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Cover

Nr. 2000 – Die ES-Chroniken

Vorwort von Clark Darlton

Vorwort von Klaus N. Frick

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

X.

Glossar

Reiseführer Terrania

Nr. 2001 – Odyssee eines Mutanten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 2002 – Einsatz für Bully

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Nr. 2003 – Blockadegeschwader

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

Epilog

Glossar

Nr. 2004 – Im Bann der NACHT

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2005 – Gestrandet in der NACHT

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2006 – Cugarittmos Gesichter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Glossar

Nr. 2007 – Die Schatztaucher

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 2008 – Blockade um Sol

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2009 – Der V-Inspekteur

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2010 – Morkheros Prophet

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 2011 – Das Fluut von Yuna

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Epilog

Glossar

Nr. 2012 – Die Neue USO

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 2013 – Sternvogels Geheimnis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Nr. 2014 – Eine Bestie für Arkon

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Nr. 2015 – Mein Freund, der Tod

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2016 – Die Einsamen der Zeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Glossar

Nr. 2017 – Das Kind und der Pflanzenvater

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 2018 – Der Untergang der Krone

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 2019 – Mundänen-Alarm

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

Epilog 1

Epilog 2

Glossar

Nr. 2020 – Die Lichtgestalt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

Glossar

Nr. 2021 – Monos' Enkel

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2022 – Para-City

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2023 – Der Para-Fürst

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2024 – Intrigen in Mirkandol

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Nr. 2025 – Heiße Fracht für Arkon

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Glossar

Nr. 2026 – Kodename Ark'Thektran

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Nr. 2027 – Schwanengesang

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Nr. 2028 – Operation Stiller Riese

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Interludium 1

7.

8.

Interludium 2

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Epilog

Glossar

Nr. 2029 – Ein Planet im Visier

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2030 – Radio Freies Ertrus

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Glossar

Nr. 2031 – Die Sprinter von Ertrus

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Epilog

Glossar

Nr. 2032 – Suche in der Silberwolke

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

67,2 Seg

56,08 Seg

44 Seg

38,6 Seg

9,4 Seg

5,8 Seg

3,93 Seg

Glossar

Nr. 2033 – Tod im Türkisozean

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Epilog

Glossar

Nr. 2034 – Runricks Welten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Epilog

Glossar

Nr. 2035 – Exodus der Herzen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Nr. 2036 – Geheimkonferenz der Blues

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2037 – Der Gejagte von Santanz

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

Glossar

Nr. 2038 – Operation CV-Embinium

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Nr. 2039 – Traumzeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Epilog

Glossar

Nr. 2040 – Der Galaktische Mediziner

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Nr. 2041 – Absolute Finsternis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Nr. 2042 – Chaos in Para-City

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2043 – Rebellion der Mutanten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2044 – INSHARAM

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Nr. 2045 – Aufruhr im INSHARAM

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 2046 – Neun Stunden zur Ewigkeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Erste Stunde

Zweite Stunde

Dritte Stunde

Vierte Stunde

Fünfte Stunde

Sechste Stunde

Siebte Stunde

Achte Stunde

Neunte Stunde

Epilog

Glossar

Nr. 2047 – Finale für die NACHT

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Nr. 2048 – Insel des Friedens

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Glossar

Nr. 2049 – Morkheros Galaxis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Liebe LeserInnen und PERRY RHODAN-Fans,

 

wir alle haben den 11. August 1999 (gemeint ist die totale Sonnenfinsternis) heil überstanden, und schon steht uns ein neuer, mehr digitaler oder virtueller Weltuntergang bevor, denn niemand scheint zu wissen, ob am kommenden 1. Januar 2000 das dritte Jahrtausend beginnt oder das zweite tatsächlich zu Ende geht.

Nachdem wir in der Perry Rhodan-Serie eine »Neue Galaktische Zeitrechnung« einführten und das bislang gültige Jahr A. D. 3588 zum Jahr 1 der nun gültigen NGZ machten und nicht zum Jahr 0 der NGZ, besteht in der Tat die unvorstellbare Möglichkeit, dass wir alle, Autoren, LeserInnen und der Rest der Welt, irgendwann in den künftigen Jahrtausenden (oder auch in den vergangenen) spurlos verschwinden.

Zur Handlung des Bandes 2000 finden Sie an anderer Stelle mehr. Ich selbst habe bis heute weder den Roman noch das Exposé gelesen, denn um ganz sicherzugehen, bei dem vorliegenden Pracht-Jubiläums-Exemplar dabei zu sein, erhielt der Verlag meinen Beitrag bereits kurz nach der August-Sonnenfinsternis. (Die Bindestriche verdeutlichen die neue deutsche Rechtschreibung).

Können Sie sich eigentlich vorstellen, dass seit dem Erscheinen von Perry Rhodan Heft Nummer 1 am 8. September 1961 bis heute so etwa eine Milliarde und 210 Millionen Sekunden vergangen sind? Hört sich ziemlich wenig an, aber vergessen Sie nicht, dass ein Tag nur 86.400 Sekunden hat. Das Jahr 31 Millionen und 536 tausend und vielleicht ein paar kaputte … So was läppert sich zusammen – wie bei der Steuererklärung.

Ich habe Ihnen das nur mal sagen wollen, damit Sie sich klarmachen, wie lange Sie ZUKUNFT gelesen haben. Oder doch recht viele von Ihnen.

Weder K. H. Scheer noch ich oder jemand sonst hätte sich im Jahre null des PERRY RHODAN-Universums einen solchen Erfolg vorstellen können.

Lesen Sie bitte weiterhin Zukunft, Freunde, und Sie sind immer Ihrer Zeit ein schönes Stück voraus.

 

Mit herzlichem Gruß – und AD ASTRA!

Ihr Clark Darlton (Walter Ernsting)

Salzburg, im August 1999

(anno 38 P.R.U., wenn ich mich nicht irre)

Liebe LeserInnen und PERRY RHODAN-Fans,

 

es ist fast ein Gefühl von Ehrfurcht, das mich packt, wenn ich dieses Vorwort schreiben kann: 2000 Bände PERRY RHODAN – das sind 38 »reale« Jahre des größten Science-Fiction-Universums der Welt, zugleich des größten literarischen Experimentes, das es bislang gegeben hat.

»Reale« Jahre deshalb, weil Sie und ich ja wissen, dass in Wirklichkeit in der PERRY RHODAN-Serie ganz andere Dimensionen herrschen: Die Autoren haben seit Erscheinen des ersten Bandes im September 1961 die Zukunft bis ans Ende des fünften Jahrhunderts beschrieben und zugleich zig Millionen Jahre in die fiktive Vergangenheit unseres Universums geblickt.

Doch den Blick zurück will ich Ihnen diesmal nicht öffnen: Diese Aufgabe übernahm mit gewohnter Bravour Walter Ernsting, unser »Altmeister«, dessen einleitende Worte Sie auf der vorherigen Seite bereits gelesen haben. Und wenn ich mir vorstelle, dass er und Karl-Herbert Scheer in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren die Grundlagen für PERRY RHODAN erarbeiteten, zu einer Zeit also, in der weder ich noch der eine oder andere der heutigen PERRY RHODAN-Autoren überhaupt geboren waren, überfällt mich erneut ein Gefühl von Ehrfurcht.

Mindestens genauso interessant ist der Blick in die Zukunft, den Ihnen im vorliegenden Roman – dem zweitausendsten einer Serie, das muss man sich einfach noch einmal vorstellen! – die zwei Autoren Ernst Vlcek und Robert Feldhoff eröffnen. Der Blick in eine Zukunft also, in der viele Probleme, die wir heute kennen, nach wie vor existieren. Zwar benutzen die Menschen am Ende des fünften Jahrtausends hochmoderne Syntroniken, Raumschiffe und Transmitter mit einer Selbstverständlichkeit, mit der unsereins Computer, Autos oder Telefon bedient; die Probleme des menschlichen Zusammenlebens gibt es aber weiterhin, wenngleich unter anderen Namen und in anderem Gewand.

Zu spüren bekommt das im vorliegenden Band vor allem Perry Rhodan selbst. Seit der amerikanische Astronaut auf dem Mond das gestrandete Raumschiff der Arkoniden entdeckte (nachzulesen im legendären ersten PERRY RHODAN-Roman), hat er sich stets für die Belange der Menschheit eingesetzt. Stets versuchte er, die Terraner als Wesen mit kosmischem Bewusstsein zu sehen, denen eine große Zukunft winkt. Gerade deshalb ist es für Perry Rhodan von besonders großer Bedeutung, der Menschheit auch eine weitere Zukunft zu ermöglichen – auch wenn es außerirdische Mächte gibt, die ihm Steine in den Weg legen.

Mehr will ich Ihnen über den vorliegenden Roman gar nicht verraten. Wenn Sie schon länger bei PERRY RHODAN dabei sind, werden Sie ohnehin viele vertraute Begriffe finden und deshalb sehr schnell erkennen, welche Themen aus der Vergangenheit der Serie wir hier aufgreifen und mit neuen Themen verbinden.

Sind Sie aber ein(e) Leser(in), der (die) zum ersten Mal zu einem PERRY RHODAN-Heftroman greift, kann es durchaus sein, dass Sie über unbekannte Begriffe stolpern. Deshalb gibt es eine Ergänzung zu diesem Roman: Es ist die Beilage »Rundfahrt durch Terrania«, in der Sie unser Autor Uwe Anton mit Hilfe einer Kurzgeschichte in die Hauptstadt der Zukunfts-Erde einführt. Und das beigelegte Poster zeigt die »Solare Residenz« vor der faszinierenden Skyline Terranias, jenes gigantische fliegende Bauwerk, das diesem Abschnitt der PERRY RHODAN-Historie seinen Namen gab.

Ich denke, Sie werden sich rasch zurechtfinden in »unserer« Zukunftsstadt, dem Terrania von Perry Rhodan, der Hauptstadt der Erde, und der Solaren Residenz. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre und freue mich schon auf Ihre Leserbriefe!

 

Klaus N. Frick

PERRY RHODAN-Redaktion

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Nr. 2000

 

Die ES-Chroniken

 

Eine neue Zukunft für die Erde – die Solare Residenz entsteht

 

von Robert Feldhoff und Ernst Vlcek

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Das Konstituierende Jahr ist vorüber, Thoregon konnte entstehen. Im Kessel, jener nach wie vor mysteriösen Zone zwischen den Galaxien DaGlausch und Salmenghest, haben sechs Superintelligenzen eine neue Heimat gefunden. Die Koalition Thoregon soll künftig für Frieden und Unabhängigkeit in diesem Bereich des Kosmos stehen.

Eine von diesen sechs Superintelligenzen ist ES. Der uralte Mentor der Menschheit, von dem Perry Rhodan die relative Unsterblichkeit verliehen bekommen hat, begleitete die Terraner durch alle Epochen ihrer Geschichte, durch Höhen und Tiefen, bis hin zur aktuellen Lage in der Milchstraße.

Diese Lage ist alles andere als erfreulich. Die militärischen Spannungen zwischen den Machtblöcken haben nicht abgenommen, seit Perry Rhodan als der Sechste Bote von Thoregon wirkt. Ganz im Gegenteil: Das aggressiv hochgerüstete Kristallimperium scheint seine Macht immer weiter ausdehnen zu wollen.

Was Perry Rhodan auch macht, seine Taten werden Folgen für Milliarden von Wesen nach sich ziehen. Und während sich in der Milchstraße die Situation stark ändert, erfährt der Terraner eine Geschichte, die Millionen von Jahren in die Vergangenheit reicht.

Es ist die Geschichte der Superintelligenz namens ES …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Sechste Bote von Thoregon will Terra in eine neue Zukunft führen.

Ahn-Visperon – Der Vojaride besucht die Insel der Schmetterlinge.

Bostich – Der Herrscher des Kristallimperiums dehnt seine Macht immer weiter aus.

Monkey – Der Oxtorner ist nicht mit allen Plänen Rhodans einverstanden.

Lotho Keraete – Der Mann aus Metall erzählt die Geschichte einer Superintelligenz.

I.

Das blaue Blond

 

Er schleppte sich träge durch die verwüstete Landschaft der Feindwelt Jovinhar. Es war die letzte Bastion der Blauen.

Jovinhar lag in Trümmern. Über die Ruinenfelder spannte sich ein rötliches Glühen, das intensiver wurde, als die letzten Sonnenstrahlen erloschen. Über den Horizont zuckten Lichtblitze wie von Wetterleuchten. Tatsächlich handelte es sich jedoch um Explosionsherde, die sich in Kettenreaktion über die Planetenoberfläche fraßen.

Rezzaga nahm es gelassen, es war bald vorbei. Hinter ihm lagen viele Tage des Tötens, in denen er und seine Mitkrieger unzählige der Blauen ausgelöscht hatten. In Hunderten von Sonnensystemen, auf Tausenden Welten.

Sie waren förmlich durch blaues Blut gewatet. Nun war er vom Töten müde, doch das Ende war in Sicht.

Die Ausrüstung lastete schwer auf seinem Körper. Der kompakte Kampfanzug wies Spuren unzähliger Gefechte auf. Strahlennarben und Risse verunzierten ihn, auch etliche dunkle Spritzer und Flecken, getrocknetes blaues Blut. Die Ortungsgeräte waren ausgefallen, das Schutzschirmaggregat auch. Und wennschon, überlegte der Mun-Krieger vierter Klasse dumpf, der Krieg gegen die Blauen war so gut wie vorbei.

Den Nuklearbrenner hatte er links geschultert, das Multipack baumelte von seiner Rechten. Es war federleicht, fast leer, denn der Proviant und die Stimulanzien waren praktisch aufgebraucht. Der Impulsstrahler steckte verwegen in seinem Gürtel, und das Vibratorschwert schabte an seiner Seite, weil er das verkohlte Futteral weggeworfen hatte.

Irgendwo vor ihm flackerte es noch einmal auf. Er konnte das blaue Blond förmlich riechen.

Da er über keine Ortung mehr verfügte, musste er sich auf seine Sinne verlassen. Die süßliche, betäubende Duftspur war unverkennbar. Er empfand den Geruch als ekelerregend.

Rezzaga hielt darauf zu, ohne seinen Schritt zu beschleunigen, ohne besondere Vorsicht walten zu lassen. Das Multipack ließ er im Gehen einfach fallen; er hob den Nuklearbrenner von den Schultern und brachte ihn beidhändig in Anschlag. So schritt er fest, aber dennoch ohne Eile aus.

Sein fleischiges Gesicht wirkte angespannt. Muskelstränge zeichneten sich über den ausladenden Kiefern ab, die Augen zogen sich zusammen und bildeten tief in den Höhlen kleine, wachsame Punkte.

Er kam der Quelle des verhassten Geruchs rasch näher. Nur dass der Blaue seine Position nicht änderte, schien ihm bemerkenswert.

Der Gestank wehte von ein und derselben Stelle zu ihm herüber. Er wurde intensiver, je näher er dem Urheber kam. Das machte ihn misstrauisch, und er wurde vorsichtiger, durchforschte mit den Blicken das Terrain.

Rezzaga konnte nichts Verdächtiges entdecken. Und als er um einen Mauerrest bog, da stand er vor dem blauen Blond.

Es war völlig nackt und kauerte zitternd an der Mauer.

Was für ein zierliches, zerbrechliches Geschöpf das blaue Blond doch ist, dachte Rezzaga. Ein schmächtiger Humanoider mit dünnen Armen und schmalen, feinnervigen Händen. Die Handflächen waren übereinandergefaltet und an die Brust gepresst, so als wollten sie einen Schatz behüten. Die großen, wasserhellen Augen in dem glatten Kindergesicht blickten ängstlich, wie um Erbarmen flehend, zu Rezzaga empor. Das goldene Haar, das das Gesicht wie ein Bild der Unschuld umrahmte, bildete einen ästhetischen Kontrast zum Blau der Haut.

Bei den meisten anderen Wesen, das wusste Rezzaga aus Erfahrung, erweckte der Anblick des unschuldsvollen Blauen Anteilnahme und Barmherzigkeit. In Wesen, die zur Mildtätigkeit neigten, löste der Anblick eines Blauen Beschützerinstinkte aus.

Nicht so bei Rezzaga.

Feindbild!

Der Anblick schickte einen Aggressionsschub durch seine Adern. In seinem Körper liefen Prozesse an, die einem motorischen Reflex gleichkamen.

Der Krieger bäumte sich mit einem Kriegsschrei auf. Er ließ den Nuklearbrenner achtlos zu Boden fallen, zog mit einer brachialen Bewegung das Vibratorschwert aus dem Gürtel und fuhr die Klinge zu voller Armeslänge aus. Hob sie hoch über den Kopf, der eine halbe Drehung beschrieb, so dass die dunkle Mähne nach vorne gerichtet war. Die Haare stellten sich ihm auf, knisternd wie unter elektrischer Spannung. Sie bildeten einen Haarkranz wie einen Heiligenschein. Und der Hinterkopf wurde zum Kampfgesicht, mit einer Schnauze aus langen geifernden Reißzähnen, mit bebenden Nüstern und rot glühenden Augen, die aus den Höhlen zu treten schienen, als Rezzaga das Maul brüllend aufriss. Unter dem Kriegsschrei Rezzagas krümmte sich das blaue Blond noch mehr zusammen.

Es nahm gewissermaßen seine Geburtsstellung ein. So starb der Blaue, als Rezzaga mit dem Vibratorschwert voller Wucht den verhassten Feind traf. Er machte mit einem einzigen Hieb zwei Hälften aus einem Ganzen.

Es war getan, der letzte Blaue hatte sein Leben ausgehaucht.

Doch es war noch nicht vorbei. Der Schatz, den der Blaue so ängstlich behütet hatte, entschlüpfte seinen leblosen Händen. Ein bunter Schmetterling mit bestäubten Flügeln stieg in die Höhe und schraubte sich in nervösem Tanz empor. Und im Steigen wurde er immer größer.

Rezzaga staunte nicht lange über das Phänomen. Er hob den Nuklearbrenner und feuerte dem wachsenden Schmetterling hinterher.

Der Mun-Krieger vierter Klasse war ein ausgezeichneter Schütze, doch die Strahlenfinger glitten durch das wundersame Geschöpf hindurch, ohne einen Effekt zu verursachen.

Eine immaterielle Erscheinung, dachte er. Nicht zu fassen, völlig unzerstörbar.

Der Schmetterling erreichte in großer Höhe die Ausmaße eines Gefechtsbunkers. Er stieg weiter und wurde raumschiffgroß. Und er stieg höher, gerade so als strebe er dem Orbit zu, und erreichte dabei Planetoidengröße. Gleichzeitig wurde das kuriose Wesen durchscheinend, transparenter mit jeder Sekunde. Als es fast schon den ganzen Himmel im Gesichtskreis Rezzagas bedeckte, löste es sich vollends in nichts auf.

Rezzaga reckte den Kopf noch eine ganze Weile nach oben, bis er einen steifen Nacken bekam. Dann schüttelte er das alles ab; er kehrte wieder sein Alltagsgesicht hervor und stieß ein abschließendes Grunzen aus. Was immer vor seinen Augen abgelaufen war, es zählte nicht mehr. Das Werk war getan, die Gefahr abgewendet. Die mächtigen S-Zentranten konnten in diesem Sektor des Universums die Kontrolle übernehmen.

(Die Geschichte der Superintelligenz ES, vorgetragen von Lotho Keraete, im Dezember 1291 NGZ)

II.

Heimkehr auf die Erde

 

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung beurteilte Perry Rhodan die galaktopolitische Lage als unkompliziert, aber voller Konfliktpotenzial.

Die Liga Freier Terraner (LFT), bis Mitte des Jahrhunderts kulturell, ökonomisch und militärisch führende Macht der Milchstraße, büßte ihren Platz an das Kristallimperium der Arkoniden ein. Die Blues-Völker der galaktischen Eastside stagnierten, weitere Machtfaktoren erschienen als untergeordnet wichtig.

Der Beitritt der Milchstraße zur Koalition Thoregon hebelte jedoch die bestehende, historisch gewachsene Machtstruktur unversehens aus. Kosmokraten und Superintelligenzen, seit Beginn aller Geschichtsschreibung als Drahtzieher im Hintergrund aktiv, zogen sich komplett aus dem Geschehen zurück. Die Milchstraße präsentierte sich als frei von höheren Mächten, auch wenn diese der »normale« Mensch nicht wahrgenommen hatte; eine Entwicklung, welche die Völker einer ganzen Galaxis vollständig unvorbereitet traf. Das entstandene Machtvakuum wartete nur darauf, ausgefüllt zu werden.

(Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 13. Jahrhunderts NGZ; Kapitel 36.10.10. Wendepunkte)

 

»Jetzt herrscht Friede, endlich!«, sprach Perry Rhodan bitter. Er schob seine Hände tief in die Hosentaschen, um der feuchten Kälte zu entgehen, und stellte den Kragen seiner Jacke auf, weil von Süden ein scharfer Wind blies. »Vor uns liegt wieder eine Zukunft. Ich hoffe, dass es eine große Zukunft sein wird.«

Sein Begleiter wollte wissen: »Heißt das etwa … du kehrst nun auf die Erde zurück?«

Rhodan ließ die Frage stehen, obwohl er die Antwort bereits kannte.

Sein Blick schweifte über das Trümmerfeld im Herzen seiner Stadt, die Terrania hieß.

Im Schutt erblickte er die Reste einer goldenen Plastik. Raumschiff STARDUST, überlegte er. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts in den Weltraum gestartet. Perry Rhodan sah sich noch einmal in die Andruckliegen geschnallt, auf dem Weg zum Mond, dreitausend Jahre in der Vergangenheit. Das Raumschiff der Arkoniden, notgelandet, die Eroberung des Sonnensystems in einem Augenblick, schon vorüber. Dann die Schritte in die Milchstraße hinaus, in einen feindlich gesinnten Kosmos, der auf alles mögliche gewartet hatte, nicht jedoch auf die Menschheit. Aber sie hatten gewonnen, da draußen zwischen den Sternen. Die blassgesichtigen, schwächlichen Humanoiden, die ein Universum niederreißen und wieder errichten konnten, wenn sie nur zusammenhielten.

»Dieses Trümmerfeld war einmal das Zentrum der terranischen Macht«, flüsterte Rhodan. »Von hier haben wir das Solare Imperium regiert. Nervenzentrum Imperium-Alpha, später haben wir es HQ-Hanse genannt. Terra hat seine Handelsrouten bis in die Galaxien der Nachbarschaft gesponnen. Du warst nicht dabei, Cistolo, du hast diese großen Tage nicht selbst erlebt.«

Alles war in Schutt versunken, am Vorabend der Entstehung Thoregons. Die Kosmische Fabrik WAVE hatte die Erde heimgesucht, die Entstehung der Koalition Thoregon hatte sie dennoch nicht verhindert. Die Menschheit war nun Mitglied in einem Bündnis aus sechs Galaxien, das für Frieden und Freiheit im Kosmos stand.

Perry Rhodan blickte seinen Führer durch das Trümmerfeld plötzlich offen an, einen dunkelhaarigen Hünen, den LFT-Kommissar Cistolo Khan.

Khan trug die Verantwortung für das Debakel, das die Erde heimgesucht hatte. Der dunkle Hüne würde nicht mehr lange LFT-Kommissar sein. Die Menschen in dieser Stadt, auf dem Planeten, in den vielen hundert Systemen der Liga Freier Terraner, sie würden ihm niemals wieder Vertrauen schenken.

Rhodan ballte die Fäuste, ohne es zu bemerken. Er fand keine Worte für das, was ihn bewegte.

»Du bist mir noch meine Antwort schuldig …« Khans Stimme klang auf einmal rau, der LFT-Kommissar musste sich räuspern. »Heißt das, du kehrt zu uns zurück?«

»Ja«, bekannte Perry Rhodan einfach.

In dem Trümmerfeld löste sich aus großer Höhe ein schwerer Brocken Beton, das Bruchstück krachte zwanzig Meter in die Tiefe und ließ bei seinem Anprall den Boden zittern. Rhodan sah aus dem aufgewirbelten Staub einen weißen Schmetterling hervortanzen; das Tier floh und brachte sich mit ruckhaftem, unstetem Flug in Sicherheit.

Die beiden Männer schwiegen, bis der Lärm sich verzogen hatte.

»Hast du vergessen, dass die Menschen dich nicht mehr wollten, Rhodan?«, fragte Khan in das Pfeifen des Windes, der durch das Trümmerfeld fegte.

»Ich habe nicht vergessen.«

»Aber …?«

»Aber ich habe verziehen. Die terranische Regierung existiert nicht mehr. WAVE hat sie alle getötet. Es wird bald eine Neuwahl geben, ich werde mich dieser Wahl stellen.«

Rhodan presste die Lippen zusammen, und er hoffte, dass Cistolo Khan seinen Augenblick der Schwäche nicht bemerkte. Vielleicht hätte er es halten sollen wie der Schmetterling, auf und davon, doch was er brauchte, das war ein Ziel.

»Das hier ist immer noch mein Volk. Ich gehöre zu ihnen, man kann es nicht beiseite wischen.«

»Und … wenn sie dich nicht wählen?«

»Ich werde auch dann auf der Erde bleiben, wenn ich diese Wahl verliere«, sagte Rhodan mit Bestimmtheit.

Khan blieb skeptisch: »Warten wir ab, wenn es erst passiert ist. Vielleicht redest du dann anders, Rhodan. Die Cameloter werden auf dich nicht verzichten wollen. Vielleicht bist du dort besser aufgehoben.«

»Ich habe Pläne mit Camelot.«

»Pläne …?«, wiederholte Khan.

 

*

 

Ein mächtiger Kugelraumer senkte sich aus dem dunklen, von schweren Regenwolken verhangenen Himmel. Zu Anfang erblickte Rhodan nur einen schwarzen Punkt, so groß wie ein Vogel. Dann hörte der Punkt nicht wieder zu wachsen auf. Der Kugelraumer kam nach einigen Minuten noch immer näher, er wuchs über jedes menschliche Vorstellungsvermögen hinaus.

Das 800 Meter durchmessende Ungetüm aus Stahl und Plastik teilte den staubfeinen Nieselregen, bis es schwerelos wenige Meter über dem Boden verharrte, mit der erdrückenden Präsenz eines Gebirgsmassivs.

Perry Rhodan wartete seit einer halben Stunde. Seine Haare waren nass, aber es störte ihn nicht.

Terrania hatte den ehemaligen Flottenstützpunkt längst umwuchert und sich weite Teile einverleibt, dennoch blieb der Eindruck einer gewaltigen Weite, in der Menschen nicht mehr als wimmelnde Ameisen darstellten. Lange Zeit hatte Terrania als die inoffizielle Hauptstadt der Milchstraße gegolten. Heutzutage stand das ferne Arkon I im Begriff, Terrania diesen Rang abzulaufen. Aber immer noch blieb der Anblick der Raumschiffe, die majestätische Wucht terranischer Kugelriesen.

Rhodan wischte sich die Tropfen von den Augenbrauen, er blickte an der Wandung aus Ynkenit empor und entzifferte den Namen PAPERMOON.

Er wusste, dass hinter dem Schiff eine Reise von mehr als 60.000 Lichtjahren lag.

Die PAPERMOON kam aus der Eastside der Galaxis, vom Planeten Gatas, und hatte die Reise für nur einen einzigen Passagier unternommen.

In der unteren Polschleuse glomm plötzlich ein grelles Licht auf. Aus der gleißenden Helligkeit schob sich die Gestalt eines Terraners, winzig wie ein Insekt. Wie von einer unsichtbaren Riesenhand getragen schwebte der Mann abwärts, am Boden nahm eine Transportplattform den Ankömmling in Empfang und chauffierte ihn Richtung Hafenterminal.

Der Terraner trug schwarze Kleidung, von Kopf bis Fuß. Er hielt sich auffallend aufrecht, seine schmale, aber hochgewachsene Statur vermittelte einen bemerkenswerten Eindruck von Würde.

Rhodan erkannte selbst auf die Entfernung das Charisma, das der Mann verströmte.

Auf den ersten Blick hätte man ihn mit einem Arkoniden verwechseln können; mit den weißen Haaren und dem weißen Bart, den er trug. Aber der Mann war kein Albino, sondern 87 Jahre alt. Je näher er kam, desto mehr wurden die Spuren des Alters augenfällig. Seine Augenwinkel waren sehr faltig, wenngleich die wasserblauen Augen eine Energie verstrahlten, die eines jungen Mannes würdig gewesen wäre.

»Mein Name ist Maurenzi Curtiz«, stellte sich der Botschafter vor. »Du bist Perry Rhodan, nicht wahr?«

Der Mann streckte zur Begrüßung seine Hand aus.

Rhodan nahm die Hand des Botschafters und schüttelte sie. Er wartete ab, um die Reaktionen seines Gegenübers einschätzen zu lernen.

»Kein sehr gemütlicher Ort«, bekundete der Botschafter nach einer Weile.

Rhodan lächelte mit nassem Gesicht. »Würdest du ein Restaurant vorziehen?«

»Nicht unbedingt. Es regnet so gut wie nie auf Gatas. Ich vermisse den Regen. Wie wäre es mit einem Spaziergang, Rhodan?«

»Durch Terrania?«

»Das wäre mir angenehm.«

Sie verließen schweigend den Hafen, fuhren mit einer Rohrbahn ins Atlan Village und wanderten durch die Straßen, die angefüllt waren von Extraterrestriern und ruhelosen Terranern. Es wurde dunkel in der Stadt. Die Lichter des Village entzündeten sich, ein beinahe romantisches Zwielicht ergriff Besitz von den Straßen. Manchmal hielten Menschen inne, die Rhodans Gesicht erkannten. Er hatte auf der Erde keine offizielle Funktion inne, doch er war der Sechste Bote von Thoregon, ein legendärer Unsterblicher. Rhodan empfand die staunenden Blicke der Menschen als unangenehm. In diesen Blicken stand Verehrung, eine kritiklose Unterordnung, die ihn an eine viel zu hohe Stelle setzte.

Rhodan wartete ruhig ab.

»Ich möchte dir ein Angebot unterbreiten«, eröffnete Maurenzi Curtiz schließlich. »Cistolo Khan hat äußerst kurzfristig Neuwahlen für das Solare Parlament anberaumt. Ein Bündnis mehrerer Parteien wird mich als Spitzenkandidaten für das Amt des Ersten Terraners aufstellen.«

»Das ist mir bekannt«, sagte Rhodan abwartend.

»Mir wurde berichtet, dass du ebenfalls kandidieren wirst.« Curtiz sah ihn gerade an. »Ist das richtig, Perry Rhodan?«

»Ja«, antwortete der Aktivatorträger.

Rhodan konnte sehen, wie Curtiz seinen Blick über die Hochstraßen wandern ließ, die um diese Tageszeit Tausende von Nachtschwärmern transportierten. Regennacht in Terrania, überlegte Rhodan, und niemanden scheint es zu kümmern. Maurenzi Curtiz hatte jahrelang nur Blues-Tellerköpfe gesehen. Der soziale Alltag der Terra-Menschen musste ihm dagegen exotisch scheinen.

»Unsere Demoskopen behaupten, dass wir in diesem Fall ein Ergebnis von unter zehn Prozent erzielen werden. Du bist der Sechste Bote von Thoregon. Eine Art moderner Götterbote, und nun kehrst du auf die Erde zurück. Wir haben gegen dich keine Chance. Niemand hat eine. – Dies soll keineswegs weinerlich klingen, es ist eine nüchterne Analyse.«

Rhodan presste die Lippen zusammen. Die Möglichkeit, dass Curtiz recht haben konnte, erfüllte ihn mit Beklommenheit.

Er konnte nichts tun, was ein solches Zutrauen rechtfertigte. Die Koalition Thoregon war für ihn ein fernes, gestaltloses Gebilde. Er hatte die Bekanntschaft von Boten in fernen Galaxien gemacht, er hatte die Entstehung Thoregons miterlebt. Aber er verfügte nun, da alles vorbei war, nicht über Möglichkeiten, auf eine ungewöhnliche Weise zu agieren. Er war ein Mensch, und eine seltsame Ironie lag darin, dass ausgerechnet die Terraner ihm dies nicht glauben wollten.

»Ich werde dennoch zu dieser Wahl antreten«, erklärte er Curtiz.

»Das weiß ich«, antwortete der weißhaarige Mann ruhig. »Ich habe dir aus diesem Grund ein Angebot zu machen. Wir halten es für richtig, unsere Kräfte zusammenzulegen. Mein Parteienbund ist von den Grundsätzen der Thoregon-Agenda überzeugt. Wir treten ebenfalls für Frieden und Verständigung ein.«

»Was für ein Angebot soll das sein?«, erkundigte sich Rhodan, obwohl er es zu wissen glaubte.

Maurenzi Curtiz blieb ruckartig stehen.

»Ich kandidiere für das Amt des Ersten Terraners – wie vorgesehen. Voraussichtlich werde ich diese Wahl auch gewinnen. Wir werden allerdings die verfassungsmäßigen Machtbefugnisse verändern; wir sind der Meinung, dass die LFT grundlegend anders strukturiert werden soll. Der Erste Terraner wird in Zukunft in erster Linie ein Repräsentant der Liga sein. Ein Staatsmann, ein integrierender Faktor. Stattdessen werden wir das Amt des LFT-Kommissars aufwerten und umbenennen. Dieses Amt, das neu zu schaffen wäre, könnte von dir besetzt werden, Rhodan. Ich werde die Staatsgeschäfte führen, du triffst die Entscheidungen der Tagespolitik.«

Ein heftiger Windstoß fegte durch die Gasse, in der sie standen, und Rhodan registrierte, dass es im selben Augenblick aufhörte zu regnen.

Ein feines Lächeln legte sich über sein nasses Gesicht. »Ich halte dieses Angebot für vernünftig. Ich werde darüber nachdenken, Curtiz.«

Rhodan drehte sich um, er starrte sekundenlang auf den Strom der Gleiter, die sich entlang einer Hochtrasse Richtung Stadtzentrum wälzten; dorthin, wo im Trümmerfeld die alte Regierung gestorben war. Wäre alles noch in Ordnung gewesen, hätte WAVE nicht den Regierungssitz vernichtet, er hätte die Lichter des ehemaligen HQ-Hanse durch den Nieselregen glimmen sehen, wie an einem fernen, von dichter Besiedlung überdeckten Berghang.

»Nein«, stieß er plötzlich hervor, einem Impuls folgend, den er selbst nicht verstand. »Ich denke nicht mehr darüber nach, Curtiz. Das ist nicht notwendig. Ich nehme das Angebot an.«

Diesmal war er es, der die Hand ausstreckte. Maurenzi Curtiz schlug ein.

Der Botschafter winkte einen kegelförmigen, aufdringlich orange lackierten Servorob herbei, der hoch über ihren Köpfen schwebte und für Vurguzz warb. Der Rob kam herabgeschossen wie ein Pfeil, mit einer quietschenden Melodie und mit einem leiernd hervorgepressten Wortschwall.

»… der beste Vurguzz, den's im Universum gibt, die Herren …«

Mit einer Geste schnitt Curtiz der Maschine das Wort ab. »Keinen Vurguzz. – Gib uns Mineralwasser!«

Im metallenen Leib der Maschine rumorte es, und Rhodan ertappte sich bei der ironischen Vorstellung, die Maschine könnte genau in diesem Moment explodieren.

Curtiz stoppte erneut den Redefluss. Stattdessen reichte er seinen Kreditchip an den Rob. Kommentarlos brachte die Maschine zwei Flaschen zum Vorschein.

Curtiz reichte eine der Wasserflaschen Perry Rhodan. »Auf die Zukunft«, sagte er.

Ein Gleiter donnerte vorbei, viel zu niedrig, und Rhodan glaubte, im Vorbeiflug das lachende Gesicht einer jungen Frau zu sehen.

Rhodan nickte dem Botschafter zu. »Auf die Zukunft.«

 

*

 

Der Stichtag, an dem die planetaren Bevölkerungen der Liga Freier Terraner ihre Entscheidung treffen mussten, war der 16. Dezember 1291 NGZ. Das Fest zur Wahl fand in einem öffentlichen Transparenzgewölbe von Luna City statt, das durch sein kuppelförmig gespanntes Glassit die Sterne der Milchstraße als gleißendes Band erkennen ließ.

Einige hundert Personen waren anwesend, und ungefähr ein Zehntel kannte Rhodan persönlich.

Hinten in einem fröhlichen Pulk erblickte er Reginald Bull, seinen besten Freund aus alten Tagen, Aktivatorträger wie er selbst. Daneben versteckte sich Homer G. Adams, einen Kopf kleiner und fast schon erschreckend unscheinbar, der führende Finanzexperte der Menschheit – zur Zeit wohnhaft auf dem Planeten Phönix, Deckname Camelot. Dort wohnte im Grunde auch Perry Rhodan.

Die erste Hochrechnung lief zwei Stunden vor Beendigung der Wahlfrist ein. Zwei Drittel aller stimmberechtigten Liga-Bürger hatten zu diesem Zeitpunkt über die syntronischen Leitungen ihre Stimmen abgegeben. Die meisten wohnten in einem Umkreis von etwa 5000 Lichtjahren rings um die Erde. Auf dem Erdmond wurden die Stimmen gesammelt und von der Großsyntronik NATHAN ausgewertet, der leistungsfähigsten von Menschenhand erbauten Rechenmaschine.

NATHAN sah das Parteienbündnis für Rhodan und Curtiz mit knapp siebzig Prozent aller Stimmen vorne.

»… wird einen Augenblick um Ruhe gebeten«, hörte Rhodan eine Stimme lärmen. »Nosmo kommt nun an die Reihe, hier treffen die Zahlen von Nosmo ein …«

Die Begeisterung war allgegenwärtig und fast körperlich spürbar. Doch Rhodan fühlte sich außen vor, in seinen Gedanken lag die Wahl längst hinter ihm. Die drängenden Fragen der Zukunft ließen ihm keine Zeit für Triumph. Terra musste seinen Einfluss so einsetzen, dass in der Milchstraße ein höheres Maß an Verständigung einkehrte. Fragte sich nur, wie das zu bewirken war, angesichts eher kleiner politischer Bedeutung der Liga – trotz der zahlreichen Menschenwelten, die sich neuerdings in die Liga eingliedern wollten.

Sein Blick fiel auf zwei höchst eindrucksvolle Gestalten, die reglos in einer Ecke standen. Beide folgten dem Trubel des Festes so unbewegt wie Roboter, auch wenn sie keine waren.

Die erste Gestalt trug den Namen Monkey. Es handelte sich um einen Umweltangepassten aus dem Volk der Oxtorner. Oxtorner waren an eine Schwerkraft von knapp fünf Gravos gewöhnt. Die Natur ihrer Extremwelt-Heimat sowie ausgeklügelte Gentechnik hatten sie zu unbesiegbaren Kampfmaschinen geformt, die nur noch äußerlich Ähnlichkeit mit Terranern aufwiesen.

Ein Unfall hatte Monkey beide Augen gekostet. Statt genetischer Replikate hatte man ihm anthrazitfarbene Kameraobjektive aus SAC-Metall eingesetzt. SAC war das einzige bekannte Material, das denselben Belastungen standhielt wie ein oxtornischer Körper.

»… hören wir soeben das Endergebnis aus dem Eugaul-System! Plophos, bitte melden …«

Monkey war nicht durchschaubar. Er besaß keinen Humor, keine menschlichen Eigenschaften. Wenn Monkey einen Menschen töten wollte, konnte er dies in einer Geschwindigkeit tun, die keine Abwehr zuließ. Rhodan machte sich klar, dass der Oxtorner auf alle Zeiten ein Ausgestoßener bleiben würde.

Und dem Mann, der neben Monkey stand, würde es nicht viel besser gehen: denn Lotho Keraete war der Mann aus Metall.

Die Superintelligenz ES, seit der Entstehung Thoregons im PULS von DaGlausch verschwunden, hatte Keraete zu ihrem Beauftragten bestimmt. Seinen ursprünglichen Körper hatte er längst verloren, im Tausch gegen eine zweifelhafte Unsterblichkeit, gegen Glieder und Organe aus anorganischem Material, die ihn ebenso unmenschlich scheinen ließen wie Monkey.

»… stimmen Plophos und die assoziierten Systeme mit 61,2 Prozent aller Stimmen für …«

Rhodan versuchte, Monkey und den Mann aus Metall nicht zu beachten. Ihre Ausstrahlung war negativ.

Die zwei Stunden verstrichen quälend langsam.

Am Ende stand ein Sieg mit der komfortablen Mehrheit von zwei Dritteln aller abgegebenen Stimmen. Maurenzi Curtiz war vom heutigen Tag an Erster Terraner; er würde die Struktur der Liga verändern. Doch auch Rhodan kehrte an die Spitze der Menschheit zurück. Das Vergnügen war zweifelhaft wie stets, denn die Macht, Entscheidungen zu treffen, beinhaltete auch das Risiko, entscheidende Fehler zu begehen.

Rhodan reichte Maurenzi Curtiz die Hand, in einem Augenblick kurz nach der Wahl, und er wusste, dass die Trivideo-Sender der Milchstraße die Geste bis ins ferne Arkon verbreiten würden.

Rhodan sah sich von Trubel umgeben, der ihm nicht angemessen schien.

Er schaute Monkey an, den Oxtorner, nickte ihm unmerklich zu, dann suchte er Blickkontakt zu Homer G. Adams. Mit den beiden höchst unterschiedlichen Männern im Gefolge setzte sich Rhodan unauffällig aus dem Treiben ab und betrat ein Hinterzimmer.

Der Lärm verstummte wie abgeschnitten.

Rhodan schloss eine Sekunde lang die Augen und atmete tief durch.

»Glückwunsch, Perry«, hörte er Adams sarkastisch reden. »Jetzt bist du also zurück auf der Erde. – Hast du schon vergessen, dass du auch Camelot gegenüber eine Verantwortung trägst? Wie gedenkst du eigentlich beides in Einklang zu bringen?«

Rhodan presste die Lippen zusammen. Er öffnete die Augen und blickte den kleinen Mann mit dem schütteren Haarkranz gerade an.

Adams hatte ein Gesicht aufgesetzt wie zur eigenen Beerdigung. Der kleine Mann ballte unbewusst die Fäuste, doch er konnte Rhodans Blick nicht standhalten und senkte den Kopf.

»Gar nicht, Homer«, erklärte Rhodan sanft. »Ich bin sicher, du weißt gut über meine Pläne Bescheid. Wir werden den Stützpunkt Camelot auflösen. Die Wissenschaftler und Techniker von Camelot müssen nun heimkehren. Die Phase der Isolation ist vorbei. Wir müssen uns darauf besinnen, dass wir alle Menschen sind.«

»Denkst du wirklich, die Terraner sind schon wieder soweit?«

»Ja. Die Menschen glauben an Frieden und Verständigung.«

»Und wennschon!«, brach es aus Adams hervor. »Du hast doch Bostich beim Kampf gegen MATERIA persönlich erlebt. Du weißt, wie er denkt. Arkon und das Kristallimperium glauben an die Aggression. Sie wollen ein Sternenreich, das so groß ist wie die Galaxis. Wie willst du dich gegen Imperator Bostich wehren, wenn Camelot nicht mehr ist?«

Rhodan bekundete: »Das weiß ich noch nicht. Ich hoffe, es wird nicht notwendig sein.«

»Narr!«

»Warte ab, Homer! Ich hoffe, dass auch Bostich nun Vernunft annimmt. Thoregon ist gekommen. Es gibt keine äußere Bedrohung mehr, die Fabriken der Kosmokraten sind abgezogen. Camelot war einst ein Beweis unseres Argwohns. Was wir aber benötigen, das ist Vertrauen. Wir werden Camelot auflösen. Homer, das ist mein letztes Wort.«

Rhodan wusste, dass er über Camelot und die fünfhunderttausend Spezialisten, die dort lebten, nicht wie ein Fürst gebieten konnte. Er glaubte jedoch daran, dass sie seiner neuen Strategie folgen würden, und er hielt es für richtig, sich auf ihre Einsicht zu verlassen.

Adams wandte sich ruckartig um.

»Monkey! Ich erwarte, dass du dich dazu äußerst!«

Der Oxtorner sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Bevor ich mich äußere, möchte ich zunächst erfahren, aus welchem Grund ich mich in diesem Raum befinde.«

Rhodan sah die Kameraobjektive aus unzerstörbarem SAC auf sich gerichtet.

»Jemand muss die Auflösung Camelots in die Wege leiten. Ich denke an dich und an Homer. Du, Monkey, sollst auf Camelot die Organisation übernehmen. Sorge dafür, dass möglichst viele unserer Wissenschaftler zur LFT übersiedeln! – Und Homer fällt eine Aufgabe zu, die damit zusammenhängt. Ich möchte keine Raumschiffe der Liga in dieser sensiblen Angelegenheit einsetzen. Besser, wenn eine außenstehende Organisation die Umsiedlungen und die Demontage der Anlagen von Camelot übernimmt. Das wäre eine Aufgabe für Homers Organisation Taxit. – Homer, über wie viele Raumschiffe verfügst du derzeit?«

Rhodan blickte den kleinen Mann forschend an, doch Adams wich seinem Blick aus, ohne dass er den Grund verstehen konnte.

Taxit bestand offiziell aus einem Konsortium unabhängiger Händler, das auf dem galaktischen Markt astronomische Gewinnspannen und enorme Zuwachsraten erzielte. In Wahrheit hatte die Taxit seit ihrer Gründung nichts anderes getan, als Camelot die gewaltigen Finanzmittel bereitzustellen, die ein Stützpunkt dieser Art zum Unterhalt erforderte.

»Also, Homer …? Wie viele Schiffe sind es?«

»Mittlerweile 250 eigene, Perry.«

Rhodan blickte überrascht auf. »Das ist eine nicht ganz unerhebliche Menge für eine Privatorganisation.«

»Wir haben lediglich die ökonomischen Chancen ausgenutzt, die der galaktische Markt uns bot«, versetzte der kleine Mann ärgerlich. »Was glaubst du, wo die Galax die ganze Zeit hergekommen sind, Perry?«

Es lag in Adams' innerster Natur, einen Besitzstand konsequent zu vermehren. Vielleicht war das der Grund, weshalb er so vehement für den Erhalt Camelots votierte, weil er es nicht ertragen konnte, mühsam angehäuftes Kapital wieder herzuschenken.

»Homer«, sagte Rhodan hart, »keine Kompromisse, ich bestehe darauf. Wenn du es nicht tust, werde ich jemand anderen finden.«

Adams brütete mit finsterem Gesicht eine Weile vor sich hin, dann murmelte er verächtlich: »Also gut, Perry.«

Rhodan drehte sich um und fixierte den Oxtorner. »Monkey, was ist mit dir?«

»Ich werde ebenfalls die nötigen Schritte auf Camelot einleiten.«

»Ohne Diskussion?«

»Ich ziehe es vor zu schweigen.«

Rhodan fiel auf, dass Adams und Monkey sich mit einem raschen Blick verständigten, als gäbe es eine geheime Absprache zwischen beiden, von der er nichts wissen durfte.

 

*

 

Die Zeremonie fand unter einem azurblauen Himmel statt, an einem Wintertag in Terrania, mit Sonnenschein und milden Temperaturen. Die Wetterkontrolle wusste, was sie der neuen Regierung schuldig war. Rhodan hatte als Lokation das Trümmerfeld des ehemaligen HQ-Hanse ausgesucht. Bergungsroboter und Schutthalden bildeten eine nicht sonderlich malerische, dafür symbolträchtige Kulisse.

Die Mitglieder des Solaren Parlaments hatten sich vollzählig versammelt, einige tausend Bürger wohnten der Zeremonie als interessiertes Auditorium bei, und Maurenzi Curtiz hatte ein Pult erklettert, auf dem man den Ersten Terraner weithin betrachten konnte.

»… bedanke ich mich an diesem historischen Tag bei all jenen Bürgern der Liga Freier Terraner, die uns mit ihrer Stimme das Vertrauen geschenkt haben. Seien sie Terraner oder nichtirdischer Abstammung, Bürger eines assoziierten Systems oder direkt der LFT unterstellt – ich leiste die Gewähr, dass diese Regierung mit Gerechtigkeit und Augenmaß handeln wird.«

Curtiz lächelte mit einem freundlichen, nahezu väterlich wirkenden Ausdruck auf die Menge hinab.

»Aber die Gestaltung der Zukunft obliegt nicht mir allein, dem Ersten Terraner. Wir haben deshalb ein neues Amt geschaffen, das es in dieser Form bislang nicht gab: den Terranischen Residenten. Ich werde noch am heutigen Tag den bisherigen LFT-Kommissar Cistolo Khan von seinen Aufgaben entbinden …«

Tosender Beifall brandete auf, den Rhodan als zutiefst ungerecht empfand.

»… und stattdessen als Terranischen Residenten mit erweiterten Befugnissen Perry Rhodan ernennen, den Sechsten Boten von Thoregon.«

Es war Rhodan nicht recht, dass Curtiz an dieser Stelle seinen Status als Sechsten Boten erwähnte. Was Thoregon ausmachte, das war der Gedanke von Friede und Freiheit. Diesen Gedanken in die Tat umzusetzen lag an den Menschen und an den Bürgern der Milchstraße, nicht an einer fernen Koalition.

Rhodan sah schmerzliche, aber auch schöne Jahre kommen. Alles lag nun in ihrer Hand. Das war Thoregon. Eine Chance, keine Garantie.

»Glückwunsch!«

Rhodan sah sich Cistolo Khan gegenüber, soeben aus dem Amt entfernt, und Khan schenkte ihm ein unechtes Lächeln. Dahinter Reginald Bull, engster Freund aus alten Zeiten; Tautmo Aagenfelt, einer der wichtigsten Wissenschaftler der Menschheit in der Milchstraße; Lotho Keraete mit seinem metallenen Gesicht, das keinen Ausdruck zeigte und keine definierbare Farbe besaß; dahinter ein Meer aus Gesichtern.

Rhodan kletterte auf das Podium, das Maurenzi Curtiz ihm mit freundlichem Schulterklopfen freigab.

Er blickte über die versammelte Menge, die an seinen Lippen hing. Was erwarteten die Terraner? Die berühmten gebratenen Tauben, die man mit dem geöffneten Mund nur noch aufzufangen brauchte?

Perry Rhodan schloss die Augen für den Bruchteil einer Sekunde, und als er wieder aufblickte, hatte er die finsteren Gedanken völlig aus seinem Kopf verbannt. »Ich bin froh, wieder unter den Menschen zu sein«, sprach er aufrichtig in das Mikrofonfeld, das seine Stimme bis in den hintersten Winkel der Trümmerlandschaft trug. »Die Erde ist meine Heimat. Ich nehme die Ernennung zum Terranischen Residenten an.«

 

*

 

Nebelschwaden trieben über den Goshun-See, das Binnengewässer im Stadtgebiet von Terrania, und Perry Rhodan blickte vom Uferstreifen über die Gravo-Boote, die von Antischwerkraft getragen durch den morgendlichen Wellengang drifteten.

Das Grundstück am Ufer gehörte ihm schon sehr lange, dennoch fühlte er sich an diesem Ort einsam.

Rhodan setzte sich in die Böschung, auch wenn der Boden feucht war, und holte einen Trivideowürfel hervor. Als faustgroßes Hologramm erschien eine schwarzhaarige Frau. Es war eine Göttin in einem weißen Hemd, und sie hockte mit einem neugeborenen, nackten Baby auf einem blauen Sessel in einer Raumschiffskabine.

Die Aufzeichnung war das Wertvollste, was Perry Rhodan besaß. Denn die Frau war Mondra Diamond, und das Baby war sein Kind. Ihr Gesicht war von schweren Strapazen gezeichnet. Die Geburt lag gerade erst hinter ihr.

»… wenn du dies hier siehst, sind wir beide vielleicht schon Millionen Lichtjahre fort. Ich habe unser Kind Delorian genannt, Delorian Rhodan. Wann wir uns endlich wiedersehen werden, weiß ich nicht. Perry, ich wünschte so, du wärest hier.«

Er sehnte sich mit aller Macht nach Mondra und diesem Kind, das er niemals gesehen hatte. Hätte er das Baby einmal nur in den Armen gehalten – aber die Superintelligenz ES hatte sie mit dem Raumschiff SOL auf eine zweifelhafte Mission geschickt, irgendwo in die Tiefen des Kosmos. Rhodan hatte seither weder von der SOL noch von Mondra und dem Kind wieder etwas gehört. Ganz zu schweigen von ES.

»Hallo?«

Rhodan hörte Schritte, die sich von hinten näherten.

»Ich bin hier!«, rief er.

Er klappte den Würfel wieder zusammen, weil er nicht wollte, dass ein anderer die private Botschaft zu sehen bekam.

Der Besucher war Lotho Keraete, sein Gast. Der Mann aus Metall, wie ihn alle nannten, bewohnte eines der Gästezimmer.

»Was kann ich für dich tun, Lotho?«, fragte er reserviert.

In das farblose, dunkle Gesicht des Mannes stahl sich ein feines Lächeln, obwohl ein Gesicht aus künstlichem Material diese Fähigkeit eigentlich nicht hätte besitzen sollen.

»Diesmal will ich etwas für dich tun, Perry Rhodan.«

Rhodan versuchte, das Lächeln zu erwidern. »Was könnte das sein?«

»Ich weiß, dass du eine sehr große Neugierde empfindest, was die wahre Natur von ES angeht. Schon seit ES dir damals die Unsterblichkeit gab, nicht wahr? ES hat beschlossen, dir einige Geheimnisse zu offenbaren. Wenn du es willst, werde ich dir die Geschichte der Entstehung von ES erzählen.«