Gedichte
Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof
Die Herausgabe dieses Werks wurde gefördert durch TRADUKI,
ein literarisches Netzwerk, dem das Bundesministerium für Europa,
Integration und Äußeres der Republik Österreich,
das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland,
die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia,
KulturKontakt Austria (im Auftrag des Bundeskanzleramts
der Republik Österreich),
das Goethe-Institut, die Slowenische Buchagentur JAK,
das Ministerium für Kultur der Republik Kroatien,
das Ressort Kultur der Regierung des Fürstentums Liechtenstein,
die Kulturstiftung Liechtenstein,
das Ministerium für Kultur der Republik Albanien,
das Ministerium für Kultur und Information der Republik Serbien,
das Ministerium für Kultur und nationale Identität Rumäniens,
das Ministerium für Kultur von Montenegro,
das Ministerium für Kultur der Republik Mazedonien,
die Leipziger Buchmesse
und die S. Fischer Stiftung angehören.
www.omvs.at
ISBN 978-3-7013-1269-6
eISBN 978-3-7013-6269-1
Titel der Orginalausgabe: Pojdimo vezat kosti
Ljubljana: Mladinska knjiga, 2010
© für die deutschsprachige Ausgabe:
OTTO MÜLLER VERLAG SALZBURG-WIEN, 2019
Alle Rechte vorbehalten
Satz: Media Design: Rizner.at
Druck und Bindung: Druckerei Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan
Cover: Media Design: Rizner.at
Erwache, Wunde, sagt das Messer
Keine Bange vor der Schlange
Ein Handbuch für das Sein
Die Rinde der Bitte
Komm, schnüren auch wir die Knochen
In Erdennähe
Zwölf Mal Frau Luna
Let it go
Phönix
How does it feel
Savage love
Weißt du was Zorn ist?
Die Geschichte vom Tattoo
Der Geburtstag
Love stricken
Der Hinterhalt
Im Schlafsaal nach dem Krieg
Die Tragödie
104 Fahrenheit
Das Gespräch
Das Duett
Welcome back
Like a prayer
Vorsichtiges Atemholen. Sonst könnte die Schrapnellkühle
das in Eile zur Passform zusammengestückelte
Ich sprengen. Die ausgeschiedene hartnäckige Sehnsucht,
ein Friedensopfer, liegt auf dem Operationstisch
in den letzten Zügen. Trotzdem schickt der Verstand
seine Spione dort hinunter, wo Unruhe und heißes Blut
herrschen. Sie sollen den Hilferuf auffangen, das Ächzen.
Was hilft es, wo es doch schon im ganzen Körper herum ist,
wo schon jede Zelle raunt, dass dort, wo einst
das Leben pochte, temperierter Schmerz eingestellt ist.
Geh mir nicht zu Rilke, wenn alles reißt, sich
auflöst, zerfällt, wenn alle zu sich selber
drängen, zurück in den ausgezehrten Kern, wenn
der Körper auf das Gesetz der Schwerkraft pfeift,
am liebsten den Sternen die Hand schüttelte,
bis zum Verkohlen. Lass das Buch in Ruhe,
wenn die Stunde nur Treibsand ist, wenn es
am Horizont nichts Greifbares gibt, wenn nur das
Knirschen der tektonischen Platten zu hören ist.
Niemand misst die Länge der Verzweiflung
oder die Entfernung von der Tür. Geh nicht hin,
lehn dich nicht in die Nacht. Sie wird dich nehmen,
sich von deinem Herzfleisch nähren, aus den Knochen
die lockende Flöte schnitzen, zurückgelassene
Schuhe unter dem Fensterbrett, die letzte Spur.
Dort, wo etwas war, wächst dir jetzt wildes Fleisch.
Na und, heutzutage zeigt man eine Wunde nicht her
wie ein Kind, als Beweis, dass man schlimm dran ist.
Vorbei die Spielchen, die Dramolette, geschlossen die