

»Es ist einfacher, wenn wir ihnen glauben«, meinte Olivia, und das war typisch für sie. Deshalb galt sie als braves Kind. Ich dagegen war aufsässig. Ich dachte oft: Seltsam, daß wir Geschwister sind. Wir waren so verschieden.

Unsere Mutter stand niemals vor zehn Uhr morgens auf. Everton, ihre Zofe, brachte ihr dann eine Tasse heiße Schokolade. Mama war eine große Schönheit und wurde in den Gesellschaftsspalten der Zeitungen oft erwähnt. Miss Bell zeigte uns die Artikel von Zeit zu Zeit. »Die schöne Mrs. Tressidor« beim Rennen ... bei einem Diner ... auf einem Wohltätigkeitsball. Sie wurde stets als »die schöne Mrs. Tressidor« bezeichnet.

Olivia und ich waren von ihrer Schönheit ebenso überwältigt wie von der überragenden Tugendhaftigkeit unseres Vaters. Beides machte unser Heim ziemlich ungemütlich. Meine Mutter war zuweilen sehr zärtlich zu uns, dann wieder schien sie uns gar nicht wahrzunehmen. Gelegentlich umarmte und küßte sie uns wie toll – besonders mich, wobei ich hoffte, daß Olivia das nicht bemerkte. Mama hatte leuchtende braune Augen und eine Fülle kastanienbrauner Haare; wie unser höchst ungewöhnliches Zimmermädchen Rosie Rundall mir zuflüsterte, gab Everton sich viel Mühe, die Farbe von Mamas Haaren mit geheimnisvollen Wässerchen zu erhalten. Die Schönheit unserer Mutter zu bewahren war offenbar ein aufwendiges Unterfangen. Everton verstand sich bestens darauf, und sie hielt den ganzen Haushalt in Schach und verlangte absolute Stille, wenn unsere Mutter mit eiskalten Wattebäuschen auf den Augenlidern ruhte oder von Evertons kundigen Händen sanft massiert wurde. Dabei führten die zwei unentwegt Gespräche über die neueste Mode.

»Es ist wirklich anstrengend, eine Schönheit zu sein«, bemerkte ich zu Olivia, und Rosie Rundall, die zufällig dabei war, pflichtete mir bei: »Darauf kannst du Gift nehmen!«

Rosie Rundall war das ungewöhnlichste Hausmädchen, das ich je gekannt hatte. Sie war groß und hübsch. Hausmädchen wurden ja immer nach ihrem Aussehen ausgesucht. Sie waren die Dienstboten, die Besucher zu Gesicht bekamen, und häßliche Mädchen konnten einen schlechten Eindruck von dem Hauswesen vermitteln. Meiner Meinung nach hatten wir in Rosie ein unübertreffliches Hausmädchen.

Rosie verstand überaus würdevoll mit Gästen umzugehen. Sie fiel den Leuten auf. Sie bemerkte das und nahm diese unausgesprochene Ehrung mit schweigsamer Würde entgegen. Aber wenn sie mit Olivia und mir zusammen war – was ihr sehr häufig gelang –, war sie ein ganz anderer Mensch.

Olivia und ich liebten Rosie sehr. Es gab nicht viele Menschen, denen wir Zuneigung entgegenbringen konnten. Unser Vater war zu tugendhaft, unsere Mutter war zu schön, und Miss Bell war zwar sehr tüchtig und gewiß sehr gut für uns, aber liebevoll war sie nicht gerade.

Rosie war gutmütig und setzte sich mühelos über jede Autorität hinweg. Wenn Olivia ihre frische Schürze mit Sauce bekleckerte, nahm Rosie sie ihr geschwind ab, und sie hatte sie binnen so kurzer Zeit gewaschen und gebügelt, daß niemand etwas merkte. Und wenn ich eine kostbare Vase zerbrach, die im Salon auf einer Etagere stand, so klebte Rosie sie wieder zusammen und stellte sie so geschickt hin, daß niemand Verdacht schöpfen konnte.

»Laß mich nur machen«, sagte sie dann lächelnd. »Keiner wird etwas merken. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.«

Wenn sie – einmal in der Woche – abends ausging (sie hatte gleich, als sie zu uns kam, auf dem freien Abend bestanden, und Mrs. Winch, froh, ein so gutaussehendes Mädchen einstellen zu können, hatte ihn bewilligt), zog sich Rosie wie eine Dame an. Sie verwandelte sich in eine ganz andere Person als die, die wir in Häubchen und Schürze kannten. In einem Seidenkleid und einem Hut mit einer kecken Feder, mit Handschuhen und einem Schirmchen sah sie einfach fabelhaft aus.

Wenn ich sie fragte, wohin sie ging, gab sie mir einen kleinen Stups und sagte: »Das wird nicht verraten. Ich sag’s dir, wenn du fünfundzwanzig bist.« Das war eine ständige Redensart von ihr. »Eines Tages, wenn du fünfundzwanzig bist, wirst du’s erfahren.« Ich sah mir immer gern die bedeutenden Leute an, die zu uns ins Haus kamen. Von der Halle aus wand sich eine schöne Treppe bis ins Dachgeschoß, mit einem Lichtschacht in der Mitte, so daß man vom obersten Stockwerk, wo die Schlafkammern der Dienstboten, die Kinderzimmer und das Schulzimmer lagen, in die Halle hinunterschauen und sehen konnte, was dort vorging. Stimmen wehten hinauf, und oft konnte man auf diese Weise dies oder jenes aufschnappen. Aber nichts war so ärgerlich – oder so spannend –, wie wenn ein Gespräch an einem entscheidenden Punkt abbrach. Ich genoß dieses Spiel über die Maßen, auch wenn Olivia es ungehörig fand.

»Lauscher«, meinte sie altklug, »haben noch nie etwas Gutes über sich zu hören bekommen.«

»Liebste Schwester«, gab ich zurück, »wann bekommen wir je irgend etwas über uns zu hören? Gutes oder Schlechtes?«

»Man kann nie wissen, was man zu hören bekommt.«

»Das ist wahr. Und deswegen ist es auch so aufregend.«

Die schlichte Wahrheit war, daß ich ausgesprochen gerne lauschte. Uns wurde so vieles vorenthalten – ungeeignet für unsere Ohren, nahm ich an, und ich hatte einfach das unwiderstehliche Verlangen, diese Dinge zu erfahren.

Es machte großen Spaß, auf die ankommenden Gäste hinunterzublicken und besonders unsere schöne Mutter zu beobachten, wie sie in der ersten Etage auf der Treppe stand. Hier befanden sich das Empfangszimmer und der Salon, wo oft bekannte Künstler – Pianisten, Violinisten und Sänger – unsere Gäste unterhielten.

Die arme Olivia hockte neben mir und stand Todesängste aus, daß man uns entdecken könnte. Sie war ein sehr furchtsames Mädchen. Immer war ich die Anführerin, wenn es etwas Abenteuerliches zu unternehmen galt, obgleich Olivia zwei Jahre älter war als ich. Miss Bell pflegte zu sagen: »Äußere dich doch auch mal, Olivia. Laß nicht immer Caroline den Ton angeben.«

Doch Olivia war und blieb zurückhaltend. Sie war eigentlich recht hübsch, gehörte jedoch zu den Menschen, die man einfach nicht bemerkt. Alles an ihr war nett, aber unauffällig. Sie hatte ein schmales, blasses Gesicht mit großen braunen Augen. »Gazellenaugen«, sagte ich zu ihr, worauf sie nicht wußte, ob sie geschmeichelt oder gekränkt sein sollte. Das war typisch für Olivia. Sie war sich ihrer nie sicher. Sie hatte schöne Augen, war aber kurzsichtig, was ihr ein etwas hilfloses Aussehen verlieh. Sie hatte glattes, feines Haar, das sich nicht bändigen ließ; immer lösten sich zu Miss Bells Verzweiflung ein paar Strähnen. Es gab Zeiten, da hatte ich das Gefühl, Olivia beschützen zu müssen, aber meistens stiftete ich sie zu leichtsinnigen Abenteuern an.

Ich dagegen war ganz anders, sowohl im Aussehen als auch im Temperament. Miss Bell sagte stets, sie hätte es nie für möglich gehalten, daß zwei Schwestern so verschieden sein konnten. Mein Haar war dunkler als Olivias, fast schwarz, und meine Augen waren von einem klaren Grün, das ich mit einer grünen Schleife im Haar gern betonte, denn ich war sehr eitel und mir meiner auffälligen Farbgebung bewußt. Zwar war ich weit davon entfernt, mich für hübsch zu halten, aber ich blieb nicht unbemerkt. Mit meiner Stupsnase, dem breiten Mund und der hohen Stirn – in einem Zeitalter, wo niedrige Stirnen modern waren – hatte ich keinen Anspruch, als schön zu gelten. Aber ich besaß etwas – meine Lebhaftigkeit, denke ich –, das die Leute daran hinderte, mich mit einem flüchtigen Blick abzutun; sie sahen mich unweigerlich genauer an.

Zum Beispiel Captain Carmichael. Ich dachte stets mit großem Vergnügen an ihn. Er sah prachtvoll aus in seiner rot-goldenen Uniform, aber in Reitkleidern oder im Abendanzug war er ausgesprochen schön. Er war der eleganteste und interessanteste Gentleman, den ich kannte, und er besaß eine Eigenschaft, die ihn für mich unwiderstehlich machte: Er ließ mir seine besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. Er lächelte mir zu, und wenn sich die Gelegenheit ergab, sprach er mit mir, als sei ich eine bedeutende junge Dame und nicht ein kleines Mädchen, das dem Schulalter noch nicht entwachsen war.

Und wenn ich die Treppe hinunterspähte, hielt ich immer nach Captain Carmichael Ausschau.

Wir beide teilten ein Geheimnis, in das auch meine Mutter eingeweiht war. Es betraf ein goldenes Medaillon, das schönste Schmuckstück, das ich je besessen hatte. Schmuck zu tragen war uns freilich verboten, und es war wirklich gewagt von mir, dieses Medaillon umzuhängen. Ich hielt es unter meinem Mieder versteckt, das so hoch geschlossen war, daß niemand das Medaillon sehen konnte; aber ich war glücklich, es auf meiner Haut zu spüren. Es war aufregend, weil es heimlich war.

Ich hatte es geschenkt bekommen, als wir auf dem Land waren.

Unser Landhaus war etwa zwanzig Meilen von London entfernt – ein herrschaftliches Gebäude im Queen-Anne-Stil, das in einem zwanzig Morgen umfassenden parkartigen Gelände stand. Es war sehr komfortabel, aber es war nicht Tressidor Manor, wie ich meinen Vater voll Bitterkeit hatte sagen hören.

Wir Mädchen verbrachten damals die meiste Zeit dort, umsorgt von einer Schar Dienstboten und von Miss Lucy Bell, die das Kinderzimmer unter sich hatte. Sie kam uns alt vor, aber damals schien uns jeder uralt, der über zwanzig war. Sie mußte etwa dreißig gewesen sein, als sie zu uns kam, und zur besagten Zeit war sie vier Jahre bei uns. Sie war sehr auf die Erfüllung ihrer Pflichten bedacht, nicht nur, weil sie ihren Unterhalt verdienen mußte, sondern auch, dessen war ich sicher, weil sie uns auf ihre Art gern hatte.

Unsere Kinderzimmer auf dem Land – große, freundliche, sonnige Räume im Dachgeschoß – boten uns einen herrlichen Blick über Wälder und grüne Felder. Wir hatten eigene Ponys und ritten sehr viel. In London ritten wir auch, allerdings in einer Reihe hintereinander, was aufregend war wegen der Leute, die sich vor unserer Mutter verneigten, wenn sie gelegentlich mit uns ausritt, aber es ging doch nichts über das Reiten auf dem Lande und das Vergnügen, über den federnden Rasen zu galoppieren.

Ungefähr einen Monat, bevor wir nach London kamen, traf unsere Mutter überraschend auf dem Lande ein. Sie wurde begleitet von Everton nebst Hutschachteln und viel Gepäck, mit allem, was meine Mutter benötigte, um sich das Leben angenehm zu machen. Sie kam selten aufs Land, und im Haus herrschte daher rege Geschäftigkeit.

Sie rauschte ins Schulzimmer und umarmte uns beide herzlich. Wir waren überwältigt von ihrer Schönheit, ihrem Duft und ihrer eleganten Erscheinung in dem hellgrauen Rock und der rosafarbenen Bluse mit Biesen und Rüschen.

»Meine süßen Mädchen!« rief sie. »Wie schön, euch zu sehen! Jetzt will ich eine Weile mit meinen Mädchen allein sein.«

Olivia lief rot an vor Freude. Auch ich freute mich, aber ich fragte mich auch ein wenig skeptisch, warum ihr plötzlich so viel an uns lag, da sie sich vorher so viele Gelegenheiten, mit uns zusammen zu sein, hatte entgehen lassen.

Damals kam mir der Gedanke, daß sie womöglich nicht so leicht zu verstehen war wie Papa. Papa war allmächtig, allwissend, das mächtigste Wesen, das wir kannten; er kam gleich nach dem lieben Gott. Mama war eine Dame voller Geheimnisse. Ich besaß zu jener Zeit mein Medaillon noch nicht, also hatte ich kein eigenes großes Geheimnis, aber ich las etwas in Mamas Augen.

Sie lachte mit uns und sah sich unsere Zeichnungen und Aufsätze an.

»Olivia ist ziemlich begabt«, sagte Miss Bell.

»Wahrhaftig, Liebling! Ich glaube, du wirst einmal eine große Künstlerin.«

»Das wohl kaum«, erwiderte Miss Bell, die immer befürchtete, zuviel Lob könne schaden.

Olivia war selig. Sie hatte etwas reizend Unschuldiges. Sie glaubte stets an das Gute, und ich kam zu der Einsicht, daß dies eine große Gabe war.

»Caroline schreibt recht gut.«

Meine Mutter blickte verständnislos auf die unordentliche Seite, die ihr gezeigt wurde, und murmelte: »Sehr hübsch.«

»Ich meinte nicht ihre Handschrift«, sagte Miss Bell. »Ich meine ihre Satzkonstruktionen und wie sie die Worte verwendet. Sie hat Phantasie und versteht sich auszudrücken.«

»Wie wundervoll!«

Geistesabwesend betrachtete sie das Blatt Papier; doch der Ausdruck ihrer schönen Augen verriet mir, daß sie an etwas anderes dachte.

Am nächsten Tag traf der Grund für Mamas Landpartie ein. Das war das erste der wichtigen Ereignisse, die ich damals noch nicht erkannte.

Captain Carmichael kam zu Besuch.

Wir waren mit Mama im Rosengarten und bildeten sicher ein hübsches Bild: Sie hielt ein Buch in der Hand, wir beiden Mädchen saßen ihr zu Füßen. Sie las uns nicht vor, aber es sah so aus.

Captain Carmichael wurde zu uns geführt.

»Captain Carmichael!« rief meine Mutter. »So eine Überraschung!«

»Ich war auf dem Weg nach Salisbury, und da dachte ich, Robert würde mir nie verzeihen, wenn ich in der Nähe gewesen und nicht vorbeigekommen wäre. Und ... da bin ich nun.«

»Robert ist leider nicht hier. Aber es ist eine reizende Überraschung.« Meine Mutter erhob sich und klatschte in die Hände wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum.

»Bleiben Sie, trinken Sie Tee mit uns«, fuhr sie fort. »Olivia, geh, sag, sie sollen Tee bringen. Caroline, du gehst mit Olivia.«

Wir gingen und ließen die beiden allein.

Das wurde eine wundervolle Teestunde! Es war Anfang Mai, eine herrliche Jahreszeit. Rote und weiße Blüten an den Bäumen, der Duft frischgemähten Grases in der Luft, die Vögel sangen, und die Sonne – noch war sie mild und nicht zu heiß – schien auf uns herab.

Captain Carmichael unterhielt sich mit uns. Er erkundigte sich nach unseren Fortschritten beim Reiten. Olivia sagte nicht viel, aber ich erzählte eine ganze Menge, und es schien ihm zu gefallen. Wenn seine und meiner Mutter Blicke sich trafen, schienen sie mich einzuschließen, und das machte mich sehr glücklich. Was Olivia und mir fehlte, war Zuwendung. Für unsere körperlichen Bedürfnisse war bestens gesorgt, doch wenn man heranwächst und mit der Welt Bekanntschaft macht, dann braucht man nichts so sehr wie Zuwendung, echte Zuneigung. An diesem Nachmittag schien sie uns gewährt.

Ich wünschte, es würde immer so sein. Ich dachte, wie anders unser Leben gewesen wäre, wenn wir jemanden wie Captain Carmichael zum Vater hätten.

Er war ein faszinierender Mann. Er war viel in der Welt herumgekommen. Er war mit General Gordon im Sudan gewesen und hatte die Belagerung von Khartoom miterlebt. Er schilderte lebhaft die Entbehrungen, die Angst, die Entschlossenheit seiner Leute – obwohl ich glaube, daß er uns nicht die ganze Wahrheit enthüllte, weil sie für unsere kindlichen Ohren zu schrecklich war. Nach dem Tee erhob er sich, und meine Mutter sagte: »Sie dürfen jetzt nicht weglaufen, Captain. Möchten Sie nicht über Nacht bleiben? Morgen können Sie in aller Frühe aufbrechen.«

Er zögerte ein Weilchen, wobei er sie verschmitzt ansah.

»Nun ja ... vielleicht läßt es sich einrichten.«

»Fein. Das ist wunderbar. Schätzchen, geht und sagt, sie sollen ein Zimmer für Captain Carmichael herrichten ... oder nein, ich geh lieber selbst. Kommen Sie, Captain. Ich bin so froh, daß Sie hier sind.«

Olivia und ich blieben sitzen, verwirrt vom Besuch des netten Gentleman.

Am nächsten Morgen ritten wir alle zusammen aus. Wir waren sehr ausgelassen. Der Captain ritt an meiner Seite und sagte, ich säße auf dem Pferd wie ein richtiger Reiter.

»Jeder ist ein Reiter, der auf einem Pferd reitet«, erwiderte ich. Selbst in meiner Seligkeit war ich noch aufsässig.

»Manche sind Kartoffelsäcke – die anderen sind Reiter.«

Das kam mir unglaublich komisch vor, und ich lachte unmäßig.

»Sie haben anscheinend Erfolg bei Caroline, Captain«, sagte meine Mutter.

»Sie lacht über meine Scherze. Das ist der nächste Weg zum Herzen eines Mannes, so sagt man doch?«

»Ich dachte, der schnellste Weg sei, ihn zu verköstigen.«

»Die Würdigung der geistigen Fähigkeiten kommt zuerst. Komm, Caroline, mal sehen, wer zuerst am Wald ist.«

Es war herrlich, an seiner Seite dahinzufliegen, den Wind im Gesicht. Er sah mich dauernd an und lächelte, als hätte er mich sehr gern.

Wir gingen auch auf die Koppel, weil er sehen wollte, wie wir sprangen. Wir zeigten ihm, was uns unser Reitlehrer kürzlich beigebracht hatte. Dabei machte ich es viel besser als Olivia, die immer zu ängstlich war und bei einem Sprung beinahe vom Pferd stürzte.

Captain Carmichael und meine Mutter klatschten mir Beifall.

»Hoffentlich bleiben Sie noch lange«, flüsterte ich dem Captain zu.

»Leider! Leider!« Er sah meine Mutter an und zuckte die Achseln.

»Vielleicht noch eine Nacht?« schlug sie vor.

Er blieb zwei Nächte, und kurz bevor er aufbrach, ließ meine Mutter mich rufen. Sie war in ihrem kleinen Wohnzimmer, und Captain Carmichael war bei ihr.

»Ich muß bald gehen, Caroline«, sagte er. »Ich möchte mich verabschieden.«

Er legte mir seine Hände auf die Schultern und sah mich ein paar Sekunden an. Dann drückte er mich an sich und gab mir einen Kuß.

Als er mich losließ, fuhr er fort: »Ich möchte dir etwas schenken, Caroline, damit du immer an mich denkst.«

»Oh, ich werde Sie nie vergessen.«

»Das weiß ich. Aber ein kleines Andenken, ja?«

Darauf zog er das Medaillon hervor. Es hing an einem goldenen Kettchen, und er sagte: »Mach es doch auf.«

Ich fingerte daran herum, dann nahm er es mir aus der Hand. Das Medaillon sprang auf und enthüllte eine wunderschöne Miniatur von ihm. Sie war winzig, aber so ausgezeichnet gearbeitet, daß seine Züge klar zu erkennen waren.

»Wie schön!« rief ich und sah von Captain Carmichael zu meiner Mutter.

Beide blickten gerührt erst mich und dann einander an.

Daraufhin meinte meine Mutter trocken: »Ich an deiner Stelle würde es keinem Menschen zeigen, nicht einmal Olivia.«

Oh, dachte ich, Olivia bekommt also kein Geschenk. Sie wollen nicht, daß sie neidisch wird.

»Ich würde es weglegen, bis du älter bist«, riet meine Mutter. Ich nickte.

»Danke«, murmelte ich. »Vielen, vielen Dank.«

Er nahm mich in die Arme und gab mir noch einen Kuß.

Am Nachmittag sagten wir ihm Lebewohl.

»Zum Jubiläum bin ich zurück«, sagte er zu meiner Mutter.

So kam ich zu dem Medaillon. Ich liebte es und betrachtete es oft. Aber ich konnte es nicht wegstecken. Ich fand es sehr aufregend, weil ich es geheimhalten mußte. Ich trug es tagsüber unter meinem Mieder und bewahrte es nachts unter meinem Kopfkissen auf. Wenn ich es ansah, weidete ich mich nicht nur an seiner Schönheit, sondern auch daran, daß es ein Geheimnis war, das nur ich, meine Mutter und Captain Carmichael kannten.

Am 14. Juni kamen wir nach London zurück, eine Woche vor dem großen Tag des Jubiläums. Die Fahrt vom Land nach London war jedesmal aufregend. Wir näherten uns von Osten, und der Tower erschien mir wie das Bollwerk der Stadt. Grimmig, bedrohlich kündete er von vergangenen Tragödien, und ich mußte jedesmal an die Menschen denken, die dort vor langer Zeit eingekerkert waren.

Dann gelangten wir in die Stadt, vorbei an dem vergleichsweise neuen Parlamentsgebäude, das einen so prachtvollen Anblick am Fluß bot und dabei den falschen Eindruck erweckte, es habe der Witterung schon genauso lange getrotzt wie der Tower.

Nie konnte ich mich entscheiden, was mir lieber war, London oder das Land. Auf dem Land war es heimelig, alles schien in Ordnung, war voll Heiterkeit und Frieden, die ich in London vermißte. Papa war freilich selten auf dem Land, und wenn er kam, schwanden Frieden und Heiterkeit. Gesellschaften wurden gegeben, und Olivia und ich mußten uns möglichst unsichtbar machen. So hing unser Wohlbefinden vielleicht auch davon ab, wo Papa sich jeweils befand.

Aber es war immer aufregend, nach London zurückzukehren, genau wie ich mich jedesmal freute, wieder aufs Land zu fahren. Diesmal war die Rückkehr etwas Besonderes, denn kaum hatten wir die Hauptstadt erreicht, als uns schon die allgemeine Aufregung ergriff, die Miss Bell das »Jubiläumsfieber« nannte.

Die Straßen der Stadt waren voll lärmender Menschen. Ich beobachtete sie voller Vergnügen: all diese Leute mit ihren Waren, die selten in unser Viertel eindrangen, den Stuhlflicker, der auf dem Pflaster saß und Rohrstühle reparierte, den Katzenfutterverkäufer mit seinem Schubkarren voll ekelhaft aussehendem Pferdefleisch, den Kesselflicker, den Schirmflicker und das Mädchen mit der großen Papierhaube, das einen Korb voll Papierblumen trug, mit denen man in den Sommermonaten die Kamine dekorierte, wenn kein Feuer brannte. Blaskapellen zogen durch die Straßen und spielten bekannte Melodien. Was mir jedoch am meisten auffiel, waren die Verkäufer von Jubiläumsandenken – Becher, Hüte, Schmuckstücke. »Gott schütze die Königin« stand darauf oder »Fünfzig glorreiche Jahre«.

Eine fröhliche Stimmung machte sich breit, und ich war froh, daß wir vom Land gekommen waren, um daran teilzuhaben.

Auch im Haus herrschte Aufregung. Miss Bell sagte, es sei ein Glück für uns, Untertanen einer solchen Königin zu sein, und wir sollten uns unser Leben lang an das Jubiläum erinnern.

Rosie Rundall führte uns ein neues Kleid vor, das sie sich extra für die Feierlichkeiten zugelegt hatte. Es war aus weißem, mit lavendelfarbenen Blümchen bedecktem Musselin, und dazu hatte sie einen passenden lavendelfarbenen Strohhut.

»Das wird ein Trubel werden«, lachte sie, »und Rosie Rundall wird sich mindestens genauso amüsieren wie die Königin – wenn nicht mehr.«

Meine Mutter schien verändert seit dem denkwürdigen Augenblick, als Captain Carmichael mir das Medaillon geschenkt hatte. Sie freue sich, uns zu sehen, sagte sie. Sie umarmte uns und eröffnete uns, daß wir uns mit ihr die Jubiläumsparade ansehen würden. War das nicht aufregend?

Und ob, stimmten wir zu.

»Werden wir die Königin auch sehen?« fragte Olivia.

»Aber natürlich, Liebes. Was wäre das denn ohne sie für ein Jubiläum?«

Wir ließen uns gern von der Aufregung anstecken.

»Euer Vater«, sagte Miss Bell, »hat an so einem Tag natürlich seine Verpflichtungen. Er wird bei Hofe sein.«

»Reitet er mit der Königin?« fragte Olivia.

Ich brach in Lachen aus. »Dazu ist nicht einmal er bedeutend genug«, spottete ich.

Eines Morgens, als wir bei Miss Bell Unterricht hatten, kamen meine Eltern ins Schulzimmer. Das geschah so unerwartet, daß wir alle sprachlos waren – sogar Miss Bell. Sie erhob sich, errötete leicht und murmelte: »Guten Morgen, Sir, Guten Morgen, Madam.«

Auch Olivia und ich hatten uns erhoben und standen da wie zwei Statuen. Wir fragten uns, was dieser Besuch wohl zu bedeuten hatte.

Unser Vater machte ein Gesicht, als frage er sich, wie er nur eine solche Brut hatte zeugen können. Ich hatte nämlich einen Fleck auf dem Mieder. Komischerweise machte ich mich beim Schreiben immer schmutzig. Ich warf den Kopf zurück und sah ihn trotzig an, dabei warf ich einen Blick auf Olivia. Sie war blaß und sichtlich nervös.

Jetzt wurde ich ärgerlich. Kein Mensch hatte das Recht, eine solche Wirkung auf andere auszuüben, und ich gelobte mir heimlich, mich nicht von Papa einschüchtern zu lassen.

Er sagte: »Nun, seid ihr stumm?«

»Guten Morgen, Papa«, sprachen wir einstimmig. »Guten Morgen, Mama.«

Meine Mutter lachte kurz auf. »Ich nehme sie mit, um die Parade anzuschauen.«

Er nickte. Das sollte wohl Zustimmung bedeuten.

Meine Mutter fuhr fort: »Clare Ponsonby und Delis Sanson haben uns beide eingeladen. Die Parade kommt bei ihnen vorbei, und von ihren Fenstern hat man eine ausgezeichnete Sicht.«

»Ja, allerdings.« Er sah Miss Bell an. Wie ich, war auch sie entschlossen, nicht zu zeigen, wie nervös er sie machte. Sie war schließlich eine Pfarrerstochter, und Pfarrersfamilien waren stets so geachtet, daß ihre Töchter von Brotherren bevorzugt behandelt wurden; außerdem war sie eine kluge Dame und nicht gewillt, sich vor ihren Schülerinnen einschüchtern zu lassen.

»Und was halten Sie von Ihren Schülerinnen, hm, Miss Bell?«

»Sie machen gute Fortschritte.«

Meine Mutter sagte, abermals mit diesem leisen Auflachen: »Miss Bell hat mir erzählt, die Mädchen seien klug – jede auf ihre Art.«

»Hm.« Er sah Miss Bell fragend an, und ich dachte, daß keine Furcht zu zeigen in seiner Gegenwart das richtige Benehmen sei. Die meisten Leute ließen sich ihre Angst anmerken, und dann wurde er nur noch gottähnlicher. Ich bewunderte Miss Bell.

»Ihr habt hoffentlich Gott dafür gedankt, daß er uns unsere Königin erhalten hat«, fuhr er fort und sah dabei Olivia an.

»O ja, Papa«, bestätigte ich eifrig.

»Wir alle müssen Gott dankbar sein, daß er uns eine solche Herrscherin beschert hat.«

Ach, dachte ich. Sie ist die Königin, aber sie ist eine Frau. Niemand hat ihr die Krone weggenommen, weil sie eine Frau ist, also hat Cousine Mary auch ein Recht auf Tressidor Manor. Solche Gedanken gingen mir in den seltsamsten Momenten immer durch den Kopf.

»O ja, Papa«, sagte ich, »wir sind dankbar, daß er uns eine so große Herrscherin beschert hat.«

Er funkelte Olivia an, die ihn ängstlich ansah. »Und du? Was hast du zu sagen?«

»Nun ... ja ... ja ... Papa«, stammelte Olivia.

»Wir sind alle sehr dankbar«, sagte meine Mutter, »und bei den Ponsonbys oder Sansons ... werden wir Ihre Majestät hochleben lassen, bis wir heiser sind, nicht wahr, meine Süßen?«

»Ich halte es für besser, wenn ihr in respektvollem Schweigen zusehen würdet«, sagte mein Vater.

»Selbstverständlich, Robert.« Meine Mutter trat zu ihm und schob ihren Arm durch den seinen. Ich staunte über eine solche Kühnheit, doch er schien nichts dagegen zu haben, ja, er fand die Berührung offenbar äußerst angenehm,

»Komm«, sagte sie. Zweifellos sah sie, daß wir das Ende der Unterredung herbeisehnten, und sie fand sie wohl auch selbst etwas ermüdend. »Die Mädchen werden sich gut benehmen und uns alle Ehre machen, nicht wahr, ihr zwei?«

»O ja, Mama.«

Sie lächelte ihn an. Er verzog die Lippen ein klein wenig nach oben, als könne er nicht umhin, zurückzulächeln, auch wenn er sich alle Mühe gab, es zu unterdrücken.

Als sich die Tür hinter ihnen schloß, stießen wir alle einen Seufzer der Erleichterung aus.

»Warum ist er eigentlich hergekommen?« fragte ich, wie üblich ohne zu überlegen.

»Euer Vater fühlt sich gelegentlich verpflichtet, dem Schulzimmer einen Besuch abzustatten«, erklärte Miss Bell. »Das gehört sich so für einen Vater, der immer seine Pflicht erfüllt.«

»Ich bin froh, daß Mutter mitgekommen ist. Dann ist er nicht ganz so streng.«

Miss Bell schwieg.

Dann schlug sie ein Buch auf. »Sehen wir mal, was William der Eroberer jetzt macht. Erinnert ihr euch, wir verließen ihn, als er die Eroberung dieser Inseln plante.«

Während wir lasen, dachte ich an meine Eltern. Warum hatte meine Mutter, die so gern lachte, meinen Vater geheiratet, der überhaupt nicht gern lachte? Warum veränderte sich seine Miene, wenn sie nur ihren Arm durch seinen schob? Warum mußte sie ins Schulzimmer kommen und uns erzählen, daß wir entweder bei den Ponsonbys oder bei den Sansons die Parade anschauen würden, wenn wir es doch schon wußten?

Erwachsene hatten so viele Geheimnisse! Es müßte interessant sein zu wissen, was sie wirklich dachten, denn wenn sie etwas sagten, meinten sie oft etwas anderes.

Ich spürte das Medaillon auf meiner Haut.

Auch ich hatte mein Geheimnis.

Als der große Tag nahte, steigerte sich die Erregung. Alle sprachen nur noch von dem Jubiläum. Am Vortag wurde eine Abendgesellschaft gegeben, und zu dem allgemeinen Jubiläumsfieber kam die Geschäftigkeit, die ein solcher Anlaß jedesmal mit sich brachte.

Am Vormittag machte Miss Bell mit uns den üblichen Morgenspaziergang. In den sonst so stillen Straßen wimmelte es von Händlern, die Jubiläumsandenken feilboten.

»Kaufen Sie einen Becher für die jungen Damen«, riefen sie.

»Kommen Sie, erweisen Sie Ihrer Majestät Respekt.«

Miss Bell eilte mit uns weiter und schlug vor, in den Park zu gehen. Unterwegs erzählte sie uns von der großen Ausstellung, die im Andenken an die Schirmherrschaft des Prinzgemahls aufgebaut worden war, des vielbetrauerten Gatten unserer guten Königin. Wir hatten das alles schon öfter gehört, und ich widmete meine Aufmerksamkeit lieber den Enten. Wir hatten nichts mitgebracht, um sie zu füttern. Mrs. Terras, die Köchin, versorgte uns meistens mit trockenem Brot, aber heute morgen war sie wegen der bevorstehenden Abendgesellschaft zu beschäftigt, um sich mit uns abzugeben.

Wir setzten uns ans Wasser. Miss Bell, stets darauf bedacht, unsere Bildung zu vervollkommnen, lenkte das Thema auf die Thronbesteigung der Königin vor fünfzig Jahren und erzählte zum vielmals wiederholten Male, wie sich unsere gute Königin damals vom Bett erhoben und in ihren Morgenmantel gehüllt hatte, wobei die langen blonden Haare ihr auf die Schultern fielen, und ihr dann gemeldet wurde, daß sie nun Königin sei.

»Wir müssen uns merken, was die gute Königin sagte – so jung und so klug ... ja, schon damals so klug. Sie sagte: ›Ich werde gut sein.‹ Jawohl! Wer hätte gedacht, daß ein junges Mädchen soviel Klugheit beweisen könnte? Sie war kaum älter als du, Olivia. Stellt euch das vor. Wer anders hätte einen solchen Schwur tun können?«

»Olivia«, sagte ich. »Sie will auch immer gut sein.«

Mir kam der Gedanke, daß gute Menschen nicht immer klug seien, und ich konnte mir die Bemerkung nicht verkneifen, daß die beiden Eigenschaften nicht immer Hand in Hand gingen.

Miss Bell ermahnte mich mit leicht verzweifelter Miene: »Du mußt lernen, dir die Argumente jener zu eigen zu machen, die älter und klüger sind als du, Caroline.«

»Aber wenn man nichts in Frage stellt, wie kann man dann neue Antworten finden?«

»Warum eine neue Antwort suchen, wenn du schon eine hast?«

»Weil es vielleicht noch eine andere gibt.«

»Ich glaube, wir sollten jetzt umkehren«, meinte Miss Bell. Warum, grübelte ich, wurden interessante Gespräche immer so abrupt beendet?

Von unserem Schlafzimmer aus konnten wir die Kutschen mit den Gästen vorfahren sehen. Der ganze Platz war voll, und ich nahm an, daß wir nicht die einzigen waren, bei denen eine Abendgesellschaft stattfand.

Es war acht Uhr. Eigentlich sollten wir schon im Bett liegen, um am nächsten Morgen frisch zu sein. Wir wollten das Haus in aller Frühe verlassen, um an Ort und Stelle zu sein, bevor die Straßen für den Verkehr gesperrt wurden. Die Kutsche sollte uns zu den Ponsonbys oder zu den Sansons bringen – man hatte uns nicht gesagt, welcher Einladung wir folgen würden. Da wir mit unserer Mutter gingen, war Miss Bell sich selbst überlassen. Sie wollte Everton zu einem günstigen Aussichtspunkt begleiten, denn auch die Dienstboten hatten ihre Vorkehrungen getroffen. Rosie jedoch wollte sich selbständig machen.

»Gehst du allein?« fragte ich sie. Sie versetzte mir einen leichten Stups.

»Wer nicht fragt, wird nicht belogen«, sagte sie.

Ich glaube, Papa hatte bestimmte Aufgaben wahrzunehmen. Für mich war nur wichtig, daß er nicht bei uns sein würde. Er hätte uns die Stimmung gründlich verdorben.

Nachdem wir die Ankunft der Kutschen gesehen hatten, ging ich mit Olivia zu unserem Posten am Geländer und beobachtete den Empfang der Gäste.

Unsere Mutter glitzerte in einem mit rosafarbenen Perlen besetzten Kleid. Sie trug einen Diamantreif im Haar und sah phantastisch aus. Papa stand neben ihr, prächtig anzuschauen in seinem schwarzen Anzug mit dem Rüschenhemd.

Wir hörten ihre Stimmen und schnappten gelegentlich eine Bemerkung auf.

»Wie nett, daß Sie gekommen sind.«

»Es ist mir ein Vergnügen.«

»Welch wunderbare Einleitung zu dem großen Tag.«

Und so weiter.

Dann tat mein Herz einen freudigen Sprung, denn Captain Carmichael trat zu meinen Eltern.

Er war also wieder in London, wie er gesagt hatte. Er sah fabelhaft aus, auch wenn er nicht in Uniform war. Er war so groß wie mein Vater und auf seine Art ebenso beeindruckend – nur, wo mein Vater gedrückte Stimmung verbreitete, da brachte er Fröhlichkeit mit.

Er ging weiter, und die nächsten Gäste wurden begrüßt.

Ich war verwirrt. Ich wagte nicht, mein Medaillon zu tragen, denn ich war im Nachthemd, und da hätte man es gesehen. Es lag unter meinem Kopfkissen. Dort war es sicher, aber in diesem Augenblick hätte ich es gern bei mir gehabt.

Als alle Gäste begrüßt waren, wollte ich noch weiter dort sitzenbleiben.

»Ich geh wieder ins Bett«, sagte Olivia.

Ich nickte. Sie ging leise fort, aber ich saß da und hoffte, daß Captain Carmichael herauskommen und ich noch einen Blick auf ihn erhaschen würde.

Ich lauschte auf die Geräusche. Bald würde man sich ins Speisezimmer in der ersten Etage begeben.

Da kam meine Mutter mit Captain Carmichael heraus. Sie unterhielten sich ganz leise, und bald gesellten sich ein Herr und eine Dame zu ihnen. Sie blieben eine Weile stehen und plauderten – natürlich über das Jubiläum.

Ich schnappte Gesprächsfetzen auf.

»Sie soll sich geweigert haben, eine Krone zu tragen.«

»Ja, sie setzt eine Haube auf.«

»Eine Haube! Nein, so was!«

»Psst! Majestätsbeleidigung!«

»Aber es ist wahr. Halifax hat ihr gesagt, das Volk wünscht Gold für sein Geld, und Rosbery sagt, ein Königreich muß mit einem Zepter regiert werden und nicht mit einer Haube.«

»Eine Haube? Wirklich? Nicht zu fassen.«

»Aber ja, so lautet der Befehl für alle. Hauben, lange, hochgeschlossene Kleider ohne Umhang.«

»Das wird aber nicht sehr majestätisch aussehen.«

»Meine Liebe, wo sie ist, sieht es immer majestätisch aus.«