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Entscheidung in der Klinik

Roman von Patricia Vandenberg

Beatrice und Markus Trentow sind ein glücklich verheiratetes Paar, das sich unsagbar auf das zu erwartende Baby freut. Dr. Norden ist auch mit dem Gesundheitszustand der jungen sympathischen Frau sehr zufrieden und hegt keinen Zweifel daran, daß sie eine komplikationslose Schwangerschaft haben wird. Was er nicht weiß, worüber sich aber Beatrices Schwiegermutter Sorgen macht, sind die oft auftretenden Kopfschmerzen, unter denen ihre Schwiegertochter leidet. Durch einen Zufall erfährt die Familie, daß Beatrice einen Tumor hat, sie muß operiert werden. Eine schlimme Zeit steht dem jungen Paar bevor, denn es muß eine Entscheidung getroffen werden…

Melanie Trentow war eine schwierige Patientin, das wußte Dr. Norden schon einige Zeit. Richtig krank war sie in ihrem fünfzigjährigen Leben nur zweimal gewesen, aber seit ihr einziger Sohn Markus geheiratet hatte, kam sie regelmäßig in die Praxis. Nicht ihretwegen, wie sie immer wieder betonte. Sie machte sich Sorgen wegen ihrer Schwiegertochter, die ja leider nicht sehr widerstandsfähig sei.

Sie gab dies sehr dezent zu verstehen, doch Dr. Daniel Norden entgingen die anzüglichen Untertöne doch nicht.

Melanie Trentow war mit der Heirat ihres Sohnes nicht einverstanden gewesen. Sie hatte schon eine andere Partnerin für ihn im Auge gehabt, ein Mädchen aus sehr vermögendem Hause, ein hübsches Mädchen! Linda Ringeis war zwar nicht so anmutig wie Beatrice und auch nicht gerade mit großen geistigen Gaben gesegnet, aber doch eine blendende Partie.

Dabei hatten es die Trentows wahrhaftig nicht nötig, nach einer solchen Ausschau zu halten, denn sie waren mehr als gut betucht, bewohnten ein prächtiges Haus und besaßen zu diesem noch eine ganze Anzahl anderer, die ihnen horrende Mieten einbrachten. Aber Hilmar Trentow war ein Pfennigfuchser, und selbst seinem einzigen Sohn räumte er keine Sonderrechte ein. Markus hatte studiert und war nun für seinen Vater tätig, der sein Kapital in den verschiedensten Unternehmungen angelegt hatte. Bezahlt wurde er wie ein mittlerer Angestellter, und immer wieder hatte er zu hören bekommen, daß er erst unter Beweis stellen solle, was er zu leisten vermöge, bevor ihm mehr Entscheidungsfreiheit eingeräumt würde.

Markus war ein toleranter junger Mann. Er war auf ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern bedacht, und er war seinem Vater dankbar, daß er keine Einwände gegen seine Heirat erhoben hatte, wie es seine Mutter getan hatte.

Beatrice war als Auslandskorrespondentin in einer Exportfirma, die Hilmar Trentow ebenfalls gehörte, tätig. Sie galt als eine tüchtige Kraft, fleißig und zuverlässig, und deshalb wurde sie von Hilmar Trentow geschätzt. Markus hatte sie im Büro seines Vaters kennengelernt. Kennen und lieben, mußte man sagen, denn bei beiden war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Und als Markus erklärt hatte, daß er niemals eine andere als Beatrice heiraten würde, hatte Melanie Trentow in den sauren Apfel gebissen, weil ihr Mann sofort seine Zustimmung gegeben hatte.

Zur Bedingung hatte er allerdings gemacht, daß das junge Paar in seinem Hause leben solle. Beatrice erhob keine Einwände. Sie war eine selbstbewußte, moderne junge Frau. Sie litt nicht unter Minderwertigkeitskomplexen, weil sie kein Bankkonto im Rücken hatte. Sie hätte Markus auch geheiratet, wenn er ein ganz armer Bursche gewesen wäre. Dann hätte sie halt für den Lebensunterhalt gesorgt.

Das war ihr Standpunkt, dem sie ihrem Schwiegervater gegenüber auch vertreten hatte. Ihm gefiel ihre Einstellung. Melanie gefiel es weniger, daß ihr Mann stets Beatrices Partei ergriff, wenn sie etwas auszusetzen fand.

Auch an diesem Tag, als sie sich beschwerte, daß Beatrice schon wieder unter Kopfschmerzen leide.

»Wenn du dauernd herummeckerst, bekomme ich auch Kopfschmerzen«, erklärte er unverblümt. »Laß das Mädchen in Ruhe. Sie arbeitet tagsüber im Büro und läßt sich nichts schenken. Ihren Haushalt versorgt sie außerdem auch noch sehr ordentlich, und bei diesem dämlichen Wetter ist es nicht verwunderlich, wenn man Kopfschmerzen bekommt. Jeder hat eben nicht solche Pferdenatur wie du.«

So etwas hörte Melanie nun gar nicht gern. Sie hatte im Laufe ihrer nun bereits achtundzwanzig Jahre währenden Ehe manches schlucken müssen, was sie nicht gern hörte, auch das, daß sie nie berufstätig gewesen sei und sie schließlich auch nicht mit Gold beladen in die Ehe gekommen wäre. Das aber sagte Hilmar Trentow nur, wenn sie gewisse Privilegien hervorhob. Man mußte es ihm lassen, daß er für sich solche nicht beanspruchte. Sparsamkeit war ihm mit der Muttermilch eingeflößt worden, obgleich es in seiner Familie niemals Notzeiten gegeben hatte, auch im Krieg nicht. Aber es wurde nach eisernen Grundsätzen gelebt. Es war gehütet worden, was man ererbt hatte. Schulden waren bei den Trentows ebenso verpönt gewesen wie ein aufwendiges Leben. Am eigenen Heim war nicht gespart worden, auch nicht am Essen, aber pompöse Parties, wie sie mehr und mehr in diesen Kreisen gang und gäbe geworden waren, hatte es bei ihnen nicht gegeben.

Hilmar Trentow tangierte es nicht, wenn man ihn deshalb einen Greizkragen nannte. Ihm lagen die Menschen nicht, die sich am liebsten Tag für Tag an irgendeinem kalten Büfett den Magen füllten. War es für ihn unumgänglich, an solchen Zusammenkünften teilzunehmen, hielt er sich vornehm zurück, im wahrsten Sinne des Wortes. Für ihn zählte immer noch das alte Sprichwort: »Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.« Aber gegen Schmarotzer hatte er etwas.

Dies alles wußte Dr. Daniel Norden schon längst, als Melanie Trentow wieder einmal in seiner Praxis erschien.

Sie war keine unsympathische Frau. Sie hatte eben ihre Eigenheiten, und der tolerante Dr. Norden billigte jedem Mitmenschen seine Eigenheiten zu, sofern diese anderen Menschen keinen Schaden zufügten.

Melanie war von herbem Typ, aber eine recht gut aussehende Frau. Sie hatte eine auffallend schöne, reine Haut, auf die sie immer sehr stolz gewesen war. Vielleicht war sie auch deshalb etwas eifersüchtig auf ihre Schwiegertochter, weil Beatrice mit dem gleichen Vorzug aufwarten konnte, aber alles in allem doch noch bedeutend reizvoller war, als Melanie es je gewesen war.

Dr. Norden hatte sich freilich schon seine Gedanken darüber gemacht, denn er war objektiv und sah in Beatrice Trentow nicht nur ein ganz besonders reizendes, liebenswertes Geschöpf, schön vor allem durch innere Werte, die ihr eine faszinierende Ausstrahlung verliehen.

»Lieber Herr Dr. Norden, bitte seien Sie mir nicht böse, daß ich Sie schon wieder überfalle, aber ich möchte Sie jetzt doch bitten, Beatrice einmal gründlich zu untersuchen. Sie ist neuerdings immer so müde. Sie zieht sich dann immer früh zurück, auch wenn ein interessantes Fernsehspiel ist.«

»Vielleicht hat sie fürs Fernsehen überhaupt nichts übrig«, sagte Dr. Norden freundlich.

»Aber wir sitzen dann doch immer so gemütlich zusammen«, sagte Melanie irritiert. »Ich empfinde es sehr betrüblich, wenn diese Gemeinsamkeit zerstört wird.«

Lieber Himmel, die jungen Leute wollen halt auch einmal für sich sein, dachte Dr. Norden, aber er sagte es nicht. Er wollte gewiß keine größeren Konflikte verursachen, als sich ohnehin schon anzubahnen schienen. Er hatte Verständnis für Mütter, die sich nur schwer daran gewöhnen konnten, daß ihre Kinder erwachsen wurden und ihr eigenes Leben leben wollten, er hatte aber noch mehr Verständnis für die jungen Paare, die ihre Freizeit für sich nutzen wollten. Bei allem Familiensinn, den er selbst besaß, hätte er sich nicht vorstellen können, jeden Abend mit der ganzen Familie zu verbringen und auf ein trauliches Beisammensein mit seiner Frau Fee verzichten zu müssen.

»Ich kann doch nicht einfach ins Haus schneien, Frau Trentow«, sagte er lächelnd. »Vielleicht sind Sie zu besorgt um Ihre Schwiegertochter.«

»Ich bin ehrlich besorgt, Herr Doktor. Diese Kopfschmerzen müssen doch eine Ursache haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Beatrice sie als Ausrede benutzt, um nicht mit uns beisammenzusitzen. Nein, so ist sie nicht. Mit meinem Mann versteht sie sich doch sogar besonders gut, was mich immer wieder erstaunt, denn Hilmar ist ja nun nicht gerade ein einfach zu nehmender Mensch. Ich habe auch schon gesagt, daß Beatrice nicht mehr jeden Tag ins Büro zu gehen bräuchte. Die Leute reden schon darüber, daß unsere Schwiegertochter noch im Betrieb arbeitet.«

»Lassen Sie die Leute doch reden, wenn es ihr Spaß macht«, sagte Dr. Norden. »Ich fürchte fast, Sie machen sich zuviel Gedanken um das Gerede, Frau Trentow.«

Sie blickte zu Boden. »Nun ja, man weiß in unserem Bekanntenkreis, daß ich es gern gesehen hätte, wenn Markus Linda Ringeis geheiratet hätte, aber jetzt weiß ich, daß Beatrice ihm alles bedeutet, ich habe auch nichts gegen sie, sie ist eine sehr tüchtige Frau, aber sie müßte sich doch mehr schonen. Das ist meine ernsthafte Überzeugung.«

Dr. Norden sah Melanie Trentow überrascht an. Es klang so aufrichtig, daß er daran nicht zweifeln konnte.

Nun schimmerten ihre Augen sogar feucht. »Es könnte doch auch sein, daß sie ein Baby erwartet. Es sieht mir fast danach aus. Wenn sie schon nicht an sich denkt, dann muß ich es doch tun.«

»Das ist eine sehr vernünftige Einstellung«, sagte Dr. Norden.

»Ich will doch auch für meinen Jungen alles Glück«, fuhr sie leise fort. »Vielleicht haben Sie manchmal den Eindruck gewonnen, daß ich nur an Beatrice herummäkele. Mein Mann denkt ähnlich. Nun, vielleicht habe ich auch so dahergeredet, daß man diesen Eindruck gewinnen konnte. Aber ich bin tatsächlich ernsthaft besorgt um Beatrice.«

»Und was kann ich tun, um Ihnen diese Sorgen zu nehmen?«

»Ich möchte Sie bitten, einmal nachmittags zu uns zu kommen, wenn Sie ein bißchen Zeit haben. Ich werde dann einmal Magenschmerzen vorschützen.« Sie lächelte verlegen. »Wenn ich zu Beatrice sage, daß sie zu Ihnen gehen soll, wird sie das vielleicht falsch auffassen, nachdem ich oft gesagt habe, daß ich nicht verstehe, warum sie so häufig unter Kopfschmerzen leidet. Irgendwie werden Sie schon mit ihr ins Gespräch kommen.«

»Ich komme gern«, erwiderte er. Es freute ihn, daß sie ihre Einstellung geändert hatte. Er war überzeugt, daß sie es ehrlich meinte.

»Ich rufe Sie dann an, wenn Beatrice nachmittags daheim ist«, sagte Melanie, bevor sie sich verabschiedete.

Doch dazu brauchte es nicht zu kommen, denn an diesem Nachmittag erschien Beatrice Trentow selbst in der Praxis, ein sehr anmutiges Persönchen, schlicht, aber geschmackvoll gekleidet. Doch ihre Schwiegermutter hatte nicht übertrieben, wenn sie sagte, daß Beatrice durchsichtig wirkte.

Sie lächelte ein bißchen verlegen, aber das machte sie noch jünger und reizender. Wer wollte es Markus Trentow verdenken, daß er gar nicht schnell genug hatte heiraten können.

»Was führt Sie zu mir, Frau Trentow?« fragte Dr. Norden aufmunternd.

Sie sah ihn an, errötete, schöpfte tief Atem und sagte dann leise: »Ich glaube, ich bekomme ein Baby.«

»Das hört man aber gern. Die Freude wird groß sein.«

Sie nickte. »Markus freut sich ganz bestimmt. Wenn ich nur nicht so oft diese dummen Kopfschmerzen hätte.«

»Nun, dagegen wird sich doch etwas machen lassen«, meinte er zuversichtlich. »Ich schlage vor, daß Sie sich von Dr. Leitner gründlich untersuchen lassen, und dann werde ich mich mit ihm beraten, was man gegen alle eventuellen Beschwerden unternehmen kann, die nichts mit der Schwangerschaft zu tun haben.«

»Ich möchte keine Tabletten nehmen. Die könnten dem Baby doch schaden.«

»Es gibt auch Mittel, die dem Baby nicht schaden. Haben Sie Vertrauen, Frau Trentow.«

»Das habe ich ja, und ich bin auch nicht wehleidig, wie Mama wohl denkt. Ich bin manchmal so müde. Seit ein paar Wochen ist das ganz schlimm geworden. Aber durchschlafen kann ich auch nicht. Das muß doch einen Grund haben.«

Einen seelischen, sagte sich Dr. Norden, aber er behielt diesen Gedanken noch für sich. Er wollte hören, was sein Kollege und Freund, der Gynäkologe Dr. Hans-Georg Leitner, feststellte, der von seinen Freunden schlicht Schorsch genannt wurde. Er selbst beließ es dabei, Beatrice noch einige aufmunternde Worte zu sagen, um dann Dr. Leitner anzurufen.

»Sie können gleich zu ihm fahren«, sagte er dann zu der jungen Frau Trentow. »Nur nicht ängstlich sein.«

»Ich bin nicht ängstlich. Ich mache mir nur Gedanken«, erwiderte sie ernsthaft. »Ich suche ständig nach einer Erklärung für die Kopfschmerzen und die Müdigkeit.«

Dafür wollte Dr. Norden auch eine Erklärung haben. Dr. Leitner konnte ihm am Abend jedoch vorerst nur sagen, daß Beatrice Trentow den zweiten Monat der Schwangerschaft schon hinter sich hätte, daß sie an einer leichten Anämie leiden würde, die jedoch nicht bedenklich sei und der man wohl mit konzentrierten Vitamingaben beikommen könne. Es bestünde Aussicht, daß sich dann auch die Kopfschmerzen beheben ließen.

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Beatrice hatte die Leitner-Klinik zuversichtlich verlassen. Sie war glücklich, und jetzt fühlte sie sich wohl. Sie wußte, daß auch ihre Schwiegereltern sich freuen würden, vor allem ihr Schwiegervater, mit dem sie sich wirklich ausnehmend gut verstand.

Als ihren Chef hatte sie ihn gut kennen und schätzen gelernt. Er war nicht der Mann, der große Worte machte, der Gefühle zu Markte tragen konnte. Er war ein überaus korrekter Geschäftsmann, und sie verübelte ihm keineswegs, daß er das Geld zusammenhielt, war sie doch selbst zur Sparsamkeit erzogen worden. Es gab gar so viele, die das Geld, das sie eigentlich gar nicht besaßen, zum Fenster hinauswarfen und mit einem Berg von Schulden noch ein aufwendiges Leben zu führen vermochten. Das war nicht Hilmar Trentows Stil. Beatrice dankte es ihm, daß er keinen Einspruch gegen die Heirat erhoben hatte, daß er ihr seine Zuneigung dadurch bewies, daß er ihre Partei ergriff, wann immer es nötig erschien. Sie wußte aber auch, daß ihre Schwiegermutter es gern gesehen hätte, wenn Markus Linda Ringeis geheiratet hätte.

Ich werde Mama Blumen mitnehmen, dachte sie. Und als sie nun auf das Blumengeschäft zusteuerte, lief ihr jemand in den Weg, den sie gar nicht mochte. Lutz Ringeis!

Es war nicht so, daß der Name Ringeis allein Beatrice Antipathie einflößte, es war vor allem Lutz, der Zwanzigjährige, ein hübscher Junge, mittelgroß, dunkelhaarig und dunkeläugig, mit den Allüren eines Playboys.

Mit einem unverschämten Grinsen betrachtete er Beatrice. »Sieh da, die jungey Frau Trentow«, sagte er anzüglich. »Wie geht es denn so?«

»Gut«, erwiderte Beatrice kurz, dann ließ sie ihn stehen. Sie sah nicht mehr, wie sich seine dichten Augenbrauen zusammenschoben, wie sein erst unverschämtes Grinsen nun ein böses wurde, wie er sie durch das Schaufenster des Blumengeschäftes noch beobachtete.

Sie ließ sich ein hübsches Arrangement zusammenstellen, und als sie das Geschäft dann verließ, war Lutz verschwunden. Beatrice ging zu ihrem kleinen Wagen, der beim Anfahren einen ganz gehörigen Lärm verursachte, aber wenn sie daheim ankam, hörte man ihn kaum.

An diesem Tag hielt Markus schon nach ihr Ausschau, ängstlich besorgt, wie sie sogleich feststellen konnte.

»Wo warst du so lange, Trixi?« fragte er erregt.

Sie fiel ihm um den Hals. »Bei Dr. Leitner, Liebling. Wir werden ein Baby haben«, flüsterte sie.

»Ein Baby«, murmelte er, nachdem er sie ganz behutsam geküßt hatte, »du bist ja selbst noch ein kleines Mädchen.«

Sie schenkte ihm ein zauberhaftes Lächeln. »Immerhin wirst du auch ein ziemlich junger Papa sein, und das ist doch gut. Jetzt werden wir die künftigen Großeltern vorbereiten. Warte einen Augenblick, ich habe Blumen für Mama gekauft.«

»Meinst du etwa, daß sie sich nicht freuen wird? Sie ist nicht so, wie es den Anschein hat, Trixi.«

Sie lachte leise. »Ich sage doch gar nichts, Markus. Sie ist deine Mutter, deshalb muß ich sie doch lieben.«

Es gab ihm einen feinen Stich. Er wußte, daß Beatrice nichts sagte, was sie nicht auch fühlte, aber insgeheim wünschte er so sehr, daß seine Mutter ihr die gleichen Gefühle entgegenbringen würde. Und diesbezüglich mußte er doch einige Zweifel hegen.

Allerdings wurde an diesem Abend die freudige Stimmung durch nichts gestört. Melanies Augenbrauen hatten sich nur leicht gehoben, als Beatrice ihr die Blumen brachte, aber als sie und ihr Mann dann die Neuigkeit erfuhren, waren sie beide tief gerührt. Da konnte kein Zweifel aufkommen.

»Ich habe es ja vermutet«, sagte Melanie leise. »Ich war heute schon bei Dr. Norden, weil ich mir Sorgen um dich machte, Beatrice.«

»Davon hat er mir nichts gesagt, aber das gehört wohl zu seiner ärztlichen Schweigepflicht«, sagte Beatrice lächelnd. »Er hat mich zu Dr. Leitner geschickt. Es ist alles in Ordnung. Ein paar Vitamingaben werden mir schon über die Flaute hinweghelfen. Es tut mir leid, daß ich dir Sorgen bereitet habe, Mama.«

»Jetzt wirst du dich schonen«, sagte Hilmar Trentow. »Nichts mehr mit Büro und so, und einen anderen Wagen bekommst du auch. In der Kutsche bekommst du ja eine Gehirnerschütterung. Vielleicht ist der Wagen auch mit an den Kopfschmerzen schuld.«

So drückte er seine Freude aus, aber sein väterlich-gütiger Blick, mit dem er Beatrice umfaßte, verriet mehr von den Gefühlen, die ihn bewegten.

»Was hat Dr. Leitner noch gesagt?« fragte Melanie. »Er soll ja ein sehr guter Frauenarzt sein.«

»Ich soll Schwangerschaftsgymnastik betreiben, und natürlich werde ich auch einen Kursus für Kinderpflege mitmachen. Da kommt man auch mit anderen werdenden Müttern zusammen und kann Erfahrungen austauschen.« Sie warf Melanie einen fragenden Blick zu. »Du hast doch nichts dagegen, Mama?«

»Natürlich nicht. Ich habe auch einen Säuglingskursus mitgemacht, als Markus sich ankündigte. Sonst steht man schon ein bißchen dumm da.« Melanies sonst so blasse Wangen hatten sich gerötet. »Heute ist ja auch alles schon viel fortschrittlicher als damals. Wie fühlt sich der werdende Vater?« fragte sie verschmitzt.

»Ich muß mich seelisch vorbereiten«, sagte Markus beklommen.

»Das erging mir nicht anders, mein Sohn, und immerhin war ich einige Jährchen älter als du«, warf Hilmar Trentow ein. »Aber es sollte uns nicht hindern, eine Flasche Champagner zu leeren. Melanie ist der sehr gut bekommen, als sich das freudige Ereignis ankündigte.«

Beatrice bekam er auch. Sie war in beschwingter Stimmung, und sie wurde an diesem Abend auch gar nicht so schnell müde.

»Vielleicht hatte sie Angst, daß sie keine Kinder bekommen könnte«, meinte Melanie, als sie mit ihrem Mann allein war.

»Vielleicht hatte sie bloß Hemmungen, weil du sie nicht akzeptiert hast«, sagte Hilmar.

Da senkte sie beschämt den Kopf. »Es tut mir leid, daß man es so auslegen konnte.«

»Es war doch so«, brummte er, »aber jetzt bist du ja schon bedeutend vernünftiger.«

»Mama war sehr nett«, sagte Beatrice zu ihrem Mann. »Ich habe ja so sehr gehofft, daß unser Baby sie mit unserer Heirat versöhnen würde.«

Was ja nun auch der Fall zu sein scheint, dachte Markus zufrieden, dann nahm er seine Trixi zärtlich in die Arme. »Wenn es dir nur gutgeht, mein Liebstes. Das ist mir am wichtigsten.«

»Es geht mir gut, Herzensmann. Ich bin überglücklich.«

In dieser Nacht schlief sie tatsächlich wundervoll.

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