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Lo Jakob

DIE HONIGFALLE

Roman

© 2017

édition el!es

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ISBN 978-3-95609-219-0

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5
Bienen betören

»Maia, meine Liebe!« Ausgerechnet Marlen war die erste Person, die Maia traf, noch bevor sie das Gebäude überhaupt betreten hatte. Die Fondsmanagerin arbeitete bei einer Bank, die im gleichen Hochhaus ihren Sitz hatte wie Maias Firma. Sie hatte sie auf dem Vorplatz abgefangen, als Maia gerade vor den großen Glastüren stehen geblieben und dabei war, ihren ganzen Mut zusammenzunehmen, um einzutreten.

»Grüß dich«, brachte Maia heraus und beugte sich ein wenig vor, um Marlens Wangenküsschen entgegenzunehmen. Sie kannten sich nicht wirklich gut, waren nur ein paarmal miteinander ausgegangen, wenn es ihrer beider grausamer Arbeitsrhythmus erlaubte. Aber Marlen war im letzten Jahr vor dem Zusammenbruch eine Konstante gewesen. Und sie war genau der Typ Frau, auf den Maia ihr bisheriges Leben lang abgefahren war.

»Gut siehst du aus.« Marlens Blicke waren wie immer eine aufreizende Provokation. Sie zog Maia damit aus. Früher war Maia selbst diejenige gewesen, die mit diesem Ritual anfing, doch heute hatte sie nicht den geringsten Funken Lust dazu. Obwohl Marlen wie üblich gnadenlos zurechtgemacht war. Ein Kostüm mit Rock, der knapp über den Knien endete und ihre schlanken Beine in den hochhackigen Schuhen betonte. Ein Ausschnitt, der für die Geschäftswelt gerade noch angemessen war – aber eben nur gerade noch. Zum ersten Mal fiel Maia auf, dass Marlen viel zu viel Make-up trug und Massen eines Parfüms, das ihr fast den Atem raubte.

Sie versuchte die Situation, die ihr zunehmend unangenehm war, auf harmlosere Themen zu lenken: »Danke. Bist du auf dem Weg zu einem Meeting?« Auf keinen Fall wollte sie gefragt werden, wo sie so lange gewesen war, was mit ihr passiert war und so weiter. Marlen war definitiv nicht die Person, bei der es ratsam gewesen wäre, ehrlich zu sein. Sie war eine knallharte Karrierefrau. Für Schwächen war in ihrer Welt kein Platz. Und Maia wurde mit Entsetzen klar, dass sie selbst noch vor einem Jahr ganz genauso getickt hatte.

Marlen sah sie irritiert an. Normalerweise hätten sie miteinander geflirtet, dass die Balken krachten. Dass von Maia so gar nichts zurückkam, schien die andere nicht zu verstehen. Sie waren schließlich auf dem besten Weg zu einer Affäre gewesen. Aber das kam Maia jetzt wie ein anderes Leben vor, eine andere Welt. Dass sie während ihres ganzen Ausfalls und der Odenwald-Zeit nicht ein einziges Mal den Wunsch verspürt hatte, Marlen zu kontaktieren, hatte ihr gezeigt, welchen Stellenwert die Fondsmanagerin in ihrer Gefühlswelt hatte: keinen. Und diese Einsicht hatte sie schon gehabt, bevor sie Theresa in ihr Herz geschlossen hatte. Lange davor.

Marlen hatte sich inzwischen von ihrer kurzzeitigen Verwirrung erholt und beantwortete Maias Frage: »Ja, leider. Sonst hätten wir zusammen mal wieder mittagessen gehen können.« Sie warf ihre langen Haare in einer Geste nach hinten, die Maia noch nie als so affektiert empfunden hatte wie in diesem Moment, und sah sie dann mit einem vorsichtig fragenden Blick an. »Bist du jetzt wieder zurück?«

War sie wieder zurück? Das war eine gute Frage. Offensichtlich wusste Marlen Bescheid, was mit ihr los war. Zumindest das, was die Kollegen getratscht hatten – und es war bestimmt ohne Ende getratscht worden. So einen schön saftigen Skandal, wie ihn Maia auf der letzten Sitzung produziert hatte, gab es nicht so häufig. Als sie dann hinterher klatschnass aus dem Badezimmer gestürmt war, immer noch lachend, war es ausgerechnet gerade Mittagszeit gewesen. Alle hatten es mitgekriegt. Alle.

Das heute sollte ein Testlauf sein, um zu sehen, wie es ihr ging, wenn sie tatsächlich wieder zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehrte. Ihre Ärztin hatte das vorgeschlagen, um ihr mehr Klarheit zu vermitteln, wo sie in ihrer Genesung stand. Ihre unkonventionellen Methoden hatten ja bisher gut funktioniert. Aber jetzt war Maia sich gar nicht sicher. Sie hatte diese Idee von Anfang an mit Skepsis betrachtet, und das Gespräch mit Marlen bestätigte ihre Vorbehalte.

»Nicht wirklich«, antwortete sie schließlich kryptisch. Damit ließ sie sich alles offen, auch wenn die Chance, dass sie jemals ihr altes Leben wiederaufnehmen würde, von Tag zu Tag geringer wurde – und gerade jetzt von Sekunde zu Sekunde. Schon spürte sie wieder, wie ihre alte Bekannte, die Wattewolke, sich um ihren Kopf legen wollte. Ein Zeichen, das sie inzwischen ganz unmissverständlich deuten konnte: purer Stress, Abwehrhaltung. Irgendwas in ihr wollte dieses Gebäude nicht betreten. Aber wenigstens dazu sollte sie doch wohl in der Lage sein. Würde sie sich von ihrem widerspenstigen Körper so an die Kandare nehmen lassen? Ihn ihr Leben bestimmen, ihre Karriere versauen lassen?

Oder war das der vollkommen falsche Blickwinkel? War ihr Leben nicht inzwischen sehr viel lebenswerter?

»Schade«, riss Marlen sie aus der Zwickmühle ihrer Gedanken. Ein empfindsamer Ausdruck hatte sich in ihr Gesicht gestohlen.

Und Maia wurde schlagartig bewusst, dass nur sie selbst so abgebrüht über die Sache dachte. Marlen hegte offenbar Mitgefühl für sie oder doch zumindest echte Sympathie. Sie hatte sich wohl mehr erhofft von dem, was Maia immer nur als potentielle Affäre abgehandelt hatte. Das war ein kleiner Schock. Plötzlich kam sich Maia wie ein richtiger Arsch vor, weil sie das damals nicht gemerkt hatte, sich nie die Zeit genommen hatte, darüber nachzudenken. Sie war ausschließlich um ihre Karriere gekreist, alles andere war ganz weit hinten in ihrer Prioritätenliste angesiedelt gewesen. Willi war darin gar nicht vorgekommen. Marlen schon, aber unter »ferner liefen«. Rückblickend schämte sich Maia dafür – mehr für Willi als für Marlen. Gleichzeitig konnte sie nicht umhin, Marlen gedanklich mit Theresa zu vergleichen. Wobei das gar kein wirklicher Vergleich war. Marlen verlor in jeder Hinsicht. Maia hatte keine Ahnung, warum sie Marlens femininem Sexappeal, der sie früher so angemacht hatte, auf einmal nichts mehr abgewinnen konnte. Aber vielleicht war es auch mehr der Künstlichkeit von Marlens Aufmachung geschuldet. Theresa sah ungeschminkt so frisch und auf natürliche Art gut aus, ihr Gesicht strahlte eine gesunde Schönheit aus, mit der Marlens fast zur Maske geschminktes Antlitz einfach nicht mithalten konnte. Maia hätte auch schwören können, dass die Fondsmanagerin schon die eine oder andere Botoxspritze in die Stirn erhalten hatte. Sie war zu glatt, unnatürlich faltenlos. An einem Abend, erinnerte sie sich, hatten sie sich sogar mal darüber unterhalten, ob Maia das machen lassen sollte – rein hypothetisch natürlich. Dass sie tatsächlich darüber nachgedacht hatte, erschien Maia jetzt absurd. Was sie an Theresas Gesicht so mochte, waren ja auch gerade ihre kleinen Lachfalten, diese sündhaften Knicke in den Mundwinkeln, die Art, wie sich ihre Augenbrauen manchmal kräuselten. So etwas wegzuspritzen, wäre ein Verbrechen. Das wollte sie auch auf keinen Fall ihrem eigenen Gesicht antun.

Sie hatte sich in den letzten Monaten verändert. So viel wurde Maia in diesem unbehaglichen Gespräch mit Marlen klar. Oder vielleicht hatte sie sich auch gar nicht verändert, sondern vielmehr zu ihrem alten Selbst zurückgefunden. Zu ihrem eigentlichen, natürlichen Charakter, zu dem, was sie ausmachte. Vielleicht war die Managerin nur aufgesetzt gewesen, und jetzt streifte sie sie ab wie einen alten Mantel. Genauer gesagt: Sie war von ihrem tiefsten Inneren dazu gezwungen worden – mit drastischen Maßnahmen. Die hier bei der Konfrontation mit ihrem alten Leben schon wieder zum Einsatz kamen. Ihr Herzschlag hatte sich beim Anblick des Gebäudes, das ihren Arbeitsplatz beherbergte, bereits beschleunigt, aber inzwischen raste er schon wieder. Selbst während sie jetzt lediglich Marlen gegenüberstand, die sie abwartend ansah, und nicht wusste, wie sie diplomatisch auf deren ›Schade‹ antworten sollte.

Die Entscheidung wurde ihr von einem unangemessenen Lachen abgenommen, das sich ihrer Kehle ohne ihr Zutun entrang. Ihr rebellisches Inneres hatte ganz offensichtlich andere Pläne, als weiter mit Marlen Nichtigkeiten auszutauschen und danach ihren alten Arbeitsplatz zu besuchen. Die innere Maia wollte nur hier weg. Jetzt erkannte sie die Symptome auch als das, was sie waren: Vorbereitungen zur Flucht. Ihr Körper machte sich bereit, sämtliche Energiereserven zu mobilisieren, um möglichst schnell möglichst weit wegzukommen. Und nur weil sie das immer unterdrückte und in der Situation ausharrte, musste der aufgestaute Dampf irgendwo entweichen.

Es gelang ihr zu sagen: »Tut mir leid, ich muss gehen.« Dann machte sie auf dem Absatz kehrt – immerhin mit einem kleinen Winken – und ließ Marlen stehen. Ihre inneren Pferde wollten zwar in wilder Panik davongaloppieren, aber sie schaffte es, einigermaßen würdevoll über den Vorplatz zu laufen und das Gelände zu verlassen.

Als sie bereits um einige Ecken gebogen war, atmete sie das erste Mal wieder tief durch. Dieser Test war zwar einerseits ganz anders verlaufen als geplant und damit wohl auch gescheitert, aber andererseits war er in gewisser Weise auch äußerst erfolgreich gewesen – obwohl sie das Gebäude noch nicht einmal betreten hatte. Die Erkenntnisse, die sie in den paar Minuten vor dem Eingang über sich selbst gewonnen hatte, waren unglaublich. Sie hatte tatsächlich mehr Klarheit erhalten. Vielleicht auf ganz andere Art als erhofft, aber Klarheit war es.

Die Konsequenzen daraus waren das wirklich Komplizierte. Während Maia im Stechschritt zu ihrer Wohnung lief, wirbelten die Gedanken nur so in ihrem Kopf. Sie brauchte auf alle Fälle erst einmal noch eine Verlängerung ihrer Krankschreibung. Sie musste Zeit gewinnen. Zeit, um Entscheidungen zu treffen.

So viele Menschen waren noch nie gleichzeitig auf ihrem Hof gewesen. Theresa fühlte sich ein wenig überfahren. Die Idee mit der Feier hatte sie unbedacht noch im Gerichtssaal geäußert, direkt nachdem der Richter die Sitzung beendet hatte. Jetzt wünschte sie, sie hätte den Mund gehalten.

Ewald stellte gerade direkt beim Schafsgehege einen Grill auf. Suscha, ihr Peter und Maia schafften Stühle und Tische heran. Wo kam denn diese Bierbankgarnitur her? So was hatte sie doch gar nicht. Und sollte Maia sich nicht erst einmal umziehen, bevor sie in ihrer eleganten Bluse und der perfekt sitzenden Businesshose Mobiliar schleppte? Theresa bewunderte mit einem letzten Blick, wie diese Hose Maias schlanke Figur betonte und die Bluse ihre Brüste zur Geltung brachte – so gut, dass sie sich wunderte, dass nicht noch mehr Menschen außer ihr daraufstarren mussten –, dann riss sie sich zusammen und ging in Richtung Scheune. Sie würde wohl am besten alles, was sie an Getränken dahatte, nach draußen schaffen. Diese kleine, spontane Feier schien ungeahnte Ausmaße anzunehmen.

Noch fühlte sich alles unwirklich an. Sie hatten im Grunde gewonnen. So gut wie. Theresa traute dem Frieden noch nicht ganz, aber Maia und Herr Dr. Martens sagten, es sei durch. Das Gutachten hatte Willi zwar einige soziale Macken attestiert, bescheinigte aber zweifelsfrei, dass er durchaus dazu in der Lage gewesen war, einen letzten Willen zu formulieren. Die historischen Dokumente hatten natürlich geholfen. Und inzwischen sah Theresa es auch ein: Da sowieso schon das ganze Dorf Bescheid gewusst hatte, war auch kein Skandal losgetreten worden.

Nach Verlesung des Gutachtens hatte der Richter deutliche Worte für Tante Edeltraut und ihren Anwalt gefunden. Er hatte der gierigen Klägerin klargemacht, dass sie den Prozess verlieren würde, falls sie es weitertreiben würde. Anschließend hatte er beide Parteien zu einer Einigung aufgefordert: Maia und sie sollten Edeltraut lebenslanges Wohnrecht in Willis Frankfurter Haus einräumen, Edeltraut wiederum das Testament akzeptieren und auf die Klage verzichten. Das Verzichtsurteil hatte den Vorteil, dass Edeltraut in diesem Fall nicht erneut Klage erheben, sich also nicht weiter durch sämtliche Instanzen klagen und so die Freigabe des Erbes womöglich um Jahre verzögern konnte. Oder gar auf einen Richter treffen, der alles ganz anders sah und in ihrem Sinne urteilte.

Edeltraut hatte noch im Gerichtsaal einen Tobsuchtsanfall hingelegt, und Theresa war sicher gewesen, dass sie sich nie auf den Deal einlassen würde. Ihr Anwalt hatte ihr aber die Meinung gegeigt, und danach war sie ziemlich kleinlaut geworden. Dr. Martens hatte mit dem gegnerischen Anwalt noch vor Ort alles in trockene Tücher gebracht. In den nächsten Tagen sollten die Papiere kommen, und dann stand dem Erbe nichts mehr im Weg.

Deshalb mussten sie jetzt also feiern. Theresa seufzte, als sie die zwei Bierkisten, die sie in ihrem Getränkelager hatte, auf ihre Sackkarre lud. Spontane Feste waren nicht ihr Ding. Feste überhaupt waren es nicht. Schon gar nicht bei ihr zu Hause. Zähneknirschend packte sie noch einmal zu. Zwei Sprudelkisten obendrauf, und schon steuerte sie wieder auf den Hof hinaus.

Johnny kam aufgeregt auf sie zugelaufen und rief: »Resi, mein Vater hat ein ganzes Fass Most mitgebracht.«

Das wäre womöglich die Rettung, überlegte Theresa. Sie könnte Mostbowle machen. Apfelsaft und Limo dazu, ein paar Fruchtstücke – fertig. Sie musste die Bowle nur gut gekühlt kriegen auf die Schnelle. Eiswürfel! Das war zwar unorthodox bei Mostbowle, aber sicher machbar. Und davon gab es mehr als genug, Maia hatte an der Tankstelle zwei riesige Säcke gekauft.

»Lauf mal bitte schnell in meinen Keller runter und schau nach, wie viele Konservendosen mit Pfirsichen und Ananas da sind«, trug sie Johnny auf.

Die nickte begeistert. »Soll ich sie gleich mit hochbringen?«

Theresa rechnete im Kopf schnell durch: Anzahl Personen, Liter Most, Endergebnis. »Ja, mindestens fünf große. Oder besser sechs, wenn du sie tragen kannst.«

Johnny rannte los, so als dulde die Mission Konservendosen keinen Aufschub, weil die Rettung der Welt davon abhing. Theresa machte sich auf den Weg in die Küche. Worin könnte sie die Mostbowle denn ansetzen? Ins Grübeln versunken bemerkte sie zuerst gar nicht, dass Maia an ihrer Seite aufgetaucht war.

»Na, ganz gestresst? Hast du dich übernommen, liebe Einsiedlerin?« Da war er wieder, dieser schelmische, flirtende Gesichtsausdruck. In Maias hellblauen Augen funkelte es, und sie klimperte mit den Wimpern.

Theresa grinste verhalten zurück. Wenn sie das tat, musste Maia seit neuestem immer auf ihren Mund starren, wie ihr kürzlich aufgefallen war. Zuerst hatte sie gedacht, sie hätte einen Krümel im Mundwinkel. Aber nachdem sie diese Möglichkeit hatte ausschließen können, musste es ihr Lächeln sein, das Maias Blick anzog. Der Gedanke löste unweigerlich ein Kribbeln in ihrem Bauch aus – auch jetzt wieder. Aber sie tat, als ob nichts sei. Sie war noch immer nicht ganz bereit, ihren Gefühlen Raum zu geben. Schließlich hatten sie gerade zusammen geerbt, da durften unkontrollierbare Gefühle jetzt nicht für Ärger sorgen. Das war die rationale Begründung. Aber ganz weit unten nagte auch ein wenig Angst an Theresa – Angst, eine wirklich tolle Freundschaft zu ruinieren. Und sie hatte nicht viele Freundschaften. Maia war ihr einfach zu wichtig, um ein solches Risiko einzugehen.

»Du hättest mich ruhig davon abhalten können, diese Dummheit zu begehen«, meinte Theresa und ging voran durch die Haustür. So war immerhin der intensive Blickkontakt unterbrochen.

Hinter ihr widersprach Maia: »Aber niemals. Und mir das hier entgehen lassen? Versuch einfach ein bisschen zu entspannen und es zu genießen. Das sind alles Leute, die dich mögen, Theresa.«

Sie hatte natürlich recht. Etwas anderes, als die Situation zu akzeptieren, blieb ihr auch gar nicht übrig, dachte Theresa und machte sich daran, sämtliche Utensilien, die sie brauchte, herauszuräumen. »Johnnys Eltern sind noch nie mit ihr mitgekommen«, konstatierte sie dabei einen Fakt, der sie beschäftigte.

»Na, dann wurde es auch mal Zeit. Im Hintergrund haben sie dich ja immer unterstützt.«

Auch da hatte Maia wieder recht. Das wurde Theresa allerdings erst in diesem Moment klar. Als Johnny letztens davon erzählt hatte, wie ihre Eltern auf Theresas Geschichtsforschungsprojekt reagiert hatten, war sie so geschockt gewesen über die Verbreitung der Nachricht im Dorf, dass alles andere gar nicht richtig zu ihr durchgedrungen war.

Maia begann Teller und Besteck zusammenzusuchen, als sei sie inzwischen schon bei Theresa heimisch. Die Vorstellung gefiel ihr, stellte Theresa fest. Sie könnte sich gut vorstellen, mit Maia zusammenzuwohnen. Ein Gedanke, der sie fast erschreckte. Aber die Festplanung erforderte Gott sei Dank sofort wieder ihre volle Aufmerksamkeit.

»Ich hab gar nicht so viel Essen hier. Was soll ich auf die Schnelle nur anbieten?«, grübelte sie. »Wenn ich jetzt ins Dorf fahre, schaffe ich es vielleicht gerade noch so, bevor der Metzger Feierabend macht.« Das fiel ihr natürlich enorm früh ein. Aber sie hatte zuletzt während des Studiums ein Fest ausgerichtet.

»Ist, glaube ich, nicht nötig.« Maia deutete durchs geöffnete Küchenfenster in den Hof. Dort war gerade die Frisörin Ildiko erschienen, die jetzt zusammen mit Suscha eine ganze Ladung Würstchen und Brötchen auf die Bierbank legte.

Zum ersten Mal lächelte Theresa richtig. »Vielleicht sollte ich mich wirklich entspannen. Anscheinend sind die Gäste ja bestens organisiert.«

Maia nickte bestätigend. »Wenn ich dir mit deiner Mostbowle helfe, machst du dann noch einen Salat aus diesen herrlichen Tomaten?«, fragte sie und deutete auf einen Korb auf der Ablage, der mit Tomaten aus Theresas Garten gefüllt war. Dabei schenkte sie ihr wieder diesen unschuldig-neckenden Augenaufschlag.

Konnten sie eigentlich auch noch normal miteinander reden, oder würden sie jetzt immer so maßlos flirten? Aber Theresa ging darauf ein. Sie lächelte, in der Hoffnung, dass sie mit ihrem Mund genau das machte, was Maia offensichtlich schwach werden ließ, und antwortete im gleichen Ton: »Es hat sogar noch einen kleinen Rest Büffelmozzarella, den ich neulich gekauft habe.«

»Perfekt«, girrte Maia und sah dabei aus, als ob sie sich nur mühsam zurückhalten konnte, sie zu küssen. Sie starrte hemmungslos auf Theresas Mund.

»Resi«, drang in diesem Moment Ewalds Stimme durch das geöffnete Fenster, »ich brauch Streichhölzer, mein Feuerzeug ist leer!« Unwissentlich unterbrach der Ortsvorsteher die aufgeheizten Blicke zwischen ihnen. Wer weiß, was sonst passiert wäre. Theresa hatte sich jedenfalls nicht mehr richtig im Griff. Definitiv nicht.

Von diesem Moment an artete das Fest in einen Wirbelsturm aus, der sie mitriss. Keine Zeit, über irgendetwas nachzudenken. Bis Theresa die Mostbowle und den Tomatensalat fertig hatte, lagen schon die ersten Würstchen auf der glühenden Kohle. Die mit Eiswürfeln gekühlte Mostbowle kam sehr gut an und floss in Strömen, sogar Johnny bekam ein sehr verdünntes Glas von ihrer Mutter genehmigt. Ewalds Frau Wilma, die Theresa bisher noch gar nicht gekannt hatte, entpuppte sich als sehr gute Witzeerzählerin, und bald lachte die ganze Gesellschaft über die absurdesten Dinge, während alle sich an den Würstchen satt aßen. Zum Nachtisch zauberte Theresa noch einen Kuchen aus dem Ärmel, den sie zufällig am Vortag gebacken hatte, ohne an Besuch zu denken. Johnny schlang so viel davon runter, dass sie sich mit vollgefressenem Bauch ins Heu legen musste.

Theresa sah ihr amüsiert nach. Wer hätte das gedacht, dass sie sich unter all den Menschen so wohl fühlen würde. Und wann hatte sie eigentlich solch einen Freundeskreis erworben, ohne es zu merken oder es darauf anzulegen? War sie nicht hier raus aufs Land gezogen, um ein Leben als Einsiedlerin zu führen und ihre Ruhe zu haben? War ihr das die ersten Jahre nicht auch hervorragend gelungen? Und was hatte sich jetzt plötzlich geändert? Oder waren die Freunde schon länger da gewesen, und sie hatte es bloß nicht gemerkt?

Sie beschloss, dass es egal war. Dieser Abend war zu schön, um sich den Kopf zu zerbrechen, zumal über Dinge, die gar nicht so dringend durchanalysiert werden mussten.

»Ich hol noch ein paar Flaschen Wein.« Theresa erhob sich vom Tisch und ging in Richtung Scheune. Maia sprang ebenfalls auf. Aus dem vollkommen nichtigen Grund, dass sie Theresa ein paar Sekunden für sich haben wollte, gab sie dem albernen Impuls nach, ihr nachzulaufen. Das Geschnatter auf dem Hof war noch kein bisschen leiser geworden, und die Getränke gingen zur Neige. Das Fass Most war nicht so riesig gewesen und die daraus resultierende Menge an Mostbowle nicht so enorm, dass sie die durstigen Kehlen dauerhaft hätte zufriedenstellen können. Nachschub musste her.

Maia folgte Theresa in die dunkle Scheune. Zuerst konnte sie gar nichts sehen, dann ging ganz hinten eine Glühbirne an, und sie steuerte darauf zu. »Seit wann lagert man Wein denn in der Scheune?«, sagte sie beim Näherkommen.

Theresa war in die Hocke gegangen und suchte in einem niedrigen Regal herum. Sie schenkte ihr ein kleines Grinsen und wandte sich dann gleich wieder dem Wein zu, anscheinend gar nicht überrascht, dass Maia ihr gefolgt war und sich neben sie kniete. »Das tut man bestimmt nicht«, meinte sie. »Es sei denn, man ist so eine Banausin wie ich.« Wieder ein kleines Lächeln.

Sie waren beide erstaunlich nüchtern für die großen Mengen an Bowle, die von allen schon konsumiert worden waren. Wahrscheinlich hatte das Zeug einfach nicht viel Alkohol. Maia konnte jedenfalls einen klaren Kopf gebrauchen. Schon allein von Theresas Nähe wurde es ihr schwummrig genug. Sie besah sich die Weinflaschen, die Theresa aus dem Regal zog – das heißt, eigentlich war das nur ein Vorwand, um Theresas Hände anstarren zu können. Maia liebte Theresas Hände. Sie waren ein Kunstwerk für sich, so kraftvoll und gleichzeitig so feminin. Und komischerweise war das bei Theresa kein Widerspruch.

»Du kannst eigentlich nur roten mit rausnehmen. Der weiße ist nicht kalt genug«, klinkte sie sich in die Weinauswahl mit ein. Es musste schließlich einen offiziellen Grund geben, dass sie hier kniete.

»Ach, wirklich?« Theresa rollte mit den Augen und warf ihr einen gespielt genervten Blick zu. »Was denkst du, was ich gerade sortiere?«

Maia stupste sie zur Antwort mit der Schulter ein wenig an und grinste. »Soll ich dir helfen?«, fragte sie. Obwohl das ja ein bisschen überflüssig war. Theresa war sicherlich auch ohne ihre Hilfe in der Lage, weiß von rot zu unterscheiden.

Die sah sie an, und da war er wieder, der Knick in ihren Mundwinkeln. »Ja, gern«, sagte sie, und Maia verging Hören und Sehen.

Und dann küsste Theresa sie. In dieses Gefühl hinein. Einfach so. Ein kleines Aufstöhnen entfuhr Maia, so sehr hatte sie sich das gewünscht. Darauf hatte sie so lange gewartet, eine Ewigkeit, wie es ihr schien. Sie hatte nicht wieder diejenige sein wollen, die den ersten Schritt tat. Es musste von Theresa ausgehen, hatte sie entschieden. Und jetzt tat es das.

Sie würde heute nicht heimfahren, beschloss sie in dem Moment, in dem Theresas Zunge in ihren Mund eindrang. Gierig beantwortete sie den Kuss und stieß zurück. Nur um sich selbst sofort zu maßregeln: Nicht zu fordernd wirken, Maia. Du willst sie schließlich nicht vergraulen.

Dann war der kurze Augenblick auch schon vorbei, Theresas Mund löste sich von ihrem, und Maia wusste einen Moment lang nicht, ob es wirklich passiert war. Aber ihre Lippen prickelten immer noch, und sie wollte so viel mehr als das.

»Wir müssen wieder zu den Gästen.« Theresa stand auf und zog sie an der Hand mit sich hoch. Wann hatte sie denn ihre Hand genommen?

»Und wenn ich nicht will?«, hörte Maia sich sagen – und hätte sich gleich darauf in den Hintern beißen können. Sie wollte doch Theresa das Tempo überlassen und nicht zu viel verlangen. Nicht zu gierig sein, zu stürmisch. Auch wenn alles in ihr danach schrie, sich zu nehmen, was sie wollte. Nämlich Theresa.

Aber Theresa lächelte nur dieses berauschende Mundwinkel-Lächeln. »Dann muss ich dich wohl überreden.« Und wieder küsste sie Maia. Die war ein weiteres Mal ganz hin und weg. Theresas Küsse hatten Suchtpotential. Ganz sachte am Anfang, kostend, vorsichtig. Und sobald Maia einladend ihre Lippen öffnete, gab es bei ihnen beiden kein Halten mehr. Dieser zweite Kuss dehnte sich viel länger als der erste, und Maia bekam ein heftiges Flattern im Bauch, das sie nur zu gut kannte. Erregung nahm von ihr Besitz. Am liebsten hätte sie jetzt sofort ihre Hände unter Theresas T-Shirt geschoben, hätte ihr die Hose geöffnet und wäre auf Erkundungsreise gegangen. Sie begnügte sich damit, eine Hand in Theresas Nacken wandern zu lassen und dort mit den wunderschönen, glatten, schwarzen Haaren zu spielen. Theresa fuhr währenddessen mit der Hand ihren Rücken entlang, auch da ganz zurückhaltend, fast respektvoll und vorsichtig. Verdammtes Fest, dachte Maia inbrünstig. Nach ihrem Geschmack könnte das jetzt endlich zu Ende sein. Sie wollte Theresa für sich allein haben.

Schon spürte sie, wie die Imkerin den Kuss ausklingen lassen wollte. Sie mussten mit dem Wein zurückgehen, bevor noch jemand kam und sie suchte. Schweren Herzens verabschiedete sich Maia mit einigen kleinen nachgesetzten Mini-Küsschen von Theresas Lippen. Sie musste sich selbst auf später vertrösten. Und Theresa sah definitiv so aus, als ob es ein ›später‹ geben würde.

Ohne ein Wort zu sagen, nahm jede von ihnen zwei Weinflaschen auf, und sie setzten sich Richtung Scheunentor in Bewegung. Bevor sie hinaustrat, drehte sich Theresa noch einmal zu ihr um und schenkte ihr ein breites Lächeln. Mit Mundwinkel-Knicken und allem Drum und Dran. Maia hatte so weiche Knie, dass sie es nur mit knapper Not zum Tisch zurückschaffte, ohne die Weinflaschen fallen zu lassen.

»Ah, Nachschub«, rief Suscha. »Taugt der Fusel auch was?«

»Das musst du schon selbst rausfinden«, war Theresas Antwort. »Spätburgunder?«

Allgemeine Zustimmung am Tisch, und Theresa machte sich daran, die erste Flasche zu öffnen. Zwischendrin sah sie wieder zu Maia rüber und lächelte. Maia schmolz dahin. Wenn Theresa sie nur ab und zu so anlächelte, ließ sich der Rest der Feier vielleicht so gerade noch aushalten.

Kurz nach Mitternacht brachen dann endlich die letzten Gäste auf – Suscha und ihr Peter –, und Maia blieb unter dem Vorwand, beim Aufräumen zu helfen. Was ein wenig fadenscheinig war, weil es gar nicht viel aufzuräumen gab. Das Geschirr in die Spülmaschine, das war alles. Aber Theresa schien es nicht anders zu erwarten, ganz so, als hätten sie es vereinbart.

»Noch ein letztes Glas auf die Nacht?«, fragte Theresa, während sie die restlichen Gläser in die Spülmaschine stellte, um sie ein zweites Mal an diesem Abend laufen zu lassen.

Maia räumte eine Ladung sauberer Teller zurück in den Schrank. »Ich glaube nicht, dass du noch irgendwas dahast«, meinte sie. »Außerdem möchte ich nicht so angeschickert sein wie beim letzten Mal.« Sie hielt in ihrer Arbeit inne, um Theresa einen bedeutungsschwangeren Blick zuzuwerfen.

Die tat verständnislos: »Was für ein letztes Mal meinst du denn?« Aber der zarte Hauch von Rot, der ihre helle Haut überzog, als sie nun die Spülmaschine schloss und auf den Startkopf drückte, sprach Bände.

Maia wartete, bis Theresa fertig war, dann fragte sie: »Zeigst du mir dein Schlafzimmer?« Das sollte doch Stichwort genug sein. Damit hatte sie sich Theresa nun wirklich auf dem Silbertablett präsentiert, jetzt musste sie sich zurückhalten. Sie durfte nicht immer so herrisch sein, sie musste sich auch mal führen lassen, Theresa die Möglichkeit zum Handeln geben. Aber es fiel ihr verdammt schwer. Die Imkerin sah so sexy aus in ihrer Küche, dass Maia am liebsten über sie hergefallen wäre, sie gegen den Kühlschrank gedrängt oder über den Esstisch gelegt hätte. Ideen hatte sie genügend. Aber sie würde jetzt mal ein braves Mädchen sein und keine davon umsetzen. Sie würde ganz gesittet mit Theresa in ihr Schlafzimmer gehen, und dann würden sie Sex im Bett haben. Ein bisschen wild, aber nicht ungezügelt. Und sie würde Theresa die Führung dabei überlassen. Das konnte sie, das war machbar.

So redete Maia sich selbst ins Gewissen und musste dabei innerlich über sich selbst schmunzeln. Es war erstaunlich, wozu ihre Gefühle für Theresa sie brachten. Normalerweise hätte sie sich für keine Frau der Welt zurückgehalten. Ihre jeweilige Geliebte sollte besser gleich erfahren, was für einen Tiger sie sich ins Bett geholt hatte – das war bisher ihr Motto gewesen. Für Theresa jedoch war sie bereit, die Schmusekatze zu geben. Miau.

Aber Theresa löschte erst einmal ihr Feuer. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist . . .« Sie vermied es, Maia in die Augen zu schauen. Gegen die Spülmaschine gelehnt stand sie da und verschränkte die Arme vor der Brust. Abwehrhaltung.

Maia ignorierte das einfach und ging zu ihr hinüber. Blieb direkt vor ihr stehen.

»Theresa, bitte.« Sie versuchte Theresas Blick zu erhaschen. Für einen Sekundenbruchteil gelang es ihr, dann fixierte Theresa irgendetwas hinter ihrer Schulter.

»Ist das klug?« Ganz kurz kam der Blick zurück und verriet mit seinem unsteten Flackern Unsicherheit. »Wir werden zusammen erben. Sollten wir da nicht einen klaren Kopf behalten? Sex macht alles so kompliziert.« Theresa hörte sich nicht wirklich überzeugt an. Aber trotzdem ein wenig resigniert.

»Ist das nur Sex für dich?«, hakte Maia nach. Für sie selbst wäre es so viel mehr. Und auch bei Theresa hatte sie eigentlich das Gefühl gehabt, dass es für sie nicht nur um einen akuten Anfall von Lust ging. Der Gedanke, dass sie sich getäuscht haben könnte, erschreckte sie.

Aber da protestierte Theresa schon: »Nein!« Nur um gleich wieder einzuschränken: »Gott, Maia, ich weiß es nicht, was es ist. Und gerade deshalb sollten wir vorsichtig sein.« Theresa hörte sich verwirrt an, fand Maia, geradezu hilflos. Gar nicht so, als wolle sie ihr ernsthaft eine Abfuhr erteilen. Sondern vielmehr so, als wolle sie überredet werden. Als traue sie sich einfach nicht, obwohl sie wollte. Wobei sie nicht einmal wirklich zu wissen schien, was sie wollte.

Maia hingegen wusste ganz genau, was sie wollte: diese Nacht mit Theresa verbringen. Wenn es nach ihr ging, auch noch viele weitere Nächte. Und Tage selbstverständlich auch. Aber sie würde mal klein beginnen. Heute Nacht würde ein Anfang sein.

»Hör jetzt auf zu denken, Frau Doktor der Philosophie. Nimm einfach diese äußerst willige Frau, die dich wirklich sehr gern hat, an die Hand und entführe sie in dein Schlafzimmer.«

Theresa sah sie an, jetzt endlich ganz direkt und ohne abzuschweifen. Gefühlte ewig lange Sekunden harrte Maia auf eine Reaktion, dann endlich streckte Theresa ihre Hand aus. Maia stieß innerlich einen abgrundtiefen Seufzer der Erleichterung aus und ergriff sie. Unglaublich gut und richtig fühlte sie sich an, diese Hand.

Theresa führte sie die Treppe hoch in ihr Schlafzimmer. Bisher hatte Maia dort nur einmal einen kurzen Blick hineingeworfen, als Willi und sie wegen der Sprengstoffräumung bei Theresa Unterschlupf gefunden hatten. Aber heute hatte der Raum eine ganz andere Bedeutung als damals vor ein paar Wochen. Interessiert sah sie sich um. Er entsprach dem Stil, in dem der Rest des Hauses gehalten war und auch Theresas Persönlichkeit: ein Holzbett, das entweder ein Designerstück war oder viel wahrscheinlicher Marke Eigenbau, gefertigt mit Theresas geliebten Händen. Gekalkte Wände, kein einziges Bild irgendwo. Eine wunderschöne Sommerdecke in Grüntönen lag auf dem breiten Bett. Schlicht, aber gemütlich; kein Schnickschnack, ganz wie die Besitzerin.

Die wirkte jetzt wahnsinnig nervös. Ihre ganze Körperhaltung war steif, und sie schaute überall hin, nur nicht zu Maia. Vermutlich brachte sie nicht oft Frauen in ihr Schlafzimmer. Und vermutlich, führte Maia die Überlegung weiter, musste sie selbst doch wieder den ersten Schritt tun, wenn sie nicht wollte, dass Theresa vor lauter Zaudern einen Rückzieher machte. Was tut man nicht alles aus Liebe . . . Kurz erschrak Maia über diesen Gedanken. Aber es war wahr: Sie liebte Theresa. Und war bereit, ihr über diesen verkrampften Moment hinwegzuhelfen. Dass Theresa auch anders konnte, hatte sie ja auf dem Heu schon erlebt.

Sie begann sich also ihre Bluse aufzuknöpfen und trat auf Theresa zu. Direkt vor ihr ließ sie das Kleidungsstück von den Schultern hinabgleiten und stand im BH vor ihr. Sie hatte ihre Aufmerksamkeit, das stand fest. Theresas Augen hatten sich an ihren Brüsten festgesaugt. Aber noch immer stand sie wie eingefroren da und rührte sich nicht. Härtere Maßnahmen waren angesagt. Maia griff nach hinten und öffnete ihren trägerlosen BH. Theresas Pupillen weiteten sich schlagartig, als sie ihn einfach fallen ließ. Aber immer noch tat sie nichts.

Herrgott noch mal. Maia riss der Geduldsfaden. Sie lehnte sich vor und küsste Theresa einfach. Doch bevor das Ganze außer Kontrolle geraten konnte, gebot sie sich Einhalt, zog sich zurück und lächelte Theresa an. Die führte sie jetzt endlich zum Bett, und gemeinsam ließen sie sich auf der Sommerdecke nieder. Das hier war definitiv nicht Maias übliches Tempo. Gern wäre sie schon fünf Stationen weiter gewesen – nämlich zum Beispiel bereits nackt und mit dem Mund zwischen Theresas Beinen. Aber Theresa war noch vollständig angezogen und sie selbst auch noch zur Hälfte, und sie waren bisher nicht weitergekommen als bis zum Küssen. Relativ züchtige Zungenküsse, falls es so etwas gab. Theresa war immer noch äußerst zurückhaltend und machte keine Anstalten, aus ihrer Reserve zu kommen. Und Maia merkte, wie sie immer wieder lospreschen wollte, wie das Verlangen sie zu übermannen drohte, schaffte es aber jedes Mal, sich zu zügeln. Auch wenn es schwerfiel. Sie musste Theresa die Möglichkeit geben, sich wohl zu fühlen, ihre Geschwindigkeit vorzugeben. Koste es, was es wolle. Sie hoffte nur, sie hatte die Geduld dazu.

Schon hatte sie ihre Hände an Theresas Brüsten. Und zog sie wieder zurück. Schon stieß sie mit der Zunge fordernd in Theresas Mund. Und zog sich erschrocken zurück. Schon drängte sie sich mit ihrem Becken gegen Theresas. Und hielt inne. Was für ein Martyrium, was für eine Qual. Langsames Rösten auf kleiner Höllenflamme war angenehmer als das. Ihr Begehren immer wieder mit dem Lasso einzufangen, schien in Theresas Nähe ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Dieser Körper machte sie einfach rasend vor Lust. Ihre ausufernden Phantasien, die sie die letzten Wochen gepflegt hatte, waren auch nicht gerade hilfreich. Maia fühlte sich wie eine aufgezogene Feder. Ein merkwürdiger Einstieg in Sex war das. Vorspiel konnte man das gar nicht nennen.

Schließlich schien Theresa zu merken, dass etwas komisch lief. »Kann es sein, dass du dich irgendwie zurückhältst?«, fragte sie mit unsicher klingender Stimme. Es war ihr hörbar unangenehm, das anzusprechen.

»Wie kommst du darauf?« Maia versuchte so zu tun, als sei nichts. Was mit Sicherheit nicht besonders klug war, da ihre Schnitzer ins Dominante inzwischen immer häufiger wurden.

Nachdenklich antwortete Theresa: »Letztes Mal warst du irgendwie anders, Gräfin Zahl.« Mit sanften Fingern zeichnete sie zwischen Maias Brüsten kleine, unsichtbare Muster auf die nackte Haut. »Und ich merke doch, dass du dich immer wieder zurückziehst. Warum machst du das?« Ein Blick aus fragenden, empfindsamen Augen.

Schluss jetzt, dachte Maia. Sie musste reinen Tisch machen. Das war kein guter Anfang, den sie da hinlegten. Im Gegenteil fühlte sich das gerade reichlich verkorkst an. Am besten also die Sache jetzt gleich klären, und dann konnte Theresa ihren Teil dazu sagen. Oder vielleicht war es das dann auch. Das wäre eine große Katastrophe und würde Maia das Herz brechen.

Sie schob diesen Gedanken unter Aufbietung aller Willenskraft beiseite und sagte: »Ich will dich nicht überrumpeln. Ich kann im Bett sehr fordernd sein. Dominant geradezu.« Dazu ließ sie die Augenbrauen hüpfen, um dem Ganzen ein wenig den Ernst zu nehmen. Aber eigentlich war sie jetzt selbst verflixt nervös. Wie würde Theresa darauf reagieren? So eine Situation hatte sie noch nie erlebt.

»Und du denkst jetzt, dass eine Butch wie ich das nicht gut haben kann?«, fragte Theresa, sah sie mit großen Augen an und hörte auf, die Zeichen auf ihre Haut zu malen.

Maia schaute zerknirscht. Offensichtlich hatte sie die Stimmung gehörig versaut. Ob das noch zu retten war? Aber noch war nicht alles verloren, Theresas Blick war nicht ablehnend, eher fragend. Also weiter erklären, solange sie noch die Möglichkeit dazu hatte: »So ungefähr. Schließlich siehst du mich als Femme. Oder etwa nicht?« Diese beschissenen Schubladen. Aber Theresa hatte sie definitiv in die Femme-Schublade hineingesteckt. Auch wenn sie immer vorgab, von solchen Einteilungen nichts zu halten – bei Maia hatte sie ganz eindeutig vorgefertigte Bilder, das hatte sich immer wieder gezeigt. Die Frage war nur: Fand sie sie gerade deshalb attraktiv, weil sie sie für eine Femme hielt, oder war es doch komplizierter? Herrgott, war das verworren.

Zu ihrem maßlosen Erstaunen lachte Theresa plötzlich schallend los. »Das ist jetzt echt witzig«, prustete sie.

Maia wusste gar nicht, wie sie das verstehen sollte. Sie machte sich die schlimmsten Gedanken und war zu allen möglichen Zugeständnissen bereit, und Theresa lachte über das Ganze. Und sie selbst wusste wirklich nicht, was an der verkorksten Situation so lustig sein sollte.

»Du erklärst mir jetzt besser, warum du so lachst«, verlangte sie mit einem Hauch Ärger in der Stimme, »oder es könnte passieren, dass ich ganz schnell sauer werde und dein Bett verlasse.« Aber gleichzeitig war sie unglaublich neugierig, was da jetzt für eine Begründung käme. Die Nervosität war verflogen.

Theresa riss sich sichtlich zusammen, musste aber immer noch amüsiert kichern. »Ich hab mir so den Kopf darüber zerbrochen«, begann sie, »wie ich es dir beibringen kann, dass ich beim Sex nie das Zepter an mich reißen werde. Dass ich es im Gegenteil gernhabe, wenn mich meine Geliebte ganz in Besitz nimmt. So wie du es auf dem Heu gemacht hast.«

Maia musste erst einmal verblüfft blinzeln. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit.

Theresa grinste schief, als sie Maias ungläubigen Blick sah, und fügte hinzu: »Wir sind echt ein schönes Paar mit unseren ganzen Vorurteilen.« Dann sah sie Maia erwartungsvoll an – noch ein bisschen scheu, aber abwartend und sogar ein wenig kokett.

»Du willst mir also sagen«, fragte Maia mit ihrem besten Augenaufschlag, »dass ich die Sau rauslassen darf, die ich in Wirklichkeit bin?«

»Oha, eine Sau bist du sogar!« Theresa blinzelte zurück, jetzt ganz eindeutig verführerisch.

Maia grunzte in gekonnter Schweinemanier und stürzte sich auf sie. Das war alles zu schön, um wahr zu sein. Sie verstand plötzlich überhaupt nicht mehr, warum sie sich auch nur eine Sekunde zurückgenommen hatte. Laut grunzend schnüffelte sie wild über Theresas ganzen Brustkorb. Die lachte schallend auf und versuchte sich des ausgelassenen Angriffs zu erwehren, aber Maia konnte spüren, dass sie das nur spielerisch tat. In Wahrheit sonnte sie sich darin, dass sich Maia so über sie hermachte. Intuitiv wusste Maia, dass Theresa bereit war und darauf wartete, genommen zu werden. Von ihr genommen zu werden.

Eine Feuerwalze der Erregung rollte durch sie hindurch bei diesem Gedanken. Es hatte etwas unglaublich Mächtiges, eine so starke Frau wie Theresa willenlos unter sich zu haben. Schon die Vorstellung dessen, was sie alles mit ihr anstellen würde, ließ sie nass werden. Das gegenseitige Vertrauen, die Zuneigung und die Übereinstimmung ihrer Wünsche und Vorlieben taten ein Übriges. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals in ihrem Leben so im Einklang mit den Bedürfnissen einer anderen Frau gewesen zu sein. Dazu noch einer Frau, für die sie bereit gewesen wäre, diese Bedürfnisse hintanzustellen. Aber das musste sie ja gar nicht. Das war das Allerbeste.

Maia schob Theresas T-Shirt nach oben und biss ihr sanft in den flachen, muskulösen Bauch. Theresa schreckte hoch, zum Teil erschreckt, zum Teil erregt, das hörte Maia an ihrem kleinen Stöhnen. Wo sollte sie nur anfangen? Wie würde sie Theresa zum Schmelzen bringen? Es gab so viele Möglichkeiten, so vieles, was sie gern ausprobieren wollte. Für einen kleinen Moment war Maia geradezu überwältigt, weil sie alles wollte, alles gleichzeitig. Theresa mit Haut und Haar besitzen, verschlingen.

Dann zwang sie sich gedanklich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Schließlich ging es vor allem darum, Theresa Wollust zu bescheren. Ihr die unvergesslichsten Stunden zu bereiten, die sie jemals erlebt hatte. Ihr klarzumachen, dass sie, Maia, mehr war als bequemer Sex und vor allem auch mehr als ein bequemer Willi-Ersatz mit Sex.

Sie erhob sich vom Bett. Theresa sah kurz erschrocken aus, aber ihre Augen lösten sich nicht eine Millisekunde von Maia. Dass Theresa auf ihre Brüste fixiert war, hatte sie schon auf dem Heu bemerkt. Und bei so manchem Blick in den Wochen hinterher. Gut, sehr gut.

Maia öffnete den Knopf ihrer Hose und ließ den Reißverschluss mit provozierender Langsamkeit nach unten gleiten. Theresa blinzelte noch nicht einmal mehr, so gebannt war ihr Blick von dem, was Maia tat, so atemlos wartete sie, was als Nächstes käme.

Ganz langsam drehte sich Maia um und begann die Hüften zu wiegen, während sie ihre Hose millimeterweise nach unten schob. Praktischerweise trug sie einen schwarzen String drunter, weil die Hose jede andere Form von Unterwäsche ungünstig abbildete. Ein Glück, wie sie jetzt fand, wenn sie an Theresas Reaktion beim letzten Mal dachte. Der rote String hatte eingeschlagen wie eine Bombe. Sie warf einen lasziven Blick über ihre Schulter und konnte denselben begehrlichen Ausdruck auf Theresas Gesicht sehen wie damals im Heu. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, lag Theresa noch immer vollständig angezogen auf dem Bett. Das würde sich bald ändern. Aber zuerst das hier. Ihre Hose war inzwischen bis zu den Oberschenkeln hinuntergeschoben, und Maia beugte sich nach vorn. Das Wissen, dass Theresa jetzt ihren aufreizend nach hinten gestreckten Po in dem schwarzen String betrachtete, ließ ihr Herz heftig schlagen und noch mehr Nässe fließen. Auch das dürfte Theresas Augen nicht verborgen bleiben. Gut so. Sollte sie ruhig wissen, welche Wirkung sie auf Maia hatte. Hoffentlich hatte es bei ihr den gleichen Effekt. Maia schob die Hose weiter hinunter, richtete sich langsam auf und stieg gemächlich aus einem Hosenbein nach dem anderen. Dann drehte sie sich um.

Theresas Blick war die Mühe wert. Sie fraß sie förmlich mit den Augen auf. Dann streckte sie eine Hand aus. Maia nahm sie, kniete sich über sie, und sofort fanden Theresas Hände den Weg zu Maias Brüsten.

»Hey, alles zu seiner Zeit«, bremste Maia sie, packte die zielstrebigen Hände und hielt sie über Theresas Kopf fest. Auch Theresas Versuchen, mit dem Mund eine ihrer Brustwarzen zu ergattern, konnte sie ausweichen. Dafür war später noch Zeit genug; jetzt hatte sie anderes vor. Sie schob Theresas T-Shirt nach oben und wickelte es um ihre Hände. Mit ihrer einen Hand hielt sie Theresas Hände weiter fest, mit der anderen öffnete sie ihr die Hose. Theresas Atem ging schneller, und ihr fester Bauch hob und senkte sich erregt. Ganz offensichtlich mochte sie Maias herrische Vorgehensweise tatsächlich.

Maia schob die Jeans nach unten und ließ sie einfach dort. Theresas praktisches weißes Baumwollhöschen folgte.

Der Anblick der vor ihr ausgestreckten Theresa nahm Maia gänzlich gefangen. Sie setzte sich zurück, gönnte sich dieses Mal den Augenblick des Innehaltens und betrachtete Theresa ausführlich. Auf dem Heu, in der Dunkelheit und so berauscht, wie sie gewesen war, hatte sie nicht wirklich das ganze Ausmaß von Theresas Ästhetik erfassen können, aber jetzt konnte sie sich nicht sattsehen an diesem wie gemeißelten Körper. An den Brüsten mit den dunklen Brustwarzen, die sie anfangs nicht so wunderschön rund und voll erwartet hätte. Sie fuhr mit der Hand erst über die eine und dann über die andere – nur oberflächlich und streifend. Theresa reckte sich ihr entgegen. Sie wollte mehr, das war allzu deutlich. Doch sie würde noch einen Moment warten müssen. Maias Blick schwenkte hinab zu Theresas Bauch. Flach und muskulös. Maia konnte ansatzweise die einzelnen Muskelstränge erkennen. Das hatte sie bisher bei keiner ihrer Geliebten gesehen, und wie sie wieder einmal erstaunt feststellte, machte es sie maßlos an. Weiter nach unten wanderten ihre Augen und mit ihnen ihre Hände, während Theresa gebannt jede ihrer Regungen verfolgte. Das dunkle, kurz geschorene Dreieck zwischen Theresas Beinen zog sie magisch an, aber sie ließ ihre Hände weiträumig darum herumgleiten, obwohl Theresa alles tat, um sie einzufangen. Sie wölbte einladend ihr Becken, und Maia hätte der Verlockung um ein Haar nachgegeben. Aber sie besann sich auf ihren Plan. Ein letzter, bewundernder Blick auf Theresas durchtrainierte Oberschenkel, deren ästhetische Perfektion schier unfassbar war, dann befahl sie: »Dreh dich um.«

Theresa zögerte keine Sekunde und rollte sich auf den Bauch.

»Auf die Knie.«

Auch dieser Forderung kam Theresa sofort nach, obwohl es sie in eine entblößende Position brachte. Einen genussvollen Moment lang weidete sich Maia an dem Anblick. Theresa präsentierte sich ihr ganz und gar. Ohne Rückhalt. Maia konnte die Nässe auf ihren Lippen glänzen sehen.

Dann ließ sie auch den letzten Rest Zurückhaltung fahren. Sie wollte Theresa mit einer Macht, die sie selbst erschütterte. Atemlos vor Begierde beugte sie sich über Theresas wohlgestalteten Rücken und drang ohne Vorwarnung mit zwei Fingern in sie ein. Keine Sekunde zögerte sie oder überlegte, ob das zu heftig sei. Sie tat es einfach – und wurde mit einem solch tiefen und hemmungslos hingebungsvollen Stöhnen belohnt, dass ihr die Knie weich wurden. Theresa hatte nicht übertrieben. Sie wurde gern resolut genommen. Maia stieß wieder zu und erhielt die gleiche Reaktion. Ihre linke Hand beschäftigte sich unterdessen mit Theresas Brustwarze. Sie zwirbelte sie zwischen den Fingern und zog immer wieder daran. Nicht jede Frau konnte solch starke Stimulation ertragen, aber Theresa gehörte definitiv dazu. Maia wollte sehen, wie weit sie gehen konnte. Sie biss Theresa in die Schulter, und zwar so, dass es wehtun musste. Theresa zog zwar scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, wölbte ihr aber ihr Becken noch drängender entgegen. Ganz offensichtlich mochte sie auch das. Davon angespornt nahm Maia noch einen weiteren Finger dazu, der problemlos mit den anderen in Theresas Mitte glitt. Theresa war unglaublich nass und bereit für sie. Einen solch intensiven sexuellen Moment hatte Maia noch nie mit einer anderen Frau erlebt – einen Moment, in dem wirklich alles zu stimmen schien. Was sie selbst wollte, war genau das, was auch Theresa wollte. Sie konnte es fühlen. Jedes kleinste Flackern von Theresas Muskeln fand seine Resonanz in ihrem eigenen Körper, alles, was Theresa Lust bereitete, war für Maia klar ersichtlich. Deshalb stieß sie wieder und wieder kraftvoll zu, und Theresa dankte es ihr mit ständig steigender Erregung.

»Maia«, keuchte sie irgendwann ins Kissen. Dieses Keuchen traf Maia wie ein Vorschlaghammer, wie eine Abrissbirne, die auch die letzten Mauerreste niederriss: die um ihr Herz. Die dahinter eingeschlossenen Gefühle überfluteten sie nun mit aller Macht. Unglaubliche Leidenschaft, überschäumendes Glück – und alles überstrahlend: Liebe. Liebe für Theresa, die sich ihr so rückhaltlos hingab und sie mit ihr machen ließ, was sie wollte. Maia wusste gar nicht, wohin mit sich in diesem Moment. Der erste Impuls war, Theresa das alles fühlen zu lassen. Ihr jetzt sofort den Höhepunkt ihres Lebens zu bescheren. Sie zum Schreien zu bringen. Und am liebsten hätte sie selbst auch geschrien, ihre Liebe hinausgeschrien. Aber sie war noch zu genug rationaler Gehirnleistung fähig, um zu wissen, dass sie damit womöglich alles versaut hätte.

Stattdessen ließ sie ihre linke Hand zielsicher zwischen Theresas Beine wandern, und mit derselben Entschiedenheit, wie sie sie der zurückgelassenen Brustwarze hatte angedeihen lassen, machte sie sich über Theresas Klit her. Vor lauter Nässe flutschte sie immer wieder davon, bis Maia sie schließlich mit mehreren Fingern gleichzeitig in die Zwickmühle nahm. Theresa bäumte sich unter ihr auf wie ein wilder Mustang, und sie hatte alle Mühe, bei diesem Rodeo nicht abgeworfen zu werden. Das Bewusstsein, dass sie selbst diesen furiosen Ritt verursachte mit dem, was sie in Theresa auslöste, erfüllte sie mit schier unendlicher Befriedigung.

»Maia, Maia, Maia! Oh Gott!«, rief Theresa stöhnend und warf den Kopf zurück. Sie war kurz davor zu kommen. Maia spürte schon die ersten inneren Zuckungen an ihren Fingern und steigerte das Tempo und die Tiefe ihrer Stöße noch einmal. Ihr war selbst nicht ganz klar, woher sie wusste, dass Theresa das noch ertragen konnte, dass sie es brauchte. Sie spürte es einfach. Und sie wollte es ihr geben, wollte ihr alles geben, was sie hatte, alles für sie sein in diesem Moment.