Rudyard Kipling


Dunkles Indien



Indische Erzählungen

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Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-95923-152-7


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Georgie Porgie



"Georgie Porgie, Wurm im Speck,
Küßt die Mädchen froh und keck;
Nimmt ihn eins jedoch beim Wort,
Läuft Georgie Porgie schleunigst fort."


Wer es für selbstverständlich hält, früh am Morgen sein Besuchszimmer nicht zu betreten, solange das Stubenmädchen aufräumt und Staub abwischt, der sollte sich auch darüber im klaren sein, dass es nicht angeht, als zivilisierter Mensch, der aus Porzellan speist und eine Visitenkartentasche bei sich trägt, in einem Land mit fremder Kultur die eigenen Sitten und Gebräuche und Ansichten über Recht und Unrecht durchsetzen zu wollen. Wenn das Gebiet einmal umgestaltet und vorbereitet ist – von solchen, die dazu berufen sind, – dann mag er kommen mit seinem Gepäck von Gesellschaftsordnung, seinen zehn Geboten und der übrigen Maschinerie. Wo das Gesetz der Königin noch nicht feststeht, – dort eine strenge Beobachtung anderer und lässiger Vorschriften zu erwarten, ist unvernünftig. Männer, die vorne an der Deichsel des Wagens ziehen, der zu Wohlstand und Besitz führt und die Wege durchs Dschungel ebnet, darf man nicht beurteilen, als seien sie eingesessene Bürger oder Mitglieder der guten Gesellschaft.

Erst vor wenigen Monaten hatte das Gesetz der Königin wenige Meilen nördlich von Thayetmyo am Irrawaddy halt gemacht. Dort herrschten zwar auch noch keine strengen Gesetze, aber immerhin reichten sie aus, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Wenn die Regierung es für zeitgemäß erachtete, das Gesetz der Königin vorwärts zu tragen bis Bhamo und zur chinesischen Grenze, dann wurde der Befehl dazu gegeben, und es fanden sich auch immer Männer genug, beseelt von dem Wunsche, ändern voranzugehen zur Hebung und Verbreitung des nationalen Ansehens, die sich den vorstoßenden Truppen anschlossen. Es waren das zumeist Leute, die ein regelrechtes Examen kaum bestanden hätten und auch viel zu selbständig dachten, als dass sie sich für den regulären Bürodienst in den Provinzen geeignet hätten. Wenn später alles soweit war, trat die Regierung mit Vorschriften und Umänderungen dazwischen und drückte Neu-Burma auf das tote Niveau Indiens herab; aber in der kurzen Zwischenzeit brauchte man starke Männer, die nach eigenem Gutdünken die Vorarbeit leisteten.

Unter diesen Pionieren der Zivilisation befand sich Georgie Porgie, ein, wie alle wußten, die ihn kannten, höchst zielbewußter Mann. Er hatte eine Stellung inne in Ober-Burma, als der Befehl kam, zur Grenze vorzurücken; seine Freunde nannten ihn Georgie Porgie, weil er es liebte, ein burmesisches Lied zu singen, dessen erste Zeile so ähnlich klingt, wie "Georgie Porgie". Wohl jeder, der einmal in Burma gewesen ist, kennt das Lied; übersetzt heißt es: "Puff, puff, puff, puff, großes Dampfschiff." Georgie Porgie sang es zum Banjo und seine Zuhörer waren immer entzückt davon und brüllten jedes mal so laut dazu, dass man es bis weit hinein in die Teak-Wälder hören konnte.

Als er hinauf nach Ober-Burma zog, scherte er sich einen Quark um Gott oder Mitmensch, aber er verstand es, sich Respekt zu verschaffen und die verzwickten Militär-Zivil-Pflichten zu erfüllen, die in jenen Monaten auf jedermanns Haupt ruhten. Er arbeitete im Amt und, wie es gerade kam, brachte er Detachements von fieberdurchschüttelten Soldaten wieder in Ordnung, die, auf der Suche nach fliehenden Dakoits begriffen, durch seine kleine Welt gestolpert kamen. Bisweilen zog er selbst los, um die Dakoits zur Vernunft zu bringen, denn im Gebiet rauchte es an allen Orten, und ehe man es sich versah, konnte die Flamme wieder auflodern. Er liebte derlei kleine Abwechslungen, aber die Dakoits fanden sie wenig ergötzlich. Alle Beamten, die mit ihm in Berührung kamen, reisten mit der festen Überzeugung wieder ab, er sei ein wirklich sehr wertvoller Mensch, und diesem Umstand verdankte er es auch, dass man ihn schalten und walten ließ, wie er es für gut fand.

Nach ein paar Monaten bekam er seine Einsamkeit satt und sehnte sich nach Ansprache und ein wenig Luxus. Das Bürgerliche Gesetzbuch machte sich in der Gegend vorerst nur schwach fühlbar und die öffentliche Meinung, die noch viel strenger ist, lag erst in weiter Ferne. Damals war es allgemein Sitte, dass ein weißer Mann sich ein Weib aus den Töchtern des Landes wählen durfte gegen entsprechende Bezahlung. Die Ehe war dann zwar nicht so bindend, wie die Nikkah-Zeremonie der Mohammedaner, aber die Gattin war vergnüglich.

Wenn alle unsere Truppen aus Burma zurück sein werden, wird das Sprichwort in aller Mund kommen: "so gedeihlich wie eine Burmesin" – und dann werden sich die hübschen englischen Damen den Kopf zerbrechen, was der Sinn dieses Satzes in aller Welt wohl bedeuten mag.

Der Bürgermeister des Dorfes nächst Georgie Porgies Posten besaß eine schöne Tochter, die Georgie Porgie erblickt und sich von weitem in ihn verliebt hatte. Als das Gerücht in Umlauf kam, der Engländer mit der strengen Hand im Blockhaus drüben denke an einen regelrechten Haushalt, machte sich der Bürgermeister auf und erklärte, er sei bereit, seine Tochter gegen eine Abfindung von fünfhundert Rupien Georgie Porgie anzuvertrauen, vorausgesetzt die Verpflichtung, sie in Ehren zu halten, rücksichtsvoll zu behandeln, hübsch zu kleiden und mit Wohlstand zu umgeben, wie es die Landessitte verlangte. Der Handel kam zustande und Georgie Porgie hatte keine Ursache, es zu bereuen.

Sehr bald zog Behaglichkeit in sein rohgezimmertes Haus ein und alles blitzte vor Sauberkeit; seine bis dahin ungeordneten Ausgaben schrumpften auf die Hälfte zusammen und er selbst wurde verhätschelt und herausgeputzt von seiner neuen Akquisition, die bei Tisch präsidierte, ihm Lieder vorsang, die Madrassi-Diener in Zucht hielt und in jeder Hinsicht ein so süßes, fröhliches, treues und gewinnendes kleines Frauchen war, wie es sich auch der verbissenste Hagestolz besser nicht hätte wünschen können. Keine Rasse, so sagen die, die es wissen müssen, bringt so gute Gattinnen und Hausfrauen hervor, wie die burmesische. Als das nächste Detachement, auf dem Kriegspfad wandelnd, anmarschiert kam, fand der kommandierende Subalternoffizier an Georgie Porgies Tafel eine Hausfrau, der man in jeder Hinsicht wie einer Dame von Rang mit Ehrerbietung begegnen mußte; und als er am nächsten Tage in aller Frühe seine Leute zusammenrief, um ins Dschungel einzudringen, dachte er im Scheiden sehnsuchtsvoll an das kleine hübsche Diner zurück und an das liebliche Gesichtchen und beneidete aus tiefstem Herzen seinen Gastgeber. War er doch selber in der Heimat verlobt mit einem Mädchen – und das stimmt ein Männerherz gar weich.

Der Name der kleinen Burmesin klang nicht besonders hübsch; Georgie Porgie christianisierte ihn deshalb bald in: Georgina. Ihr zärtliches Wesen und die Behaglichkeit im Hause paßten ihm und er sagte sich, dass er seine fünfhundert Rupien gar nicht besser hätte anlegen können.

Nach drei Monaten eines erfreulichen Zusammenlebens kam ihm eines Tages die Idee, eine wirkliche Ehe – eine englische nämlich – müsse eigentlich etwas sehr Hübsches sein. Wenn er sich hier, im Hinterlande der Welt, schon behaglich fühlte mit diesem Burmesenmädchen, das ostindische Zigarren rauchte, wie erst mit einem süßen englischen Girl, das keine Knüppel rauchte, und Piano spielte statt Banjo! Er sehnte sich ein wenig zurück nach Menschen seiner Rasse, wollte wieder einmal eine Musikkapelle hören und einen Gesellschaftsanzug tragen. Wahrhaftig ja: eine Ehe dieser Art mußte etwas Herrliches sein. Beständig dachte er daran an den langen Abenden, während Georgina ihm vorsang, ihn bisweilen fragend, warum er so schweigsam sei und ob sie ihn vielleicht verletzt oder gekränkt hätte. Beim Nachdenken rauchte er und beim Rauchen blickte er Georgina an und malte sich aus, es säße nicht sie da, sondern ein blondes, häusliches, unterhaltendes, fröhliches, kleines englisches Mädel, das Haar tief in die Stirn gekämmt und – vielleicht – eine Zigarette zwischen den Lippen. Nur, um Himmelswillen, keine von den großen, dicken Burma-Cheeruts, die Georgina rauchte! Ein Mädchen wollte er heiraten, das Georginas Augen hatte und ihr auch sonst glich. Nur nicht in jeder Hinsicht; etwas Besseres mußte es sein. Er blies dicke Rauchwolken durch die Nase und streckte die Beine aus: ja, er wollte die Ehe kosten! Dank Georginas Umsicht hatte er sich Geld zurücklegen können und außerdem hatte er sechs Monate Urlaub gut.

"Schau mal, kleine Frau", sagte er, "wir müssen im kommenden Vierteljahr noch mehr sparen; ich brauche Geld." Das war eine Anspielung auf Georginas Haushaltskasse, auf die sie sehr stolz war; aber, natürlich, wenn ihr Gott Geld brauchte, mußte alles herhalten.

"Du brauchst Geld?" rief sie und lachte fröhlich. "Oh, ich habe Geld! Da schau!" Und sie lief in ihr Zimmer, holte einen kleinen Beutel Rupien, schüttete die Münzen auf dem Tische aus und schob sie ihm zu mit ihren zarten, flinken, blaßgelben Fingern. "Schau! Hundert und sieben Rupien. Ich hab sie zusammengespart von dem, was du mir gegeben hast. Nimm sie. Oder brauchst du noch mehr? Es ist mir eine Freude, sie dir zu geben."

Nie mehr ermahnte Georgie Porgie sie von da an zur Sparsamkeit.

Drei Monate später, nach einem Hin- und Herschreiben von Briefen, die Georgina haßte, weil sie ihren Inhalt nicht lesen und verstehen konnte, eröffnete ihr Georgie Porgie, dass sie in ihres Vaters Haus zurückkehren müsse, da er zu verreisen gedenke.

Georgina weinte und wollte ihren Gott begleiten von einem Ende der Welt bis zum andern. Warum sie ihn denn verlassen solle? Sie liebe ihn so sehr!

"Ich gehe nur nach Rangun", erklärte Georgie Porgie. "In einem Monat bin ich wieder zurück, aber es ist sicherer, du bist bei deinem Vater. Ich werde dir zweihundert Rupien dalassen."

"Wenn du nur einen Monat wegbleibst, wozu dann zweihundert? Fünfzig sind mehr als genug. Das bedeutet Unheil! Geh nicht, oder nimm mich mit!"

Georgie Porgie denkt auch heute noch ungern zurück an die Szene damals. Schließlich wurde er Georgina los, indem er ihr fünfundsiebzig Rupien aufdrängte; mehr wollte sie nicht nehmen. Dann eilte er mittelst Dampfer und Eisenbahn nach Rangun.

Der geheimnisvolle Briefwechsel hatte ihm einen Urlaub von sechs Monaten eingetragen. Seine heimliche Flucht und das Bewußtsein, sich hinterlistig benommen zu haben, vergällte ihm eine Zeitlang die Freiheit, aber als der große Dampfer hinaus in die blaue See fuhr, wurde ihm leichter zumute und die Erinnerungen an Georginas Gesicht, das kleine seltsame Blockhaus, die nächtlichen Überfälle der heulenden Dakoits, der Kampf und der Schrei des ersten Menschen, den er mit eigener Hand getötet, und hundert andere intimere Begebnisse verblaßten immer mehr und mehr in seinem Herzen, – machten der Vision der näher und näher kommenden englischen Heimat Platz. Der Dampfer war überfüllt von urlaub-genießenden, fröhlichen Seelen, die, den Staub und die Hitze Ober-Burmas hinter sich, ausgelassen tollten wie die Schulbuben; dies half Georgie Porgie vergessen.

Dann kam England mit seinem Luxus, seinen feinen Sitten und Bequemlichkeiten aller Art; Georgie Porgie wanderte wie in einem Wonnetraum durch die Straßen, wie ein Mensch, der das Ausweichen verlernt hat, und konnte sich nicht genug wundern, dass es überhaupt Menschen gab, die auch nur daran denken konnten, dein Stadtleben den Rücken zu kehren. Er empfand dies schwelgerische Auskosten des Urlaubs wie eine Belohnung für seine dem Staate geleisteten Dienste. Aber die Vorsehung hielt noch eine andere und viel schönere Überraschung für ihn bereit: all die Freuden einer geruhsamen englischen Brautwerbung, die so gänzlich verschieden ist von dem eisernen Geschäftssinn des Ostens, wo die ganze Gemeinde im Hintergrund lauert und wettet, wie die Geschichte ausfallen und was Mrs. Soundso dazu sagen wird.

Ein hübsches Mädchen, ein tadelloser Sommer und ein geräumiges Landhaus bei Petworth, wo Morgen um Morgen Land sich hinzieht, bestanden mit rotem Heidekraut, und feuchte fruchtbare Wiesen mit hohem Gras! Georgie Porgie fühlte, dass er endlich etwas gefunden hatte, was das Leben wertvoll machte, und sein erstes dementsprechend war, dass er das Mädchen fragte, ob sie das Leben mit ihm in Indien teilen wolle. In ihrer Unerfahrenheit willigte sie ein. In diesem Falle war ein Schachern mit einem Dorfbürgermeister überflüssig; es gab eine solide Mittelstandshochzeit auf dem Lande mit einem stattlichen Papa, einer weinenden Mama, einem Brautführer in Purpur und feinem Linnen und sechs stupsnasigen Mädchen aus der Sonntagsschule, die Rosen streuten auf den Weg vom Friedhof bis zur Kirche. Die Lokalzeitung beschrieb das Fest des langen und breiten bis zu den Orgelklängen der Hochzeitshymne, nicht zum wenigsten, weil das Blatt hinsichtlich Stoffmangel am Rande des Hungertodes schwebte.

Dann Flitterwochen in Arundel. Die Mama weinte vorbildlich, ehe sie einwilligte, dass ihre einzige Tochter unter dem ehelichen Schütze Georgie Porgies nach Indien davonsegle. Über allem Zweifel: er hatte das Mädchen unendlich gern, und sie schaute zu ihm auf wie zu dem besten und bedeutendsten aller Männer. Als er sich in Bombay zum Amtsantritt meldete, fühlte er sich seiner jungen Gattin wegen geradezu verpflichtet, eine möglichst gute Anstellung zu verlangen, und da er offensichtlich im Begriffe stand, seinen in Burma begangenen gesellschaftlichen Fehltritt wieder gutzumachen, bewilligte man ihm fast alles, was er forderte, und wies ihm als Posten eine Station an, die wir Sutrain nennen wollen. Sie lag auf einem Bergplateau und galt als Kurort – wahrscheinlich, weil eine Wasserleitung so gut wie nicht vorhanden war. Hier siedelte sich Georgie Porgie an und empfand gar bald die Ehe als etwas überaus Natürliches. Es kam ihm weder seltsam vor, noch als Gipfelpunkt der Wonne, – wie es bei einem jung verheirateten Mann bisweilen der Fall ist – wenn sich jeden Morgen sein Herzblatt mit ihm zum Frühstück setzte, sondern wie die selbstverständlichste Sache von der Welt.

"Es war ihm nichts Neues", wie die Amerikaner sagen, und wenn er die Vorzüge seiner neuen Hulda mit denen Georginas verglich, so neigte er zu der Ansicht, er hätte keinen schlechten Tausch gemacht.

Jenseits der Bai von Bengalen hingegen, unter den Teak-Bäumen, wo Georgina bei ihrem Vater wohnte und auf Georgie Porgies Heimkehr wartete, herrschte weder Glück noch Seelenfrieden. Der Bürgermeister war ein alter Mann – erinnerte er sich doch noch des Krieges von 1851! Er war einst eine Zeit lang in Rangun gewesen und dort mit der Lebensanschauung der Kullahs bekannt geworden: die trockene Philosophie, die er Georgina beizubringen versuchte, wenn er abends mit ihr vor der Tür seines Hauses saß, konnte sie nicht im geringsten trösten.

Ihr Unheil war, dass sie Georgie Porgie in einer Weise liebte, wie man es nur in englischen Geschichtsbüchern von französischen Mädchen liest, die einen unglücklichen Märtyrer wie einen Heiligen verehren. Eines Tages verschwand sie aus dem Dorf; als Reisezehrung nahm sie außer dem Schatz an Rupien, die ihr Georgie Porgie zurückgelassen, nur die paar Brocken englischer Worte mit, die sie ebenfalls ihm verdankte.

Der Herr Bürgermeister war anfänglich ergrimmt, aber dann zündete er sich eine frische Cheerut an und machte sich Luft mit ein paar abfälligen Bemerkungen über das weibliche Geschlecht im allgemeinen. Georgina war ausgezogen, um Georgie Porgie zu suchen, gleichgültig, ob er in Rangun weilte oder jenseits des großen schwarzen Wassers, ob er tot war, noch am Leben, oder sonst in einer Lage, von der sie sich kein klares Bild machte. Der Zufall kam ihr zu Hilfe: ein alter Sikh-Polizist erzählte ihr, Georgie Porgie sei hinübergereist über das Große Wasser. Sie löste eine Zwischendeckkarte und fuhr nach Kalkutta, – das Geheimnis, wen sie suche, tief im Herzen verschlossen.

In Indien verschwand jede Spur von ihr durch volle sechs Wochen; kein Mensch weiß, welchen Herzenskummer sie mit sich herumgetragen haben muß.

Dann tauchte sie wieder auf vierhundert Meilen nördlich von Kalkutta, in zerrissenen Kleidern, gramdurchfurcht, ruhelos nach Norden wandernd, aber ungebrochen in ihrem Entschluß, Georgie Porgie zu finden. Sie verstand die Sprache der Bevölkerung nicht, aber Indien ist unendlich gastfreundlich und die Frauen der Stämme entlang der großen Schienenstrecke versorgten sie mit Nahrung. Ein inneres Gefühl sagte ihr, sie werde Georgie Porgie am Ende dieses furchtbaren Weges finden. Vielleicht – ja, vielleicht – würde sie einen Sepoy treffen, der ihn von Burma her kannte! Schließlich begegnete sie auch wirklich einem auf dem Marsch begriffenen Regiment und fand unter den vielen Subalternen einen, den Georgie Porgie einst in den Tagen der Menschenjagd auf die Dakoits zu sich zu Tisch geladen hatte. Ein allgemeines Schmunzeln trat ein, als Georgina sich dem Mann zu Füßen warf und zu klagen begann; aber bald verstummten sie alle, als ihre Leidensgeschichte erzählt wurde; man leitete eine Kollekte ein, und das war das richtige. Einer der Subalternen hatte von Georgie Porgies neuer Stellung, nicht aber von seiner Verheiratung gehört; er erzählte Georgina, was er wußte, und, Freude im Herzen, reiste sie weiter nach Norden – diesmal in einem Eisenbahnkupee, wo ihre müden Füße ausruhen konnten und es ein wenig Schatten gab für ihr kleines bestaubtes Köpfchen. Die Wanderung von der Endstation der Bahn durch die Berge war anstrengend über alle Begriffe, aber Georgina hatte ja jetzt Geld und die auf Ochsenkarren reisenden Familien standen ihr bei. Es war eine Reise voller Wunder und Georgina fühlte es wie Gewißheit, dass die guten Geister Burmas über ihr wachten. Die Bergstraße nach Sutrain ist ein eisiger Weg und Georgina zog sich eine schwere Erkältung zu, aber die Hoffnung hielt sie aufrecht: am Ende aller ihrer Leiden stand ja Georgie Porgie, um sie in die Arme zu schließen und zu streicheln wie einst in alten Tagen, wenn das Tor der Blockhütte verschlossen wurde und er sich mit ihr zum Abendessen setzte. Sie eilte vorwärts, so schnell sie konnte, und noch einmal erwiesen die guten Geister ihr eine – letzte – Gunst:

Ein Engländer hielt sie an – in der Dämmerung – an der Straßenbiegung nach Sutrain – mit den erstaunten Worten: "Um Himmelswillen! Was machst du hier?"

Es war Gillis, Georgie Porgies ehemaliger Assistent aus Ober-Burma, der den zweiten Stationsposten vor dem Dschungel innegehabt. Georgie Porgie hatte ihn nach Sutrain kommen lassen, da er seine Tüchtigkeit zu schätzen wußte.

"Ich bin hergekommen", sagte Georgina schlicht. "Der Weg war so lang und ich mußte Monate hindurch reisen und wandern. Wo ist sein Haus?"

Gillis rang nach Atem.. Er kannte Georgina zu lang und zu gut, um nicht zu wissen, dass Erklärungen vergeblich sein würden. Man kann Asiaten Dinge nicht erklären, man muß sie ihnen vor Augen führen.

"Ich werde dich hinführen", sagte Gillis, nahm Georgina bei der Hand und geleitete sie auf einem Seitenweg einen Hügel hinauf zur Rückseite des Hauses, das auf einer Plattform, tief eingeschnitten in die Berglehne, lag.

Die Lampen waren soeben erst angezündet worden und die Vorhänge noch nicht zugezogen, "Dort! Schau hin!" sagte Gillis und blieb vor dem Fenster des Empfangszimmers stehen. Georgina blickte hinein, sah die junge Frau – und fuhr sich mit der Hand in das Haar, das, zum Scheitelknoten geschürzt gewesen, sich unter ihrem Griff löste und sofort in Strähnen über ihr Gesicht fiel. Sie machte eine Bewegung, als wolle sie ihr zerlumptes Kleid in Ordnung bringen, aber was gab es da noch viel glatt zu streichen! Gillis starrte unverwandt die junge Frau – drin im Zimmer – an; Georgina streifte sie nur einmal mit den Augen, dann hielt sie den Blick fest auf Georgie Porgie gerichtet.

"Was gedenkst du zu tun?" fragte Gillis und hielt Georgina am Handgelenk fest, damit sie nicht zu dem Lichtschein hinstürze. "Willst du hineingehen und der englischen Frau sagen, dass du mit ihrem Gatten zusammengelebt hast?"

"Nein", hauchte Georgina. "Laß mich gehen. Ich schwöre, dass ich gehen werde." Sie riss sich los und lief hinein in die Dunkelheit.

"Armes kleines Tier!" murmelte Gillis vor sich hin, als er wieder in die Landstraße einbog. "Hätte ich ihr doch etwas gegeben, damit sie wieder nach Burma zurück kann. Knapp durchgewischt ist er! Er hätte es ihr nie verziehen, der – Engel!"

Gillis schien demnach seinem Freunde Georgie Porgie nicht allzu sehr gewogen zu sein.

Das jungvermählte Paar trat nach dem Abendessen hinaus auf die Veranda, damit der Rauch von Georgie Porgies Zigarre sich nicht an die neuen Empfangszimmervorhänge hefte.

"Was ist das für ein Lärm dort unten?" fragte die junge Frau und lauschte in die Finsternis.

"Ach", meinte Georgie Porgie, "wahrscheinlich prügelt irgend ein Rohling von Bergbewohner seine Frau."

"Schlagen – seine – Frau! Wie entsetzlich!" sagte die junge Gattin. "Wenn ich mir ausmale, du könntest mich schlagen!" – und sie schlang den Arm um Georgie Porgies Brust, lehnte den Kopf an seine Schulter und blickte im Gefühl tiefster Geborgenheit über das wolkenbedeckte Tal hin.

Es war nur Georgina gewesen, die da geschrien hatte, während sie die Berglehne hinabgelaufen war zwischen den Steinen des Wasserlaufs, in dem die Wäscher die Kleider waschen.

Inhalt




Vorwort

Die gespenstische Rikscha

Der Ausgelöschte

Am Ende der Fahrt

Imrays Rückkehr

Morrowbie Jukes' Ritt zu den Toten

Das Stigma des Tieres

Der Mann, der König sein wollte

'Köpfe'

Eins
Zwei
Drei
Vier

Moti Guj, der Meuterer

Klein-Tobrah

Naboth

Finanzwirtschaft der Götter

Die Stadt der furchtbaren Nächte

'Der Pfad zum Lachenden Brunnen'

Die Juden in Shushan

Serang Pambés Harren und Hoffen

Durchs Feuer

'Ohne priesterlichen Segen'

Eins
Zwei
Drei

Georgie Porgie

 

Vorwort



Im Norden Indiens stand einst ein Kloster, genannt die Ghubara des Dhunni Bhagat. Niemand weiß heute mehr, wer Dhunni Bhagat gewesen ist. Er hatte sein Leben gelebt, wie es eben jeder Hindu lebt, hatte ein bisschen Geld erworben und es, wie jeder gute Hindu tun soll, auf ein frommes Werk verwendet: eben jene Chubara. Diese Chubara enthielt eine Menge gemauerter Zellen, deren Wände mit Bildern von Göttern, Königen und Elefanten bunt bemalt waren. Asketisch aussehende Priester pflegten darin zu sitzen und über die Letzten Dinge nachzudenken. Die Gänge waren mit Ziegeln gepflastert; die nackten Füße Tausender hatten sie zu Rinnsteinen ausgehöhlt. Grasbüschel wuchsen in ihren Ritzen, heilige Feigenbäume breiteten ihre Blätter aus über die Brunnenwinde, die den ganzen Tag über knarrte und ächzte, Scharen von Papageien schwirrten durch das Geäst, Krähen und Eichhörnchen waren zahm wie Haustiere; wußten sie doch, dass ihnen von den Priestern keinerlei Gefahr drohte!

Die wandernden Bettler, die Amulettverkäufer und heiligen Landstreicher auf hundert Meilen in der Runde machten die Chubara zu ihrem Unterkunfts- und Ruheplatz. Mohammedaner, Sikhs, Hindus, einträchtig gesellten sie sich zueinander unter den Bäumen - Greise alle mitsammen. - Wenn der Mensch sich dem Wegkreuz der großen Nacht nähert, erscheinen ihm die vielen, verschiedenen Glaubensformen der Welt wunderbar gleich und farblos.

Gobind, der Einäugige, erzählte mir dies alles. Er war ein heiliger Mann, hatte früher auf einer Insel inmitten des Flusses gelebt und zweimal am Tage die Fische mit Brotkrumen gefüttert. Wenn zur Zeit des Hochwassers aufgedunsene Leichen an den Strand getrieben kamen, sorgte Gobind dafür, dass sie pietätvoll begraben wurden - um der Ehre der Menschheit willen und auch mit Rücksicht auf seine eigene dereinstige Abrechnung mit Gott. Als später eine Überschwemmung zwei Drittel der Insel wegspülte, kam Gobind über den Fluß hinüber in die Chubara des Dhunni Bhagat mit seinem kupfernen Trinkgefäß, das ihm am Brunnenseil befestigt um den Hals hing, mit seiner nägelbeschlagenen kurzen Armstütze, seiner Gebetrolle, seiner großen Pfeife, seinem Sonnenschirm, seiner hohen zuckerhutförmigen Kopfbedeckung mit der nickenden Pfauenfeder. - Er wickelte sich in seine, aus Flicken jeder Farbe und jedes Stoffes der Welt zusammengesetzte Decke, hockte sich in eine Ecke der friedvoll ruhigen Chubara, stützte den Arm auf seine kurze Krücke und erwartete den Tod. - Das Volk brachte ihm Nahrung und Sträußchen von Dotterblumen, und er gab ihnen seinen Segen dafür. - Er war fast blind und sein Gesicht über jede Beschreibung faltig, verrunzelt und durchfurcht, denn er hatte schon zu einer Zeit das Licht der Welt erblickt, als die Engländer noch nicht einmal auf fünfhundert Meilen an das Gebiet herangekommen waren, in der die Chubara des Dhunni Bhagat lag.

Als wir näher miteinander bekannt wurden, erzählte mir Gobind bisweilen Geschichten mit einer Stimme, dumpfrollend wie eine Holzbrücke, über die schwere Kanonen fahren. Es waren wirklich wahre Geschichten, aber unter zwanzig könnte man auch nicht eine in einem europäischen Buche drucken; die Europäer denken in anderer Weise als die Eingeborenen. Sie brüten über Dinge, die zu überdenken der Eingeborene sich Zeit läßt, bis der geeignete Moment eingetreten ist, und worauf sie nicht zwei Gedanken verwenden würden, darüber grübelt der Eingeborene stundenlang nach. - Wenn sie dann zu einer gemeinsamen Unterhaltung zusammentreffen - Eingeborene und Europäer - so starren sie einander verglast an, durch breite Klüfte des Mißverstehens getrennt.

"Und was ist dein ehrenwertes Gewerbe", fragte mich eines Sonntagabends Gobind, "und womit erwirbst du dir dein tägliches Brot?"

"Ich bin", sagte ich, "ein Kerani – einer, der mit der Feder auf Papier schreibt -, obgleich ich nicht im Dienste der Regierung stehe."

"Was schreibst du also?" fragte Gobind. "Komm näher, denn ich kann dein Gesicht nicht sehen und das Tageslicht schwindet."

"Ich schreibe von allen Dingen, die ich verstehe, aber auch von vielen Dingen, die ich nicht verstehe. Hauptsächlich schreibe ich über das Leben und über den Tod, von Männern und von Weibern und über Liebe und Schicksal, je nach dem Maß meiner Kraft, indem ich die Geschichten einer, zwei oder mehreren Personen in den Mund lege. - Dann werden die Geschichten verkauft, wenn Gott es zuläßt, und das Geld fließt mir zu, damit ich davon leben kann."

"Ich verstehe", sagte Gobind. "Dasselbe tut auch der Geschichtenerzähler in den Bazars, nur spricht er unmittelbar zu den Männern und Frauen und schreibt nichts auf. Wenn jedoch seine Geschichte die allgemeine Erwartung erregt hat und auf dem Punkte angelangt ist, wo dem Tugendhaften in der Schilderung Gefahr droht, dann unterbricht er sie plötzlich und verlangt Bezahlung, bevor er fortfährt. - Machst du es bei deinem Berufe ebenso, mein Sohn?"

"Ich habe gehört, dass es auch bei meinesgleichen so etwas Ähnliches gibt. Wenn eine Geschichte sehr lang ist, dann verkauft man sie in Abschnitten wie eine Melone."

"Oh, ich war auch einmal ein berühmter Geschichtenerzähler", sagte Gobind. "Damals, als ich auf der Landstraße zwischen Koshin und Etra bettelte, vor meiner letzten Pilgerfahrt nach Orissa. Oh, ich habe sehr viele Geschichten erzählt und noch viel mehr gehört, wenn wir des Abends nach langer Wanderung froh beisammen saßen. Ich trage die Gewißheit im Herzen, dass erwachsene Menschen so sind wie die Kinder, wenn es sich um Geschichten handelt; die ältesten Geschichten sind ihnen die liebsten."

"Bei deinen Leuten ist das so", sagte ich, "aber die Menschen meines Volkes wollen immer neue Geschichten und, wenn sie sie gelesen haben, dann stehen sie auf und sagen, so oder so geschrieben hätten sie ihnen besser gefallen; sie bezweifeln, ob sie auch wahr seien, oder sprechen geringschätzig von ihrer Erfindung."

"O wie töricht!" rief Gobind und erhob seine runzlige Hand. "Eine Geschichte ist wahr, solange die Erzählung dauert. Und was das Schwätzen darüber betrifft - nun, du weißt ja, was Bilas Khan, der doch der König aller Geschichtenerzähler war, zu einem gesagt hat, der ihn in einem großen Unterkunftshause an der Straße nach Jhelum unterbrach und verspottete: - 'Fahr du jetzt fort, mein Bruder', sagte er, 'und vollende, was ich begonnen habe!' - Der Spötter nahm zwar den Faden der Erzählung auf, aber da er weder die Stimme noch die nötige Gabe besaß, blieb er stecken und mußte es sich gefallen lassen, dass ihn die Pilger die halbe Nacht hindurch verhöhnten und knufften."

"Bei uns sind die Leute aber in ihrem Recht, da sie ja ihr Geld dafür hergeben. Man darf doch auch einem Schuster Vorwürfe machen, wenn die Schuhe nicht gut sind, die man bei ihm gekauft hat. Wenn ich wieder einmal ein Buch schreibe, sollst du es zu sehen kriegen und beurteilen."

"Ja, ja, auch der Papagei sagte zu dem fallenden Baum: Warte, Bruder, bis ich eine Stütze hole", sagte Gobind und lachte grimmig. "Gott hat mir bereits achtzig Jahre gegeben und noch ein paar darüber. Ich kann jetzt nur mehr auf Tage rechnen. Jeder Tag, der mir gewährt wird, ist eine Gnade. Du müßtest dich also recht sehr beeilen."

"In welcher Weise gehe ich wohl am besten bei meinem Berufe vor", fragte ich, "o du Fürst aller derer, die Perlen mit der Zunge aufreihen?"

"Wie kann ich das wissen?" Gobind dachte eine kleine Weile nach. "Doch warum sollte ich es auch nicht wissen! – Gott hat viele Köpfe gemacht, aber es gibt nur ein Herz in der ganzen Welt, bei deinen Leuten und bei meinen Leuten. Alle sind sie Kinder, wenn es sich um Geschichten handelt!"

"Ja, aber gerade Kinder können fürchterlich werden, wenn man ein Wort an die falsche Stelle setzt oder beim zweiten mal Erzählen auch nur um einen Deut abweicht."

"Freilich! Das weiß ich! Habe ich doch auch einst solchen Kindern Geschichten erzählt; mach es so: -" Seine alten Augen ruhten versonnen auf den bunten Wandmalereien, der blauen und roten Kuppel und den flammenden Poinsettien im Hintergrund. "Erzähl ihnen zuerst von den Dingen, die du mit ihnen zusammen gesehen hast. Dann wird ihr eigenes Wissen das ergänzen, was du unvollständig läßt. Sodann erzähle ihnen, was du allein gesehen hast, dann, was du selber gehört hast, und dann - da sie ja alle Kinder sind - erzähl ihnen von Schlachten, von Königen, Pferden, Teufeln, Elefanten und Engeln; aber vergiß auch nicht, ihnen von Liebe und dergleichen zu erzählen. Die Erde ist voll von Geschichten für jemand, der hören kann und die Armen nicht von seiner Türe weist; die Armen sind die besten Geschichtenerzähler, denn sie müssen jede Nacht ihr Ohr an die Erde legen."

Seit jenem Gespräch reifte der Stoff für mein Buch in meinem Kopf von Tag zu Tag, und Gobind erkundigte sich wiederholt und eingehend, welche Fortschritte es mache.

Nachdem wir uns Monate nicht mehr gesehen hatten, erhielt ich die Nachricht, dass ich verreisen müßte, und ging, Abschied von ihm zu nehmen.

"Ich komme heute, um dir Lebewohl zu sagen", begann ich, "denn ich muß eine lange Reise unternehmen, Gobind."

"Ich auch! Eine längere noch als du! Aber wie steht es mit dem Buch, mein Sohn?"

"Es wird rechtzeitig geboren werden, wenn es so sein soll."

"Ich wollte, ich könnte es noch sehen", sagte der alte Mann und kauerte sich unter seiner Decke zusammen. "Aber das wird nicht geschehen. Ich werde in drei Tagen sterben. Nachts. Kurz vor Sonnenaufgang. Die Zahl meiner Jahre ist reif."

In neun Fällen unter zehn täuscht sich ein Eingeborener nicht über den Tag seines Todes. Er hat in dieser Hinsicht das Ahnungsvermögen eines Tieres.

"Dann wirst du in Frieden scheiden; deine Rede ist gute Rede, dass das Leben dir keine Freude ist."

"Es ist schade, dass das Buch noch nicht geboren ist. Wie werde ich wissen, ob mein Name wirklich darin aufgezeichnet ist?"

"Ich verspreche dir, dass gleich am Anfang des Buches, allem ändern voran, stehen soll, dass Gobind, der Saddhu, von der Insel im Flusse, und in Erwartung Gottes in der Chubara des Dhunni Bhagat, mir zuerst von dem Buche gesprochen hat", sagte ich.

"Und seinen Rat dazu gegeben hat - den Rat eines alten Mannes - den Rat Gobinds, des Sohnes Gobinds, aus dem Dorfe Chumi im Kreis Karaon, im Distrikt Mooltan. Wird auch das darin stehen?" forschte der Greis.

"Auch das wird darin stehen."

"Und das Buch wird über das Schwarze Wasser gehen bis in die Häuser der Leute deines Volkes, und alle Sahibs werden von mir wissen, der ich jetzt älter als achtzig Jahre bin?"

"Alle, die das Buch lesen, werden von dir wissen. Für die anderen kann ich nicht gutstehen."

"Das ist gute Rede. Ruf sie alle herbei mit lauter Stimme, die im Kloster sind, damit ich es ihnen erzählen kann!"

Und sie kamen alle herbei, die Fakire, die Saddhus, die Sunnyasis, die Bairagis, die Nihangis und Mullahs, - Priester aller Religionen und in jedem Grade der Zerlumptheit. Gobind, auf seine Krücke gestützt, sprach zu ihnen mit einer Begeisterung, dass sie sämtlich von Neid erfüllt wurden, bis ein weißhaariger Greis ihn ermahnte, an sein Ende zu denken, anstatt an den vergänglichen Ruhm im Munde der Fremden. Dann gab mir Gobind seinen Segen, und ich ging fort.

Die Geschichten, die ich in dem Buche bringe, habe ich an allen möglichen Orten gesammelt, habe sie gehört aus dem Munde so manchen Priesters in der Chubara, aus dem Munde Ala Yars, des Bildschnitzers, und Jiwun Singhs, des Schlossers - von Menschen ohne Namen, die ich auf Dampfern und in Eisenbahnzügen traf, von Weibern, die im Zwielicht vor ihren Hütten spannen, von Offizieren und Gentleman, die längst tot und begraben sind; einige hat mir mein Vater auf den Weg mitgegeben, sie sind die besten.

Die bemerkenswertesten Geschichten kann ich hier nicht bringen - aus leichtbegreiflichen Gründen!


Die gespenstische Rikscha



Mögen böse Träume meine Lagerstätte meiden,
finstre Mächte mich in Ruhe lassen!

Abendhymne


Einige der wenigen Vorzüge, die Indien vor England genießt, bestehen in der Leichtigkeit, mit der man Bekanntschaften schließt. Schon nach fünfjähriger Dienstzeit kennt man zwei- bis dreihundert Zivilpersonen, die Offizier-Korps von zehn bis zwölf Regimentern und Batterien und etwa fünfzehnhundert Leute der nichtoffiziellen Kaste. Nach zehn Jahren können sich die Bekanntschaften verdoppelt haben, und nach zwanzig ist einem jeder Engländer im Kaiserreich geläufig - dem Namen nach oder von Angesicht zu Angesicht - und man kann reisen, wohin man will, und die Hotelrechnung schuldig bleiben.

Weltenbummler, die die Inanspruchnahme der Gastfreundschaft als ein ihnen zustehendes Recht betrachten, haben, wie ich an mir selbst des öfteren erfuhr, häufig auch das herzlichste Entgegenkommen schmählich mißbraucht; dennoch stehen, jedem nach wie vor alle Türen offen, er sei denn ein Wildschwein oder ein räudiges Schaf. Unsere kleine Welt ist nachsichtig und hilfreich!

Vor ungefähr fünfzehn Jahren war ein gewisser Rickett aus Kamartha bei einem Manne namens Polder in Kumaon zu Gast. Er wollte nur zwei Tage bleiben, aber er erkrankte an einem rheumatischen Fieber, und sechs Wochen hindurch brachte er Polders Hauswesen in Unordnung, hielt ihn von seiner Arbeit ab und wäre bei einem Haar in Polders Bett gestorben. Polder benahm sich, als wäre er ihm in alle Ewigkeit verpflichtet, und schickt noch heute den kleinen Ricketts Jahr für Jahr eine Schachtel Spielzeug zu Weihnachten. Und ähnliches geschieht überall in Indien. Männer, die sonst nicht mit einer Meinungsäußerung zurückhalten, der oder jener sei ein unfähiger Esel - Frauen, die stets bei der Hand sind, beim Teeklatsch jemandes Charakter anzuschwärzen -, sie alle mühen sich ab bis zur Erschöpfung, wenn es gilt, einem Hilfsbedürftigen beizuspringen, zumal, wenn er krank ist.

Zum Beispiel Heatherlegh, der Arzt, hatte neben seiner Privatpraxis ein Hospital auf eigene Kosten errichtet; seine Freunde nannten es "eine Gruppe einzelnstehender Schachteln für Unheilbare", aber in Wirklichkeit war es eine Schirmstätte und ein Zufluchtsort für Leute, deren Kräfte unter dem Klima allzu schwer gelitten hatten. Das Wetter in Indien ist oft unerträglich schwül und, da das Gewicht der täglich zu schleppenden "Ziegel" kein geringes ist und die einzige Erholung im Tagwerk lediglich darin besteht, Überstunden machen zu dürfen, ohne dafür bezahlt zu werden, so kommt es vor, dass Menschen gelegentlich zusammenbrechen oder im Kopf so wirr werden, wie die Metaphern in diesem Satz.

Heatherlegh ist der liebenswürdigste Arzt, der je gelebt hat. Sein immer sich gleichbleibendes Rezept für alle Kranken lautet: "Niedrig liegen, langsam gehen, ruhig bleiben." Er behauptet, dass mehr Menschen an Überbürdung stürben, als die Wichtigkeit der Welt rechtfertigen könne. - Tatsache ist, dass ein gewisser Pansay, der vor drei Jahren ihm unter den Händen starb, an Überarbeitung zugrunde ging. Als Autorität ist Heatherlegh natürlich maßgebend, und er lacht über meine Ansicht, dass nicht Überbürdung, sondern vielmehr ein Knacks in Pansays Hirn, entstanden durch Eindringen eines bißchens aus der "Dunklen Welt", die wahre Todesursache gewesen sei; "Pansay starb", so sagt er, "lediglich an den Reizerscheinungen, die die Folge eines langen Urlaubs in Indien sind. Ob er sich nun als Schuft gegenüber Mrs. Keith-Wessington benommen hat oder nicht, hat damit nichts zu tun, - die Arbeit in der Katabundi-Ansiedlung hat ihn zermürbt und zum Grübler gemacht, so dass er eine ganz gewöhnliche 'Wald- und Wiesenliebelei' viel zu schwer nahm. Fest steht nur eins: er war mit Miss Mannering verlobt und sie hat später die Verbindung gelöst. Dann traten Fiebererscheinungen bei ihm auf und mit ihnen der ganze Gespensterunsinn. Überanstrengung war die Ursache der Krankheit, verhinderte die Genesung und führte schließlich den Tod herbei. Die Schuld trägt ein System, das einem einzigen Menschen die Arbeit von zwei und einem halben aufbürdet."

Ich kann Heatherleghs Meinung nicht teilen. Ich saß bisweilen bei Pansay, wenn ich nichts zu tun hatte und Heatherlegh bei andern Patienten weilte. Der Kranke machte mich geradezu toll, wenn er bei solchen Gelegenheiten mit leiser eintöniger Stimme die Prozession beschrieb, die er an seinem Bett vorüberziehen zu sehen behauptete; er hatte die Beredsamkeit eines Fieberkranken.

Als es ihm später wieder ein wenig besser ging, riet ich ihm, die ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende niederzuschreiben; ich hoffte, es würde sein Gemüt beruhigen, wenn er sie sich vom Halse schriebe.

Er fieberte stark, als er sie zu Papier brachte, aber der Kolportagestil, dessen er sich dabei bediente, regte ihn womöglich noch mehr auf. Zwei Monate später war er nach Ansicht der Regierung wieder dienstfähig, aber er zog es im letzten Augenblick vor zu sterben, trotzdem man seiner Arbeitskraft dringend bedurfte, um einer in Verlegenheit geratenen Unterkommission über ein nicht unbedenkliches Defizit hinwegzuhelfen. Bis zum letzten Atemzug schwor er, er würde von einer Hexe geritten. Ich erhielt sein Manuskript, noch ehe er verschied. Es war mit dem Jahresdatum 1885 versehen. Ich gebe es hier wörtlich wieder:

Mein Arzt sagt, ich hätte Ruhe und Luftwechsel nötig. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich mir beides bald verschaffen werde - eine Ruhe, die weder der rotberockte Postbote noch das Mittagsgong jemals wieder wird stören können, und einen Luftwechsel, so gründlich, wie mir ihn nicht einmal ein Ozeandampfer ermöglichen könnte, der schnurstracks in die Heimat fährt. Es ist also das gescheiteste, ich bleibe, wo ich bin, und schlage das Anraten des Arztes, doch nicht immer die ganze Welt ins Vertrauen zu ziehen, in den Wind. Jedermann soll die Ursache meiner Krankheit erfahren und selber beurteilen, ob es jemals auf dieser Erde einen vom Weibe geborenen Menschen gegeben hat, der so gequält wurde wie ich.

Wenn ich hier vielleicht Worte gebrauche, wie sie sonst wohl nur ein zum Tode verurteilter Verbrecher vor seiner Hinrichtung spricht, und meine Geschichte in gräßlichen Farben schildere - und so unglaublich sie auch klingen mag, Beachtung verdient sie jedenfalls, - so möge man mir verzeihen. Dass man mir nicht glauben wird, davon bin ich überzeugt. Hätte doch ich selbst noch vor zwei Monaten einen Menschen für verrückt oder betrunken gehalten, der kühn genug gewesen wäre, mir etwas Ähnliches zu erzählen. - Vor zwei Monaten war ich noch der glücklichste Mann in ganz Indien; heute gibt es keinen Unglücklicheren, von Peshawur angefangen bis hinunter zum Meeresstrand. - Mein Arzt und ich allein wissen das. Seine Erklärung ist, mein Gehirn, meine Augen und meine Verdauung seien angegriffen, und daher meine sich beständig wiederholenden "Sinnestäuschungen". Ja, ja, Sinnestäuschungen! Ich schelte ihn einen Narren; trotzdem wartet er mir immer mit dem gleichen geduldigen Lächeln auf, mit denselben milden berufsmäßigen Manieren und seinem sorgfältig gekämmten roten Bart, bis er mich schließlich so weit hat, dass ich wirklich glaube, ich sei ein undankbarer, bösartiger Patient. Aber man urteile selbst!

Vor drei Jahren, auf der Rückkehr von einem langen Urlaub, hatte ich das Glück - das Unglück -, von Gravesend bis Bombay mit Agnes Keith-Wessington, der Gattin eines Offiziers aus der Umgebung von Bombay, auf demselben Dampfer zu fahren. Es geht niemand etwas an, zu welcher Kategorie von Frauen man sie hätte zählen können, es genügt, festzustellen: bevor noch unsere Reise zu Ende ging, waren wir beide bis zum Wahnsinn ineinander verliebt. Gott ist mein Zeuge, dass ich das nicht aus Eitelkeit sage! In Liebesangelegenheiten ist immer ein Teil der Gebende und der andere der Empfangende. Vom ersten Tage unseres unglückseligen Verhältnisses an wußte ich, dass Agnes' Leidenschaft stärker und, wenn ich mich so ausdrücken darf, reinerer Empfindung war als die meinige, und dass sie völlig unter diesem Banne stand. Ob sich Agnes derselben Erkenntnis bewußt war, weiß ich nicht. Später wurde sie uns beiden bitter klar.

Im Frühjahr in Bombay angekommen, ging jedes von uns seiner Wege; wir sahen einander drei oder vier Monate nicht wieder, bis mich mein Urlaub und sie ihre Liebe nach Simla führte. Dort verbrachten wir die Saison zusammen - dort brannte auch das Strohfeuer meiner Leidenschaft, noch ehe das Jahr zu Ende ging, nieder bis zum letzten Aschenrest Ich verhehlte es ihr nicht. - Ich will mich nicht besser machen, als ich bin! Mrs. Wessington hatte um meinetwillen bereits vieles geopfert und war bereit, alles aufzugeben. Im August 1882 sagte ich ihr offen und brüsk, dass mich ihre Nähe krank mache, dass ich ihrer Gesellschaft müde sei, nicht einmal mehr den Klang ihrer Stimme vertrüge. Neunundneunzig unter hundert Frauen wären meiner längst überdrüssig geworden, mehr noch als ich ihrer; fünfundsiebzig hätten sich sofort an mir durch offensichtliches Kokettieren mit anderen Männern gerächt. Mrs. Wessington war die hundertste. Weder meine nicht mißzuverstehende Abneigung noch auch die verletzenden Roheiten, mit denen ich unsere Begegnungen ausschmückte, machten auf sie irgendwelchen Eindruck. "Jack, mein Liebling", war ihr ewiger Kuckucksruf, "es ist bestimmt nur ein Mißverständnis - ein häßliches Mißverständnis; wir werden eines Tages wieder die besten Freunde sein. Bitte, vergib mir, lieber Jack!"

Die ganze Schuld lag auf meiner Seite, und ich wußte es. Dies Bewußtsein verwandelte aber nur mein anfängliches Mitleid mit ihr in stumpfes Erdulden; dann wurde blinder Haß daraus, und gelegentlich regte sich in mir jener gewisse dunkle Trieb, der uns zwingt, in wilder Erregung eine Spinne zu zertreten, die tödlich verletzt zu unsern Füßen kriecht. Und mit solchem Haß in meinem Herzen verlebte ich die Saison 1882 bis zum Schluß.

Das nächste Jahr trafen wir uns abermals in Simla - sie mit ihrem monotonen Gesicht und den schüchternen Versöhnungsversuchen, - ich, jede Fiber meines Körpers erfüllt mit Widerwillen. Ich konnte nicht vermeiden, zuweilen allein mit ihr zusammenzutreffen, und bei solchen Gelegenheiten waren ihre Worte genau die gleichen. Immer derselbe unvernünftige Jammer, es läge lediglich ein "Mißverständnis" vor, stets die Hoffnung, wir würden dereinst noch die besten Freunde werden. Wäre ich nicht mit Absicht blind gewesen, ich hätte bemerken müssen, dass nur noch diese Hoffnung allein sie am Leben erhielt; sie wurde von Tag zu Tag durchsichtiger und abgezehrter. Man wird mir zugestehen müssen, dass ihr Verhalten auch so manchen ändern zur Verzweiflung getrieben hätte; es war, da ihre Liebe nicht erwidert wurde, kindisch und unweiblich. Dann wieder - in dunklen, fieberhaft durchwachten Nächten - machte ich mir Vorwürfe, nicht gütiger zu ihr gewesen zu sein; aber wie hätte ich das können! Liebe heucheln, ohne sie zu empfinden, es wäre unser beider unwürdig gewesen.

Im letzten Jahr trafen wir uns noch einmal; wieder dasselbe Bild: die gleichen flehentlichen Bitten, dieselben rücksichtslosen Antworten von meinen Lippen! Ich wollte ihr endlich begreiflich machen, wie gänzlich verkehrt und hoffnungslos alle ihre Versuche wären, die früheren Beziehungen wieder herzustellen. Je mehr die Saison vorrückte, desto seltener sahen wir uns - das heißt, ich vereitelte nach Möglichkeit die Zusammenkünfte, indem ich Beschäftigung aller Art vorschützte. Wenn ich mir heute in meinem Krankenzimmer die Begebnisse von damals wieder in Ruhe vergegenwärtige, erscheint mir die Saison 1884 wie ein wüster Traum, in dem Licht und Schatten sich phantastisch miteinander vermengen: mein Werben um die kleine Kitty Mannering, mein Hoffen, mein Zagen, meine Befürchtungen um sie, unsere gemeinsamen, weiten Spazierritte, mein schüchternes Liebesgeständnis, ihre Antwort – und zwischen hinein als dunkler Schatten das gelegentliche Vorübergleiten eines bleichen Gesichtes in jener Rikscha, gezogen von schwarz und weiß livrierten Dienern, nach der ich einst in früheren Tagen so eifrig ausgespäht, das Winken von Mrs. Wessingtons behandschuhter Hand - und, wenn sie mich allein traf, was selten mehr geschah, die ermüdende Monotonie ihrer Bitten. Ich liebte Kitty Mannering - habe sie ehrlich und von Herzen geliebt -, aber mit meiner Liebe zu ihr wuchs auch mein Haß gegen Agnes. Im August verlobte ich mich mit Kitty. Tags darauf begegnete ich den verwünschten Jhampanies jenseits des Jakko, und, von plötzlichem Mitleid ergriffen, blieb ich stehen, sagte Mrs. Wessington alles. Sie wußte es bereits.

"Ich habe von deiner Verlobung gehört, lieber Jack", - im selben Atem setzte sie hinzu: "Es ist bestimmt nur ein Mißverständnis - ein häßliches Mißverständnis. Wir werden sicher noch die besten Freunde werden, wie wir es jemals waren."

Die Antwort, die ich gab, hätte auch einen Mann ins Herz getroffen, das sterbende Weib vor mir traf es wie ein Peitschenhieb. "Bitte, vergib mir, Jack, ich wollte dich nicht erzürnen. Aber es ist wahr, es ist wahr!"

Und Mrs. Wessington brach vollständig zusammen. Ich wandte mich ab. Ließ sie ihres Weges ziehen. Einen Augenblick lang kam mir zu Bewußtsein, wie unsagbar niederträchtig ich mich benommen hatte, und ich blickte mich nach ihr um. Bemerkte, dass sie ihre Rikscha hatte wenden lassen. In der Absicht, mich wieder einzuholen, nahm ich an.

Die Szene lebt in allen Nebenumständen wie photographiert in meinem Gedächtnis fort: der regendunkle Himmel, die nassen, schwarzbraunen Kiefern, die schmutzige, durchweichte Straße, und die düsteren zerklüfteten Klippen bildeten einen trüben Hintergrund, gegen den sich die schwarzweißen Livreen der Jhampanies, die gelblackierte Rikscha und Mrs. Wessingtons vornübergeneigter goldblonder Kopf scharf abhoben. Sie hielt ihr Taschentuch in der linken Hand und lehnte erschöpft in den Kissen der Kutsche. Ich lenkte mein Pferd in einen Seitenweg und raste buchstäblich davon, dem Sanjowlie-Staubecken zu. Einmal glaubte ich den schwachen Ruf "Jack" zu hören, aber es mag Einbildung gewesen sein. Ich hielt nicht an, um es festzustellen. Zehn Minuten später begegnete mir Kitty, ebenfalls zu Pferd; und in meiner Freude, mit ihr einen weiten Spazierritt machen zu dürfen, vergaß ich bald, was sich begeben hatte.