Fjodor Michailowitsch Dostojewski


Schuld und Sühne


Roman

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Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-95923-126-8


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Zweites Kapitel



Er war schon lange krank gewesen; aber nicht die Schrecken des Sträflingslebens, nicht die Zwangsarbeit, nicht die Nahrung, nicht das Abrasieren des Kopfhaares, nicht die schlechte Kleidung hatten ihn zugrunde gerichtet; oh, was machten ihm alle diese Qualen und Martern aus! Im Gegenteil, er freute sich sogar über die Arbeit; wenn er körperlich durch die Arbeit abgemattet war, so erlangte er dadurch wenigstens ein paar Stunden ruhigen Schlafes. Und was machte ihm die Kost aus, diese Kohlsuppe ohne Fleisch, mit Schaben darin? In früheren Jahren, als Student, hatte er oft nicht einmal das gehabt. Seine Kleidung hielt warm und paßte zu seiner Lebensweise. Die Ketten fühlte er gar nicht am Leibe. Sollte er sich seines geschorenen Kopfes und der zweifarbigen Jacke schämen? Aber vor wem? Vor Sonja? Sonja fürchtete sich vor ihm, und vor der sollte er sich schämen?

Und doch schämte er sich vor Sonja und ließ sie das dadurch entgelten, daß er sie durch sein verächtliches grobes Benehmen peinigte. Aber er schämte sich nicht des geschorenen Kopfes und der Ketten: sein Stolz war schwer verwundet, und diese Verwundung seines Stolzes war auch die Ursache seiner Krankheit. Oh, wie glücklich wäre er gewesen, wenn er sich selbst hätte eine Schuld beimessen können! Dann hätte er alles gern ertragen, auch Schande und Schmach. Aber so streng er auch mit sich ins Gericht ging, so fand sein verstocktes Gewissen doch in seiner Vergangenheit keine so besonders schreckliche Schuld, außer etwa einem einfachen "Fehlschlag", wie er einem jeden vorkommen konnte. Er schämte sich namentlich darüber, daß er, Raskolnikow, so blind, taub, unvorsichtig und dumm, gleichsam gemäß dem Spruche eines blinden Fatums, sich zugrunde gerichtet hatte und sich nun einem "absurden" richterlichen Urteil beugen und unterwerfen mußte, wenn er nur einigermaßen innerlich zur Ruhe kommen wollte.

Eine zweck- und ziellose Unruhe in der Gegenwart und in der Zukunft eine stete Selbstaufopferung, durch die nichts erreicht wurde: das war's, was ihm auf der Welt noch bevorstand. Und was hatte er davon, daß er nach acht Jahren erst zweiunddreißig alt war und noch einmal zu leben beginnen konnte? Wozu sollte er dann noch leben? Was sollte er sich für Ziele setzen? Wonach streben? Sollte er leben, nur um zu existieren? Aber er war ja auch früher tausendmal bereit gewesen, seine Existenz für eine Idee, für eine Hoffnung, ja, sogar für eine Phantasterei hinzugeben. Die bloße Existenz war ihm immer zu wenig gewesen; er hatte stets etwas Größeres erstrebt. Vielleicht war diese Lebhaftigkeit seiner Wünsche das einzige Moment gewesen, auf Grund dessen er sich damals für einen Menschen gehalten hatte, dem mehr gestattet sei als anderen.

Hätte doch das Schicksal ihm wenigstens Reue eingegeben, eine brennende Reue, die das Herz verzehrt und den Schlaf verscheucht, jene Reue, deren schreckliche Qualen einem den Selbstmord durch den Strick oder im Wasser verlockend erscheinen lassen. Oh, er hätte sich über eine solche Reue gefreut! Qualen und Tränen, das ist doch wenigstens Leben. Aber er bereute sein Verbrechen nicht.

Oder wenn er sich wenigstens über seine Dummheit hätte ärgern können, wie er sich früher über seine törichten, dummen Handlungen geärgert hatte, durch die er ins Gefängnis gekommen war. Aber wenn er jetzt, wo er bereits im Gefängnis war, "in aller Ruhe" von neuem alle seine früheren Handlungen überdachte und prüfte, so fand er sie ganz und gar nicht so dumm und töricht, wie sie ihm vorher, in jener verhängnisvollen Zeit, erschienen waren.

'Inwiefern', dachte er, 'sollte meine Idee dümmer sein als andere Ideen und Theorien, die in der Welt, seit diese Welt besteht, umherschwirren und aufeinanderprallen? Man betrachte nur die Sache unparteiisch, vorurteilsfrei, und ohne sich von Erwägungen alltäglicher Art beeinflussen zu lassen: dann erscheint meine Idee sicherlich gar nicht so ... sonderbar. O ihr schwächlichen Umstürzler, ihr dürftigen Denker, warum bleibt ihr immer auf halbem Wege stehen?'

'Warum erscheint denn meine Tat den Menschen so ungeheuerlich?' fragte er sich. 'Deshalb, weil es eine böse Tat ist? Was bedeutet denn das: eine böse Tat? Mein Gewissen ist ruhig. Gewiß, ich habe ein Kriminalverbrechen begangen; gewiß, ich habe den Buchstaben des Gesetzes verletzt und Blut vergossen; nun wohl, nehmt für den Buchstaben des Gesetzes meinen Kopf ... und die Sache ist erledigt! Allerdings hätten dann auch viele Wohltäter der Menschheit, die ihre Macht nicht ererbt, sondern selbst an sich gebracht haben, gleich bei ihren ersten Schritten hingerichtet werden müssen. Aber jene Männer führten ihre Schritte mit Kraft und Ausdauer durch, und darum waren sie im Rechte; ich aber wurde dabei schwach, und folglich hatte ich kein Recht, mir diesen Schritt zu erlauben.'

Nur in diesem einen Punkte erkannte er sein Verbrechen an: nur darin, daß er es nicht zu ertragen vermocht und sich selbst angezeigt hatte.

Er litt auch unter dem Gedanken, warum er sich damals nicht das Leben genommen habe. Warum hatte er damals, als er am Flusse stand, doch die Selbstanzeige vorgezogen? Ob denn wirklich in dem Verlangen zu leben eine solche Kraft steckte und es gar so schwer war, dieses Verlangen zu überwinden? Swidrigailow hatte es doch überwunden, obwohl er sich vor dem Tode fürchtete!

Mit dieser Frage marterte er sich ab, ohne zu wissen, daß er vielleicht schon damals, als er am Flusse stand, den tiefen Irrtum in seinem ganzen Wesen und in seinen Anschauungen geahnt hatte. Er wußte nicht, daß dieses Vorgefühl möglicherweise der Vorbote einer künftigen Krisis in seinem Leben, der Vorbote seiner künftigen Wiedergeburt und seiner künftigen neuen Lebensanschauung war.

Er neigte mehr dazu, das Unterlassen des Selbstmordes auf die unbewußte Wirksamkeit des Instinktes zurückzuführen, über welche obzusiegen und hinwegzuschreiten er wieder einmal nicht die Kraft gehabt habe, er sei eben ein Schwächling und ein unbedeutender Mensch! Er betrachtete seine Mitsträflinge und war erstaunt darüber, wie sehr auch sie alle das Leben liebten und wie teuer es ihnen war. Ja, er hatte den Eindruck, als ob man im Gefängnisse das Leben noch mehr liebe und schätze und wert halte als in der Freiheit. Welche entsetzlichen Leiden und Qualen hatte das Leben manchen von ihnen gebracht, zum Beispiel den Landstreichern; und doch hingen sie so am Dasein! War ihnen denn wirklich ein Sonnenstrahl so viel wert oder ein dichter Wald oder eine kühle, tief in der Wildnis versteckte Quelle? Da hatte nun vielleicht so ein armer Kerl sich eine solche Quelle vor zwei, drei Jahren gemerkt, und nun malte er sich ein Wiedersehen in seiner Phantasie aus wie ein Wiedersehen mit einer Geliebten und träumte von seiner Quelle und von dem grünen Grase ringsumher und von den Vögelchen, die in den Büschen sangen! Bei längerer Betrachtung fand er noch erstaunlichere Beispiele für diese Liebe zum Leben.

Vieles freilich von seiner gesamten Umgebung im Gefängnisleben bemerkte er nicht, und er wollte es eben auch gar nicht bemerken; er lebte gleichsam, ohne aufzublicken; es war ihm widerwärtig und unerträglich, um sich zu schauen. Aber schließlich fiel ihm trotzdem manches auf, und er bemerkte nun unwillkürlich dies und jenes, was er früher nicht einmal geahnt hatte. Am meisten erstaunt war er über die gewaltige, unüberschreitbare Kluft, die zwischen ihm und all diesen Menschen lag. Es war geradezu, als ob er und sie verschiedenen Nationen angehörten. Er und sie betrachteten einander mißtrauisch und feindselig. Er kannte und verstand die Ursachen dieser wechselseitigen Abneigung sehr wohl, hätte aber früher nie geglaubt, daß sie tatsächlich so tief wurzelten und so kräftig wären. Im Gefängnisse befanden sich auch einige verbannte Polen, politische Sträflinge; diese blickten auf die Leute geringeren Standes sehr von oben herab und verachteten sie als ungebildeten Pöbel. Raskolnikow jedoch konnte diese Anschauung nicht teilen; er sah deutlich, daß diese Ungebildeten in vielen Stücken weit verständiger waren als die besagten Polen. Es waren auch Russen da, die gleichfalls dieses gemeine Volk tief verachteten: ein ehemaliger Offizier und zwei Zöglinge geistlicher Seminare. Auch deren Irrtum erkannte Raskolnikow mit voller Deutlichkeit.

Ihn selbst aber konnten alle nicht leiden, und alle mieden ihn. Diese Abneigung steigerte sich schließlich zu wirklichem Hasse. Warum? Das wußte er nicht. Sie verachteten ihn und machten sich über ihn lustig; es machten sich über sein Verbrechen Leute lustig, die weit schlimmere Verbrecher waren als er.

"Du bist ein Herr!" sagten sie zu ihm. "Paßte sich das für dich, mit einem Beil auf die Menschen loszugehen? Das ist nichts für einen Herrn!"

In der zweiten Woche der großen Fasten war er mit seiner Baracke an der Reihe, mehrmals die Kirche zu besuchen als Vorbereitung zum Abendmahle. Er ging mit den anderen zusammen in die Kirche und betete mit ihnen. Dabei kam es einmal zu Streit; er wußte selbst nicht, warum. Alle stürzten mit einem Male ergrimmt auf ihn los.

"Du bist ein Gottesleugner! Du glaubst nicht an Gott!" schrien sie ihm zu. "Totschlagen müßte man dich!"

Niemals hatte er mit ihnen über Gott und über Glaubenssachen gesprochen, und doch wollten sie ihn als einen Gottesleugner totschlagen; er schwieg und widersprach ihnen nicht. Einer von den Sträflingen wollte schon in heller Wut über ihn herfallen; Raskolnikow erwartete ihn ruhig und schweigend, ohne mit der Wimper zu zucken oder eine Miene zu verziehen. Der Wachsoldat konnte gerade noch rechtzeitig zwischen ihn und den mordlustigen Angreifer treten, sonst wäre es zu Blutvergießen gekommen.

Noch eine Frage war da, auf die er keine Antwort finden konnte: Warum hatten sie alle Sonja so lieb? Sie hatte sich niemals um die Gunst der Sträflinge bemüht; diese bekamen Sonja überhaupt nur selten zu sehen, nur ab und zu an den Arbeitsstätten, wenn sie auf einen kurzen Augenblick kam, um ihn zu besuchen. Aber trotzdem war sie bald allen bekannt, alle wußten auch, daß sie ihm gefolgt sei, wußten, wie sie lebte und wo sie wohnte. Geld gab sie ihnen nicht; auch erwies sie ihnen keine besonderen Dienste. Nur einmal, zu Weihnachten, brachte sie für das ganze Gefängnis eine Gabe mit: Pirog und anderes Gebäck. Aber ganz allmählich bildeten sich zwischen ihnen und Sonja mancherlei nähere Beziehungen: sie schrieb für sie Briefe an ihre Angehörigen und gab sie auf die Post. Angehörige, die nach der Stadt gereist kamen, übergaben Sachen, die sie für die Sträflinge bestimmt hatten, und sogar Geld auf deren Wunsch an Sonja zur Weiterbeförderung. Die Frauen und Geliebten der Sträflinge kannten und besuchten sie. Und sobald sie, um Raskolnikow zu besuchen, zu einem Arbeitsplatze kam oder einem Trupp Sträflinge begegnete, der zur Arbeit ging, so nahmen sie alle die Mützen ab und begrüßten sie. "Mütterchen Sofja Semjonowna, du unsere Mutter, du liebe, mitleidende!" sagten diese rohen, gebrandmarkten Sträflinge zu dem kleinen, mageren Wesen. Sie lächelte und erwiderte den Gruß freundlich, und alle freuten sich, wenn sie ihnen zulächelte. Sie liebten sogar ihren Gang, wendeten sich um, um ihr nachzusehen, wie sie ging, und lobten sie; sie lobten sie sogar dafür, daß sie so klein war; sie wußten gar nicht mehr, was sie alles an ihr loben sollten. Sogar medizinische Ratschläge ließen sie sich von ihr geben.

Raskolnikow lag die ganze letzte Zeit der Fasten und die Osterwoche über im Krankenhause. Als er bereits wieder in der Genesung begriffen war, erinnerte er sich an die Träume, die er während des Fiebers und der Bewußtlosigkeit gehabt hatte. Es hatte ihm in der Krankheit geträumt, die ganze Welt sei dazu verurteilt, einer schrecklichen, noch nie dagewesenen Seuche zum Opfer zu fallen, die aus dem inneren Asien ihren Weg nach Europa nehme. Alle Menschen sollten umkommen außer einigen ganz wenigen Auserwählten. Es war eine Art von neuen Trichinen erschienen, mikroskopische Wesen, die sich in den menschlichen Körpern ansiedelten. Aber diese Wesen waren Geister, mit Verstand und Willen begabt. Wer sie in sich aufnahm, wurde sofort rasend und wahnsinnig. Aber noch niemals vorher hatten sich die Menschen für so klug gehalten und sich mit solcher Bestimmtheit im Besitze der Wahrheit geglaubt, wie es diese Angesteckten taten. Niemals hatten sie ihre Urteilssprüche, ihre wissenschaftlichen Resultate, ihre moralischen Anschauungen und ihren Glauben für fester begründet gehalten. Ganze Dörfer, ganze Städte und Völker wurden angesteckt und verfielen dem Wahnsinn. Alle waren in Aufregung und verstanden einander nicht mehr; jeder glaubte im Alleinbesitze der Wahrheit zu sein und wollte verzweifeln, wenn er die anderen ansah, schlug sich entsetzt an die Brust, weinte und rang die Hände. Man wußte nicht, wen und wie man richten sollte; man konnte sich nicht darüber einigen, was als schlecht und was als gut zu betrachten sei. Man wußte nicht, wen man verurteilen und wen man freisprechen sollte. Die Menschen töteten einander in einer Art von unsinnigem Grimme. Sie taten sich zu ganzen Heeren zusammen, um einander zu bekriegen; aber die Heere fingen schon auf dem Marsche an, sich selbst zu befehden; die Reihen lösten sich auf; die Krieger stürzten aufeinander los, stachen und hieben, bissen und fraßen einander. In den Städten wurde den ganzen Tag lang die Sturmglocke geläutet; alle Einwohner wurden zuammengerufen; wer jedoch eigentlich zusammenrief und warum, das wußte niemand; aber alle waren in großer Aufregung. Die gewöhnlichen Handwerke wurden nicht mehr betrieben; denn jeder trug seine Ideen, seine Reformvorschläge vor, aber es kam zu keiner Einigung; die Bodenbestellung hörte auf. Hier und da sammelten sich die Menschen zu einzelnen Haufen; sie einigten sich über dies und das, schwuren, einander nicht zu verlassen; aber gleich darauf begannen sie etwas ganz anderes zu tun als das, was sie soeben selbst angeregt hatten, beschuldigten sich gegenseitig, prügelten und mordeten sich. Feuersbrünste wüteten; es brach Hungersnot aus. Alle Menschen, alle Habe ging zugrunde. Die Seuche wuchs und verbreitete sich immer weiter. Es entgingen dem Verderben in der ganzen Welt nur sehr wenige Menschen; dies waren die Reinen und Auserwählten, die dazu bestimmt waren, ein neues Menschengeschlecht und ein neues Leben zu begründen und die Erde zu erneuern und zu reinigen; aber diese Menschen hatte niemand erkannt, niemand hatte ihre Worte und ihre Stimme beachtet.

Es war für Raskolnikow eine Qual, daß dieser sinnlose Traum so fest in seinem Gedächtnis haftete und daß der Eindruck dieser Fieberphantasien so lange nicht schwinden wollte. Schon war die zweite Woche nach Ostern herangekommen; es waren warme, heitere Frühlingstage; im Gefangenensaale des Krankenhauses waren die Fenster geöffnet (sie waren vergittert und davor ging eine Schildwache auf und ab). Sonja hatte ihn während seiner ganzen Krankheit nur zweimal im Krankenhause besuchen können. Es war dazu jedes mal erst die Einholung einer besonderen Erlaubnis erforderlich, und das machte Schwierigkeiten. Aber sie war oft auf den Hof des Krankenhauses gekommen, vor die Fenster, namentlich um die Abendzeit, manchmal nur, um einen Augenblick auf dem Hofe zu stehen und wenigstens von weitem nach den Fenstern des Saales, wo er lag, zu blicken. Eines Tages gegen Abend hatte Raskolnikow, der nun schon fast ganz wiederhergestellt war, ein wenig geschlummert; als er erwachte, trat er zufällig an das Fenster und erblickte plötzlich in einiger Entfernung am Tore des Krankenhauses Sonja. Sie stand da, wie wenn sie auf etwas wartete. In diesem Augenblicke hatte er eine Empfindung, als ob ihm jemand das Herz mit einem Schwerte durchbohre; er fuhr zusammen und trat schnell vom Fenster zurück. Am nächsten Tage kam Sonja nicht, auch nicht an dem dann folgenden; er wurde sich bewußt, daß er mit Unruhe auf sie wartete. Endlich wurde er als genesen aus dem Krankenhause entlassen. Als er in das Gefängnis kam, erfuhr er von den Sträflingen, daß Sofja Semjonowna krank geworden sei, zu Hause das Bett hüten müsse und nicht ausgehen könne.

Er beunruhigte sich darüber sehr und schickte hin, um zu erfahren, wie es ihr gehe. Bald erhielt er Nachricht, daß ihre Krankheit nicht gefährlich sei. Als Sonja ihrerseits hörte, daß er sich so nach ihr sehne und sich um sie so viel Sorge mache, schickte sie ihm einen mit Bleistift geschriebenen Zettel und teilte ihm mit, es gehe ihr schon viel besser; sie habe nur eine leichte Erkältung und werde ihn bald, sehr bald an seiner Arbeitsstätte besuchen. Als er diesen Zettel las, schlug ihm das Herz so heftig, daß es ihn schmerzte.

Es war wieder ein heiterer, warmer Tag. Frühmorgens, um sechs Uhr, ging er zu seiner Arbeit an das Ufer des Flusses, wo in einem Schuppen ein Ofen zum Gipsbrennen eingerichtet war und der Gips auch gestampft wurde. Es hatten sich nur drei Arbeiter dorthin zu begeben. Einer von ihnen war mit dem Wachsoldaten noch einmal nach der Festung zurückgegangen, um ein Werkzeug zu holen; der andere machte Holz zurecht und legte es in den Ofen. Raskolnikow ging aus dem Schuppen hinaus bis dicht ans Ufer, setzte sich auf die dort aufgestapelten Baumstämme und blickte über den breiten, öden Fluß hin. Von dem hohen Ufer aus übersah man weithin die Gegend. Kaum vernehmbar klang von dem fernen jenseitigen Ufer ein Lied herüber. Dort in der unabsehbaren, vom Sonnenlicht überfluteten Steppe hoben sich als kaum wahrnehmbare schwarze Pünktchen die Zelte von Nomaden ab. Dort war das Land der Freiheit; dort wohnten andere Menschen, ganz unähnlich denen auf dem diesseitigen Ufer; dort war gleichsam die Zeit selbst stehengeblieben, als wäre das Zeitalter Abrahams und seiner Herden noch nicht vorüber. Raskolnikow saß da und sah in die Ferne, ohne sich zu rühren und ohne sich von dem Anblicke losreißen zu können. Sein Denken wurde zum Träumen, zum bloßen Schauen; er dachte an nichts mehr; aber eine Art von Sehnsucht beunruhigte und quälte ihn.

Auf einmal stand Sonja neben ihm. Sie war fast unhörbar herangekommen und setzte sich nun zu ihm hin. Es war noch sehr früh am Tage; die Morgenkälte war noch nicht milder geworden. Sie trug ihre alte, ärmliche Pelerine und das grüne Tuch. Ihr Gesicht zeigte noch die Spuren der überstandenen Krankheit; es war recht mager, blaß und kümmerlich geworden. Sie lächelte ihm mit freundlicher, froher Miene zu; aber die Hand streckte sie ihm wie gewöhnlich nur schüchtern hin.

Dies tat sie immer nur schüchtern und mitunter gar nicht, als fürchte sie eine Zurückweisung. Denn er nahm ihre Hand immer wie mit innerem Widerstreben, zeigte sich bei solchen Begegnungen stets verdrossen und schwieg manchmal hartnäckig während der ganzen Zeit, die Sonja bei ihm war. Es kam vor, daß sie vor ihm geradezu zitterte und tiefbetrübt fortging. Jetzt aber trennten sich die Hände beider nicht; er warf ihr einen schnellen, hastigen Blick zu, sprach kein Wort und richtete seine Augen auf die Erde. Sie waren allein; niemand sah sie. Der inzwischen zurückgekehrte Wachsoldat hatte sich gerade umgewandt.

Wie es zuging, wußte er selbst nicht; aber plötzlich war es ihm, als ob ihn eine unwiderstehliche Kraft packte und zu ihren Füßen niederwürfe. Er weinte und umschlang ihre Knie. Im ersten Augenblick erschrak sie heftig, und ihr ganzes Gesicht wurde totenblaß. Sie sprang auf und sah ihn zitternd an. Aber sofort, im gleichen Augenblicke, war ihr alles klar. In ihren Augen leuchtete eine grenzenlose Glückseligkeit auf; sie hatte ihn verstanden, und es gab nun für sie keinen Zweifel mehr, daß er sie liebe, sie grenzenlos liebe und daß der langersehnte Augenblick endlich gekommen sei.

Sie wollten sprechen, aber sie konnten es nicht. Die Tränen standen ihnen beiden in den Augen. Beide waren sie blaß und mager; aber auf diesen blassen, kranken Gesichtern strahlte schon die Morgenröte einer neuen Zukunft, einer völligen Wiedergeburt zu neuem Leben. Die Liebe war es, die diese Wiedergeburt bewirkt hatte; dem Herzen des einen entsprudelten unerschöpfliche Quellen des Lebens für das Herz des anderen.

Sie beschlossen, zu warten und zu dulden. Sieben Jahre hatten sie noch vor sich und innerhalb dieser Zeit wieviel bittere Qual und wieviel unendliches Glück! Aber er war wiedergeboren, und er wußte das, fühlte es im tiefsten Innern seines erneuerten Wesens, und sie, sie lebte ja nur sein eigenes Leben mit!

Am Abend ebendieses Tages, als die Baracken bereits geschlossen waren, lag Raskolnikow auf der Pritsche und dachte an sie. An diesem Tage hatte er sogar die Empfindung, als ob alle Sträflinge, seine bisherigen Feinde, ihn nunmehr anders ansähen. Er knüpfte selbst mit ihnen ein Gespräch an, und sie antworteten ihm freundlich. Diese Wandlung fiel ihm auf; aber es mußte ja wohl so sein; mußte sich jetzt nicht alles, alles ändern?

Er dachte an sie. Er erinnerte sich, wie er sie beständig gepeinigt und ihr das Herz zerrissen hatte; er erinnerte sich ihres blassen, mageren Gesichtchens; aber diese Erinnerungen hatten jetzt für ihn fast nichts Quälendes: er wußte, mit wie grenzenloser Liebe er ihr jetzt alle ihre Leiden vergelten werde.

Und was wollten auch alle, alle diese Qualen der Vergangenheit besagen! Alles, selbst sein Verbrechen, selbst die Verurteilung und die Verschickung zur Zwangsarbeit erschien ihm jetzt in der ersten Glut der Empfindung nur wie ein äußerliches, seltsames Ereignis, ja wie etwas, was gar nicht ihm selbst zugestoßen sei. Indessen war er an diesem Abende nicht imstande, lange und dauernd an etwas zu denken und seine Gedanken auf einen bestimmten Gegenstand zu konzentrieren; auch hätte er jetzt keine Denkaufgabe lösen können; er konnte nur fühlen. An die Stelle des theoretischen Denkens war das wirkliche Leben getreten, und ganz neue Triebe begannen sich in seiner Seele zu regen.

Unter seinem Kopfkissen lag ein Neues Testament. Mechanisch griff er danach. Dieses Buch gehörte ihr; es war das nämliche, aus dem sie ihm über die Auferweckung des Lazarus vorgelesen hatte. Zu Beginn seines Sträflingslebens hatte er gedacht, sie würde ihn beständig mit der Religion quälen, immer vom Evangelium zu reden anfangen und ihm Bücher aufdrängen. Aber zu seinem größten Erstaunen hatte sie auch nicht ein einziges Mal davon gesprochen und ihm auch niemals das Neue Testament angeboten. Er selbst hatte kurz vor seiner Krankheit sie um dieses Buch gebeten, und sie hatte es ihm gebracht und schweigend gegeben. Bisher hatte er es überhaupt noch nicht aufgeschlagen.

Auch jetzt schlug er es nicht auf; aber es kam ihm plötzlich der Gedanke: "Müssen ihre Überzeugungen jetzt nicht auch die meinigen sein? Wenigstens ihre Empfindungen, ihre Bestrebungen ..."

Auch sie befand sich diesen ganzen Tag über in großer Aufregung; in der Nacht wurde sie sogar wieder krank. Aber sie war so glücklich, und sie war es so wider alles Erwarten geworden, daß sie über ihr Glück ganz erschrocken war. Sieben Jahre noch, nur noch sieben Jahre! In der ersten Zeit ihres Glückes dachten sie beide in manchen Augenblicken an diese sieben Jahre nur so, als ob es sieben Tage wären. Er überlegte nicht einmal, daß das neue Leben ihm doch nicht ganz umsonst zuteil werde, daß er vielmehr einen hohen Preis dafür entrichten, es mit einer großen zukünftigen Tat werde bezahlen müssen ...

Aber hier beginnt bereits eine neue Geschichte, die Geschichte der allmählichen Erneuerung eines Menschen, die Geschichte seiner allmählichen Sinneswandlung, des allmählichen Überganges aus einer Welt in eine andere, des Bekanntwerdens mit einer neuen, ihm bis dahin völlig unbekannten Wirklichkeit. Das könnte den Stoff zu einer neuen Erzählung liefern; aber unsere jetzige Erzählung ist zu Ende.

 

 

Inhalt



Erster Teil


Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel

Zweiter Teil


Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel

Dritter Teil


Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel

Vierter Teil


Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel

Fünfter Teil


Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel

Sechster Teil


Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel

Epilog


Erstes Kapitel
Zweites Kapitel

 

 

 




Erster Teil

Erstes Kapitel



An einem der ersten Tage des Juli, es herrschte eine gewaltige Hitze, verließ gegen Abend ein junger Mann seine Wohnung, ein möbliertes Kämmerchen in der S ...gasse, und trat auf die Straße hinaus; langsam, wie unentschlossen, schlug er die Richtung nach der K ... brücke ein.

Einer Begegnung mit seiner Wirtin auf der Treppe war er glücklich entgangen. Seine Kammer lag unmittelbar unter dem Dache des hohen, vierstöckigen Hauses und hatte in der Größe mehr Ähnlichkeit mit einem Schranke als mit einer Wohnung. Seine Wirtin, die ihm diese Kammer vermietet hatte und ihm auch das Mittagessen lieferte und die Bedienung besorgte, wohnte selbst eine Treppe tiefer, und jedes mal, wenn er das Haus verlassen wollte, mußte er notwendig auf der Treppe an ihrer Küche vorbeigehen, deren Tür fast immer weit offen stand. Und jedes mal, wenn der junge Mann vorbeikam, ergriff ihn ein peinliches Gefühl der Feigheit, dessen er sich stirnrunzelnd schämte. Er steckte bei der Wirtin tief in Schulden und fürchtete sich deshalb davor, mit ihr zusammenzutreffen.

Nicht daß Schüchternheit und Feigheit in seinem Charakter gelegen hätten; ganz im Gegenteil; aber er befand sich seit einiger Zeit in einem aufgeregten und gereizten Gemütszustande, der große Ähnlichkeit mit Hypochondrie hatte. Er hatte sich derartig in sein eigenes Ich vergraben und sich von allen Menschen abgesondert, daß er sich schlechthin vor jeder Begegnung scheute, nicht nur vor einer Begegnung mit seiner Wirtin. Die Armut hatte ihn völlig überwältigt; aber selbst diese bedrängte Lage empfand er in der letzten Zeit nicht mehr als lastenden Druck. Auf Brotarbeit hatte er ganz verzichtet; er hatte keine Lust mehr zu irgendwelcher Tätigkeit. In Wahrheit fürchtete er sich vor keiner Wirtin in der Welt, mochte sie gegen ihn im Schilde führen, was sie wollte. Aber auf der Treppe stehenzubleiben, allerlei Gewäsch über allen möglichen ihm ganz gleichgültigen Alltagskram, all diese Mahnungen ans Bezahlen, die Drohungen und Klagen anzuhören und dabei selbst sich herauszuwinden, sich zu entschuldigen, zu lügen, nein, da war es schon besser, wie eine Katze auf der Treppe vorbeizuschlüpfen und sich, ohne von jemand gesehen zu werden, flink davonzumachen.

Übrigens war er diesmal, als er auf die Straße hinaustrat, selbst erstaunt darüber, daß er sich so vor einer Begegnung mit seiner Gläubigerin fürchtete.

"Eine so große Sache plane ich, und dabei fürchte ich mich vor solchen Kleinigkeiten!" dachte er mit einem eigentümlichen Lächeln. "Hm... ja... alles hat der Mensch in seiner Hand, und doch läßt man sich alles an der Nase vorbeigehen, einzig und allein aus Feigheit... das ist schon so die allgemeine Regel... Merkwürdig: wovor fürchten die Menschen sich am meisten? Am meisten fürchten sie sich vor einem neuen Schritte, vor einem eignen neuen Worte... Übrigens schwatze ich viel zu viel. Darum handle ich auch nicht, weil ich soviel schwatze. Vielleicht aber liegt die Sache auch so: weil ich nicht handle, darum schwatze ich. Da habe ich nun in diesem letzten Monat das Schwatzen gelernt, wenn ich so ganze Tage lang im Winkel lag und an weiß Gott was dachte. Nun also: wozu gehe ich jetzt aus? Bin ich etwa imstande, das auszuführen? Ist es mir etwa Ernst damit? Ganz und gar nicht. Ich amüsiere mich nur mit einem müßigen Spiel der Gedanken; Tändelei! Ja, weiter nichts als Tändelei!"

Auf der Straße war eine furchtbare Hitze; dazu noch die drückende Schwüle und das Gedränge; überall Kalkhaufen, Baugerüste, Ziegelsteine, Staub und jener besondere Sommergestank, den jeder Petersburger, soweit er nicht in der Lage ist, in die Sommerfrische zu gehen, so gut kennt. All dies zerrte plötzlich auf das unangenehmste an den ohnehin schon reizbaren Nerven des jungen Mannes. Der unerträgliche Dunst aus den gerade in diesem Stadtteile besonders zahlreichen Kneipen und die Betrunkenen, auf die man trotz Werktag und Arbeitszeit fortwährend stieß, vollendeten das widerwärtige, traurige Kolorit dieses Bildes. Ein Ausdruck des tiefsten Ekels spielte einen Augenblick auf den feinen Zügen des jungen Mannes. (Um dies beiläufig zu erwähnen: er hatte ein ungewöhnlich hübsches Äußeres, schöne, dunkle Augen, dunkelblondes Haar, war über Mittelgröße, schlank und wohlgebaut.) Aber bald versank er in tiefes Nachdenken oder, richtiger gesagt, in eine Art von Geistesabwesenheit und schritt nun einher, ohne seine Umgebung wahrzunehmen; ja, er wollte sie gar nicht wahrnehmen. Nur ab und zu murmelte er etwas vor sich hin, zufolge jener Neigung, mit sich selbst zu reden, die er sich soeben selbst eingestanden hatte. Gleichzeitig kam ihm auch zum Bewußtsein, daß seine Gedanken sich zeitweilig verwirrten und daß er sehr schwach war: dies war schon der zweite Tag, daß er so gut wie nichts gegessen hatte.

Er war so schlecht gekleidet, daß ein anderer, selbst jemand, der die Armut schon gewohnt war, sich geschämt hätte, bei Tage in solchen Lumpen auf die Straße zu gehen. Übrigens war dieser Stadtteil von der Art, daß es schwer war, durch die Kleidung hier jemand in Verwunderung zu versetzen. Die Nähe des Heumarktes, die übergroße Zahl gewisser Häuser und ganz besonders die Fabrikarbeiter- und Handwerkerbevölkerung, die sich in diesen inneren Straßen und Gassen von Petersburg zusammendrängte, brachten mitunter in das Gesamtbild einen so starken Prozentsatz derartiger Gestalten hinein, daß es sonderbar gewesen wäre, wenn man sich bei der Begegnung mit einer einzelnen solchen Figur hätte wundern wollen. Aber in der Seele des jungen Mannes hatte sich bereits so viel ingrimmige Verachtung angesammelt, daß er trotz all seiner mitunter stark jünglingshaften Empfindlichkeit sich seiner Lumpen auf der Straße nicht mehr schämte. Anders beim Zusammentreffen mit irgendwelchen Bekannten oder mit früheren Kommilitonen, denen er überhaupt nicht gern begegnete ... Als indessen ein Betrunkener, der gerade in einem großen Bauernwagen mit einem mächtigen Lastpferde davor auf der Straße irgendwohin transportiert wurde, ihm plötzlich im Vorbeifahren zurief: "He, du! Hast'nen deutschen Deckel auf dem Kopf!", aus vollem Halse zu brüllen anfing und mit der Hand auf ihn zeigte: da blieb der junge Mann stehen und griff mit einer krampfhaften Bewegung nach seinem Hute. Es war ein hoher, runder Hut, aus dem Hutgeschäft von Zimmermann, aber schon ganz abgenutzt, völlig fuchsig, ganz voller Löcher und Flecke, ohne Krempe und in greulichster Weise eingeknickt. Aber es war nicht Scham, sondern ein ganz anderes Gefühl, das sich seiner bemächtigte, eine Art Schreck.

'Hab ich's doch gewußt!' murmelte er bestürzt. 'Hab ich's mir doch gedacht! Das ist das Allerwiderwärtigste! Irgendeine Dummheit, irgendeine ganz gewöhnliche Kleinigkeit kann den ganzen Plan verderben! Ja, der Hut ist zu auffällig ... Er ist lächerlich, und dadurch wird er auffällig. Zu meinen Lumpen ist eine Mütze absolut notwendig, und wäre es auch irgend so ein alter Topfdeckel, aber nicht dieses Ungetüm. So etwas trägt kein Mensch. Eine Werst weit fällt den Leuten so ein Hut auf, und sie erinnern sich daran ... Ja, das ist es: sie erinnern sich seiner nachher, und schon ist der Indizienbeweis da. Bei solchen Geschichten muß man möglichst unauffällig sein, ... die Kleinigkeiten, die Kleinigkeiten, die sind die Hauptsache! Gerade diese Kleinigkeiten verderben immer alles ...'

Er hatte nicht weit zu gehen; er wußte sogar, wieviel Schritte es von seiner Haustür waren: genau siebenhundertunddreißig. Er hatte sie einmal gezählt, als er sich sein Vorhaben schon lebhaft ausmalte. Damals freilich glaubte er selbst noch nicht an diese seine Phantasiegemälde und kitzelte nur sich selbst mit ihrer grauenhaften, aber verführerischen Verwegenheit. Jetzt, einen Monat später, hatte er bereits angefangen, die Sache anders zu betrachten, und trotz aller höhnischen Monologe über seine eigene Schwäche und Unschlüssigkeit hatte er sich unwillkürlich daran gewöhnt, das "grauenhafte" Phantasiegemälde bereits als ein beabsichtigtes Unternehmen zu betrachten, wiewohl er an seinen Entschluß noch immer selbst nicht recht glaubte. Sein jetziger Ausgang hatte sogar den Zweck, eine Probe für sein Vorhaben zu unternehmen, und mit jedem Schritte wuchs seine Aufregung mehr und mehr.

Das Herz stand ihm fast still, und ein nervöses Zittern überkam ihn, als er sich einem kolossalen Gebäude näherte, das mit der einen Seite nach dem Kanal, mit der andern nach der ...straße zu lag. Dieses Haus hatte lauter kleine Wohnungen, in denen allerlei einfache Leute wohnten: Schneider, Schlosser, Köchinnen, Deutsche verschiedenen Berufes, alleinstehende Mädchen, kleine Beamte usw. Durch die beiden Haustore und auf den beiden Höfen des Hauses war ein fortwährendes Kommen und Gehen. Hier gab es drei oder vier Hausknechte zur Aufsicht. Der junge Mann war sehr damit zufrieden, daß er keinem von ihnen begegnete, und schlüpfte gleich vom Tore aus unbemerkt rechts eine Treppe hinauf. Die Treppe war dunkel und eng, ein "Wirtschaftsaufgang"; aber er hatte dies alles schon studiert und kannte es, und diese ganze Örtlichkeit gefiel ihm: in solcher Dunkelheit war selbst ein neugierig forschender Blick nicht weiter gefährlich. 'Wenn ich mich jetzt schon so fürchte, wie würde es dann erst sein, wenn es wirklich zur Ausführung der Tat selbst käme?' dachte er unwillkürlich, während er zum dritten Stock hinaufstieg. Hier versperrten ihm Möbelräumer, entlassene Soldaten, den Weg, die aus einer Wohnung Möbel heraustrugen. Er hatte schon früher in Erfahrung gebracht, daß hier eine deutsche Beamtenfamilie wohnte. 'Also dieser Deutsche zieht jetzt aus; folglich ist für einige Zeit im dritten Stock an diesem Aufgang und an diesem Treppenabsatz die Wohnung der Alten als einzige bewohnt. Das ist günstig ... für jeden Fall', überlegte er wieder und klingelte an der Tür der Alten. Die Glocke rasselte schwach, wie wenn sie aus Blech wäre statt aus Messing. In solchen großen Mietshäusern mit diesen kleinen Wohnungen findet man fast immer solche Türklingeln. Er hatte den Ton dieser Glocke schon vergessen, und nun war es, als ob dieser besondere Ton ihn auf einmal an etwas erinnerte und es ihm wieder klar vor die Seele brächte ... Er fuhr zusammen; seine Nerven waren doch schon recht schwach geworden. Es dauerte nicht lange, da wurde die Tür einen schmalen Spalt weit geöffnet; durch diesen Spalt hindurch betrachtete die Bewohnerin den Ankömmling mit offenkundigem Mißtrauen; von ihr waren nur die aus der Dunkelheit hervorfunkelnden Augen zu sehen. Aber da sie auf dem Treppenabsatz eine Menge Menschen sah, faßte sie Mut und öffnete die Tür ganz. Der junge Mann trat über die Schwelle in ein dunkles Vorzimmer, das durch eine Bretterwand in zwei Teile geteilt war; hinter dieser Wand befand sich eine winzige Küche. Die Alte stand schweigend vor ihm und blickte ihn fragend an. Es war ein kleines, verhutzeltes Weib von etwa sechzig Jahren, mit scharfen, tückischen, kleinen Augen und kleiner, spitzer Nase; eine Kopfbedeckung trug sie nicht. Das hellblonde, nur wenig ergraute Haar war stark mit Öl gefettet. Um den dünnen, langen Hals, der mit einem Hühnerbeine Ähnlichkeit hatte, hatte sie einen Flanellappen gewickelt, und auf den Schultern hing trotz der Hitze eine ganz abgetragene, vergilbte Pelzjacke. Die Alte hustete und räusperte sich alle Augenblicke. Der junge Mann mußte sie wohl mit einem eigentümlichen Blick angesehen haben; denn in ihren Augen funkelte auf einmal wieder das frühere Mißtrauen auf.

"Mein Name ist Raskolnikow, Student; ich war schon einmal vor einem Monat bei Ihnen", beeilte sich der junge Mann mit einer leichten Verbeugung zu sagen; denn es fiel ihm ein, daß er sehr liebenswürdig sein müsse.

"Ich erinnere mich, Väterchen; ich erinnere mich recht gut, daß Sie hier waren", erwiderte die Alte bedächtig, hielt jedoch dabei weiter ihre fragenden Augen unverwandt auf sein Gesicht geheftet.

"Nun also ... ich komme wieder in einer solchen Angelegenheit", fuhr Raskolnikow fort, etwas befangen und verwundert über das Mißtrauen der Alten.

'Aber vielleicht ist sie immer so, und ich habe es das erste mal nur nicht beachtet?', dachte er mit einem unangenehmen Gefühl.

Die Alte schwieg ein Weilchen, wie wenn sie etwas überlegte, dann trat sie zur Seite und sagte, indem sie auf die ins Zimmer führende Tür zeigte und dem Besucher den Vortritt ließ:

"Treten Sie ein, Väterchen."

Das kleine Zimmer, in welches der junge Mann eintrat, war gelb tapeziert; an den Fenstern hingen Musselingardinen; auf den Fensterbrettern standen Geranientöpfe; in diesem Augenblick war das Zimmer von der untergehenden Sonne hell erleuchtet. 'Die Sonne wird also auch dann so scheinen!' dachte Raskolnikow unwillkürlich und ließ einen schnellen Blick über das ganze Zimmer gleiten, um die Lage und Einrichtung möglichst kennenzulernen und sich einzuprägen. Etwas Besonderes war im Zimmer nicht zu sehen. Das Mobiliar, durchweg sehr alt und aus gelbem Holze, bestand aus einem Sofa mit gewaltiger, geschweifter hölzerner Rückenlehne, einem ovalen Tische vor dem Sofa, einem Toilettentisch mit einem Spiegelchen am Fensterpfeiler, einigen Stühlen an den Wänden und zwei oder drei billigen, gelb eingerahmten Bildern, welche deutsche Fräulein mit Vögeln in den Händen darstellten, das war die ganze Einrichtung. In der Ecke brannte vor einem kleinen Heiligenbilde das Lämpchen. Alles war sehr sauber: die Möbel und die Dielen waren blank gerieben; alles glänzte nur so. 'Das ist Lisawetas Werk', dachte der junge Mann. In der ganzen Wohnung hätte man kein Stäubchen finden können. 'Bei boshaften alten Witwen ist solche Reinlichkeit häufig', fuhr Raskolnikow in seinen Überlegungen fort und schielte forschend nach dem Kattunvorhang vor der Tür nach dem zweiten kleinen Zimmerchen, wo das Bett und die Kommode der Alten standen; in dieses Zimmer hatte er bisher noch nicht hineinschauen können. Die ganze Wohnung bestand nur aus diesen beiden Zimmern.

"Was wünschen Sie?" fragte die Alte in scharfem Tone, nachdem sie ins Zimmer getreten war und, wie vorher, sich gerade vor ihn hingestellt hatte, um ihm genau ins Gesicht blicken zu können.

"Ich bringe ein Stück zum Verpfänden. Da ist es!"

Er zog eine alte flache silberne Uhr aus der Tasche. Auf dem hinteren Deckel war ein Globus dargestellt. Die Kette war aus Stahl.

"Das frühere Pfand ist auch schon verfallen. Vorgestern war der Monat abgelaufen."

"Ich will Ihnen für noch einen Monat Zinsen zahlen. Haben Sie noch Geduld."

"Es steht bei mir, Väterchen, ob ich mich noch gedulden oder Ihr Pfand jetzt verkaufen will."

"Was geben Sie mir auf die Uhr, Aljona Iwanowna?"

"Sie kommen immer nur mit solchen Trödelsachen, Väterchen. Die hat ja so gut wie gar keinen Wert. Auf den Ring habe ich Ihnen das vorige Mal zwei Scheinchen gegeben; aber man kann ihn beim Juwelier für anderthalb Rubel neu kaufen."

"Geben Sie mir auf die Uhr vier Rubel; ich löse sie wieder aus; es ist ein Erbstück von meinem Vater. Ich bekomme nächstens Geld."

"Anderthalb Rubel und die Zinsen vorweg, wenn es Ihnen so recht ist."

"Anderthalb Rubel!" rief der junge Mann.

"Ganz nach Ihrem Belieben!"

Mit diesen Worten hielt ihm die Alte die Uhr wieder hin. Der junge Mann nahm sie und war so ergrimmt, daß er schon im Begriff stand wegzugehen; aber er besann sich noch schnell eines andern, da ihm einfiel, daß er sonst nirgendwohin gehen konnte und daß er auch noch zu einem andern Zweck gekommen war.

"Nun, dann geben Sie her!" sagte er grob.

Die Alte griff in die Tasche nach den Schlüsseln und ging in das andre Zimmer hinter dem Vorhang. Der junge Mann, der allein mitten im Zimmer stehengeblieben war, horchte mit lebhaftem Interesse und kombinierte. Es war zu hören, wie sie die Kommode aufschloß. 'Wahrscheinlich die obere Schublade', mutmaßte er. 'Die Schlüssel trägt sie also in der rechten Tasche ... alle als ein Bund, an einem eisernen Ringe ... Und es ist ein Schlüssel dabei, der ist größer als alle andern, dreimal so groß, mit gezacktem Bart; natürlich nicht von der Kommode ... Also ist da noch eine Truhe oder ein Kasten ... Das ist interessant. Truhen haben immer derartige Schlüssel ... Aber wie gemein ist das alles!'

Die Alte kam zurück.

"Nun also, Väterchen: wenn wir zehn Kopeken vom Rubel monatlich rechnen, dann bekomme ich für anderthalb Rubel von Ihnen für einen Monat fünfzehn Kopeken im voraus. Und für die beiden früheren Rubel bekomme ich von Ihnen nach derselben Berechnung noch zwanzig Kopeken im voraus. Das macht zusammen fünfunddreißig Kopeken. Sie erhalten also jetzt für Ihre Uhr einen Rubel und fünfzehn Kopeken. Hier, bitte."

"Wie? Also jetzt nur einen Rubel und fünfzehn Kopeken?"

"Ganz richtig."

Der junge Mann ließ sich nicht auf einen Streit ein und nahm das Geld. Er sah die Alte an und zauderte mit dem Fortgehen, als wolle er noch etwas sagen oder tun; aber er schien selbst nicht zu wissen, was denn eigentlich.

"Vielleicht bringe ich Ihnen nächstens noch ein Pfandstück, Aljona Iwanowna, ... ein schönes ... silbernes ... Zigarettenetui, ... sobald ich es von einem Freunde zurückbekomme ..."

Er wurde verlegen und schwieg.

"Nun, darüber können wir ja dann später sprechen, Väterchen."

"Adieu ... Aber sitzen Sie denn immer so allein zu Hause? Ist Ihre Schwester nicht da?" fragte er möglichst harmlos, während er in das Vorzimmer hinaustrat.

"Was wollen Sie denn von ihr, Väterchen?"

"Nun, nichts Besondres. Ich fragte nur so. Aber Sie müssen auch gleich ... Adieu, Aljona Iwanowna!"

Raskolnikow ging in hochgradiger Erregung hinaus. Und seine Erregung wuchs noch immer mehr. Als er die Treppe hinunterstieg, blieb er sogar einigemal stehen, wie wenn ihn ein Gedanke plötzlich ganz übermannt hätte. Und endlich, er war schon auf der Straße, rief er aus:

"O Gott, wie scheußlich das alles ist! Werde ich denn ... werde ich denn wirklich ... nein, das ist ja ein Unsinn, eine Absurdität!" fügte er entschlossen hinzu. "Wie konnte mir so etwas Gräßliches überhaupt nur in den Sinn kommen? Welcher schmutzigen Gedanken ist meine Seele doch fähig! Ja, es ist eine schmutzige, abscheuliche, ekelhafte, Sache. Und ich habe einen ganzen Monat lang ..."

Aber keine Worte und keine Ausrufe waren imstande, seiner Erregung Ausdruck zu geben. Das Gefühl eines gewaltigen Ekels, das schon vorhin sein Herz bedrückt und beklemmt hatte, als er noch auf dem Wege zu der Alten gewesen war, nahm jetzt solche Dimensionen an und trat in solcher Schärfe hervor, daß er nicht wußte, was er vor Unruhe tun sollte. Er ging auf dem Trottoir wie ein Betrunkener, bemerkte die Begegnenden gar nicht und stieß mit ihnen zusammen; erst in der nächsten Straße kam er zur Besinnung. Um sich blickend, gewahrte er, daß er vor einer Kneipe stand, zu der man vom Trottoir eine Treppe hinabstieg, ins Souterrain. Aus der Tür kamen gerade in diesem Augenblick zwei Betrunkene heraus und stiegen, indem sie sich wechselseitig stützten, unter Schimpfworten zur Straße hinauf. Ohne sich lange zu besinnen, stieg Raskolnikow hinunter. Er war noch nie in einem solchen Lokale gewesen; aber jetzt war ihm der Kopf ganz schwindlig, dazu quälte ihn ein brennender Durst. Es verlangte ihn, ein Glas kaltes Bier zu trinken, um so mehr, da er seine plötzliche Schwäche auch auf Rechnung seines leeren Magens setzte. Er nahm in einem dunklen, schmutzigen Winkel an einem klebrigen Tischchen Platz, bestellte Bier und trank gierig das erste Glas aus. Sofort wurde ihm leichter ums Herz, und seine Gedanken klärten sich. 'Das ist ja lauter dummes Zeug', sagte er wieder hoffnungsvoll zu sich selbst, 'und es war gar kein Grund zur Aufregung. Eine rein physische Störung! Ein einziges Glas Bier, ein Bissen Brot und im Augenblick hat sich der Verstand erholt, das Denken wird klar, der Wille fest! Pfui über diese ganze Jämmerlichkeit!' Aber obwohl er bei den letzten Worten verächtlich ausspie, sah er schon heiter aus, als wäre er plötzlich von einer furchtbaren Last befreit, und betrachtete mit freundlichen Blicken die anderen Gäste. Doch selbst in diesem Augenblick ahnte er ganz von fern, daß diese ganze Empfänglichkeit für bessere Regungen bei ihm gleichfalls etwas Krankhaftes an sich habe.

In der Schenke waren nur noch wenige Leute. Außer jenen beiden Betrunkenen, denen er an der Treppe begegnet war, hatte unmittelbar nach ihnen noch eine ganze Gesellschaft, etwa fünf Männer und eine Dirne, mit einer Ziehharmonika das Lokal verlassen. Nach ihrem Weggehen war es still geworden; auch war nun mehr Raum. Zurückgeblieben waren: ein Mann, der bei seinem Biere saß, betrunken, jedoch nicht übermäßig, dem Aussehen nach ein Kleinbürger; ferner sein Kumpan, ein dicker, sehr großgewachsener Kerl mit grauem Barte; er hatte einen kurzen Kaftan an, war sehr stark betrunken und lag schlafend auf einer Bank; mitunter aber breitete er auf einmal wie in halbwachem Zustande die Arme weit auseinander, schnipste mit den Fingern und schnellte mit dem Oberkörper in die Höhe, ohne jedoch von der Bank aufzustehen; dazu sang er irgendwelchen Unsinn, indem er sein Gedächtnis anstrengte, um sich auf Verse von dieser Art zu besinnen:

"Daß ich, zärtlich zu ihr, war,
Währte, wohl ein ganzes Jahr."

Oder er wachte auf einmal auf und grölte:

"Auf dem Promenadenplatz
Traf ich meinen einst'gen Schatz."

Aber niemand nahm an seinem Glücke Anteil; sein schweigsamer Kumpan betrachtete diese Ausbrüche sogar mit Mißtrauen und Feindseligkeit. Es war außerdem noch ein Mann da, anscheinend ein früherer Beamter. Er saß allein für sich bei seiner Flasche Branntwein und seinem Glase; ab und zu nahm er einen Schluck und sah sich um. Er befand sich, wie es schien, gleichfalls in einiger Aufregung.

Zweites Kapitel



Raskolnikow war an das Zusammensein mit einer größern Anzahl von Menschen nicht gewöhnt und mied, wie schon gesagt, jede Gesellschaft, namentlich in der letzten Zeit. Aber jetzt fühlte er sich auf einmal zu den Menschen hingezogen. Es ging eine Art Wandlung in ihm vor, und zugleich machte sich bei ihm geradezu ein Durst nach menschlicher Gesellschaft spürbar. Er war von seiner nun schon einen ganzen Monat dauernden heftigen Unruhe und düstern Aufregung so erschöpft, daß er sich danach sehnte, wenigstens für einen Augenblick in einer andern Welt, mochte sie sein, wie sie wollte, aufzuatmen, und so blieb er denn jetzt trotz aller Unsauberkeit der Umgebung mit Vergnügen in der Kneipe sitzen.

Der Wirt hielt sich in einem andern Zimmer auf, kam aber häufig in den Hauptraum, zu dem er einige Stufen herabstieg. Dabei wurden zuerst seine eleganten Schmierstiefel mit großen roten Stulpen sichtbar. Er trug einen langschößigen ärmellosen Überrock und eine furchtbar fettige schwarzseidene Weste; die Krawatte fehlte, und sein ganzes Gesicht schien wie ein eisernes Schloß mit Öl eingeschmiert zu sein. Hinter dem Schenktisch stand ein etwa vierzehnjähriger Junge; auch war noch ein andrer, jüngerer da, der den Gästen das Bestellte hintrug. An Speisen waren aufgestellt: in Scheiben geschnittene Gurken, schwarzer Zwieback und in kleine Bissen zerlegter Fisch; alles roch sehr übel. Es herrschte eine solche Schwüle, daß es geradezu unerträglich war, hier zu sitzen, und die gesamte Atmosphäre war derart mit Branntweindunst geschwängert, daß man schon allein von dieser Luft in fünf Minuten betrunken werden konnte.