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Cap Arcona 1927-1945


Cap Arcona 1927-1945

Märchenschiff und Massengrab

von: Stefan Ineichen

28,99 €

Verlag: Limmat Verlag
Format: EPUB
Veröffentl.: 29.04.2015
ISBN/EAN: 9783038550204
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 240

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Bald nach ihrer Jungfernfahrt im Herbst 1927 wurde die Cap Arcona zum Lieblingsschiff reicher südamerikanischer Familien. Während nobel gekleidete Herren und Damen mit Bubiköpfen und Topfhüten tropische Sommernachtsfeste auf dem Sportdeck feierten, fuhren im Schiffsbauch südeuropäische Saisonarbeiter nach Argentinien und Brasilien. 1936 brachte der Schnelldampfer Athleten und Touristen an die Olympischen Spiele in Berlin, in den folgenden Jahren jüdische Flüchtlinge aus Deutschland nach Südamerika. In Gotenhafen diente der Dreischornsteindampfer 1942 als Drehort für einen deutschen Titanic-Film. Nachdem die Cap Arcona im Frühjahr 1945 in zwei Fahrten Soldaten, Verwundete und Zivilistinnen in den Westen evakuieren konnte, wurde sie in der Neustädter Bucht als schwimmendes KZ genutzt. Als am 3. Mai, wenige Stunden vor dem Einmarsch der alliierten Truppen, Jagdbomber der RAF das vermeintliche Truppentransportschiff versenkten, kamen über viertausend Häftlinge ums Leben. Illustriert mit zahlreichen zeitgenössischen Ansichtskarten, die das Schiff, seine Innenräume und die angelaufenen Hafenstädte zeigen.
Cap Arcona und Graf Zeppelin
Schön, schnell und deutsch

Als die Cap Arcona der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft 1927 zum ersten Mal den Atlantik überquerte, wurde sie in Rio de Janeiro von einer brasilianischen Militärkapelle begrüßt und in Buenos Aires vom argentinischen Staatspräsidenten besichtigt. Entstanden in der kurzen Zeitspanne zwischen Nachkriegsmisere und Weltwirtschaftskrise, als auch in Deutschland die zwanziger Jahre golden angehaucht waren, galt das Hamburger Märchenschiff als Symbol eines Landes, das seinen Platz in der globalen Staatenwelt wiederzugewinnen schien, und wurde zum völkerverbindenden Repräsentanten deutscher Industrie und Weltoffenheit - ähnlich dem Luftschiff Graf Zeppelin, dem die Cap Arcona auf der Südamerikaroute immer wieder begegnete.

Bubikopf und Seidenstrümpfe
Reich wie ein Argentinier

Die "Königin des Südatlantik" wurde schnell zum Lieblingsschiff superreicher südamerikanischer Familien, die den europäischen Sommer in Paris zu verbringen pflegten. Während die Passagiere der I. Klasse sich in den vornehm ausgestatteten Gesellschafträumen, die den gesamten Aufbau im Mittelteil des Schiffes einnahmen, vergnügten, auf dem Sportdeck tagsüber Tennis spielten und nachts bei tropischen Sommerfesten Tango tanzten, brachte der 206 Meter lange Schnelldampfer im Schiffsbauch Saisonarbeiter aus Südeuropa auf die Plantagen südamerikanischer Großgrundbesitzer.

Krise
Himmlers Freunde

Nach dem Einbruch der Passagier- und Handelsschifffahrt in der Folge des Börsen- und Bankencrashs vom Oktober 1929 und den dramatischen politischen Umwälzungen in Deutschland, Brasilien und Argentinien während der frühen dreißiger Jahre gelang es der Cap Arcona, auch unter der Hakenkreuzflagge wieder an die Erfolge ihrer frühen Jahre anzuknüpfen - nicht zuletzt dank Vergnügungsreisen, die begüterte Touristen über Silvester nach Madeira und Nordafrika führten oder den Kurs über den Südatlantik als Kreuzfahrt anboten. Im Anschluss an die Neuordnung der Schifffahrt in nationalsozialistischen Deutschland gelangte die Hamburg-Süd zunehmend unter den Einfluss der Nährmittelfirma Dr. August Oetker, deren Leiter Mitglied des exklusiven "Freundeskreises Reichsführer SS" war.

Der Schiffsbuchhändler
Flucht und Vergnügen

Im Frühjahr 1939 führte der aus einer Verlegerfamilie stammende Hanns Klasing während dreier Südamerikafahrten die bordeigene Buchhandlung, zu deren Kundschaft Vergnügungsreisende wie Gustaf Gründgens oder Hans Leip zählten. In den Monaten vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dominierten unter den Fahrgästen zeitweise jüdische Flüchtlinge. Einige von ihnen mussten, vermeintlich der Verfolgung entkommen, nach der Überquerung des Meeres die Rückreise antreten, da ihre korrekt erlangten Visa aufgrund veränderter politischer Konstellationen in den Zielländern nicht mehr anerkannt wurden.

Titanic in Gotenhafen
U-Boot-Soldaten und Marinehelferinnen
Nach Kriegsausbruch fuhr die Cap Arcona durch den Nordostseekanal nach Gdynia, das nach der Eroberung Polens durch die Wehrmacht in Gotenhafen umbenannt wurde. Im bedeutendsten deutschen Kriegshafen der Ostsee diente der Dreischornsteindampfer der Kriegsmarine als Wohnschiff. In den Gesellschaftsräumen des ehemaligen Luxusdampfers fanden Truppenbetreuungsabende und Ausbildungseinheiten für Soldaten statt, ab 1943 auch für Marinehelferinnen. Während der Dreharbeiten des Spielfilms Titanic auf der Cap Arcona traf im Sommer 1942 die Welt der Kinoprominenz auf die Helden der - noch - erfolgreichen U-Boot-Waffe. Im Oktober des folgenden Jahrs versammelten sich anlässlich einer Rüstungstagung Funktionäre und Industrieführer um Rüstungsminister Speer und Großadmiral Dönitz auf der Cap Arcona.
Stefan Ineichen, geboren 1958 in Luzern, lebt als Ökologe und Schriftsteller in Zürich. Buchveröffentlichungen u. a. "Die wilden Tiere in der Stadt. Zur Naturgeschichte der Stadt", Herausgeber der "Sagen und Legenden der Schweiz" von Meinrad Lienert. Seit 2000 Projektleiter der Veranstaltungsreihe "NahReisen", die Ausf lüge in und um Zürich anbietet. Im Limmat Verlag sind lieferbar: "Endstation Eismeer. Schweiz - Titanic - Amerika", "Zürich 1933-1945. 152 Schau- plätze" sowie "Himmel und Erde. 101 Sagengeschichten aus der Schweiz und von ennet den Grenzen".

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