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AUSSERDEM BEI PANINI ERHÄLTLICH

Winter Morgan: DAS GEHEIMNIS DES GRIEFERS

Ein spannender Abenteuerroman für MINECRAFTER

ISBN 978-3-8332-3008-0

Nähere Infos und weitere Bände unter

www.paninicomics.de

Dieses Buch ist kein offizielles Minecraft-Lizenzprodukt und steht in keiner Verbindung mit Mojang AB, Notch Development AB oder einem anderen Minecraft-Rechteinhaber.

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Ein Minecraft-Abenteuer

Von Winter Morgan

Ins Deutsche übertragen

von Andreas Kasprzak

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Englische Originalausgabe:

“The Quest for the Diamond Sword” by Winter Morgan, published in the US by Sky Pony Press, New York, USA, April 2014.

Copyright © 2015 by Hollan Publishing. All Rights Reserved. Minecraft is a registeded trademark of Notch Development AB. The Minecraft Game is copyright © Mojang AB.

Deutsche Ausgabe: Panini Verlags GmbH, Rotebühlstr. 87, 70178 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

No similarity between any of the names, characters, persons and/or institutions in this publication and those of any pre-existing person or institution is intended and any similarity which may exist is purely coincidental. No portion of this publication may be reproduced, by any means, without the express written permission of the copyright holder(s).

Übersetzung: Andreas Kasprzak

Lektorat: Carmen Jonas

Redaktion: Mathias Ulinski, Holger Wiest

Chefredaktion: Jo Löffler

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-8332-3120-9

Gedruckte ausgabe:

ISBN 978-3-8332-3007-3

www.paninicomics.de

INHALT

1. KAPITEL: Farmleben

2. KAPITEL: Volle Hosen

3. KAPITEL: Abwärts

4. KAPITEL: Schatzsucher im Tempel

5. KAPITEL: Fallen

6. KAPITEL: Verliese und Explosionen

7. KAPITEL: Höhlen, Stürme, Gefahren

8. KAPITEL: Skelette

9. KAPITEL: Rufus der Wolf

10. KAPITEL: Hexen!

11. KAPITEL: Diamanten und Lava

12. KAPITEL: Im Nether

13. KAPITEL: Die Reise zum Ende

14. KAPITEL: Der Enderdrache

15. KAPITEL: Wieder zu Hause

16. KAPITEL: Zombie-Showdown

17. KAPITEL: Die Party

18. KAPITEL: Ich hasse Abschiede

1. KAPITEL

Farmleben

Steve war kein sonderlich risikofreudiger Bursche. Er führte ein einfaches Leben auf einer florierenden Farm, auf der er Karotten, Kartoffeln und Kürbisse anbaute und Schweine züchtete. Die Nachmittage verbrachte er damit, mit Eliot, dem Schmied, oder Avery, der Bibliothekarin, aus dem nächsten Dorf zu plaudern, in dem er Weizen und Kohle gegen Smaragde tauschte.

Mit den Smaragden schmückte er dann die Wände seines Heims. An diesem Morgen jedoch beschloss er, ins Dorf zu gehen, um einige seiner überschüssigen Smaragde gegen Eisen einzutauschen. Steve wollte sich nämlich eine eiserne Rüstung schmieden. Er hatte nicht die Absicht, sie jemals zu benutzen, aber er war eine vorsichtige Natur und fand es wichtig, eine Rüstung im Haus zu haben, für alle Fälle. Außerdem stellte er gerne irgendwelche Dinge her.

Als Steve hereinkam, stand Eliot gerade in seiner Werkstatt. Er begrüßte ihn: „Hi, Steve. Na, brauchst du noch mehr Smaragde?“

„Nein“, antwortete Steve und holte die Edelsteine hervor. „Ich habe zu viele davon. Deshalb möchte ich welche gegen Eisenbarren tauschen.“

„Was willst du denn mit Eisen?“, fragte Eliot, als er Steve die Blöcke reichte. „Noch einen Golem wie den bauen, den du freundlicherweise für unser Dorf gemacht hast?“

„Nein, ich will eine Rüstung schmieden“, entgegnete Steve.

„Willst du dich in ein Abenteuer stürzen?“ Eliot traute seinen Ohren kaum. Steve war so ziemlich der Letzte, von dem er erwartet hätte, dass er eine Rüstung bräuchte oder sich blindlings in ein Abenteuer begeben würde.

„Ich hoffe, nicht!“ Steve lächelte. „Ich dachte nur, es wäre gut, eine in meinem Inventar zu haben.“

„Dann viel Spaß bei der Arbeit, Steve“, sagte Eliot.

Auf dem Heimweg begegnete Steve Avery, der Bibliothekarin, die sagte: „Du solltest mal in der Bibliothek vorbeischauen, Steve. Wir haben jede Menge neuer Bücher reingekriegt.“

„Ich kann heute nicht“, erklärte Steve. „Ich schmiede mir eine Rüstung.“

„Wie aufregend!“, rief Avery. „Willst du dich in ein Abenteuer stürzen?“

„Du kennst mich doch“, antwortete Steve. „Ich halte mich lieber aus Schwierigkeiten raus und bleibe zu Hause.“

„Weißt du, manchmal hat man keine Wahl. Man gerät einfach zufällig mittenrein.“ Avery hatte jeden Abenteuerroman in der Bibliothek gelesen. Sie liebte solche Geschichten.

„Das stimmt schon.“ Steve schenkte Avery ein Lächeln. „Aber ich ziehe es vor, die Rüstung einfach nur im Inventar zu haben und in Büchern über Abenteuer zu lesen.“

Und so schmiedete Steve seine Eisenrüstung. Er legte sie versuchsweise an und marschierte damit in seinem Haus herum. „Ich sehe aus wie ein richtiger Krieger“, murmelte er vor sich hin. Bis er die Rüstung schließlich wegpackte und vor Einbruch der Abenddämmerung zu einem kurzen Spaziergang aufbrach. Nachts wagte Steve sich nie vor die Tür, denn er wusste, dass ihn während dieser Zeit die Creeper angreifen konnten.

Seine Farm lag nicht weit vom Wasser entfernt. Er schlenderte zum Ufer und sein Blick schweifte über den riesigen blauen Ozean, während er sich fragte, welche Länder sich wohl auf der anderen Seite befanden. Er hatte es noch nie gewagt, mit einem Boot loszurudern, um es herauszufinden.

Falls Steve überhaupt eine Abenteuergeschichte zu erzählen hatte, dann die, wie er den Ozelot gezähmt hatte. Als er sich einmal im riesigen, unerforschten Dschungel verirrt hatte und ihn die dichten, üppigen Büsche des Urwalds umringten, entdeckte Steve ein Tier, das an ihm zu einer von Gräsern und Unkraut überwucherten Stelle vorbeiwuselte. Das Tier verlangsamte seinen Schritt und er sah sein gelbes Fell mit den vielen schwarz-bräunlichen Flecken. Es war ein wilder Ozelot!

Die durchdringenden, grünen Augen des Ozelots starrten Steve drohend an. Steves Herz setzte einen Schlag lang aus. Er wollte diese wilde Kreatur zähmen. Er lockte das katzenähnliche Vieh mit rohem Fisch an, den der hungrige Ozelot gierig verschlang. Mit jedem weiteren Bissen wurde der Ozelot zahmer. Nach und nach nahm das Fell des Tieres einen fuchsroten Ton an, bis es irgendwann schließlich einer ganz normalen getigerten Katze glich. Der Schwanz des Ozelots schrumpfte. Dies zeigte, dass es nicht länger wild war. Steve taufte den Ozelot auf den Namen Snuggles und er musste zugeben, dass er sich mit Snuggles auf der Farm viel sicherer fühlte als zuvor. Schließlich vertrieben Ozelots Creeper. Steve fürchtete sich vor Creepern.

Zum Glück wusste er, dass er nur vorsichtig genug sein musste, um nicht auf Creeper, Skelette, Spinnen, Silberfische, Zombies und andere üble Viecher zu stoßen, die nichts weiter im Sinn hatten, als sich auf einen zu stürzen. Überdies hatte Steve seinen Teil dazu beigetragen, das Dorf vor einem Zombie-Angriff zu schützen. Er hatte einen Zaun um den ganzen Ort gebaut. Außerdem hatte er entlang der Hauptstraße Fackeln aufgestellt, was bewirkte, dass das Gebiet innerhalb der Mauern Tag und Nacht hell erleuchtet war. Das hielt die Zombies davon ab, sich im Dorf auszubreiten. Und diese Tatsache gab Steve Sicherheit. Der vom Schmied erwähnte Eisengolem, den Steve gebaut hatte, sorgte dafür, sie im Notfall zu verteidigen. Er hatte Eisenbarren und einen Kürbis auf den Boden gelegt und beobachtet, wie sich das zähe, mächtige Ungetüm auf die Beine erhoben hatte. Und als Steve der monströsen Steinkreatur folgte, als sie in Richtung des Dorfes stapfte, war er davon überzeugt, dass der Golem imstande sein würde, ihn und seine Freunde im Ort vor Zombies und anderem Übel zu schützen.

Wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, sein Zuhause vor Raubtieren zu sichern, verbrachte Steve seine Zeit damit, aus Holz Kohle zu gewinnen. Die Kohle tauschte er bei Eliot, dem Schmied, gegen Spitzhacken, die er für den Bergbau benötigte. Außerdem handelte er mit John, dem Farmer im Dorf, der ihm für sein Getreide Kekse gab. Baute Steve Gold ab, tauschte er es normalerweise bei Avery, der Bibliothekarin, gegen Bücher ein. Die Farm und die Dorfbewohner versorgten ihn mit allem, was er zum Leben brauchte, inklusive einem sicheren Schlafplatz für die Nacht. Er liebte es, zur Farm zurückzukehren und Snuggles miauen zu hören, während sich der Ozelot im Laub aalte.

Sobald die Nacht hereinbrach, legte sich Steve unverzüglich in sein Wollbett. Nachts war es am gefährlichsten. Sobald die Sonne am Himmel tiefer sank, wurden die Schatten länger und die gut erleuchteten Bereiche dunkler. Am Ende war Steves Dorf der einzige Ort in der Umgebung, in dem man nicht ständig mit bösen Überraschungen zu tun bekam. Außerhalb der Mauern allerdings konnte er stets das Ächzen der Zombies und die sonderbaren, huschenden Laute von Spinnen vernehmen. Lag man nicht im Bett, wenn die Nacht hereinbrach, war man mehr oder minder Freiwild für alle üblen Kreaturen, die dort draußen ihr Unwesen trieben. In einem solide gebauten Bett allerdings befand man sich bis zum Tagesanbruch in Sicherheit. Sobald der Abend dämmerte, lag Steve immer sicher und geschützt in seinem Bett auf der Farm. Einmal, als Steve in der Dämmerung noch draußen war, sah er einen großen, düsteren Enderman mit einer lila Aura. Doch er war klug genug, ihn nicht anzustarren. Stattdessen brachte er sich schleunigst in Sicherheit. Er hatte seine Lektion gelernt. Sobald das Licht schwächer wurde, war es höchste Zeit, nach Hause zurückzukehren. Es bestand kein Grund, Risiken einzugehen.

Aber obwohl Steve in jener Nacht in der behaglichen Bequemlichkeit seines Bettes lag, hörte er seltsame Geräusche aus Richtung des Dorfes. Die Dorfbewohner waren in Schwierigkeiten und während Steve dem Stöhnen lauschte und hörte, wie Holz krachend brach, wusste er, dass das nur eins bedeuten konnte: Zombie-Angriff! Er versuchte, sich einzureden, dass er sich das einbildete und alles in bester Ordnung war. Doch die Geräusche hörten nicht auf. Er malte sich aus, wie er in den Ort ging und zusah, wie sich die Dorfbewohner in Zombies verwandelten. Dann griff er nach seinem Wecker, um zu sehen, wie lange es noch dauerte, bis der Morgen anbrach. Es war immer noch mitten in der Nacht. Steve umklammerte seine Uhr fester und fragte sich, ob er so lange warten konnte. Doch während er den Wecker in seinen Händen ticken fühlte und die Schreie der Dorfbewohner hörte, stieg Steves Gewissheit, dass er ihnen unverzüglich zu Hilfe kommen musste. Und da Eliot von seiner Rüstung wusste, hoffte er vermutlich verzweifelt, dass Steve auftauchte und den Zombies die Stirn bot.

Die übrigen Dorfbewohner waren ebenfalls gute Freunde von Steve. Er mochte die Dorfbewohner lieber als andere Entdecker, da sie keine Griefer waren, die einem die Rohstoffe abspenstig machten. Außerdem wollten sie ihm nichts Böses. Sie hatten Jobs, lebten und arbeiteten zusammen im Dorf, bauten ihr Getreide an und stellten nützliche Dinge zum Tauschen her. Sie folgten den immer gleichen Tagesabläufen und entfernten sich nie weit von zu Hause, aber sie halfen einander und bereiteten ihm nie irgendwelche Schwierigkeiten. Griefer hingegen waren Wanderer, die ihre Zeit damit verbrachten, anderen Entdeckern Streiche zu spielen und Ärger zu machen. Sie taten Leuten absichtlich schlimme Dinge an. Zudem stahlen sie, um mehr zu besitzen. Es gab sogar Griefer, die es nur deshalb auf andere abgesehen hatten, weil sie es lustig fanden, sie zu veralbern und auszutricksen. Dann sprengten sie mit TNT dein Haus in die Luft oder logen und behaupteten, sie bräuchten Hilfe, nur um über dich herzufallen. Steve wollte weder sein Zuhause noch seine Sachen an irgendwelche Griefer verlieren. Darum war er sorgsam darauf bedacht, niemand, außer seinen Freunden im Dorf, zu vertrauen. Und genau die wurden jetzt von Zombies angegriffen. Steve musste ihnen helfen.

Er versuchte sich einzureden, dass der Eisengolem schon mit den Zombies klarkommen würde. Doch die verzweifelten Schreie der Dorfbewohner bedeuteten, dass der Golem nicht stark genug war, um die Zombies ganz allein zu besiegen. Oder schlimmer noch: Der Steinkreatur war irgendetwas zugestoßen. Steve dachte an Avery und an die Bücher, die er von ihr bekommen hatte. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie sie von einem Zombie überwältigt wurde, während sie in ihrem wehenden, weißen Gewand durch die Straßen eilte. Er fragte sich, ob die Zombies wohl das Getreide von John, dem Farmer, vernichteten? Er stellte sich vor, wie Eliot versuchte, sich in seiner Schmiede vor den heimtückischen Monstern zu verstecken.

Die Schreie wurden lauter und in seinem panischen Verstand wirbelten die Bilder seiner Freunde umher, die von Zombies attackiert wurden. Die Gewissheit, ihnen helfen zu müssen, übermannte ihn. Unternahm er nicht bald etwas Heldenhaftes, wäre er nichts weiter als ein mieser Feigling, der zugelassen hatte, dass das Dorf zerstört wurde. Und obgleich es all seinen Instinkten widersprach, sich in Gefahr zu begeben, warf Steve die Decke beiseite und sprang aus dem Bett. Er suchte das Zimmer nach Spinnen und Creepern ab, ehe er zu seiner Truhe hinüberging, um sich auszurüsten. Er legte die komplette Rüstung an, die er gefertigt und von der er angenommen hatte, er würde sie niemals benutzen, so sehr er sie auch mochte. Steve, der niemals kämpfte und nichts weiter tat, als Rüstungen zu sammeln, besaß zum Glück ein gut ausgestattetes Inventar voller Schwerter und anderer Waffen zu seiner Verteidigung. Er nahm seinen Kompass, das Eisenschwert sowie Pfeil und Bogen aus seinem Inventar. Dann hielt er inne und griff nach seinem ganz besonderen Goldschwert, nur für den Fall, dass er es benötigen würde. Seine Hände zitterten. Sein Herz raste. Er hatte Angst. Dies war der Augenblick, vor dem sich Steve seit jeher fürchtete, und nun war er gekommen.