Textlinguistik

15 Einführungen und eine Diskussion

Nina Janich

A. Francke Verlag Tübingen

Inhalt

Über dieses Buch

2., aktualisierte und erweiterte Auflage

Fußnoten

1.2 Die Kategorie ‚Text‘

Es lohnt sich, Kapitel 5 „Stil im Text: Textmerkmale und Stil“ und Kapitel 6 „Stil im Text: Textmuster und Stil“ daraufhin anzusehen. Zur zwingenden Notwendigkeit, Stil als Teil des Textes zu verstehen, siehe Fix 2005.

1.3 Textualität – ein konzentrisch erweiterter Textbegriff

Dieses Teilkapitel stützt sich partiell auf einen Aufsatz, der für einen literaturwissenschaftlichen Rezipientenkreis geschrieben wurde: Fix 2008.

1.3.3 Text und Handeln

Wenn man sich über diese Ansätze genauer informieren will, empfiehlt sich folgende Literatur: zur Sprechakttheorie Austin 1979, Searle 1971, Linke u.a. 52004, Motsch/Pasch 1987, zur Tätigkeitstheorie Leont’ev 1984a, Leont’ev 1984b.

1.5 Text und Stil

Fleischer/Michel 1975, Fleischer u.a. 1993, Lerchner 2002, Püschel 2000, Sandig 2006, Sowinski 1983, 1999, Fix 2007.

1.6 Neuere Aspekte der Textbetrachtung

Auf die Notwendigkeit der Differenzierung in Brieftextsorten kann ich hier nicht eingehen.

Differenziertere Hinweise auf die Probleme, die sich beim textlinguistischen Umgang mit literarischen Texten ergeben, finden sich in Fix 2008.

2.4 Methoden der Diskurslinguistik

Eine detaillierte Darstellung der methodologischen Grundlagen von DIMEAN und der im Modell erfassten Gegenstandsbereiche findet sich in Warnke/Spitzmüller 2008b. Im Folgenden werden lediglich die Eckpunkte des Modells vermittelt.

3 Textgrammatische Ansätze (Christina Gansel & Frank Jürgens)

Die nachfolgenden Erläuterungen basieren auf den ausführlicheren Darstellungen in Gansel/Jürgens 22007. Vgl. insbesondere die Kapitel 1 (Annäherung an die Kategorie „Text“), 2 (Zur Entwicklung des Textbegriffs), 4 (Textgrammatik als pragmatische Grammatik – Ein neuer Beschreibungsansatz) und 6 (Textgrammatische Strukturen).

3.2.2 Syntaktische Segmentierung in der geschriebenen und gesprochenen Sprache

Alle noch folgenden Beispiele aus TV-Fußballreportagen stammen aus Jürgens 1999.

4.2.1 Isotopie-Konzept von A. Greimas

„Un message ou une séquence quelquonque du discours ne peuvent être considéré comme isotopes que s’ils possèdent un ou plusieurs classèmes en commun.“ (Greimas 1966: 53)

„Par isotopie, on entend généralement un faisceau de catégories sémantiques redondantes, sousjacentes au discours considérés.“ (Greimas 1970: 10)

4.6.1 Funktionale Themabegriffe

Deshalb wird der von František Daneš im Rahmen der Funktionalen Satzperspektive entwickelte und viel rezipierte Ansatz der thematischen Progression hier nicht ausführlich dargestellt (ausführlich dazu Daneš 1974, 1976; vgl. auch Eroms 1991 und Hoffmann 2000). Übersichten über die satzbezogene Thema-Rhema-Konzeptionen in der Tradition der sog. Prager Schule und deren Weiterentwicklungen geben Lutz 1981, Eroms 1986, Molnár 1993 und Schröder 2003: 152185.

Die soziale Interaktion

Ich verweise hier nur auf Paul Watzlawick, Erving Goffman, Harold Garfinkel, Harvey Sacks, Thomas Luckmann u.a., zusammenfassend dargestellt bei Heinemann/Heinemann 2002: 48ff.

6.1.3 Textklassifikation als theoretische Aufgabe

Vgl. Heinemann 2000b: 512f., 2000a: 535ff.; Fix u.a. 2001: 24ff.; Vater 2001: 157ff., 176; Gansel/Jürgens 2002: 49ff.; Heinemann/Heinemann 2002: 157; Brinker 72010: 121; Habscheid 2011b: 13; Heinemann 2011: 265.

Außerdem sind die Merkmalsausprägungen, bei denen man ja nur zwischen +, – und ± wählen kann, sicher für eine differenzierte Beschreibung nicht geeignet.

6.2.1 Fiktion und anderes – Bezugswelten

Übrigens wird in der literaturwissenschaftlichen Diskussion auch die Position vertreten, dass der Lyrik die Eigenschaft der Fiktionalität abgehe. Grundsätzlich ist Fiktionalität von Fiktivität zu unterscheiden; vgl. Weidacher 2017.

Für eine ausführlichere Erläuterung des möglichen Zusammenspiels der Welten am Beispiel des Films Die fabelhafte Welt der Amélie vgl. Adamzik 2016: 123ff.

6.2.3 Die Relativierung der Grobunterscheidungen bei der Betrachtung von Texten im Gebrauch

Auch dabei kann man allerdings noch ganz produktorientiert bleiben und z.B. feststellen, dass eine Zeitschriftenreportage normalerweise aus Bildern und geschriebener, eine Fernsehreportage aus Film mit gesprochener sowie eventuell zusätzlich geschriebener Sprache (Einblendungen) besteht.

6.3 Texteigenschaften und ihre Typologisierung

Diesen Ausdruck benutzen Brinker u.a. 2000/2001 im HSK-Band „Text- und Gesprächslinguistik”.

Vgl. auch – mit etwas veränderter Formulierung – Heinemann/Heinemann 2002: 134f.

6.4 Abstraktionsebenen: Zum Verhältnis von Text und Typ

Vgl. so als frühen Versuch Schmidt 1977, der mit der Stufung Textklasse – Texttyp – Textart rechnet, an die etwa Pfütze/Blei 1982 noch die Ebene Textsorte anhängen. Vgl. dazu auch Krause 2000: 28ff.

Dass es auch in der Biologie unterschiedliche Klassifikationsansätze gibt und die Systematiken insofern arbiträr sind, als sie keineswegs zu ‚natürlichen‘ Klassen führen, weiß man nicht erst, seit als Alternativklassifizierung auch die DNS-Etikettierung diskutiert wird.

Damit wird m.E. allerdings auch der Versuch obsolet, Ausdrücke wie Texttyp usw., aber auch Textsortenklasse, Textsorte, Textsortenvariante als ‚Termini‘ für Klassen unterschiedlicher Abstraktionsniveaus festlegen zu wollen.

7.2.1 Die „radikale“ Sicht auf Intertextualität

Neben Julia Kristeva zählen dazu zum Beispiel Roland Barthes, Michel Foucault, Jacques Derrida oder Jacques Lacan.

7.4 Vorschläge zur Typologisierung intertextueller Beziehungen

Krause ordnet damit auch Übersetzungen durch ihren Bezug auf einen Originaltext als Intertextualitätsphänomen ein. Sie werden im Rahmen der anderen Konzepte in der Regel nicht behandelt, können aber grundsätzlich unter die Text-Text-Beziehung gefasst werden.

Die KOOPERATIVE INTERTEXTUALITÄT bei Krause bezeichnet dabei einschränkend eher eine Unterkategorie für diejenigen Textsorten, die explizit dialogisch aufeinander bezogen sind, wie Nachricht – Dementi, Buch – Rezension oder Briefwechsel, und deckt sich damit partiell mit Genettes Metatextualität. Zur Kritik an dieser Kategorie siehe Jakobs 1999: 19f.

Auszug aus: Georg Christoph Lichtenberg: Vorlesungen zur Naturlehre. Lichtenbergs annotiertes Handexemplar der vierten Auflage von Johann Christian Polykarp Erxleben: „Anfangsgründe der Naturlehre“, hrsg. von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Göttingen 2005 (Georg Christoph Lichtenberg: Gesammelte Schriften. Historisch-kritische und kommentierte Ausgabe, Bd. 1), 564f.

7.4.2 Systemreferenz

Fix (1997: 98) unterscheidet etwas anders zwischen Textmustermontagen von Textmustermischungen und Textmusterbrüchen, während Opiłowski (2006: 3339) zwischen Montage, Mischung und Metamorphose unterscheidet, vorwiegend aufgrund des semantischen Verhältnisses zwischen Referenz- und Phänotext. Androutsopoulos 1997 verwendet eine ganz andere Terminologie.

8.1 Mündlichkeit und Schriftlichkeit: Medium und Konzeption

In der anglophonen Literatur wird mit spoken vs. written gerade der mediale Aspekt bezeichnet, der konzeptionelle hingegen mit informal vs. formal (vgl. z.B. Chafe 1982: bes. 36).

Für den konzeptionellen Aspekt wichtige kommunikative Parameter wurden bereits im Rahmen der Soziolinguistik und der Konversationsanalyse identifiziert: vgl. Steger u.a. 1974 und Henne/Rehbock 2001: 2838.

8.6.1 Transphrastik und intensiver Ausbau

Zum Problem der syntaktischen Komplexifizierungs- und Integrationstechniken im Spannungsfeld von (konzeptioneller) Mündlichkeit und Schriftlichkeit vgl. O’Donnell 1974, Beaman 1984, Voghera 1992: 190205, Biber 1995, Koch 1995, Schwitalla 1997: 96100; mit diachronischer Akzentuierung: Bossong 1979, Raible 1992: 191221; unter allgemein semantischem Blickwinkel: Polenz 21988.

9.1 Einführung

Vgl. die eher gegenläufige Tendenz in dem Buch von Adamzik 2004.

9.2 Aufgaben bei der Textproduktion

Wir orientieren uns im Folgenden an der Terminologie von Levelt 1989, der von der kognitiv orientierten Linguistik am breitesten rezipiert wurde (vgl. aber auch Herrmann/Grabowski 1994, Garrett 1980).

9.3 Der QUAESTIO-Ansatz

Der Begriff ist aus der antiken Rhetorik entlehnt, in der er als einleitende Fragestellung für argumentative Texte bei Quintilian ausgeführt ist (vgl. Lausberg 1979).

9.4 Erläuterung an einem Beispiel

Sehr aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang Untersuchungen zu kindersprachlichen Texten. Wie Halm 2008 zeigen kann, liegt eine wesentliche Lernaufgabe für Kinder zwischen 7 und 14 Jahren darin, die Prinzipien der makrostrukturellen Planung zu erwerben. So ist die Hierarchisierung von Informationen unter einem global beibehaltenen Kriterium eine Anforderung, die erst in der Altersgruppe der 1214-Jährigen annähernd erfüllt wird.

9.5 Steuerungsfaktoren bei der sprachlichen Formulierung

So konnte in einem psycholinguistischen Experiment zur Rolle des Wissenserwerb für die Textproduktion gezeigt werden, dass je nachdem, ob Sprecher einen Sachverhalt in einem statischen oder dynamischen Kontext zum ersten Mal aufnahmen, die gewählten Formulierungen (in diesem Falle Dativ oder Akkusativ für eine Raumreferenz) systematisch variierten (vgl. Stutterheim 1997: Kap. 7).

9.6.1 Die Steuerungsgröße SACHVERHALTSWISSEN

Die Untersuchung wurde entsprechend für die Aufgabe „Beschreibung“ durchgeführt, bei der sich die Relation zwischen Kognitionsphase und Aufgabenstellung umkehrte (vgl. zur ausführlichen Darstellung Stutterheim 1997a).

9.6.2 Die Steuerungsgröße EINZELSPRACHLICHES SYSTEM

Weitere Untersuchungen zum Einfluss sprachstruktureller Eigenschaften auf Textplanungsprozesse finden sich zu Erzählungen bei Carroll 2000, Murcia-Serra 2001, Stutterheim/Carroll 2005, Tomita 2008, zu Beschreibungen/Instruktionen Stutterheim/Kohlmann 2001, zu Argumentationen Stutterheim 2012.

10.1 Der erste Satz

Heinrich von Kleist: Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden. In: Ders.: Werke und Briefe in vier Bänden. Hrsg. von Siegfried Streller in Zusammenarbeit mit Peter Goldammer u. a. Bd. III: Erzählungen, Gedichte, Anekdoten, Schriften. Frankfurt am Main. 1986, 453459.

11.5 Kontextfaktor KULTUR

Im Gegensatz zur „Ästhetik der Leere“, die als Teil der Hochkultur dem Zen-Buddhismus entspringt.

13.3.3 Die Verständlichkeitsdimensionen

Zu einer ausführlicheren Darstellung der nachfolgenden sechs Verständlichkeitsdimensionen mit einem umfassenden Katalog von Beispielen für Textoptimierungen in den verschiedenen Dimensionen siehe Göpferich 22006: 163ff.

14.1.1 Von Memex bis zu Wikis: Die Geschichte der Hypertextidee

Übersichten und Beschreibungen der Systeme finden sich in Kuhlen 1991 und Nielsen 1995.

Das System WikiMedia ist unter http://www.mediawiki.org kostenlos verfügbar; die deutsche Wikipedia findet man unter www.wikipedia.de

14.1.2 Definition und obligatorische Bestimmungsmerkmale

Z.B. im Titel des einflussreichen Standardwerks von Kuhlen 1991: „Hypertext – Ein nicht-lineares Medium zwischen Buch und Wissensbank“.

14.2.1 Begriffliche Differenzierung: Hypertexte – E-Texte

Deutsche Fassung des Projekts: http://gutenberg.spiegel.de

14.2.2 Textualitätsmerkmale und Hypertexte

Z.B. Kuhlen 1991, Freisler 1994, Campbell 1995, Foltz 1996, Fritz 1999, Bucher 2001; einen Überblick gibt Storrer 2003.

14.3 Hypertextlinguistik: Forschungsfragen und Perspektiven

Konkrete Beispiele für solche Sammlungen sind z.B. die Online-Grammatik „Grammis“ am Institut für deutsche Sprache (grammis.ids-mannheim.de); das DeguWiki rund um die Haltung des Haustiers „Degu“ (degus-online.de); die Fanseite „schwatzgelb“ des Fußballclubs „Borussia Dortmund“ (www.schwatzgelb.de).

Zur Präzisierung und Abgrenzung der verschiedenen Bezeichnungen vgl. Rehm 2006: Kap. 4.

In unseren Beispielen wären solche Bausteine: ein Artikel des Degu-Wikis; ein Glossareintrag im grammatischen Informationssystem ‚Grammis‘; eine Meldung im Presseticker von „schwatzgelb“.

15.1 Vorbemerkung: Computerlinguistik und Textlinguistik

Mitunter wird diese Einteilung entlang der englischen Bezeichnungen Computational Linguistics, Natural Language Processing und Language Technology dargestellt. Erstgenannte steht danach für theoretisch motivierte Arbeiten, die beiden letztgenannten stehen für anwendungsnahe. Seitdem computerlinguistische Software Einzug in den Alltag gehalten hat (etwa durch Sprachassistenten auf dem Mobiltelefon, Übersetzungsprogramme, Grammatikkorrektur, etc.), spricht man in diesem Zusammenhang immer häufiger auch im Deutschen von Sprachtechnologie und speziell bei der Textdokumentverarbeitung von Texttechnologie. In diesem Beitrag verwenden wir der Einfachheit halber Computerlinguistik als neutralen Oberbegriff.

15.2.1 Text als Menge von Wörtern

Aus: http://reisen.ciao.de/Cordial_Theaterhotel_Salzburg__Test_2782947 (abgerufen am 12.10.2005; Link nicht mehr verfügbar).

15.2.2 Text als Ansammlung formaler und linguistischer Merkmale

Im Sommersemester 2005 haben zwei Studierende im Institut für Linguistik der Universität Potsdam das Dimter-Experiment repliziert und gelangten zu Wiedererkennungs-Ergebnissen, die denen von Dimter sehr ähnlich waren.

15.3.1 Koreferenz-Analyse

Beim Question-Answering formuliert die Benutzerin eine Frage in natürlicher Sprache, z.B. „Wann wurde Konrad Adenauer zum Bundeskanzler gewählt?“, und das System versucht in einem Bestand von Textdokumenten (dabei kann es sich auch um das World Wide Web handeln) eine Antwort darauf zu finden. Ausgabe des Systems sind meist ein oder mehrere Textausschnitte, aus denen die Antwort entnommen werden kann.

15.3.3 Hierarchische Gliederung im Text

Solche Stützungsbeziehungen liegen auch der ILLOKUTIONSSTRUKTUR von Texten nach dem Vorschlag von Brandt/Rosengren (1992) zugunde (vgl. 5.5.2).

16 Textlinguistik und Digitalität: eine Diskussion (Eva Martha Eckkrammer)

Die steigende Internetnutzung geht deutlich sichtbar zu Lasten des Fernsehens.

Dieser Umstand, den wir heute quasi als naturgegeben betrachten, stand in bestimmten Entwicklungsstadien durchaus auf der Kippe (vgl. 16.2.2 zur Entstehung des WWW sowie Kap. 14).

16.1 Mediale Gesetzmäßigkeiten und textuelle Wandelerscheinungen

Bereits seit den 1940er-Jahren wurde intensiv an der Entwicklung einer Rechenmaschine gearbeitet. 1941 entsteht der erste funktionstüchtige Rechner, Konrad Zuses Z3. Aber es dauert noch Jahrzehnte, bis die technische Innovation ausreift und breiten Bevölkerungsschichten zugänglich wird (zunächst als mit dem Fernsehen verbundener Homecomputer).

16.2.1 Ausgangspunkte und Definitionen

Auch die Vorwehen der Erfindung des Buchdrucks lassen sich ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen, da erst die Entstehung einer individualisierten Lesekultur die Notwendigkeit einer leichteren Zugänglichkeit von Schrifttum entstehen lässt (vgl. die eindrucksvolle bibliometrische Analyse von Neddermeyer 1998). Für eine kulturwissenschaftliche Sichtung der nachfolgenden Veränderungen vgl. Giesecke 2002.

16.2.2 Die frühe Phase des Internets

Der Mosaic-Browser des späteren Netscape-Gründers Marc Andreessen wurde 1993 kostenlos zur Verfügung gestellt (vgl. Raible 2006: 34).

16.3 Theoretische und methodische Herausforderungen

Als junge Wissenschaftlerin wurde ich in den späten 1990er-Jahren mehr als einmal darauf hingewiesen, dass die Beschäftigung mit Kontrastiver Cybertextlinguistik (vgl. Eckkrammer/Eder 2000: 21) im Bereich der Romanistik als Forschungsgebiet viel zu wenig kanonisch sei.

16.3.1 Textbegriff – Erneuerung oder Erweiterung?

Neben den sieben konstitutiven Kriterien der Kohäsion, Kohärenz, Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität, Situationalität und Intertextualität stehen Effizienz, Angemessenheit und Effektivität als regulative Kriterien. Zur Erläuterung und Diskussion vgl. Kap. 1.

16.3.4 Multimodalität

Die Anwendung erfreut sich mittlerweile nicht nur bei der Community der Computerspieler großer Beliebtheit, sondern öffnet sich für alle mögliche Formen des Zusehens und Kommentierens (Kochen, Backen, Basteln etc.).

Die vorliegende, aktualisierte und ergänzte zweite Auflage der „Textlinguistik“ stellt in der vorliegenden Form eine besondere Mischung dar: Angesichts der hier vorgestellten grundlegenden und immer noch gültigen Begrifflichkeiten und Ansätze ist sie eine forschungshistorische Dokumentation zur Entwicklung der Textlinguistik in Deutschland und zu wesentlichen Begriffen und Analysekategorien. Insofern haben die Ausführungen in allen Kapiteln weiterhin ihre Gültigkeit, auch wenn sich die Textlinguistik in vielerlei Hinsicht in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt hat. Durch Aktualisierungen in einzelnen Kapiteln und vor allem durch die Aufnahme eines neuen, 16. Kapitels ist diese Einführung aber zugleich der Versuch, aktuellste Entwicklungen und Forschungsliteratur vor allem im Kontext der Digitalisierung der Gesellschaft zu berücksichtigen und theoretisch-methodisch zu diskutieren.

Neben dem neuen Diskussionskapitel 16 von Eva Martha Eckkrammer wurden die Kapitel 6 (Adamzik), 10 (Antos), 11 (Jakobs) und 15 (Stede) in Teilen aktualisiert und um wichtige Hinweise ergänzt. Bei fast allen Artikeln wurden außerdem in die „Kommentierten Literaturtipps“ einzelne neuere Titel aufgenommen, auf die summarisch auch hier schon hingewiesen sei: Es ist eine ganze Reihe neuer Studienbücher und Einführungen zum Thema erschienen (zur Textanalyse Brinker u.a. 82014, zu Text und Stil z.B. Krieg-Holz/Bülow 2016 oder Hoffmann 2017, zu TextsortenTextsorteGebrauchstextsorteTextsorteHypertextsorte z.B. Fandrych/Thurmair 2011, zur Intertextualität z.B. Berndt/Tonger-Erk 2013, zur Diskurslinguistik z.B. Spitzmüller/Warnke 2011, Niehr 2014 oder Bendel Larcher 2015). Auch neue einschlägige Handbücher sind entstanden und bieten umfangreiche Überblicke (z.B. zu Wissen in und Wissen über gesprochene(n) und geschriebene(n) Texten Birkner/Janich 2018; zu Textsorten und Handlungsmustern Habscheid 2011; zu Schreib- und Textproduktionsforschung Jakobs/Perrin 2014; zur Diskurslinguistik Warnke 2018).

Im Zuge der Aktualisierung und Modernisierung der Einführung wurden auch besondere Textbausteine neu formatiert: Anregungen zu eigener Forschung und offenen Fragestellungen finden sich nun unter , und unter werden strittige theoretische und methodische Aspekte diskutiert.

Gedankt sei Lukas Daum für die Unterstützung bei Korrektur und Redaktion sowie dem Gunter Narr Verlag und insbesondere Valeska Lembke für die wie immer sehr gute Betreuung des Bandes.

Nachdem wir die erste Auflage dem damals jüngst verstorbenen Klaus Brinker gewidmet haben, nehmen wir in und mit dieser zweiten Auflage herzlich und mit Trauer im Herzen Abschied von Kolleginnen und Kollegen, die bei der ersten Auflage noch als AutorInnen mitgewirkt haben: von Susanne Göpferich, von Wolfgang Heinemann, von Peter Koch und von Wulf Oesterreicher.

 

Darmstadt im Juni 2018     Nina Janich

Nina Janich

Die Idee für eine Einführung in die Textlinguistik, deren Kapitel von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren geschrieben werden, die also sozusagen aus 15 Einzeleinführungen renommierter Textlinguistinnen und Textlinguisten besteht, entstand im Rahmen einer Ringvorlesung an der Technischen Universität Darmstadt im Wintersemester 2006/2007 (finanziell großzügig unterstützt von der AG „Modernes Lehren und Lernen“ der TU Darmstadt). Ich hatte in diesem Semester eine Textlinguistik-Vorlesung „mit lebendiger Bibliographie“ abgehalten, zu der ich zahlreiche der in diesem Buch vertretenen Autorinnen und Autoren eingeladen hatte, selbst über ihre textlinguistischen Forschungen zu berichten. Auf diesem Weg sollten die Studierenden die Möglichkeit haben, ihre Studienlektüre auch einmal „in persona“ kennenzulernen, anstatt nur durch das Referat ihrer Dozentin – denn viele der geladenen und hier vertretenen Forscherinnen und Forscher haben bereits selbst Einführungen in die Textlinguistik verfasst (z.B. Heinemann/Viehweger 1991, Fix/Poethe/Yos 2001, Gansel/Jürgens 22007, Heinemann/Heinemann 2002, Adamzik 2004, Bracˇicˇ u.a. 2007). Zur Ringvorlesung hatte auch der bekannte Textlinguist Klaus Brinker (auf den in vielen der vorliegenden Beiträge verwiesen wird) zugesagt, er verstarb jedoch leider nach kurzer schwerer Krankheit kurz vor Semesterbeginn – ihm sei die Einführung daher gewidmet.

Die Vorlesung profitierte ungemein nicht nur von der Lebendigkeit ihrer Beiträgerinnen und Beiträger, die in einem solchen Buch natürlich nicht vermittelt werden kann, sondern auch von der Vielfalt der Perspektiven, so dass die Idee entstand, diese Perspektivenvielfalt in einer Art „Sammeleinführung“ zusammenzubringen. Das bedeutet allerdings auch, dass kontroversen Ansichten Raum gegeben wurde und die in den einzelnen Kapiteln vertretenen Positionen einander widersprechen können (vgl. z.B. die Kapitel 6 und 8 und ihre unterschiedliche Einschätzung der Relevanz der mündlich-schriftlich-Kategorie für Texttypologisierungen oder die unterschiedlichen Diskursbegriffe in den Kap. 2 und 8).

Die vorliegende Einführung versucht, erstens einen klassischen Überblick über die textlinguistische Forschung der letzten vierzig Jahre sowie über aktuelle theoretische und methodische Fragen der Textlinguistik zu bieten und zweitens – handlungs- und anwendungsorientiert und dem aktuellen Fokus auf kognitionslinguistischen Ansätzen folgend – Einblicke in Problemstellungen der Textproduktion und Textrezeption zu geben. Dies alles tut sie nicht im Stile eines klassischen Sammelbandes mit völlig autonomen Beiträgen, wie er beispielsweise von Gerd Antos und Heike Tietz vor gut zehn Jahren mit „Die Zukunft der Textlinguistik. Traditionen, Transformationen, Trends“ (1997) vorgelegt wurde. Stattdessen haben wir versucht, in Form von vielfach aufeinander bezogenen Kapiteln gemeinsam ein Buch zu schreiben, das sich in Studium und wissenschaftlicher Lehre als eine Einführung lesen lässt, auch wenn eine gewisse Heterogenität bei insgesamt 18 verschiedenen Autorinnen und Autoren mit unterschiedlichen inhaltlichen Anliegen und Schreibstilen nicht geleugnet werden soll.

Wer sich für die Frage der Textdefinition – insbesondere im Zeitalter der neuen Medien – interessiert, dem sei zum einen ein Aufsatz von Maximilian Scherner (1996) zur Begriffsgeschichte von Text empfohlen und zum anderen der Sammelband von Ulla Fix u.a. (2002) zur linguistischen Preisfrage „Brauchen wir einen neuen Textbegriff?“ (darin zum Beispiel die von Michael Klemm zusammengestellte Sammlung von Textdefinitionen oder die Diskussion der Preisträgerin Eva Martha Eckkrammer).

Zum Aufbau dieses Buches:

Die Einführung versteht sich als Lehrbuch im universitären Unterricht und bemüht sich um eine didaktische Heranführung an die sprachwissenschaftliche Teildisziplin der Textlinguistik. Deshalb ist – neben dem gemeinsamen Literaturverzeichnis – jedes Kapitel zusätzlich mit kommentierten Literaturtipps versehen. Zentrale Begriffe und Kategorien sind durch Kapitälchen hervorgehoben. Schließlich sollen zweierlei „besondere“ Textbausteine den Einführungscharakter unterstützen: Die mit dem Symbol des Blitzes [ab 2. Auflage ] versehenen Textabschnitte verweisen auf theoretische und/oder methodische Probleme oder immer noch diskutierte Fragen in der Forschung, die mit dem Symbol der Glühbirne [ab 2. Auflage ] versehenen Textblöcke regen zur eigenen Forschungsarbeit (z.B. im Rahmen von wissenschaftlichen Haus- oder Abschlussarbeiten) an, indem sie auf konkreten weiteren Forschungsbedarf hinweisen.

Das Buch beginnt unter der Überschrift I Grundlegende Orientierungen mit zwei einführenden Kapiteln, die den Text (bzw. das sprachwissenschaftliche Verständnis von ‚Text‘ und damit zusammenhängende Erkenntnisinteressen) in den Kontext der Textlinguistik einerseits (Kap. 1/Fix), der Diskurslinguistik andererseits stellen (Kap. 2/Warnke). Damit sind grundlegende Orientierungen gewonnen, die neben der Problematisierung des Textbegriffs

Da das kommunikative Handeln mit Texten und die damit zusammenhängenden kognitionswissenschaftlichen Fragestellungen im Fokus der aktuellen Textlinguistik stehen, wendet sich der dritte Teil der Einführung der Textproduktion und Textrezeption (III) und damit verstärkt den Kommunikationsteilnehmern, also den Autoren und Lesern und ihrem Umgang mit Texten, zu. Dieser Teil des Buches dient weniger dazu, weit gespannte Überblicke zu bieten (wie dies vor allem die Aufgabe der Kapitel 37 ist), sondern stellt in detaillierterer Form ausgewählte Ansätze vor, zu denen häufig auch jeweils ausführliche Monographien der Autorinnen und Autoren vorliegen. Im Kapitel 8 (Koch/Oesterreicher) wird mit dem in der Forschung intensiv rezipierten Modell von ‚Sprache der NäheNähe – Sprache der DistanzDistanz‘, d.h. der Differenzierung zwischen medialer vs. konzeptioneller SchriftlichkeitSchriftlichkeit vs. Mündlichkeit, die Grundlage für eine pragmatische Einordnung verschiedenster Textausprägungen geschaffen. Kapitel 9 (Stutterheim/Klein) beschäftigt sich mit der mündlichen Textproduktion, d.h. damit, wie sehr die leitende Frage (die QuaestioQuaestio), die jedem Text zugrunde liegt, dessen Gestalt beeinflusst. Kapitel 10 (Antos) wendet sich dagegen der Produktion schriftlicher Texte zu und entwickelt eine Theorie des Formulierens, die die Produktion eines Textes als ein zu lösendes Problem auffasst, dem nur mit einem „dialektischen“ ProblemlösenProblemlösen, dialektisches in Form ständiger Reformulierung beizukommen ist. In Kapitel 11 (Jakobs) wird die Textproduktion schließlich in den beruflichen Kontext gestellt, um zu verdeutlichen, in welcher Form nicht nur die in den beiden vorangegangenen Kapiteln im Mittelpunkt stehenden textinhärenten, sondern auch kontextuelle Faktoren das Abfassen von Texten wesentlich beeinflussen. Die beiden

Im letzten Teil IV Textlinguistik und neue Medien wird im Sinne eines Ausblicks zum einen der HypertextHypertext als neues Textphänomen diskutiert (Kap. 14/Storrer) und werden zum anderen Möglichkeiten und Grenzen computergestützter Methoden der Textlinguistik vorgestellt (Kap. 15/Stede), mit denen umfangreiche Textkorpora textlinguistischen Fragestellungen unterzogen werden können.

 

Ich danke den Autorinnen und Autoren für ihre Flexibilität gegenüber redaktionellen Eingriffen meinerseits, dem Narr Verlag und Frau Susanne Fischer für die gewohnt gute Zusammenarbeit sowie Margarete Mollenhauer für die Sisyphos-Arbeit bei der Erstellung des Gesamtliteraturverzeichnisses.

Grundlegende Orientierungen

Text und Textlinguistik

Ulla Fix

1.1 Die Disziplin ‚Textlinguistik‘

„Es wird, wenn überhaupt gesprochen wird, nur in Texten gesprochen.“ (Hartmann 1968b: 212) Diese vorausschauende Äußerung von Peter Hartmann, der zu den Begründern der Textlinguistik gehört, vermittelte schon in einer Zeit, als das sich etablierende Fach noch mit der Untersuchung von Mitteln der Satzverknüpfung befasst war (transphrastischetransphrastisch Textbetrachtung, siehe1.3.1), die Einsicht, dass Texte weit mehr als miteinander verknüpfte Sätze sind, dass sie nämlich die – thematisch bestimmte und eine Funktion ausübende – Grundeinheit sprachlicher Kommunikation bilden. Texte als Hervorbringungen und Mittel sprachlichen Handelns rückten damit in das Blickfeld der Linguisten. Das ist der Kern eines Textbegriffs, mit dem wir es heute noch zu tun haben, erweitert um die kognitive Dimension, nämlich um die Erkenntnis, dass der Umgang mit Texten auch den Einsatz von WissenWissenAlltagswissenWissenHandlungswissenWissenSachverhaltswissenWissenWeltwissenWissenSonderwissenWissenJedermannswissen verschiedener Art zur Bedingung hat.

Ebenso wie die Teildisziplinen Soziolinguistik, Psycholinguistik, GesprächsanalyseGesprächsanalyse u.a. ist die Textlinguistik eine noch junge Richtung der Sprachwissenschaft. Sie ist wie die anderen Disziplinen Teil des grundlegenden Paradigmenwechsels, der sich in den Sechzigerjahren und zu Anfang der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts in der Sprachwissenschaft vollzogen hat, nämlich des Wechsels von der systemorientierten zur kommunikations- und funktionsbezogenen Sprachbetrachtung, den man unter der Bezeichnung „pragmatische Wende“ kennt. Mit diesem Wechsel traten Fragen des Sprachgebrauchs und der Umstände sprachlich-kommunikativen Handelns, d.h. der Situationen dieses Gebrauchs, in den Vordergrund. Damit wurde der Text als die sprachliche Äußerungsform, in der sich Kommunikation vollzieht, zum zentralen Gegenstand. Wenn manche Vertreter des Faches am Anfang der Auffassung waren, dass sich Texte – als Phänomene des Gebrauchs und nicht des Systems – einer systematischen Beschreibung entzögen, so hat sich das gründlich geändert. Mittlerweile ist die Textlinguistik

Die Etablierung der Textlinguistik – wie die der anderen „Bindestrichdisziplinen“ auch – wurde befördert durch die Tendenz der Wissenschaftsentwicklung zur Interdisziplinarität, die die Fragestellungen über den Rahmen der eigenen Disziplin hinaus ausweitete und zugleich die Aufnahme von Anregungen von außen mit sich brachte. Disziplinen wie Kognitionsforschung, Kommunikationstheorie, SemiotikSemiotik, Psychologie, Literaturwissenschaft und Ästhetik spielen hierbei eine Rolle. Eine Reihe von Fragen, die die Sprachwissenschaft selbst gestellt hat, sowie solche, die andere mit der Sprachgestalt des Textes befasste Disziplinen, wie z.B. Rezeptionsästhetik und Übersetzungswissenschaft zu beantworten haben, verlangen Auskünfte über den Text. Auch geisteswissenschaftliche Disziplinen, zu deren Gegenständen Texte weniger unter ihrem formalen als unter ihrem inhaltlichen und funktionalen Aspekt gehören, wie z.B. Theologie, Geschichtswissenschaft, Kulturgeschichte, benötigen Wissen über den Text, vor allem über Textsorten (siehe Kap. 6).

Eine Reihe solcher mit Text befasster Wissenschaften stellt van Dijk (1980: 1ff.) in seinem Entwurf einer überdisziplinären Textwissenschaft vor. Es lohnt sich, sich mit dieser aus meiner Sicht nicht überholten Vorstellung vertraut zu machen und sich zu überlegen, wie das Verhältnis weiterer, von van Dijk nicht genannter Disziplinen der Geisteswissenschaften zum Thema ‚Text‘ ist.

Akzeptiert ist die Textlinguistik heute auch deshalb, weil die Alltagspraxis Antworten von ihr erwartet und in einem gewissen Grade auch erhält: Antworten auf Fragen, die die Form, Funktion und Abgrenzung von Textsorten z.B. in den Fachsprachen, im Bildungsbereich, in der Übersetzungspraxis und in der Medienarbeit betreffen. Will man die Leistung der Textlinguistik auf einen griffigen Nenner bringen, so kann man sagen, dass sie sich im Lauf ihrer Entwicklung vor allem zweier großer theoretisch zentrierter Aufgabenstellungen in der Reihenfolge, wie sie hier genannt werden, angenommen hat: Zum einen fragt sie von Anfang an danach, was den Text eigentlich ausmacht. Es geht ihr also um das Wesen des Textes ‚an sich‘. Sie entwickelt im Lauf der Forschung vor dem Hintergrund verschiedener theoretischer Ansätze eine Reihe unterschiedlicher Textauffassungen, die sich immer mehr erweitern. Darauf komme ich unter 1.3 zurück (siehe hierzu auch die Kap. 6, 8 und 14). Zum anderen bemüht sie sich in einem später einsetzenden, bis heute andauernden und sich verstärkenden